Biosprit statt Brot, Hunger statt Mais –

 Die zynische Wende der Grünen

Inzwischen entlarven sich die Grünen immer mehr – und werden den von ihnen einst bekämpften „Alt-Parteien“ immer ähnlicher (siehe auch Schlußpassage). Drehen, wenden, umfallen, vorwärts, rückwärts – die Grünen haben Bodenhaftung und Orientierung verloren. Ihr innerer Trieb scheint nur noch von Eroberung bzw. Erhaltung der Macht bestimmt.

Die Wende-Manöver der Grünen z. B. in Rheinland-Pfalz haben es jüngst wieder gezeigt: Vor der Wahl „schonungslose Offenlegung“ des Skandals am Nürburgring, nach der Wahl Rückendeckung für Kurt Beck. Vor der Wahl „Kampf gegen die Moselquerung“, nach der Wahl „Ja zur Moselbrücke“.

Heiße Luft bei Bio-Sprit

Das alles ist nichts gegenüber dem Wende-Theater, das die Grünen zur Zeit bundesweit aufführen. Einst forderten und förderten sie den Bio-Sprit mit allen Mitteln und mit dem Versprechen, E 10 werde die Luft über Deutschland sauberer machen. Alles heiße Luft! Denn wie war das wirklich?

– Es waren SPD und Grüne, die im Jahre 2003 der Produktion von Bio-Kraftstoffen den entscheidenden Schub verpaßten. (Reinem) Bioethanol und (reinem) Biodiesel verhalfen sie zur sofortigen Steuerbefreiung. Aber schon damals waren alarmierende Bedenken dagegen bekannt.

– Renate Künast, ehemals Bundeslandwirtschaftsministerin, sagte damals stolz: „Natürlich sind mit Biodiesel und der in Kürze zu erwartenden Markteinführung von Ethanol als Beimischung erste, wichtige Schritte getan.“ Schließlich, so Künast, sei das auch klimaschonend.

– Jürgen Trittin, damals grüner Bundesumweltminister, machte die Förderung des Bio-Kraftstoffs zu einem Herzensanliegen: Treibstoff aus Mais, Getreide und Raps werde die Abhängigkeit vom Erdöl verringern.

– Derselbe Jürgen Trittin hatte im Jahre 2005 gar den Plan, den Anteil alternativer Kraftstoffe auf ein Viertel anzuheben (heute 6,25 Prozent).

– Bärbel Höhn, damals Umweltministerin in NRW, bewarb mit Nachdruck den Sprit vom Land: „Das wird oft noch abgeblockt, aber es ist aus meiner Sicht ein Riesenpotential.“

Sehr bald zeigte sich, daß die Rechnung nicht aufgehen konnte. Die lieben Grünen (und die übrigen Posaunisten eines CO2-freien Lebens) hatten bei ihren Plänen ganz einfach den Faktor Mensch vergessen. Polemisch ausgedrückt: Biosprit statt Brot, Hunger statt Mais. Wer die Böden einseitig ausbeutet und einseitig Mais zur Gewinnung von Biosprit anbaut, nimmt vielen Menschen ihre Ernährungsgrundlage. (Mais wird von Mikroben in Gas umgewandelt.) Die Pflanze fordert aber eine intensive Landwirtschaft, verlangt Stickstoffdünger in großem Maße, gefährdet das Leben von anderen Pflanzen und Tieren und begünstigt die Bodenerosion. Ist das „öko-sozial“? Noch schlimmer: Durch die intensive, aber notwendige Stickstoffdüngung wird Lachgas freigesetzt, das die Klimaentwicklung in starkem Maße schädigt.

Monokultur (hier Mais) verdrängt zudem Pflanzen, die für die Lebensgrundlage des Menschen, das buchstäbliche „tägliche Brot“, unentbehrlich sind und als bzw. für Tierfutter benötigt werden. In Niedersachsen hat der Maisanbau bereits die Hälfte der Ackerfläche „erobert“. Die Anbaufläche in Deutschland für Energiemais hat sich von 2005 bis 2011 auf 700.000 Hektar verzehnfacht(!) – mit entsprechend negativen Auswirkungen auf Boden, Gewässerschutz und Feldvogel-Populationen. So werden in betroffenen Gebieten immer mehr ökologisch schutzbedürftige Flächen zum Maisanbau herangezogen, insbesondere in der Dritten Welt. Am Ende einer solchen Kette steht immer der Hunger. Das Übel wird noch dadurch verschärft, daß die starke Bevorzugung von Mais für eine viel zu hohe Belastung der Böden durch Nitrat sorgt, das zudem auch noch ins Grundwasser gerät.

Grüne Wende: Rolle rückwärts

Die Grünen haben inzwischen offensichtlich die Gefahr erkannt, die in diesem Thema liegt. Sie rudern mit voller Kraft zurück. Motto: Was Interessiert mich mein Geschwätz von gestern:

– „Wir waren immer gegen E 10!“ behauptet wahrheitswidrig und schnoddrig wie immer Renate Künast. Eine unglaubliche Irreführung!

–  Robert Habeck, Grüner Energieminister Schleswig-Holsteins, warnt nun vor „übermäßigem Maisanbau zur Energieerzeugung“: „Wir müssen auf unsere Böden aufpassen…“

– Friedrich Ostendorf, agrarpolitischer Sprecher der Grünen im Bundestag, wird noch deutlicher (wendetechnisch gesehen): „…Ich bin nicht bereit, als Grüner jetzt den Vorwurf hinzunehmen: Das wolltet Ihr so….“ Biogaserzeugung habe mit „bio“ nichts zu tun. „Es handelt sich dabei um hochintensiven Maisanbau, das genaue Gegenteil des biologischen Landbaus…“ Aha! Alles verstanden? Alles klar?

Strom und Kraftstoff kann man nicht essen. Es widerspricht jeder christlichen Ethik und konservativen Grundwerten, (vermeintlich) klimagünstiges Autofahren der Ernährung der Weltbevölkerung vorzuziehen. Das wäre nicht nur zynisch, sondern ein Verstoß gegen die christliche Botschaft. „Macht Euch die Erde untertan!“ heißt doch nicht: „Beutet die Erde aus!“

Es ist Zeit für eine wirkliche Wende in der Biosprit-Politik – auch für die CDU!

Dieser Appell richtet sich leider nicht nur an die Grünen. Politiker von Regierung und Opposition wollen trotz all dieser Erkenntnisse am Bio-Kraftstoff festhalten. „Biomasse ist ein sehr vielseitiger und zuverlässiger Energieträger, der im Rahmen der Energiewende eine wichtige Rolle für die zukünftige Energieversorgung unseres Landes spielt…“ Das sagt ausgerechnet der neue – und mit viel Vorschußlorbeeren bedachte – Bundesumweltminister Peter Altmeier. Und sein niedersächsicher Kollege, Landwirtschaftsminister Gert Lindemann, pflichtet ihm bei: „Grundsätzlich sehen wir keine Notwendigkeit, von der bisherigen Linie abzuweichen…“ Energiepflanzen würden halt eben für die Energiewende benötigt, setzt er nach. Müßig darauf hinzuweisen, daß Altmeier und Lindemann Christdemokraten sind. Mal ´was von Gottes Gebot gehört? Oder wird hier mit solchem Kotau die „schwarz-grüne Wende“ eingeläutet? Die „Pizza-Connection“ läßt grüßen. Mutti darf sich zufrieden zurücklehnen, der Zug rollt.

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