Schlechtes Uni-Deutsch

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Typischer Höhrsaal einer Uni in Deutschland

Brav, brav! Da rappelt sich doch tatsächlich eine deutsche Uni-Professorin auf und bietet ihren Studenten einen Nachhilfe-Kurs in Deutsch an. Hintergrund: Massenhafte Fehler beim Gebrauch der deutschen Sprache, so gut wie keine Interpunktionskenntnisse – z. B. weiß kaum noch jemand, was ein Semikolon ist bzw. wann man es setzt – und armseliger Wortschatz haben eine Wismarer Jura-Professorin (Jantina Nord) veranlaßt, spezielle Kurse für Erstsemester anzubieten. Die Defizite hätten in den letzten Jahren „erdrutschartig“ zugenommen – was ich selbst auch angesichts der schriftlichen Reaktionen auf meine Artikel bestätigen kann. (Die „Bild am Sonntag“ brachte vor zwei Wochen einen Beitrag von mir dazu.)

Fünfzig Prozent der Studenten beherrschten nicht einmal den Konjunktiv – für angehende (und erst recht fertige) Juristen eine mittlere Katastrophe, wenn man beispielsweise einen juristischen Sachverhalt darstellen will. Da kann man ohne Gebrauch des Konjunktivs nicht darstellen, was Sachverhalt, Meinung oder streitig ist. Die Kenntnis korrekter Deklination und Konjugation sei offensichtlich gänzlich verlorengegangen, erläuterte die Professorin. Bei dem Satz: „Ich habe eben mit Herr Müller gesprochen“ erkennt mehr als die Hälfte der Studenten den Fehler nicht. Auch die Antwort „wenn er ´was besitzen würde, würde er es hergeben…“ finden viele richtig. Die Beugeform „gäbe“ („wenn er ´was besäße, gäbe er es her“) kannten viele überhaupt nicht.

Achtzig Prozent fehlerhaft

An ihrem Lehrstuhl wurden Seminararbeiten unter dem besonderen Aspekt korrekter Sprache geprüft. Achtzig (!) Prozent der Arbeiten litten an „schwerwiegenden“ Rechtschreibe-, Grammatik- und Zeichensetzungsmängeln. Wenn aber ein (juristischer) Text nicht sprachlich klar formuliert ist, kann er auch unter Umständen juristisch nicht klar sein. Facebook, Twitter und erst recht sms haben mit ihren Wortfetzen und Abkürzungen eine verheerende Wirkung auf die Gebrauchssprache des Alltages. Man redet fast nur noch in Substantiva (Hauptwörtern). Einen grammatikalisch einwandfreien Satz sucht man meist vergeblich.

Bitter sei dies, so die Professorin, z. B. auch im Bereich Medizin. Dort könne man sich durchaus fachlich gut ausdrücken. Wenn es aber Gespräche mit Betroffenen gebe – Patienten  und/oder Angehörige – wären diese Mediziner oft nicht in der Lage, sich in deutscher Sprache verständlich auszudrücken. Man verstecke sich dann hinter diesen Fachwörtern – oder tauche ab.

Wieder ´mal ein Erfolg der 68er Grün-Roten, nämlich die deutsche Identifikation möglichst bald verschwinden zu lassen. Die von Grün ausgehende zunehmende Nivellierung der Bildungsinhalte aller Schulbereiche wird ein Übriges bewirken. Gute Nacht, Deutsch-Land!

Nachtrag: Die Meldung im Deutschlandfunk über dieses universitäre Angebot trug die Überschrift: „Keiner könne Konjunktiv“. Ist zwar Stabreim, aber miserables Deutsch. Wie lehrte mich mein alter Deutschlehrer: „Niemand kennt Keiner, weil es „Keiner“ nicht gibt, nur „kein/keine“ – adjektivisch“. Sie verstehen?! Und dann setzte er nach: „Keiner fährt Auto.  Wo hat Herr Keiner bloß den Führerschein her?“ Es muß richtig heißen: Niemand fährt Auto. P. S.: Irgendwann kann keiner mehr richtig Deutsch, äh, niemand!

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