Die Grünen und der Eisbär – oder: Ich möchte ein Eisbär sein

1eisbärHans-Christian Ströbele hat eine Idee. Hans-Christian Ströbele, wer war das noch? Genau, der Typ, der angelnde Kinder zur Polizei zerrt, als Anwalt nicht Killermandate scheute, sondern sein Mandat in den Dienst von Killern stellte, und natürlich kein Stasispion war. Also, er hat eine neue Idee, die dieses Land ungefähr genauso notwendig braucht wie eine Krippenpflicht für Neugeborene, die zugelassene Wohnungshöchsttemperatur im Winter (15°?) oder das Fahrradkraftwerk für jeden Haushalt, auf dem der Bürger unter Kontrolle des Blocknachhaltigkeitsbeauftragten täglich 30 Min. zu verbringen hat (Großer Tritt nach Grün), um seinem Verein bei dieser Gelegenheit kostenfrei gleich ein paar neue Forderungen vorzuschlagen. Hans-Christian Ströbeles Idee ist die Abschaffung des Inzestverbotes bei Geschwistern.

Über Geschmack lässt sich streiten, zumindest zeugt es von einer gewissen Einsichtsresistenz als Grüner, etwas abseitige Sexualfreigaben zu thematisieren. Schlägt sich doch die Partei gerade damit herum, wie eng sie mehr als ein Jahrzehnt mit organisierten Pädophilen verbandelt war, und bemüht sich nach Kräften, die Diskussion darüber zu unterbinden, bei Wikipedia Artikel zu löschen, um zu beweisen, dass die katholische Kirche im Vergleich zu Deutschlands Verbotspartei ein Hort der Transparenz und Aufarbeitung ist. Die Generation Odenwald bleibt borniert, ihren Opfern gegenüber empathiefrei, die Herren Beck und Cohn-Bendit beschönigen oder leugnen ihre schriftlichen Ergüsse zum Kinderkörper und hoffen, dass der bittere Kelch der Wahrheit an ihnen und der Partei vorbei geht. Da ist es schon grandios, wenn sich ein Ströbele hinstellt und über den Inzest philosophiert. Die 68er auf dem Weg ins Pflegeheim sind mindestens ebenso starrsinnig wie die Nazialten bei ihren HIAG Treffen. Bloß keine Irrtümer und üble Fehlverhalten eingestehen, immer dasselbe tapfer voranbringen. Okay, Beck und Cohn-Bendit dürften über das Timing die Hände über dem Kopf zusammengeschlagen haben.

Nun ist es immer irgendwie eklig, sich ernsthaft mit solcher Materie auseinander zu setzen. Der Herr Martenstein von der „Zeit“ findet sie allerdings höchst bedenkenswert, schlägt die Fragestellung als Wahlkampfthema vor und tut das genetische Problem dabei lächelnd ab (“im Falle einer Schwangerschaft bestehen für das Kind Risiken, gewiss, aber das gilt auch für Schwangerschaften jenseits der vierzig”), als hätte es nicht vor kurzem in diesem Land ein Geschwisterpärchen gegeben, das mit erschreckender Sturheit vier Kinder zeugte, von denen zwei behindert aufwachsen müssen. Was sind schon Risiken, wenn es um die große Befreiung für eine Handvoll unbelehrbarer Brüder und Schwestern geht.

Das könnte man meinen, aber es gilt selbstverständlich nur für diese überflüssige Spezies Mensch, die eh auf dieser Welt nur stört. Denn die Grünen sind schmerzfrei. Die haben nämlich nicht nur den Ströbele als Inzestexperten, sondern auch Claudia Hämmerling. Die sitzt im Berliner Abgeordnetenhaus, beschäftigt sich mit Verkehr (dem auf der Straße) und – Tierschutz. Sie hat einen furchtbaren Verdacht: “Nach Insider-Informationen soll es sich bei dem Eisbären-Neuzugang im Tierpark um einen zwei Jahre jüngeren Bruder der Eisbärin Tonja handeln. Die geplante Verpaarung von Eisbären-Geschwistern würde den Artenschutz konterkarieren und gegen das Tierschutzgesetz verstoßen.” Um das Schreckliche dieses Vorganges im Berliner Zoo zu untermauern, führt sie aus, dass es bereits bei den armen Löwen zur Inzucht gekommen wäre und nur eines von neun Jungen überlebt hätte, weshalb die aufsichtsführenden Behörden in Mitte ermittelten.

Man muss schon sehr wohlmeinend sein, wenn man darüber nur laut lacht und es als einfach bescheuerte Realsatire aus dem Innenleben der neuen deutschen Spießerpartei abtut. Tatsächlich offenbart es unfreiwillig die ganze Menschenverachtung dieser Bewegung, die dort, wo es um Tierschutz geht, sich nicht den Tatsachen verweigert, aber beim Menschen entweder leugnet oder zu Experimenten auf Kosten anderer bedenkenlos bereit ist, um die irrsinnigsten Ideen der längst erloschenen Jugendzeit wiederzubeleben.

Man stelle sich vor, die kämen zu Regierungsverantwortung. Da möchte man glatt Eisbär sein. Besser wäre es.

Waldemar Pabst (schwarzoderweiss.wordpress.com)

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