„Fünfte Jahreszeit“ bringt unser inneres Klimagefüge in Wallung

Dr. Wolfgang Thüne
Dr. Wolfgang Thüne

Am Aschermittwoch ist alles vorbei! Mit ihm endet die „Fünfte Jahreszeit“, die am 11. im 11. um 11.11 Uhr eines jeden Jahres beginnt. Mit Beginn der Fastenzeit ist Schluss mit den Alaaf- und Helau-Rufen als Ausdruck überschäumender Freude und Ausgelassenheit. Sie sind der spontane Dank des Publikums an Redner, Ballette und Sänger, die unser Innenklima in Wallung gebracht und zu Freudenschreien animiert haben. Es ist ja der Sinn von Fastnacht, Fasching oder Karneval, als Narr mit Wort und Witz Neigungen in Schwingungen zu bringen, die Trübsal des Alltags zu vertreiben und ein ausgelassenes heiteres Klima zu erzeugen.

Besonderes Kennzeichen des Narren ist die Narrenkappe. Die Geburtsstunde der „Kölner Narrenmütze“ ist der 14. Januar 1827. Ihr Erfinder war der preußische Generalmajor Baron von Czettritz und Neuhaus, der dazu die Parole ausgab „gleiche Brüder, gleiche Kappen“. 1829 entstand eine neue Kappenform, die bis heute gültig ist. Sie wird beschrieben als „weiß und roth und gelb und grün nach vorne hornmäßig spitz zulaufend“. In Köln sind bis heute die Farben unverändert gültig, in Mainz wurde allerdings das grün durch blau ersetzt.

Mit Sebastian Brant sticht das „Narrenschiff“ in See

Die Geschichte des Karnevals und die Figur des Narren gehen zurück auf die „Schalksnarren“, zu denen die Hofnarren der Fürsten und Könige gehörten. Konkrete Gestalt hat ihnen Sebastian Brant (1457-1521) gegeben mit seinem Buch „Das Narrenschiff“ von 1494. Es ist eine mittelalterliche Moralsatire, die in 112 Kapitel untergliedert ist, die typisches menschliches Fehlverhalten beschreiben, sowie unsere Laster und Schwächen spiegelbildlich vor Augen führen. Auch wird massive Kritik am „Zeitgeist“ geübt. Diesen gab es zu allen Zeiten, doch gesehen und zu fassen bekommen hat ihn noch niemand! Einen Großteil der Brant’schen Figuren hat Albrecht Dürer (1471-1528) illustriert und somit Gestalt gegeben.

Wohl von Sebastian Brant angeregt, schrieb im Jahre 1509 Erasmus von Rotterdam (1466-1536) die Satire „Lob der Torheit“, die er seinem Freund und Staatsmann Thomas Morus (1478-1535) widmete. Auch sie beruht auf Brant’s Ausspruch: „Nur wer sich für ein Narr’n eracht, der ist zum Weisen bald gemacht.“ Die Waffe des Narren ist das Wort, das Spiel mit Worten und deren Vieldeutigkeit. Friedrich Nietzsche (1844-1900) stellte die begriffliche Vieldeutigkeit als ein besonderes Merkmal der Sprache dar. Wer die Mehrdeutigkeiten der Sprache geschickt beherrscht, der kann Gespräche interessant machen, die Menschen zum Lachen oder Weinen bringen. Der kann auch beißende Kritik üben, Neigungen zum Kippen bringen und Klimakatastrophen auslösen.

Ausgerechnet der gebürtige Kölner und Kanzler Konrad Adenauer (1876-1967) fand karnevalistische Politsatiren „gehässig und zersetzend“. Ihn verdrossen die boshaften Attacken närrischer Zeitgenossen so sehr, dass er gegen sie einschreiten zu müssen meinte. Besonders erbost war er über die Verspottung seines ungeliebten Lieblingsprojektes „Wiederaufrüstung“. Nachdem in Karnevalsumzügen als Soldaten verkleidete Narren durch seine Stadt robbten und auf Panzern aus Pappe zu lesen war, „wer soll das bezahlen…?“, da wurde er giftig. Als Kanzler diskutierte er am 1. Februar 1952 mit dem Bundeskabinett über die „zersetzenden und gehässigen Satiren“. Zudem beauftragte er seinen Innenminister Robert Lehr, mit den Oberbürgermeistern der närrischen Hochburgen Düsseldorf, Köln, Mainz und München ein ernstes Wort zu sprechen, um die höhnischen Politsatiren einzudämmen, die keineswegs Zeichen einer erblühenden Demokratie seien. Adenauer ließ sogar am 8. Februar 1952 überprüfen, inwieweit ein rechtliches Vorgehen gegen die „zersetzende Kritik“ bei Karnevalsveranstaltungen möglich und politisch zweckmäßig“ sei.

Das Bundesjustizministerium prophezeite, dass infolge einer eher schwierigen Beweisaufnahme in Strafprozessen gegen Narren „unnötige Freisprüche ergehen“ würden, auch aufgrund der Tatsache, dass „rheinische Richter“ für karnevalistische Eskapaden viel Verständnis aufbringen dürften. So entmutigt, ging er 1952 zu keiner Karnevalsveranstaltung mehr.

Sprache ist mehr als nur ein Mittel zur Konversation, zur Unterhaltung

Sprache ist eine der wichtigsten Voraussetzungen der Gemeinschaft. Bereits Alexander von Humboldt (1769-1859) hat darauf hingewiesen, dass die Sprache nicht nur Weltbilder schafft, sondern auch zur Weltgestaltung dient. Die Sprache besteht vor dem Denken, wie man bei der Entwicklung von Kindern beobachten kann. Sprache hat einen Vermittlungscharakter beim Erfassen der Wirklichkeit. Jeder Redner weiß, dass oft erst beim Sprechen neue Gedanken ausgelöst und treffende Formulierungen gefunden werden. Die Sprache dient auch als Stütze des Denkens. Durch sie werden Erkenntnisse erst formulierbar und anderen Menschen mitteilbar. Nach Konrad Lorenz (1903-1989) hat die „gewachsene Umgangssprache“ einen „sehr feinen Sinn für tiefe psychologische Zusammenhänge“.

Die Sprache bestimmt nicht nur das Weltbild eines Menschen wesentlich. Die Sprache ist auch für die traditionelle Tradition wichtig. Ohne diese kann kein Mensch seine Bestimmung, ein kulturelles soziales Wesen zu werden, erfüllen. Sprachgemeinschaften sind von Natur aus Weltanschauungsgemeinschaften. Wer nicht zu einer Sprachgemeinschaft gehört, hat große Schwierigkeiten, insbesondere die zu Karneval übliche Narrensprache mit ihren Wortspielen zu verstehen und die lokalen wie regionalen Feinheiten zu erkennen. Diese gibt es auf engstem Raum wie zwischen Aachen, Köln und Düsseldorf oder Frankfurt, Mainz oder Wiesbaden. Man merkt es vor allem an der Rezeption der Witze. Selbst der Humor kennt regionale Feinheiten und Nuancen.

Wird das Weltkulturerbe „Fastnacht“ durch den Klimawandel bedroht?

Ausgerechnet am Aschermittwoch verkündete in einer Pressemitteilung das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK): „Weltkulturerbe durch Klimawandel bedroht“. Man habe für einen Zeitraum von 2000 Jahren den zu erwartenden Meeresspiegelanstieg am Computer untersucht. Nimmt die globale Durchschnittstemperatur auf der Erde um ein Grad Celsius zu, sind weltweit 40 der 700 Kulturdenkmäler unmittelbar vom Wasser bedroht. Steige die Temperatur um drei Grad, dann würden 136 Standorte unter dem Meeresspiegel liegen. Betroffen wären historische Stadtzentren in Brügge, Neapel, Istanbul und St. Petersburg. Anders Levermann warnt daher eindringlich: „Die globale Durchschnittstemperatur hat sich bereits um 0,8 Grad gegenüber vorindustrieller Zeit erwärmt. Steigen unsere Treibhausgasemissionen weiter an wie bisher, müssen wir bis zum Ende des Jahrhunderts mit einer globalen Erwärmung um bis zu fünf Grad rechnen.“

Wohl aus Bedacht hat man erst Karneval abgewartet, um nicht Stoff für satirische Büttenreden zu liefern, insbesondere dem „Boten vom Bundestag“. Schon mit der Aussage, dass sich die Globaltemperatur bereits um 0,8 Grad erwärmt habe, könnte man bei humoristischer Präsentation Lachsalven erzeugen, bis zum dreifach donnernden Helau. Wie soll sich nämlich eine Temperatur erwärmen? Dies ist absolut unmöglich, wie sich auch das Kaffeewasser nicht selbst erhitzen kann. Geht in einem Haus die Zentralheizung aus, dann wird es kalt und nicht warm. Noch weniger gilt dies für die Erde, die zum Weltall offen ist und nicht einmal eine Glashülle hat. Und eine Globaltemperatur kann sich noch weniger erwärmen, weil sie zuerst mühselig berechnet werden muss und, viel schlimmer, als solche gar nicht existiert.

Und wie falsch programmiert die Computermodelle sind, musste selbst der Weltklimarat IPCC eingestehen angesichts der Tatsache, dass seit 15 Jahren trotz immensen Anstiegs der Treibhausgas-Emissionen die Globaltemperatur nicht angestiegen ist, sondern sogar sinkt. Man begründet das damit, dass die globale Erwärmung eine Pause eingelegt habe von unbestimmter Dauer, weil sich in den Tiefen des Pazifischen Ozeans warmes Wasser sammele, und eines Tages wie „Phönix aus der Asche“ aus dem Pazifik emporsteige, die „Klimapause“ beende und die Klimakatastrophe vollende. Wenn das kein Stoff für Kabarettisten, Karnevalisten und Satiriker ist?

Da kaum jemand den politischen Befehl „Klimaschutz“ in seiner Unsinnigkeit aufgreift und lächerlich macht, kann vermutet werden, dass das Gebot der „politischen Korrektheit“ den Mut zur freien Rede erstickt. Aus kirchlichem wie politischem Munde wurde am Aschermittwoch zum „Autofasten“ aufgerufen, um das Klima zu schützen. Auch das ist eine Lachnummer, die menschlicher Hybris, dem Wahn der Machbarkeit aller Dinge entspringt. Auch hier schweigen die Narren, seit vielen Jahren. Warum fragt man nicht laut, wie das Konstrukt Klima geschützt werden kann, das erst mühsam anhand von langjährig erhobenen Wetterdaten berechnet werden kann? Das sommerliche Azorenhoch wie das winterliche Islandtief sind statistische Scheingebilde, aber keine wirklich existenten Luftdruckgebilde.

Langer Rede kurzer Sinn: Das Wetter ist ein Naturvorgang, der von den Bewegungsabläufen der Atmosphäre abhängt. Es ändert sich fortlaufend, ohne dass der Mensch dies verhindern könnte. Es macht auch, was es will und richtet sich nicht nach unsren Wünschen. Würde eine Partei zum „Wetterschutz“ analog dem „Klimaschutz“ aufrufen, sie würde mit Hohn und Spott überzogen und durch den Kakao gezogen. Dabei ist der „Klimaschutz“ noch abstruser als der „Wetterschutz“, denn das Wetter gibt es wenigstens. Auch gibt es Bemühungen, das Wetter zu beeinflussen wie beim „Hagelschießen“ und durch Impfen von regenträchtigen Wolken. Dagegen ist das Klima nicht einmal existent. Es beschreibt nur einen fiktiven Zustand, das „mittlere Wettergeschehen“ einer vergangenen 30jährigen Zeitperiode wie 1961 bis 1990. Dies alles lernt man schon im Erdkundeunterricht der Mittelstufe in der Klimakunde bei der Besprechung der Klimakarten. Da lernt man auch, dass es auf der Erdkugel zwar viele Klimazonen aber kein „Globalklima“ geben kann, somit die Forderung nach „globaler Klimagerechtigkeit“ nur sinnloses Geschwätz ist.

Die Themen für jedwede Satire liegen offen auf dem Tisch und bieten Stoff in Hülle und Fülle. Ich kann allen Büttenrednern nur empfehlen, sich für nächstes Jahr den „Klimaschutz“ als Motto vorzunehmen, die Zuhörer wie Zuschauer werden es ihnen mit Riesenapplaus wie Alaaf- und Helau-Rufen danken. Wir sind zwar alles kleine Sünderlein, aber keineswegs „Klimasünder“, die ständig mit Klimabußen belegt werden und denen bald vorgeschrieben wird, was sie aus Klimaschutzgründen zu essen und wie sie sich zu bewegen haben. Das Modell „Fußabdruck“ ist schon fertig und die Fußfessel geplant. Fastnachter macht euch an die Arbeit! Traut euch! Rechtliche Verfolgung droht auch nicht.

Dipl.-Meteorologe Dr. phil. Wolfgang Thüne, (Oppenheimer Werkstatt für Wetterkunde), 6. März 2014

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