Marburger Posse – oder: Wie wirkt eine “Geschichtswerkstatt?”

Das Kriegerdenkmal in Bortshausen
Das Kriegerdenkmal in Bortshausen

„Der Hass auf die Vergangenheit ist ein eindeutiges Symptom einer Gesellschaft, die verpöbelt“ (N. G. Davila)

Marburg ist schon ein besonderes Pflaster. Eine Hochburg des gelebten Antifaschismus, der Friedensforschung und Aufklärung. Dafür sorgen und sorgten nicht etwa nur renitente Studenten, die schon mal unliebsamen oder „rechten“ Kommilitonen die Korporierten-Mütze vom Kopf hauen und sie aus der Stadt jagen. Marburg war seit etlicher Zeit ein Berufungsort für „Geisteswissenschaftler“ besonders roter und grüner Couleur: so wirkte hier der Altmarxist Wolfgang Abendroth und sein Schüler Reinhard Kühnl, eher Agitator denn als Wissenschaftler, der durch den “Bund demokratischer Wissenschaftler“ bekannt wurde, der linken Gegenorganisation zum konservativen „Bund Freiheit der Wissenschaften“. Marburg hat seit langem eine linke, überwiegend grün geprägte Mehrheit nicht nur in der lokalen Politik. Der Stellvertreter des amtieren Oberbürgermeisters Egon Vaupel (SPD) ist der Grüne Franz Kahle, ein echt Marburger politisches Inzuchtgewächs, der vom Erscheinungsbild her denn wie ein Wiedergänger des 68er Kommunarden Rainer Langhans daherkommt. Der macht sich nun zum Sprecher der dort aktiven Geschichtsbereiniger, indem er auf Entfernung eines Gedenksteines besteht, wegen angeblicher oder vermuteter Kriegsverbrechen des dort in Erinnerung gebrachten Kurhessischen Jägerbataillons Nr. 11., bzw. dessen im Krieg Gefallenen.

Das fand auch das Hessische Fernsehen eines Beitrags wert. Herbert Gassen nahm das zum Anlass, an den HR einen Leserbrief zu schreiben, den ich nicht vorenthalten möchte: An: Hessischer Rundfunk, Leserbriefredaktion HR-online, per email 17.07.2014

Kriegsdenkmal ‘Bortshausen` Video vom 17.7.2014

Der Gedenkstein in Marburg/Bortshausen ist dem Andenken von über 4.000 Angehörigen des Kurhessischen Jägerbataillons Nr. 11., die in zwei Kriegen -1870 und 1914 – in Erfüllung ihrer unter Eid geschworenen soldatischen Pflicht gefallen sind, gewidmet. Auf ihm steht zu lesen: ‚Die Toten mahnen zum Frieden‘

Der Stein ist somit kein Denkmal zur Verherrlichung der 11er Jäger oder gar eines Krieges. sondern ein Aufruf, den Frieden unter den Menschen zu wahren. Keine noch so böswillige ideologische Dialektik kann hieran etwas ändern.

Der Stein wird auf eigenem Grund und Boden von Reservisten der 2. Panzergrenadierdivision gepflegt, von denen viele in Afghanistan im Kampf gegen den Terror ihr Leben zum Schutz der Zivilisation eingesetzt haben.

Wurde er doch unter aktiver Mitwirkung von Herr Oberbürgermeister Vaupel selbst dort aufgestellt. Nun will er ihn mit allen Mitteln beseitigen. Es ist zu fragen, wer von den Demonstranten gegen dieses Mahnmal einen Krieg erleben mußte, wer von ihnen im Alter von 15 Jahren am 20.7.1944 mit Sturmgewehr und scharfer Munition ausgerüstet wurde, wer von ihnen auch nur in einer der Schlacht um Dinant ähnlichen Situation gestanden hat. Wer hierüber im Nachhinein ein Tribunal veranstalten will, hat von der Welt und ihrer Geschichte nichts begriffen.

Die Demonstranten wollen oder können die Inschrift auf dem Stein nicht lesen. Sie ahnen nichts von dem tausendfachen Tod, den die Angehörigen des Bataillons in den Schlachten zweier Kriege erleiden mußten. Ihr letzter Gedanke galt der Mutter oder der Braut. Sitte und Anstand, die Ehrfurcht vor dem Tod sind den Demonstranten nicht gegeben. Heute spucken sie den Toten in die vom letzten Schrei geöffneten Münder.

„Geschichtswerkstatt“ beauftragt

Das Marburger Jägerbataillon war im August 1914 dem Armeechors zugeordnet, das den Befehl hatte, unter Bruch der belgischen Neutralität einen Maas-Übergang zu erzwingen. Die Kämpfe um die Brücke von Dinant waren hart und blutig. Viele Zivilisten wurden in der Annahme Franctireurs zu sein, erschossen. Die beteiligten Soldaten standen unter dem Befehl ihrer Vorgesetzten.

Die erste militärische Handlung der Jäger nach dem 1.Weltkrieg war, im Auftrag der neuen demokratischen Regierung die Versuche niederzuschlagen, in Deutschland Räterepubliken nach bolschewistischem Vorbild zu gründen. Im Osten mußten sie die Ergebnisse der Volksentscheide militärisch erzwingen. Der Ruf der Jäger war so gut, daß die Weimarer Politiker auf ihre Zuverlässigkeit zurückgriffen.

Auf Anordnung der Fraktion der Linken in Marburg hat die Stadt Marburg eine ‚Geschichtswerkstatt(!)‘ beauftragt, die den historischen Hintergrund herausarbeiten sollte. An Fakten konnten keine neuen Erkenntnisse erbracht werden, aber die Interpretation fiel entsprechend einseitig und ideologisch gefärbt aus.

Herr Doktor Kahle, der Bürgermeister von Marburg, sollte wissen, daß eine historische Arbeit, die auf der Frage der Schuld ausgerichtet ist, wertlos ist. Die ist allein von Juristen zu beantworten. Seit Livius gilt das Verursachungsprinzip. Wenn diese Werkstatt zu dem Ergebnis kommt, daß die Marburger Jäger Kriegsverbrecher gewesen seien, verstößt sie gegen den Grundsatz, daß niemand als ‚Verbrecher‘ bezeichnet werden darf, der nicht richterlich verurteilt wurde. Das ist Hundert Jahre nach den Geschehnissen nicht möglich. Es ist feige und hinterhältig, in dieser Weise die Toten zu verunglimpfen.

Es ist die logische Folgerung, daß Herr Dr. Kahle auch die Abtragung der Roten Mauer im Moskauer Kreml fordern müßte, denn dort liegen die beerdigt, die den Befehl gaben, für ihre Ideologie über 30 Millionen Menschen – Zivilisten – zu ermorden. So müßte auch der Friedhof von Arlington und alle Kriegsgräber der Welt verschwinden, denn auf ihnen liegen Soldaten, die auch rechtswidrige Befehle ihrer Vorgesetzten ausführen mußten.

Bitte um Vergebung

Die Kameradschaft Marburger Jäger hat bereits im vergangenen Jahr von sich aus Kontakt mit Dinant aufgenommen. Ihre Bitte um Vergebung wurde von Herrn Bürgermeister Richard Fournaux ohne Bedingungen oder gar Vorwürfen freundlichst angenommen. Gegenseitige Einladungen zur Festigung einer gemeinsamen friedlichen Zukunft wurden ausgesprochen, obwohl die Verleumdungsvorgänge der Marburger Szene in Dinant vollständig zur Kenntnisnahme vorgetragen wurden.

Presseerklärungen zur Information der Marburger Bürger hierüber wurden von der Oberhessischen Presse unterschlagen. Die überforderte Redaktion bezog sich zur Begründung auf ein ‚Deutsches (!) Pressegesetz ‘.

Nicht besser kann der Unterschied des moralisch-ethischen Anspruches zwischen den politisch Verantwortlichen in Marburg und Dinant dargestellt werden.

“Sumpf ideologischer Perversitäten”

Die Stadtverwaltung Marburg versuchte dann nach Kenntnisnahme der Aktivitäten der Kameradschaft Marburger Jäger als ‚Trittbrettfahrer‘ ihren Haß und die Niedertracht den Toten gegenüber in Dinant als Morgengabe eines Kontaktes anzubieten.

Der Gedenkstein stand über viele Jahre ungestört im Bereich der Stadt Marburg. Demonstrationen gegen ihn wurden einzig und allein jüngst von den Repräsentanten der ‚Gutmenschen‘, die selbst jeden Grund haben, ihre historischen Wurzeln zu überdenken, veranstaltet.

Es handelt sich um die gleichen Initiatoren, die die Besucher des traditionsreichen Marburger Frühschoppens auf dem Marktplatz nach ihren weltanschaulichen Grundsätzen selektieren wollen. Undemokratisch, intolerant und totalitär greifen sie auf die Methoden früherer Diktaturen in Deutschland zurück.

Die Kameradschaft der Marburger Jäger, Reservisten der Bundeswehr, hat in Verantwortung für die Ehre und das Opfer ihrer gefallenen Kameraden gerade mit Dinant einen Weg beschritten, der im Einklang mit dem Wunsch der Menschen nach Frieden und einer sicheren Zukunft steht. Es war der Bürgermeister der Stadt Dinant, der nach dem christlichen Gebot Vergebung gewährte.

Das hat die Kameradschaft einer Stadtverwaltung voraus, die ihre ‚weltoffene‘ – so sagen sie selbst – Universitätsstadt in den Sumpf ideologischer Perversitäten zieht.

gez. Herbert Gassen (Quelle: http://altmod.de/)

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