Vom Unsegen einer „liberalen“ katholischen Kirche – deutsches Episkopat im Abseits

Sonntagsgedanken von Peter Helmes

Wundert sich noch jemand, daß der Einfluß der katholischen Kirche in unserem Land immer mehr schwindet? Die Protestanten, die wahrlich am Hungertuch des Glaubens nagen, reiben sich die Hände: Die (gefühlte) Stärke der Protestanten in der Politik könnte nicht zuletzt an der Schwäche der Katholiken liegen. Katholische Politiker tun sich jedenfalls schwer damit, ihren Glauben zum Thema zu machen und sich in der Kirche zu engagieren.

Wer sich bei den Katholiken politisch engagiert, zieht schnell die Feinde auf sich – bsonders die aus den eigenen Reihen. Der Katholizismus habe es – vor allem in den Pontifikaten von Johannes Paul II. und Benedikt XVI. – versäumt, sich zu modernisieren, sagt z. B. der unsägliche Katholik und ehemalige CDU-Generalsekretär Heiner Geißler. Statt sich mit den Problemen der Weltpolitik oder der Frage einer gerechteren Wirtschaftsordnung zu beschäftigen, habe die katholische Kirche Debatten über Empfängnisverhütung, Scheidung oder Sexualmoral geführt – und Regeln aufgestellt, an die sich heute kaum ein Katholik halte.

Das ist Werfen mit Nebelkerzen. Die Kirche, besonders die katholische, hat sich zu allererst mit Glaubensfragen zu beschäftigen, jedenfalls nicht mit der Weltwirtschaftsordnung. Aber Letzteres klingt so schön modern. Diese Apologeten – wie Geißler- tappen in die alte Falle:

Die Bibel ist keine politische Handelsanleitung, kein politisches Vademecum durch die Fährnisse des (Wirtschafts-)Lebens. Das lernte man in meiner Generation schon in der Christenlehre in jungen Jahren. Heute scheint dies verschüttet vom Bekenntnis zum Zeitgeist. Und überhaupt, „Christenlehre“: verstaubt, vermufft, von gestern!

Für intelligente Menschen sei die Haltung der katholischen Kirche kaum hinnehmbar, der Protestantismus sei einfach moderner, meinen die „modernen“ Katholiken. „Jeder intelligente Katholik ist deshalb im Innern Protestant“, behauptet Geißler. Viele Katholiken litten an ihrer Kirche, sagt auch Barbara Hendricks. Doch die Umweltministerin, die mit einer Lebenspartnerin zusammenlebt, weiß auch, wie man damit umgehen kann. „Wir rheinischen Katholiken machen uns unseren Katholizismus ohnehin selbst”, sagt sie. Auf solche Bibelforscher kann ich von Herzen gerne verzichten.

Mit einer explizit katholischen CDU, das glauben Merkel & Genossen, sei heute kein Staat mehr zu machen, geschweige denn eine Wahl zu gewinnen. Die CDU weg von den alten „katholischen” Positionen hin zu den modernen „protestantischen” Positionen zu bewegen, habe sich ausgezahlt. Auch für linksliberal gesinnte Protestanten sei es heute kein Problem mehr, CDU zu wählen, tönen sie. Und setzen noch eins drauf: Für den politischen Katholizismus sei hingegen Besserung nicht in Sicht.

Und wie ist die Realität: Die CDU verliert Wahl für Wahl, besonders auf dem Land, wo noch alte Überzeugungen etwas galten. Der angepaßte Modernismus hat der CDU nicht nur nichts eingebracht, sondern ihr geschadet. Die „Wende“ war eine Wende ins Abseits – ob unter Kohl oder unter Merkel. Mir ist es unbegreiflich, wie solches als Erfolg gefeiert werden kann. Spiegelbildlich zur Situation der katholischen Kirche:

Der tiefere Grund für die Entwicklung in der Union und in der Gesellschaft sowie in der katholischen Kirche im Besonderen in den letzten Jahrzehnten liegt auf der Hand. Und: Er ist hausgemacht! Es gibt genügend Hinweise, Beiträge und Kritiken an den Entwicklungen in Politik, Gesellschaft und Kultur, die darauf hinweisen, daß in der „heiligen Mutter Kirche“ schon seit langem alles, aber auch wirklich alles aus dem Ruder läuft. Und das vielleicht Schlimmste an dieser Entwicklung ist, daß die Mehrzahl der Vertreter der Kirche Jesu Christi dabei mitmachen.

„Civitas“ schreibt in einem „philosophischen Kommentar“ vom 7. November 2014 u. a. (mit Zwischentexten von Peter Helmes):

„Männer der Kirche, scholastische Philosophen und ebensolche Theologen sowie die, die in scholastischer Philosophie und Theologie gebildet waren, konnten früher klar, präzise, ohne Umschweife und Zweideutigkeiten formulieren. Sie wußten, wie man für oder gegen eine Position argumentiert. Wer den – entschuldigen Sie den Ausdruck – Schwachsinn von Kardinal Kasper und seinen Gefolgsleuten heute liest und dies mit der Scholastik vergleicht, kann nicht glauben, daß es sich um ein und dieselbe Kirche handelt. Künstlich werden Gegensätze zwischen Barmherzigkeit und Dogma, zwischen Pastoral und Glaubenslehre konstruiert, und die Freiheit des Einzelnen, seine Autonomie, gilt als das höchste Gut des Menschen, als das, was den Menschen erst zum Menschen macht.

„Kein Heil außerhalb der katholischen Kirche“

Vor der Verabschiedung der Scholastik gab es so gut wie keine Äußerung eines Bischofs oder eines Theologen (es sei denn, er war ein Gegner der Scholastik), die Zweifel an der Exaktheit, Klarheit und Eindeutigkeit seiner Äußerungen ließ. Die heutige Neigung der Vertreter der Kirche zu Unklarheit, Doppeldeutigkeit, völlig verschwommenen Formulierungen (Musterbeispiel dafür sind Kardinal Kasper und andere Modernisten und liberale Bischöfe und Theologen) zeigt sich beispielsweise daran, daß es früher völlig klar war und immer wieder betont wurde, daß es kein Heil außerhalb der katholischen Kirche gibt. Dies war die Motivation tausender Priester und Missionare aus echter Liebe zu den Menschen, alles zu unternehmen, damit alle Menschen in die Kirche eintreten. Heute schwafelt man stattdessen von „Dialog“, einem Begriff, den die Kirche früher nie kannte, und überläßt damit die Menschen den Irrlehren, den falschen Religionen und schließlich möglicherweise der Hölle. Und das heißt dann auch noch „pastoral“!

Ähnliches findet man in Fragen der sogenannten „Ökumene“, des „interreligiösen Dialogs“ und anderer Dinge, die zur vollständigen Einstellung der Mission geführt haben und Mission durch Sozialarbeit ersetzen. Besonders Dokumente zur Ökumene und zum interreligiösen Dialog strotzen nur so von Halbwahrheiten, Doppeldeutigkeiten und Entstellungen der Wahrheit, die bei einem scholastischen Fundament in der Ausbildung derjenigen, die solche Dokumente verfassen, unmöglich gewesen wären. Heute sind selbst sogenannte „konservative“ Bischöfe, Theologen und Gläubige auf diesen Jargon des Ökumenismus hereingefallen, indem sie den „Dialog“ vor die Bekehrung stellen.

Liberalismus – die falsche „Philosophie“ schlechthin

Ein weiteres: Tief reingefallen ist auch die Kirche beim Stichwort „Liberalismus“; denn wer wöllte heute nicht „liberal“ sein. „Liberal“ gleich „offen“ – sind wir doch alle, gell! Wir wollen doch keine vermufften konservativen Bremser sein. Daß „Liberalismus bedeutet, sich dem Zeitgeist unterzuordnen – Schwamm drüber! Der Liberalismus beherrscht heute die gesamte westliche Welt, er bestimmt das Denken in allen Bereichen von Politik, Gesellschaft, Kultur und Staat und leider – Gott sei es geklagt – auch in der Kirche. Ganz gleich, wie sich eine politische Partei bezeichnet: Sie ist liberal, ob AfD, „C“DU, oder Die Linke: in Deutschland und in ganz Europa, in den USA sowieso, gibt es keine nicht-liberale Partei. Der Liberalismus übt einen Druck auf alle gesellschaftlichen Gruppen einschließlich der Kirche aus, die mit der massiven Repression in Diktaturen einerseits vergleichbar ist, andererseits aber verschieden davon ist, da der meiste Druck gar nicht so empfunden wird und die Menschen sich freiwillig unterwerfen, ohne dies als Unterwerfung zu verstehen.

Was ist der Liberalismus? Aus dem Bisherigen kann man schon sehen, daß damit keine Partei oder Bewegung gemeint sein kann. Der Liberalismus ist eine geistige Grundhaltung, die ihren Ursprung in der Philosophie hat. Der Liberalismus ist die falsche Philosophie schlechthin. Er geht zurück auf Philosophen wie Hobbes, Locke, in Deutschland Kant oder in neuerer Zeit Rawls. Trotz großer Unterschiede zwischen diesen konkreten philosophischen Positionen ist ihnen allen eins gemeinsam: die geradezu absolute Souveränität des Willens des Individuums und die Autonomie des individuellen Menschen. Die „Freiheit“ die der Liberalismus erstrebt bzw. verteidigt, ist die Freiheit von allen Bindungen, seien diese politisch, gesellschaftlich, kulturell, moralisch, religiös oder was auch immer. Das Individuum allein und sein Wille ist der letzte Grund von all dem. Es darf nichts geben, was dem Individuum vorhergeht, kein moralisches, sittliches Gesetz, keine vorgegebene gesellschaftliche Ordnung, keine Wesenheit der Familie, der Ehe oder was auch immer. Alles muss auf den freien Willen des Individuums zurückgeführt werden.

Kotau vor dem Zeitgeist: „Bloß niemanden diskriminieren“

Weil der Druck dieser Ideologie so tief in der Gesellschaft verankert ist, deshalb wird man auch heute kaum noch einen Konservativen finden, der nicht bei seinen Argumenten letztlich Bezug nimmt auf diese Ideologie des Liberalismus. In der Diskussion über staatliche Kinderbetreuung, über gleichgeschlechtliche „Ehe“ und den ganze Genderwahnsinn, betont man zunächst einmal, daß man niemanden „diskriminieren“ will, daß man natürlich die persönliche Entscheidung jedes Einzelnen respektiert usw. Sollte es einmal jemand wagen – wie dies das Civitas Institut getan hat und auch weiterhin tun wird – dies klar und deutlich auszusprechen und die Argumente zu nennen, die gegen diese Zertrümmerung der Fundamente der Gesellschaft spricht – dann wird sofort nach der Beobachtung durch den Verfassungsschutz gerufen, nach einem Verbot, nach wirklicher Diskriminierung von Menschen, die eine solche Auffassung vertreten. Doch wenn man den Liberalen in solcher Weise entgegenkommt, wie dies heute auch fast alle konservativen Kirchenvertreter tun, dann erweckt dies den Eindruck, daß der Liberalismus im Prinzip im Recht ist. Aber er ist NICHT im Recht! Er ist die Zerstörung von Recht, von jeder Ordnung in Staat und Gesellschaft, und er liefert die Menschen ihrem Verderben aus; er macht die Menschen unglücklich, nicht nur in diesem Leben, sondern vor allem in der Erreichung ihres ewigen Ziels, der Glückseligkeit.

Der neue politische Imperativ: Wille vor/über Verstand

Heute wird der Wille über den Verstand gestellt – statt umgekehrt. Der Wille soll sich den Verstand unterordnen und diesen als Mittel verwenden, um seine Ziele zu erreichen. Hier liegt auch der tiefere Grund, daß sich Liberalismus, Kommunismus und nationaler Sozialismus nicht in ihren Fundamenten unterscheiden: Alle stellen den Willen ins Zentrum. „Ich will“ lautet der neue politische Imperativ. Da stört der Verstand nur. Die aristotelisch-thomistische Philosophie hat demgegenüber immer daran festgehalten, daß der Wille dem Verstand untergeordnet ist, daß der Verstand die Wesenheiten und die Ordnung der Natur, der Gesellschaft, der Moral und des Staates objektiv zu erfassen vermag und nach dieser Ordnung und Gesetzmäßigkeit handeln soll.

Wir müssen wieder zu dieser wahren Philosophie zurückkehren. Die Kirche und ihre Vertreter müssen wieder die scholastische Philosophie und Theologie studieren, zumindest die jungen Priester. Aber auch für alle Menschen stellt die Philosophie eine große Hilfe dar, um die Tendenzen in dieser Welt zu erkennen aber auch sich selbst zu erkennen. Denn der Liberalismus, das sind nicht nur „die Anderen“, das sind wir selbst. In unserem alltäglichen Leben werden wir, wenn wir aufmerksam sind, merken, daß wir ständig uns selbst als autonome Individuen verstehen (vielleicht sogar in unserer Beziehung zu Gott?), daß wir den Willen über den Verstand stellen und uns von Emotionen statt von Argumenten leiten lassen. Solange das der Fall ist, muß der Liberalismus noch nichts befürchten.“ (civitas-institut.de/ index. php?option=com_content&view=article&id=2353:anti-scholastik-und-liberalismus&catid=1: neuestes&Itemid=33)

Auf welch wackligen Füßen der „Liberalismus“ der herrschenden deutschen katholischen Kirche steht, zeigt eindrucksvoll das folgende Beispiel, das Mathias von Gersdorff *) beschreibt:

„Stellungnahme der Dt. Bischofskonferenz ist ein Dokument des Scheiterns

Zur Vorbereitung der Familiensynode im Vatikan im Oktober 2015 sollten die Bistümer auf der ganzen Welt die Gläubigen zu den Themen Ehe und Familie befragen. Nun hat auch die Deutsche Bischofskonferenz die Antworten ausgewertet und in einem Dokument mit dem Namen „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ zusammengefaßt.

Dieses Schreiben wurde nach Rom geschickt und ist sozusagen die Zustandsbeschreibung der deutschen Katholiken in Bezug auf Ehe und Familie. Auf der Basis dieser Stellungnahmen soll die Synode im Herbst pastorale Perspektiven ausarbeiten.

Was Deutschland anbelangt, zeigt die Stellungnahme der Deutschen Bischofskonferenz einen desolaten Zustand. Falls sie tatsächlich die hiesige Realität wiedergibt, so hat die Kirche demnach keinerlei Einfluß auf die Ansichten ihrer Gläubigen hinsichtlich Ehe, Familie und Sexualmoral.

Was Scheidung, Patchwork-Familien, Verhütung und homosexuelle Partnerschaften angeht, haben die Gläubigen laut dieser Stellungnahme vollständig die Ansichten übernommen, wie sie Zeitschriften wie Bravo, Spielfilme, Soap Operas oder die Grünen verbreiten. Mit anderen Worten: Laut der Bischofskonferenz hat die sexuelle Revolution in Deutschland ganze Arbeit geleistet.

Insofern ist dies Dokument das Eingeständnis eines kolossalen Scheiterns des deutschen Episkopats, in diesem Land den katholischen Glauben und das kirchliche Lehramt zu verteidigen. Die deutsche Delegation für die Synode, bestehend aus Kardinal R. Marx und den Bischöfen Franz-Josef Bode und Heiner Koch müßte kniend und mit Asche auf dem Haupt vor der versammelten Synode herantreten und um Vergebung für ihr Scheitern bitten.

Was habt ihr mit dem euch anvertrauten Glaubensgut gemacht?

Bischöfe aus armen Bistümern aus dem Inneren Boliviens oder Nigerias würden ihnen etwa folgende Fragen stellen: Wie kann es sein, daß eine so reiche Kirche so wenig Geld ausgegeben hat, um den Gläubigen die wahre katholische Lehre über Ehe und Sexualität zu vermitteln? Warum sind die Inhalte der Lehrschreiben der Päpste Benedikt XVI., Johannes Paul II. (Familiaris consortio) und Paul VI. (Humanae vitae) in Deutschland so unbekannt oder werden nicht ernst genommen?

Warum wurde „Humanae vitae“ durch die Königsteiner Erklärung der deutschen Bischöfe in Frage gestellt? Wie viel Geld hat die reiche katholische Kirche in Deutschland ausgegeben, um die negativen Einflüsse von Fernsehen, Internet und sonstigen Medien auf die Menschen zu bekämpfen? Welche katechetischen Gegenmaßnahmen wurden getroffen, um die katholische Lehre wach zu halten?

Es könnten noch ungemütlichere Fragen gestellt werden. Denn das katholische Verständnis von Ehe und Sexualität ist eng mit der katholischen Christologie verbunden. Wenn tatsächlich kaum noch Deutsche die katholische Ehe- und Sexualmoral teilen, muß man sich fragen, inwiefern sie noch an den Kernpunkten des katholischen Glaubens festhalten, wie etwa an der Gottheit Christi, seinem Heilswirken als Sühneopfer und Erlöser, an der Auferstehung usw.

Angesichts dieser Katastrophe reibt man sich die Augen, wenn deutsche Bischöfe den traurigen Mut haben, Forderungen an die Synode zu stellen. Die Lehre müsse „weiterentwickelt“ werden; man solle „Wertschätzung“ gegenüber außerehelichen und homosexuellen Beziehungen zeigen und dergleichen mehr. Welche Erfolge möchte die deutsche Delegation eigentlich vorweisen, um sich die Autorität zuzuschreiben, solche Forderungen zu stellen?

Statistisch wertlose Befragungsergebnisse wegen mickriger Zahlen

Kaum verwunderlich, daß in vielen Ländern die Katholiken über Deutschland nur noch den Kopf schütteln. Selbst Daniel Deckers, in der FAZ zuständig für die katholische Kirche und sicherlich alles andere als konservativ, schrieb am 21. April:

„Unter dem Eindruck der Rückmeldungen bekräftigen (die deutschen Bischöfe) nun ihre Anregung aus dem vergangenen Jahr, wiederverheiratet Geschiedene unter bestimmten Bedingungen zu den Sakramenten der Buße und der Eucharistie zuzulassen. Bislang ist die Deutsche Bischofskonferenz die einzige weltweit, die diesen Standpunkt vertritt.“

Man fragt sich in der Tat, was die Bischofskonferenz mit der Stellungnahme „Die Berufung und Sendung der Familie in Kirche und Welt von heute“ überhaupt beabsichtigt. Aus dem Bistum Essen kamen 14 Einzelantworten auf den Fragebogen (von etwa 850.000 Seelen insgesamt). Aus Mainz ganze 21 (von etwa 740.000). Aus Magdeburg kamen 18 (von etwa 86.000). Man muß nicht Statistik studiert haben, um zu wissen, daß eine solche Befragung nichts wert ist.

Das hätte die Deutsche Bischofskonferenz auch dem Vatikan mitteilen sollen: „Leider war es nicht möglich, zu erfahren, was die Gläubigen über Ehe und Familie denken, denn sie nahmen an der Befragung nicht teil.“ – Doch stattdessen wurde ein Dokument redigiert, das die Schleifung der katholischen Lehre über die Ehe und die Sexualität empfiehlt.

Warten wir ab, was nun Kardinal Marx und andere bis zur Familiensynode von sich geben. Der deutsche Kardinal Walter Brandmüller hat jedenfalls schon klargestellt: „Wer das Dogma ändern will, ist ein Häretiker – auch wenn er Purpur trägt.“

(*) Mathias von Gersdorff leitet die Frankfurter Aktion “Kinder in Gefahr” und die katholische Internetseite “Kultur und Medien online”)

Mathias v. Gersdorff
Mathias v. Gersdorff

Und ein weiteres, obertrauriges Beispiel für den „Liberalismus“ der deutschen Bischöfe: Die Bistumsleitung Münster hat sich schon vor vielen Jahren vom Lebensrechtler-Kreuze-Marsch (gelinde gesagt) distanziert. Seit Jahren berufen sich ultralinke Kreise vergnügt darauf (obwohl sie sich sonst nicht die Bohne für Bischofsworte interessieren).

Hier heißt es zum Beispiel: “Des weiteren bekommen sie seit 2010 keine Kirche für einen eigenen Gottesdienst mehr, weil das Bistum Münster sie als „Kampftruppe am äußersten Rand der Kirche“ beschimpft hat…” (Quelle, dort die zweitletzte Antwort: terz.org/texte/texte_1403/1000kreuze. html)

Daß der tapfere, selige Kardinal von Galen ebenso zeitgeist-untertänig reagiert hätte wie die heutige Bistumsleitung – das ist völlig unvorstellbar. Er hat sogar in einer Diktatur widerstanden. Etliche Kirchenmänner aber schaffen das nicht einmal in einer Demokratie. (Felizitas Küble. Charismatismus.wordpress.com)

Und dann gibt es noch die „Lebensrechtler“, also die, “die um die göttliche Schöpfungsordnung kämpfen“. Lebensrechtler sind ja Rechte und somit “Schmuddelkinder.”

Es ist erstaunlich, nein bestürzend, wie der ursprünglich positive Inhalt eines bestimmten Wortes ganz bewußt in etwas Negatives umgedeutet wird.

Lebens”recht”ler sind Menschen, die stellvertretend für das zwar vorhandene, nur noch nicht voll entwickelte Menschenkind das Recht auf Leben einfordern, z.B. auf genehmigten und verfassungsgemäßen Demos. Dies genügt schon, diese Menschen als “Rechte” abzustempeln.

Das Recht (positiv) wird zu “rechts” (negativ) umgebogen – in purer Absicht und politisch gewollt!

Wohltuend, daß es noch ein paar – eine Handvoll? – echter, katholischer Haudegen gibt. Dazu zählt der deutsche Kurienkardinal Gerhard Müller – der absolute Underdog in Deutschlands Episkopat, läßt er doch keine Gelegenheit aus, den „liberalen“ deutschen Kirchenfürsten die Leviten zu lesen.

Kurien-Kardinal Gerhard Müller, Präfekt der Glaubenskongregation, gab dem französischen Magazin “famille chrétienne” kürzlich ein Interview zu aktuellen Fragen und Themen der kommenden Familiensynode im Vatikan. Dabei ging es auch um die Aussage von Kardinal Marx, die deutsche Kirche sei keine “Filiale Roms”.

Auf die Frage “In einem Gesprächsbuch über die Familie, das kürzlich in Italien und den USA veröffentlicht wurde, ermutigen Sie die Christen, den “prophetischen Mut der Märtyrer” zu wählen. Warum?” antwortet Kardinal Gerhard Müller wie folgt:

“Die Kirche ist keine philantropische Organisation. Es genügt nicht zu sagen, daß wir alle respektieren und daß wir für alle das Gute wollen. Das Evangelium als simple therapeutische Botschaft zu präsentieren, ist nicht besonders schwierig, entspricht aber nicht der Absicht Jesu.

“Selig seid ihr, wenn sie euch um meinetwillen schmähen und verfolgen und euch alles lügnerisch nachsagen”, sagt Jesus. Die ersten Apostel, die Kirchenväter, die großen Bischöfe der Kirchengeschichte sind oft gegen den Wind gesegelt. Wie könnte es für uns anders sein?”

Zu der vieldiskutierten Frage, ob die lehramtlichen Kompetenzen der Bischofskonferenzen erweitert werden sollten, erklärt der vatikanische Glaubenspräfekt klipp und klar:

“Das ist eine absolut antikatholische Idee, die die Katholizität der Kirche nicht respektiert. Die Bischofskonferenzen haben Autorität für bestimmte Gebiete, aber sie bilden kein Lehramt neben dem Lehramt, ohne den Papst und ohne die Gemeinschaft mit allen Bischöfen.”

Zudem zitiert der Interviewer den Münchner Kardinal Reinhard Marx, der unlängst erklärte, die Kirche in Deutschlands sei “keine Filiale Roms”. Auch hierzu äußert sich Kardinal Müller sehr eindeutig:

“Eine Bischofskonferenz ist kein Sonderkonzil und noch weniger ein ökumenisches Konzil. Der Präsident einer Bischofskonferenz ist nicht mehr als ein technischer Moderator, er hat mit diesem Titel keinerlei besondere lehramtliche Autorität.

Wenn man sagen hört, eine Bischofskonferenz sei keine Filiale Roms, gibt mir das die Gelegenheit, daran zu erinnern, daß die Diözesen auch keine Filialen des Sekretariates einer Bischofskonferenz sind (…).

Diese Art Haltung bringt die Gefahr mit sich, eine gewisse Polarisierung zwischen den Ortskirchen und der Weltkirche wieder zu erwecken, die seit den I. und II. Vatikanischen Konzilien überwunden waren.” (Quelle: beiboot-petri.blogspot.de/2015/03/kardinal- muller-erteilt-kardinal-marx.html)

Das “Forum Deutscher Katholiken” widerspricht entschieden dem Vorstoß des ZdK

Und so bleibt es nicht aus, daß sich auch die Laien in der römisch-katholischen Kirche streiten. Prof. Gindert *) konstatiert:

„Das Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK) hat am 9. Mai 2015 einstimmig (!) ein Dokument beschlossen, in dem die „vorbehaltlose Akzeptanz“ des Zusammenlebens gleichgeschlechtlicher Partnerschaften, die Segnung dieser Partnerschaften und die Segnung einer zweiten kirchlich nicht anerkannten Ehe gefordert werden.

Diese Forderungen des ZdK widersprechen eindeutig der Lehre und Tradition der katholischen Kirche! Das ZdK ist noch immer das von der deutschen Bischofskonferenz kirchlich anerkannte Organ der Vertretung der deutschen Katholiken. Dies ist ein Hohn für alle kirchenloyalen und lehramtstreuen deutschen Katholiken.

Sie fragen sich, was muss noch passieren, bis die Deutsche Bischofskonferenz dem ZdK das Recht zur Vertretung der deutschen Katholiken aberkennt.“ *) Prof. Dr. Hubert Gindert ist 1. Vorsitzender des Forums Deutscher Katholiken. Original: 15.5.15 „Christliches Forum“, charismatismus.wordpress.com/2015/05/15/das-forum-deutscher-katholiken-widerspricht-entschieden-dem-vorstos-des-zdk/

Schlußkommentar Peter Helmes: „Oh Herr, laß Hirn regnen – auf Gläubige und Ungläubige! Oder: Warten wir auf Pfingsten! Vielleicht bringt der Heilige Geist bessere Erkenntnisse!“

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