Mehr Christen in China: Es gibt auch noch erfreuliche Entwicklungen

Von You Xie 謝盛友 *)

You Xie
You Xie

Im Jahr 2030 möglicherweise mehr Christen in China als in den USA

In China wächst die Zahl der Christen rasant. Die Menschen sind auf der Suche nach Werten, nach Glauben, nach Zusammenhalt. Sie finden ihn vermehrt im Christentum.

Derzeit gibt es in der Volksrepublik China nach offiziellen Angaben etwa 19 Millionen Christen, das wären 1,4 % der Bevölkerung; Verschiedene Autoren schätzen, dass es rund 30 Millionen oder bis zu 80 Millionen sind, das wären 2,2 % bis 5,9 % der Bevölkerung. In China haben europäische Missionare zwei Jahrhunderte mit wenig Erfolg versucht zu missionieren. Nachdem die europäischen Missionare in den 1950er Jahren des Landes verwiesen wurden und nachdem während der Kulturrevolution das religiöse Leben streng verboten war, hat das Christentum in den letzten dreißig Jahren ohne wesentliche ausländische Unterstützung einen massiven Aufschwung genommen. Inzwischen hat China eine der größten christlichen Gemeinden mit weiterem stabilem Wachstum.

Grundsteinleger der China-Mission: Matteo Ricci 利瑪竇 , ein Schüler von Christophorus Clavius **).

Ricci war ein italienischer Priester und Angehöriger des Jesuitenordens, dessen missionarische Tätigkeit in China während der Ming-Dynastie den Beginn der Verbreitung des Christentums in China einläutete. Er wird als einer der größten Missionare Chinas angesehen und gilt als Begründer der neuzeitlichen Chinamission.

Ricci sollte dennoch, trotz seiner großen Verdienste und seines tadellosen Rufes, den Kaiser nie persönlich kennenlernen. Dieser gewährte ihm nach seinem Tod – im Jahre 1610 – jedoch die Ehre einer Grabstätte in Peking, in der seine Überreste bis heute ruhen.

Da Ricci fließend Chinesisch sprach, gelang es ihm in Peking, einige hohe Beamte der staatlichen und militärischen Verwaltung zum Christentum zu bekehren. So nannte sich z. B. ein Minister namens Xu Guangqi 徐光启 fortan Paul Su. Seine Konvertiten unterstützten ihn besonders bei seiner kartographischen und übersetzerischen Arbeit, vor allem durch ihre Beiträge aus der Mathematik und der euklidischen Geometrie. Matteo Ricci bekehrte nur wenige Menschen zum christlichen Glauben; 1584 gab es in China drei Christen, bei Riccis Tod zählte sein Orden in Peking vier Missionsstationen und eine Gemeinde mit etwa 2.500 Mitgliedern.

Zum 400-Jahr-Gedenken seines Todestages gab es 2010 zahlreiche Publikationen sowie Symposien und Ausstellungen über sein Leben und Werk.

**) „Christohorus Clavius“ (* 25. März 1538 möglicherweise als Christoph Clau oder Schlüssel, in oder bei Bamberg; † 6. Februar 1612 in Rom) war Mathematiker und Jesuitenpater am Collegio Romano. Von seinen Zeitgenossen „Euklid des 16. Jahrhunderts“ genannt, wurde er vor allem durch die unter seiner fachlichen Leitung durchgeführte Kalenderreform zum Gregorianischen Kalender berühmt, die 1582 mit der Bulle Inter gravissimas von Papst Gregor XIII. verfügt wurde. Clavius setzte dabei einen Reformentwurf von Aloisius Lilius um, der bereits 1576 verstorben war. Christoph Schlüssel (sein deutscher Name) kam aus Bamberg und übersetzte seinen Familiennamen nach alter Gelehrtensitte ins Lateinische, so dass er sich Clavius nannte.

Im Jahre 1555 trat er dem Jesuitenorden bei und erhielt dort seine Ausbildung. Sicherlich angezogen durch den Ruf von Pedro da Fonseca, der auch als der „portugiesische Aristoteles“ bezeichnet wurde, kam Clavius an die Universität Coimbra in Portugal. Später studierte er Theologie am Collegio Romano in Rom und lehrte danach dort zeit seines Lebens Mathematik. Clavius verfasste mehrere Mathematikbücher und trug so zur Verbreitung der Mathematik bei. Ein verbreiteter Kommentar zu Euklid (1574) und zum wichtigsten astronomischen Lehrbuch des Spätmittelalters, der Sphaera des Johannes de Sacrobosco, stammt von ihm. 1608 verfasste er ein Lehrbuch der Algebra. Seine Werke wurden wiederholt auch nach seinem Tod in Wiederauflagen herausgegeben, seine kommentierte Übersetzung von Euklids Elementen bis ins Jahr 1717.

Er war Begründer der wissenschaftlichen Arbeit an der Vatikanischen Sternwarte und entwarf auch astronomische Instrumente wie Sonnenuhren. Hierzu beschrieb Clavius in seiner Fabrica et usus instrumenti ad horologiorum descriptionem peropportuna von 1586 ein Lineal, um die Linien auf den Sonnenuhren anzureißen. Clavius und seine Schüler am Collegio Romano unterhielten kollegial-freundschaftliche Beziehungen zu Galileo Galilei und korrespondierten mit ihm über neue Entdeckungen mit dem Fernrohr; die Phasengestalt der Venus entdeckten die römischen Jesuiten unabhängig von Galilei und vielleicht sogar vor ihm. Aus der Schule von Clavius ging auch der erste Chinamissionar der Jesuiten, Matteo Ricci, hervor. (Quelle: Wikipedia)

*) You Xie ist ein bedeutender chinesischer Schriftsteller. Er kam vor rund 25 Jahren nach Deutschland, um hier Deutsch zu studieren. Die chinesischen Behörden verweigern ihm seitdem wegen seiner regimekritischen Artikel die Wiedereinreise. Er lebt in Bamberg, betreibt dort einen China-Imbiß, ist weiterhin schriftstellerisch tätig und CSU-Stadtrat zu Bamberg. You Xie ist Kolumnist bei conservo.

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