Der Grünen Angst vor der schwindenden Klimaangst

Von Wolfgang Thüne *)

Dr. Wolfgang Thüne
Dr. Wolfgang Thüne

In der Zeitspanne vom 1. Juli 1957 bis zum 31. Dezember 1958 fand auf Veranlassung der UNO ein Internationales Geophysikalisches Jahr (IGJ) statt. 67 Nationen waren beteiligt, aber das mediale Interesse war nur sehr gering. Großes Aufsehen erregte die UdSSR am 4. Oktober 1957 mit dem Start von Sputnik 1. Am 3. November 1957 folgte Sputnik 2 mit der Hündin Laika an Bord. Der USA gelang dann erst am 31. Januar 1958 der Sprung ins Weltall mit Explorer 1.

Im „Windschatten“ der Satellitenstarts wurde Forschung auf allen Gebieten der Geophysik betrieben, so auch in der Glaziologie, der Meteorologie und der Geophysik. Der Beitrag der USA zum IGJ war der Beginn von CO2-Messungen auf dem Vulkankegel des Mauna Loa auf Hawaii in knapp 20 Grad nördlicher Breite und 155 Grad West. Charles David Keeling startete unter Leitung von Roger Revelle seine „Keeling-Kurve“, die als ansteigende Mauna-Loa-CO2-Kurve zig-1000-fach in den Medien wiedergegeben wurde. Charles D. Keeling wollte Belege sammeln für die damals hypothetische Vermutung einer menschengemachten globalen Erwärmung. Sie wurde erstmals 1972 vom ‚Club of Rome’ in seinem Bericht „Die Grenzen des Wachstums“ weltberühmt. Das Handeln der Weltpolitik orientiert sich an ihr.

Die Behauptung von Revelle und Keeling, dass der CO2-Gehalt der Luft maßgeblich das Ausmaß der globalen Erwärmung bestimme, wurde als Hypothese, die überprüft werden müsse, zur Diskussion gestellt. Eine Hypothese ist in der Wissenschaft eine von Widersprüchen freie, aber noch unbewiesene Annahme. Warum hat man nicht zuerst den Einfluss von CO2 auf das Wetter und die Temperaturen untersucht. Da bereits 1941 an der Agrarmeteorologischen Forschungsstelle in Gießen eindeutig nachgewiesen wurde, dass keinerlei signifikante Korrelation zwischen dem Wetter, seinen Elementen und dem CO2 besteht, muss der Tatverdacht von Revelle und Keeling als „abenteuerliche Hypothese“ gewertet werden.

Dies beweist eindeutig der sägezahnförmige Verlauf der „Keeling-Kurve“ mit einem Maximum Ende des Winters und einem Minimum zu Beginn des Herbstes. Dieser ist auf den Einfluss der Vegetation auf der Nordhalbkugel zurückzuführen und dem Prozess der CO2-Assimilation durch die grünen Pflanzen. Es besteht mithin weder eine Korrelation geschweige denn eine Kausalität zwischen dem Jahresgang von Temperatur und CO2-Gehalt. Diese musste erst künstlich konstruiert werden, indem man den Tages- wie die Jahresgänge der Messwerte eliminierte und Jahresmittelwerte des CO2 von Mauna Loa und eine konstruierte „Globaltemperatur“ korrelierte. Auch das ergab keine Kausalbeziehung, aber immer mal wieder Scheinparallelitäten, die bei Politik und Weltöffentlichkeit den Eindruck erweckten, es gäbe eine Wechselwirkung. Kann man dies als Betrug bezeichnen? Das CO2 war als „Klimakiller“ vorverurteilt. Es galt nur noch entsprechende Scheinbeweise zu konstruieren.

Man gab dann dem CO2-Molekül eine fiktive „Strahlungskraft“ (radiative forcing) und fütterte damit die Computer, die nach Wunsch und politischem Bedürfnis verschiedene Erwärmungsszenarien ausrechneten. Diese Mogelei ging in den Anfangsjahrzehnten auf, doch vor knapp 20 Jahren legte die Natur eine „Klimapause“ ein, denn trotz exorbitant gestiegener CO2-Werte stagniert bzw. sinkt die „Globaltemperatur“. Ansonsten schien diese neue Ideologie einer Wunschwelt im „Wetter- und Klimagleichgewicht“, das von den bösen Industrienationen gestört werde, auf fruchtbaren Boden zu fallen.

Um diese günstige Situation weltpolitisch zu nutzen, -inzwischen war die „Globalisierung“ als neuer Global-Stern am „Polithimmel“ aufgegangen-, veranstalteten die Vereinten Nationen über die Weltorganisation für Meteorologie“ (WMO) in Genf 1979 eine erste Weltklimakonferenz. Im Januar 1980 wurde in Karlsruhe die neue Partei „Die Grünen“ aus der Taufe gehoben. In ihrem gesamten Parteiprogramm war von „Klima“ wie „Klimaschutz“ oder „Klimakatastrophe“ oder dem „CO2-Treibhauseffekt“ mit keinem Wort die Rede.

Umso rascher reagierten die „Grünen“ im August 1986, als der SPIEGEL eine gigantische Story lostrat und vor allem den Meeresspiegelanstieg dramatisierte und den Kölner Dom in den Nordseefluten untergehen ließ. Dem Artikel war im Januar 1986 eine „Warnung vor der drohenden Klimakatastrophe“ durch die Deutsche Physikalische Gesellschaft e. V. voran gegangen. Jetzt wurden die Grünen hellwach und witterten ihre große Chance und deklarierten sich zum „Klimaschutz-Vorreiter“ unter dem Jubel der Medien. Sie beantragten 1987 im Deutschen Bundestag die Einsetzung einer Enquete-Kommission. Seither gelten die Grünen als Wahrer und Schützer des „Klimas“ und sonnen sich in diesem „Ruhm“, dessen Saat 1957 von den USA ausgestreut wurde.

Nach jahrelanger Propaganda hat sich der Glaube an die vom Menschen gemachte Erwärmung mehrheitlich durchgesetzt und es gibt Konkurrenz bei der Frage, wer der erlösende „Klimagott“ denn nun ist und wer dem „Klimafrieden“ am besten gedient hat. Im Gespräch sind Al Gore und das IPCC (Weltklimarat), die 2007 mit dem Friedennobelpreis ausgezeichnet wurden, aber auch als „Klimagöttin“ Angela Merkel. Alle politischen Parteien wetteifern im Tanz um das goldene Klimakalb, doch die Grünen stehen im Schatten. Das lässt sie nicht ruhen, insbesondere nicht so kurz vor dem alles entscheidenden Weltklimagipfel Ende des Jahres in Paris.

In dieser desolaten Lage muss man sich publizistisch in Szene setzen und das gelingt den Grünen über ihre Medienmacht vorzüglich. Man bestellt Gutachten bei willfährigen Gutachtern und ganz schnell kann man sich als „Weltretter“ in Szene setzen mit Szenarios, die absolut unsinnig sind. Man geht nach bewährtem Muster vor: Über das künftige Klima zu fabulieren, zu spekulieren, Sensationen zu produzieren und Ängste zu schüren, ist ein tolles Tummelfeld für naive Gutmenschen wie Weltverbesserer. Hier kann jeder als „Experte“ glänzen und seinen unmaßgeblichen Senf dazu geben.

Also gibt die Grünen-Bundestagsfraktion bei ihrer grünen Heinrich-Böll-Stiftung eine Studie in Auftrag, deren Autorin Politikwissenschaftlerin und Journalistin ist, aber vom Fach keine Ahnung hat. Das Ergebnis ist ein Sammelsurium hinlänglich bekannter Horrorszenarien, das dann geschickt propagandistisch als Sensation vermarktet und unters Volk gebracht wird. Wir haben künftig mehr Sommer, mehr Winter, mehr Hitze und Dürre, mehr Kälte und Nässe, weniger Schnee und mehr Hochwasser. Wie einfallslos, alte Schlagzeilen einfach abzuschreiben und als neues Horrorszenario zu präsentieren. Doch alles war, ist und bleibt Spekulation, denn die große Unbekannte ist das Wetter, sein konkretes Verhalten. Keinen Menschen interessiert, was ‚post mortem’ im Jahr 2050 oder 2100 sein wird. Wir möchten gerne von der Wissenschaft wissen, wie der Wetter- und Witterungsablauf im kommenden Jahr 2016 sein wird. Doch darüber wird kunstvoll hinweggeschwiegen, wird nichts gesagt. Warum? Weil es niemand weiß.

Wir kennen den Gang der Gestirne am Himmel, wissen um den Beginn der Jahreszeiten. Wir wissen aber nicht, warum bei diesem präzisen Gang der Erdbahnbewegungen um die Sonne mit seinen berechenbaren, weil vom Breitengrad abhängigen Bestrahlungsstärken der Sonne und bei bekannten wechselnden Tageslängen, dennoch das Wetter Jahr für Jahr einen anderen Verlauf nimmt. Seit über 100 Jahren gibt es Wetterkarten, aber noch nie gab es eine Wiederholung. Dies ist auch nicht zu erwarten bei einer Natur, die es fertig bringt, eine unendliche Vielzahl an Fingerabdrücken oder Schnee-Kristallen zu schaffen. Nichts ist gleich in der Natur und nichts ist im Gleichgewicht, wie schon Heraklit formulierte: „Alles fließt!“

„Klima“ hat nichts mit Glaube oder Unglaube zu tun. Der „Klimawandel“ ist eine naturgegebene Tatsache, ein Produkt der „Schöpfung“ mit der Sonne als Zentralgestirn und den Bahnbewegungen der Erde. „Klima“ kommt aus dem griechischen Wort „klinein“, bedeutet „Neigung“ und findet sich in den lateinischen Begriffen wie Inklination und Deklination. Wer unregelmäßige lateinische Verben deklinieren musste, der weiß um die Tücken. Beim Eingang ins Deutsche wurde das „n“ in ein „m“ verwandelt, so dass bei vielen Menschen die Herkunft des Wortes Klima unbekannt ist. Solange sich die Erde dreht und die Sonne umkreist, ändert sich unaufhörlich der Neigungswinkel der Sonnenstrahlen mit der Tages- und Jahreszeit auf jedem Punkt der Erdoberfläche, herrscht „Klimawandel“. Wer will diesem Wandel Einhalt gebieten? Doch welches Wetter aus dem „Klima“ und seinem Wandel resultiert, das weiß kein Mensch. Auch das vom Wetter abgeleitete „Klima“ ist nicht ein autonomer Naturvorgang, sondern ein vom Wetter abhängiges statistisches Konstrukt. Deswegen gibt eine so große Vielzahl an Klimazonen. Zudem macht das Wetter, was es will und das ist auch gut so! Es hat seine eigene „Klimagerechtigkeit.“

Kaum hatte die Grünen-Fraktion diesen Flop gelandet, da kam der nächste. Am 25. August 2015 meldete die Mainzer Allgemeine Zeitung auf Seite 1: „Zahl der Hitzetoten steigt dramatisch – Klimawandel – Grüne fordern Gegenmahnahmen“! Die Grünen-Bundestagsfraktion hatte die Regierung gefragt, wie es um die Häufigkeit und Dauer von Hitzewellen bis zum Ende des 21. Jahrhunderts bestellt sei. Unter Berufung auf Spekulationen des Deutschen Wetterdienstes (DWD) hat das Bundesgesundheitsministerium geantwortet, dass „mit Zunahme der thermischen Belastung auch eine Zunahme der Sterblichkeit zu befürchten sei“. Die Grünen-Gesundheitsexpertin Kordula Schulz-Asche forderte daraufhin: „Wir brauchen ein stärkeres klimabezogenes Engagement in der Gesundheits-forschung sowie zielgruppenspezifische Aufklärungskampagnen über die zu erwartenden Gesundheitsgefahren.“

Auf banal-spekulative Fragen erfolgen ebenso nichtssagende Antworten. So läuft das politische Tagesgeschäft, im geistigen Leerlauf! Ob damit der Fraktion der Grünen gedient ist? Solche Aktivitäten dienen eher dazu, bei den Bürgern Langeweile zu erzeugen und die künstlich gesteuerten Klimaängste zu entschärfen. Und der DWD in Offenbach sollte sich wieder mehr auf seine staatliche Daseinsaufgabe konzentrieren und qualifizierte Wettervorhersagen machen.

*) Wolfgang Thüne (www.derwettermann.de) ist Diplom-Meteorologe und Dr. phil. Er war 16 Jahre lang „Wetterfrosch“ des ZDF.

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26.08.2015

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