Der Fall Böhmermann: Deutschland – eine Provinz der Türkei?

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Jan Böhmermann
Jan Böhmermann

Von Peter Helmes

Wetten, daß…?                                                                                                                      Böhmermann läßt uns offenbar keine Ruhe. Diese Aufmerksamkeit hat der Mann nicht verdient – und wir haben seine Beleidigungen nicht verdient. Jetzt könnte man eigentlich „Basta!“ sagen, geht aber nicht, weil der Weltendichter Böhmermann eben keine Satire verfaßt hat, sondern eine handfeste, ordinäre Beleidigung.

Daß sich alle um die Meinungsfreiheit besorgten Bürger nun erschreckt äußern und sich hinter den Barden scharen, ist zwar verständlich, aber nicht sachgerecht. Die Lösung wäre viel einfacher gewesen, hätten die an der Geschichte Beteiligten nicht einen solchen Holzkopp. Ich meine jetzt nicht den Mann mit dem Wahn, sondern den Böhmer-Mann und die Frau Merkel.

Böhmermann hätte sich entschuldigen müssen, und Merkel hätte keine Zustimmung zur gerichtlichen Aufarbeitung erteilen sollen. Aus die Maus! (Wenn´s denn so einfach wäre!) So aber kommen alle – inklusive Erdogan – nur noch lädiert aus der Chose. Erdogan sowieso, Merkel wegen fehlenden Instinkts und Böhmermann wegen fehlender Kinderstube. Und das geschraubte „Ich wollte mal testen, wie weit Satire möglich ist“, ist schlicht naiv, infantil, aber die politisch korrekte Schickeria fällt drauf rein.

Ein Blick über den Ärmelkanal zeigt, wie es lockerer hätte gehen können:

England: Preis für bösestes Erdogan-Gedicht                                                              Von L. S. Gabriel *)                                                                                                                            Die Briten können, glaubt man einem Klischee, vielleicht nicht kochen, aber in Sachen schwarzer oder böser Humor kann ihnen kaum jemand das Wasser reichen. Im Zuge der unseligen deutschen „Böhmermann-Affäre“ mischt sich nun ein konservatives, britisches Wochenblatt in die Debatte um Zensur und Meinungsfreiheit ein und schreibt einen Wettbewerb aus. Niemanden habe es überrascht, daß der türkische Präsident Erdogan gegen Jan Böhmermann und sein Schmähgedicht vorgehen würde, aber viele seien davon ausgegangen, daß innerhalb Europas keine Majestätsbeleidigungsgesetze angewandt würden, zumindest nicht, bis es David Cameron gelungen sei, die Türkei in die EU zu bringen, schreibt Douglas Murray zynisch im „The Spectator“. Eine Strafverfolgung überhaupt nur in Betracht zu ziehen und Merkels Entscheidung, diese zu genehmigen, zeige, daß Deutschland nicht mehr sei als eine Provinz der Türkei.

Der als islamkritisch bekannte Murray schreibt, er sei ein freier britischer Bürger und wolle nicht unter den Blasphemiegesetzen solcher Despoten leben. Deshalb lädt das Magazin nun dazu ein, an einem großen Gedichtwettbewerb im Zusammenhang teilzunehmen. Das böseste Erdogan-Gedicht wird am 23. Juni im „The Spectator“ veröffentlicht. Ursprünglich hatte das Magazin dafür keinen Preis ausgeschrieben, aber ein Leser bietet nun für den Erhalt der Meinungsfreiheit 1.000 Pfund für das beste Werk.

Auch hier gilt wohl, es mag sein, daß manches geschmacklos ist, aber nichts schmeckt so bitter wie Unterdrückung und Tyrannei. (* http://www.pi-news.net/2016/04/england-preis-fuer-boesestes-erdogan-gedicht/)

Nachtrag P. H. zur Spott- und Wettlust der Briten:                                                Wetten wir, daß die Briten viel bissigere, aber elegantere Spottgedichte über Erdogan verfassen können als der Böhmermannsche Auswurf – und daß dann der Wahn-Präsident in den fliegenden Teppich beißen wird vor ohnmächtiger Wut. So geht nämlich Satire – ganz ohne Fäkal-Ejakulat! Wetten, daß…?

www.conservo.wordpress.com                                                                                                  21. April 2016

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