Was kümmert mich das Geschwätz von heute

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Von Thomas Böhm

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Der deutsche Journalismus ist in einem katastrophalen Zustand und wird wohl in absehbarer Zeit elendig untergehen. Die Zeiten, in denen die Medien mit kritischem Abstand das Geschehen der Politik begleitet und wenn es sein musste, mit fundierten Analysen auseinander genommen haben, sind längst vorbei. Heute schaffen es die geistig überforderten Redakteure gerade noch, Agenturmeldungen ins Blatt zu heben und der Regierung ihre Seiten als Plattform für selten dämliches Geschwätz zur Verfügung zu stellen.

Wie immer beim Marsch in den Untergang ganz vorne mit dabei: Der Spiegel – ein beliebter Treffpunkt für die Totengräber des deutschen Journalismus. Hier durften wir folgendes lesen:

Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hält Sorgen vor einer Abschaffung des Bargelds in Deutschland für grundlos. Entsprechende Interpretationen seien ziemlicher Unsinn, sagte Schäuble in Berlin vor dem Verein der Auslandspresse. „Ich finde, wir sollten uns in diese Aufregungsspirale nicht hineinbegeben.“

Hintergrund ist der Beschluss der Europäischen Zentralbank (EZB), den 500-Euro-Schein allmählich aus dem Verkehr zu ziehen. Die noch in Umlauf befindlichen Fünfhunderter behalten aber ihren Wert und bleiben Zahlungsmittel. Ziel sei es, Terrorfinanzierung und Geldwäsche besser zu bekämpfen, so die EZB. Aus diesem Grund wird auch darüber diskutiert, Bargeldgeschäfte in Deutschland auf maximal 5000 Euro zu begrenzen.

„In Kontinentaleuropa kenne ich niemanden, der die Absicht hat, Bargeld abzuschaffen„, sagte Schäuble. Er kenne aber sehr viele, die wie er der Meinung seien, dass Geldwäsche, Steuerhinterziehung und Terrorfinanzierung erfolgreicher bekämpft werden müssten als bisher.

Es gebe nur eine ganz kleine Zahl von Ländern, die Banknoten mit einem höheren Wert als 500 Euro hätten. Er selbst habe auch zu denen gehört, die bis vor wenigen Monaten noch nie einen 500-Euro-Schein gesehen hätten, so Schäuble. (http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/wolfgang-schaeuble-niemand-will-bargeld-abschaffen-a-1094360.html)

Eine Agenturmeldung, die man auseinanderpflücken müsste, denn diese Aussage hat eine historische Dimension und entlarvt Herrn Schäuble als Sprachrohr der Kanzlerin, die anscheinend die wichtigsten Dinge aus ihrer Zeit als Agitatorin in der DDR unbeschadet hinüberretten konnte.

Wir erinnern uns: „Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!“

Diesen Satz sagt DDR-Staats- und Parteichef Walter Ulbricht am 15. Juni 1961 in einer Pressekonferenz. Zwei Monate später ist die Berliner Mauer gebaut – und Ulbricht steht als einer der größten Lügner der Geschichte da. Was Ulbricht zu dem Satz verleitet hat, weiß bis heute niemand. (https://www.bundesregierung.de/Content/DE/StatischeSeiten/Breg/Deutsche_Einheit/mauerbau/ulbricht-berliner-mauer.html)

Das muss man sich mal vorstellen! Diese Aussage finden wir auf der Seite der Bundesregierung und muss von Schäuble direkt herunterkopiert worden sein. Jedem mit klarem Verstand fällt sofort auf, dass sich die damalige Regierung der DDR von der jetzigen Regierung in Deutschland nicht mal mehr sprachlich unterscheidet!

Auch Thomas de Maizière scheint so ein Dummschwätzer zu sein, der sich ungehindert in den deutschen Medien ausbreiten darf:

De Maizière fordert „Vermummungsverbot“ im Netz Die zunehmende Gewaltbereitschaft in der Gesellschaft macht Innenminister Thomas de Maizière große Sorgen. Als Gegenmaßnahme will er Hasskommentare im Internet mit einer neuen Taktik bekämpfen…

 

In der Debatte über anonyme Hasskommentare im Internet brachte de Maizière eine Art Vermummungsverbot ins Gespräch. „Wir haben für Demonstrationen das Vermummungsverbot eingeführt“, sagte der CDU-Politiker. „Es ist keine Schande, für ein öffentliches Anliegen mit seinem Gesicht friedlich zu demonstrieren. Die Vermummung ist im Internet genauso falsch wie bei einer öffentlichen Demonstration. Das Bekenntnis zum Namen ist richtig und führt zur Mäßigung im Umgang mit der Sprache.“ (http://www.welt.de/politik/deutschland/article155771130/De-Maiziere-fordert-Vermummungsverbot-im-Netz.html)

Auch hier wieder: Keine Nachfrage, keine Kritik, es wird alles nur noch brav abgeschrieben, was von der Regierung hinausposaunt wird. Dabei offenbart sich der Innenminister als jemand, der nicht mehr weiß, was auf Deutschlands Straßen passiert, oder es einfach nicht mehr wissen will:

Vermummte Demonstranten haben sich vor dem Kulturzentrum „Rote Flora“ im Schanzenviertel in Hamburg verschanzt. Bei der Straßenschlacht mit der Polizei gab es Dutzende Verletzte… (http://www.onetz.de/deutschland-und-die-welt-r/politik-de-welt/vermummte-demonstranten-haben-sich-vor-dem-kulturzentrum-rote-flora-im-schanzenviertel-in-hamburg-verschanzt-bei-der-strassenschlacht-mit-der-polizei-gab-es-dutzende-verletzte-biild-dpa-m132396,797914.html)

Am Brenner-Pass haben sich Polizisten Auseinandersetzungen mit Vermummten geliefert, zwei Beamte wurden verletzt. Ein Polizeiwagen wurde in Brand gesetzt, mehrere Demonstranten wurden festgenommen… (http://www.n24.de/n24/Nachrichten/Politik/d/8487122/demonstration-eskaliert—vermummte-attackieren-polizei.html)

Hier hätte man doch fragen sollen, ob dieses Vermummungsverbot, wie fast alles, was die Regierung beschließt, nur für den politischen Gegner gelten soll, denn linke Demonstranten dürfen anscheinend weiterhin ungehindert ihre öffentliche Anliegen gesichtslos und gewalttätig zum Ausdruck bringen.

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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo
http://www.conservo.wordpress.com   29. Mai 2016
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