Ich wollt, ich wär strenggläubig

(www.conservo.wordpress.com)

Eine interreligiöse Satire von Thomas Böhm

Thomas Böhm
Thomas Böhm

Wenn ich ganz ehrlich bin, muss ich zugeben, dass ich auf all die Strenggläubigen, die mich umschwirren, neidisch bin, ja allzu gerne mit ihnen tauschen würde, wenn sie im heidnischen Deutschland nicht so ein schlechtes Image hätten.

Ach, was wäre das herrlich, einfach in ein fremdes Land einzumarschieren, mit Sack und Pack, Frau und Großfamilie, an den Sozialtöpfen der ungläubigen Deppen zu schlabbern und das alles ohne eine neue Sprache lernen zu müssen, eine Ausbildung zu machen oder gar einen Beruf auszuüben.

Jeden Tag wäre Weihnachten oder so ähnlich, weil mir jeder Wunsch, von den Lippen abgelesen, jede Forderung erfüllt und vor mir der rote Teppich entrollt würde.

Ich könnte mich endlich richtig austoben, müsste meine aufgestaute Wut auf irgendetwas oder irgendjemanden nicht länger runterwürgen oder bei irgendwelchen Therapiesitzungen vor teuren Psychiatern ausspucken. Ich könnte fluchen, pöbeln, hetzen, treten, schlagen und stechen, wie es mir beliebt und die Schuld auf den da oben schieben.

Ich dürfte lügen und betrügen, schummeln und tricksen, ohne ein schlechtes Gewissen zu bekommen, da ich mich – zumindest im Feindesland – auf meine religiös-kulturellen Gepflogenheiten berufen kann.

Und wenn es im Job-Center mal wieder etwas länger dauert und die ungläubige Tante an der Kasse mit der Kohle nicht rausrücken will, könnte ich mich locker vom Hocker blitzradikalisieren, mich irgendeiner ausländischen Armee anschließen, später wiederkommen und das Job-Center mitsamt den Angestellten in die Luft sprengen, bis Geld vom Himmel regnet.

Ich könnte ohne weiteres einer jungen, knackigen, blonden Blöd-Braut an den Hintern grabschen, ohne Konsequenzen befürchten zu müssen, und gleichzeitig mein Weib zu Hause oder unter wallenden blickdichten Tüchern vor den gierigen Blicken anderer Männer verstecken. Ja ich könnte sogar gleich mehrere Weiber mein eigen nennen und entsprechend dafür vom Staat der Ungläubigen finanziell belohnt werden.

Ich könnte meine Alte so oft und wann ich will beglücken, ihr hässliches Gesicht ins Kopfkissen drücken und an Heidi Klum denken. Gleichzeitig – und das ist das wirklich Nachhaltige dabei – so viele Kinder zeugen, wie es mir beliebt, weil Kinderreichtum in Deutschland gut bezahlt wird, wie der Name schon sagt.

Ich müsste nicht mehr lange grübeln, mir über unerklärbare Dinge Gedanken machen, komplizierte Bücher und Anleitungen zum Leben durchlesen. Ich würde mit einem einzigen Buch auskommen, das mich mein ganzes Leben lang begleitet und führt, so dass ich nie vom rechten Wege abkommen kann.

Ich müsste mir auch keine krummen Dinger, wie zum Beispiel diese ganze Genderkacke, ausdenken, um die freie Zeit zu verschwenden, ich würde einfach viermal am Tag in eines der vielen Gotteshäuser gehen und beten. Das ist günstig, gemütlich, man trifft immer genügend Gleichgesinnte und kann unbehelligt finstere Pläne schmieden, während man sich die Füße wäscht, oder den Kopf waschen lässt.

Das Geilste aber wäre: Falls ich mal genug von meinem irdischen Dasein habe, genügt ein Knopfdruck, und 72 Jungfrauen oder Lustknaben würden mich ins Himmelbett tragen.

Das Allgeilste aber wäre: Ich würde mich endlich aus meiner Trinksucht befreien und könnte mich dem Opium hingeben.

So wahr mir Gott helfe, oder so ähnlich. Inshallah!

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*) Der Berufsjournalist Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes „Journalistenwatch“ und ständiger Kolumnist bei conservo http://www.conservo.wordpress.com   6. August 2016
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