Von der Lügenpresse zu Lügenwissenschaft

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Nikolaus Fest hat sich in einem bemerkenswerten Artikel mit den unverarbeitet anmutenden Ansichten der für die „Bildungswelten“ zuständigen Meinungsspalterin von der FAZ, Frau Heike Schmoll, prägnant auseinandergesetzt. Es lohnt sich, beide Texte zu lesen. In ihrem Feuilletonbeitrag „Unterwegs zur Lügenwissenschaft“ hatte Frau Schmoll einleitend geschrieben:

„Gegen den grassierenden Populismus hilft wissenschaftliche Aufklärung. Doch statt Irrationalität mit Sachverstand abzuwehren, dünnt die EU die Sozialwissenschaften weiter aus.“

Frau Schmock von der FAZ mischt da zwei Dinge zusammen, die zusammenpassen wie Labskaus und österreichische Küche. Der erfolgreich „grassierende Populismus“ lässt ihr wohl keine Ruhe, sodass sie mit Verweis auf die EU-Maßgaben verquere Relationen konstruieren muss. Nikolaus Fest bringt es in seiner Replik auf den Punkt, wovon Frau Schmoll überzeugt ist:

„Weniger Soziologie, Politik- und Erziehungswissenschaften bedeutet mehr Doofe, mehr politisch Verirrte und mehr Ratten, die den Fängern hinterherlaufen.“

Um welchen „Sachverstand“ es sich dabei handelt, auf den sich Frau Schmoll berufen möchte, ist jedem gebildeten, kritischen, nicht dem „Zeitgeistigen“ anhängenden Beobachter der jüngsten Geschichte klar. Nahezu alle Disziplinen der sog. Sozial- und manche Humanwissenschaften sind vom (neomarxistischen) Geist der Frankfurter Schule durchdrungen. (Quelle:  https://blog.llz.uni-halle.de/)

Neben dem zum Scheitern verurteilten Großexperiment des „real existierenden Sozialismus“ begann man mit öffentlicher Förderung, ausgehend von den Universitäten und nicht wenigen Redaktionsstuben, neue sozialistische Konzepte für abermalige Menschenexperimente zu entwickeln und diese mittels korrumpierter Politiker schließlich in die Tat umzusetzen. N. Fest weist auf die spezifische, von derart Wissenschaft ausgehende Fährte hin:

„Nichts hat der Bundesrepublik in den letzten 40 Jahren mehr Schaden zugefügt als der exzessive Ausbau dieser Forschungsfelder, die sich zwar Wissenschaften nennen, bis heute aber keine einzige Erkenntnis liefern konnten, die nicht von Teilen der eigenen Fachrichtung bestritten würde; selbst über die Erkenntniswege herrscht seit Jahren Streit. … all die Pädagogen, Psychologen, Soziologen, Gesellschaftsstatistiker und Erziehungswissenschaftler, die an Universitäten, in Stiftungen, Gewerkschaften, den Stabsstellen von EU wie Bundestag und in vielen Think Tanks arbeiten, würden ebenfalls nicht im Raum der Unverbindlichkeit leben. Auch sie wollten ihr Wissen – oder das, was sie dafür hielten – einmal ausprobieren, und wie die Atomwissenschaftler natürlich im besten Glauben. Die Gesellschaft sollte verbessert werden, nämlich gerechter, sozialer, gleicher, friedlicher. So begann das Experiment des Gesellschaftsumbaus.“

Im Blick auf die Absichten der EU hinsichtlich künftiger Fördergelder für die wissenschaftliche Forschung, meint Frau Schmoll den Untergang der abendländischen freien Wissenschaften auszumachen. Sie legt dabei ihre Finger durchaus in schwärende Wunden des Wissenschaftsbetriebs. Der „Bologna-Prozess“, die dazu gehörenden Studienreformen haben nicht nur die Freiheit der Lehre an den Universitäten beschädigt. In der heutigen Wissenschaft herrscht die „Diktatur der Geschäftigkeit und Käuflichkeit des Geistes“ (Konrad Paul Liessmann):

„Universitäten werden durch die Perspektive der Unternehmungsberatung kaputtgemacht“. Mit Impact-Faktoren, Publikationslisten, Zitationsindizes, Drittmittelsummen, Forschungsreisen, Gastprofessuren, Projektanträgen soll Wissenschaft messbar gemacht werden. Dem eigentlichen Motor der Wissenschaften, der Neugier, dem Streben nach Wahrheit und der Verpflichtung auf unbestechliche Vernünftigkeit und intellektuelle Redlichkeit ist dies … nicht dienlich“

Liessmann weist als Beispiel u.a. auf den Vorgang hin, wie sich die UBS mit ihrer Spende von 100 Millionen Schweizer Franken die Universität Zürich hörig machte.

Dass es nicht sein kann, nur noch „real solutions for real problems“ zu fördern, immer abhängig von Vorgaben einer prävalent ideologisierten Politik und einer dominierenden Ökonomie, ist Frau Schmoll gewahr. Hätte sie sich auf diese Problematik beschränkt, man würde ihren Beitrag durchaus ernst nehmen. Nein, sie liefert wieder nur ein Beispiel ab für diese widerlich schmierige Beziehung der Mainstreammedien („Lügenpresse“) zu den fragwürdigen Sujets links-ideologisierter Gesellschaftswissenschaften („Lügenwissenschaften“) und bezieht undifferenziert ihr missfallende Vorgänge gegenwärtiger Politik („grassierender Populismus“) mit ein.

In einem aktuellen Artikel behandelt Michael Klein auf seinem Blog „Scienefiles“ dieses Phänomen, das Frau Schmock, die Redakteurin des Feuilletons glaubt so vehement verteidigen zu müssen. Weil sie selbst betroffen ist, von dem „Schwaetzer-Wasserkopf“, den M. Klein als „Krankheit moderner Gesellschaften“ identifiziert:

„Wohl kein Bereich moderner Gesellschaften ist derart schnell und stark gewachsen, wie der Teil derer, die von anderen leben und selbst keinen erkennbaren Beitrag zum gesellschaftlichen Wohlstand leisten. Allein die Berufe, deren Mitglieder Geld erhalten, damit sie Papier produzieren, in dem sie Verhaltensweisen Dritter anprangern oder für verbesserungswürdig befinden, Papier, das in spätestens zwei Jahren vergessen ist, sind Legion. Die Pädagogisierung der Gesellschaft hat dazu geführt, dass Bürgererziehung zur neuen Modebetätigung derer geworden ist, die gerne ohne körperliche und sinnvolle Arbeit durchs Leben gelangen wollen, die lieber bejammern, dass Frauen nicht in MINT-Fächern vertreten sind, als dass sie selbst ein MINT-Fach erlernen würden, die lieber beklagen, dass andere so rassistisch sind, als dass sie ein Werkzeug in die Hand nehmen würden, um einen konstruktiven Beitrag zur Verbesserung der Lebensqualität derer zu leisten, die sie so gerne als Modernisierungsverlierer bezeichnen.

MINT bedeutet: Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik.

Nikolaus Fest hat vorgeschlagen, den gesellschaftsschädlichen Einfluss der Sozialwissenschaften einzudämmen: mit der Verfahrensweise „Lehrstühle und akademischen Nachwuchs auf maximal 5% der naturwissenschaftlichen Fächer zu begrenzen“. Was spricht dagegen? MINT statt Gender-, Rassismus- oder Islam-Forschung, statt Sozio- und Psychoanalyse etc. Was könnte da auch eingespart und wieder in die Förderung von konstitutiver Bildung umgeleitet werden – von der Grundschule bis zu den Hochschulen. Aber erst nach Entmachtung und Entsorgung auch von „Bildungsexperten“ des Schwätzer-Wasserkopfes. Frau Schmoll würde sich nicht mehr so geschert auf die von ihr als Kronzeugen für ihr Anliegen einvernommenen Organisationen berufen können. Als da sind: die Deutsche Forschungsgemeinschaft, die Fraunhofer-Gesellschaft, die Helmholtz-Gemeinschaft, die Leibniz-Gemeinschaft, die Max-Planck-Gesellschaft, der Wissenschaftsrat und die Alexander von Humboldt Stiftung, die Hochschulrektorenkonferenz und die Nationale Akademie der Wissenschaften Leopoldina usw. Überwiegend Organisationen mit vorherrschender naturwissenschaftlicher Folie oder wieder erlangter naturwissenschaftlicher Vorrangstellung. Dort, bin ich immer noch überzeugt, herrscht eher Verstand, Rationalität und nicht Schwätzertum mit dem steten Impetus der Gesellschafts- und Menschheitsveränderung. Trotzdem würde ich meine Hand auch dafür nicht unbedingt ins Feuer legen, wenn ich da an so manche „Wissenschaftsprojekte“ denke, die von einer biologistischen oder „transhumanistischen“ Philosophie sich leiten lassen: bei der Hirnforschung und der Genetik, der Bio- und Nanotechnologie, den Neuro- und IT-Wissenschaften mit Schaffung von Gehirn-Computer-Schnittstellen und einer künftigen „Superintelligenz“. Das sollte einer gesonderten Betrachtung wert sein.

Dazu zwei Kommentare von „Alexander“ (4.9. 13:12 und 14:33)

1. Die Schwätzer nisten längst in MINT-Fächern. Beispiel: Theoretische Physik. Dort wimmelt es von ›Multiversen‹, ›Zeitreisen‹, ›dunkler Materie‹ und allerlei Löchern, die man zwar nie beobachten wird, sie gleichwohl Gegenstand immer neuer’Forschungen‹ sind.

Die ›Entdeckung‹ immer neuer Planeten, ein anderes Beispiel. Noch niemand löste das Dreikörperproblem, deshalb wird pro Stern auch immer nur ein ›Planet‹ aus den Daten extrahiert. Zufall? Nein, Scharlatanerie.

Es gibt ein Fach, was allem den Boden ausschlägt: ›Astrobiologie‹. Noch ist kein außerirdisches Gen entdeckt und doch ist es deren Forschungsgegenstand.

Nicht nur die ›Geisteswissenschaften‹ sind das Problem, es ist der ›Wissenschaftsbetrieb‹ an sich, der sich zunehmend selber unglaubwürdig macht.

War früher Wissenschaft die Magd der Theologie, so ist sie heuer die der Politik: Die ›Klimakatastrophe‹ existiert, wie früher das Waldsterben oder das Ozonloch, ausschließlich in den Hirnen von Politikern, denen willfährige Quacksalber zuarbeiten. Es ginge schließlich um nicht und nicht weniger als um die Rettung der Welt. Hollywood lässt grüßen.

2. Selbst die Technik wird von Schwätzern nicht verschont. Geschlossene Stoffkreisläufe sind die Erfindung von Leuten, deren Intellekt nur zwei Semester Theaterwissenschaft durchhielt, bevor er an Erschöpfung erlahmte. Selbst Merkels Energiewende ist im Grunde nicht anderes als ein bewusster Verstoß gegen Naturgesetze, der Versuch ein ‚Perpetuum mobile‘ im ganz großen Maßstab zu erschaffen.

Ich könnte noch hunderte Beispiele anbringen, allerdings würde ich darüber einem Herzrasen erliegen, wenn ich mich richtig in Rage schriebe. Zurzeit bin ich auch anderweitig beschäftigt, gleichwohl ist das ‚mein Thema‘ an sich: Der Niedergang der Wissenschaften, die ein ähnliches Schicksal erdulden wird, wie die ehrwürdige Scholastik in der Mittelzeit

*) „altmod“ ist Blogger (altmod.de), Facharzt und Philosoph sowie regelmäßiger Kolumnist bei conservo
www.conservo.wordpress.com   5. September 2016
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