Nervöse Republik: Klagelied der Zauberlehrlinge

(www.conservo.wordpress.com)

Von floydmasika *)

RBB/ARD feiert die Nervosität der Vierten Gewalt mit der Ankündigung eines Filmereignisses:

Zwischen Hasskommentaren, immer neuen Meinungsumfragen und Eilmeldungen geraten Politiker und Journalisten zunehmend unter Druck. Die entstehende Dauer-Erregung beleuchtet die Fernseh-Dokumentation „Nervöse Republik“, die im April gezeigt wird. Am Mittwochabend moderiert Anne Will dazu eine prominent besetzte Podiumsdiskussion.

Der Autor und Fernsehpreis-Träger Stephan Lamby hat ein Jahr lang Politiker und Journalisten in diesem Zustand der Dauer-Erregung begleitet. Entstanden ist die 90-minütige Dokumenation „Nervöse Republik“, die am 19. April um 22:45 Uhr in der ARD ausgestrahlt wird – produziert im Auftrag von NDR und rbb. Die Preview findet amMittwoch, 29. März 2017 im Berliner Babylon Kino statt.

Im Anschluss moderiert Anne Will eine Podiumsdiskussion. Zu den Gästen gehören neben dem Autor Stephan Lamby einige Protagonisten seines Films. Darunter die SPD-Generalsekretärin Katarina Barley, die AfD-Vorsitzende Frauke Petry, CDU-Generalsekretär Peter Tauber sowie Sahra Wagenknecht, Fraktionschefin der Linken im Bundestag. Ebensfalls auf dem Podium sitzen die Journalisten Klaus Brinkbäumer, „Spiegel“-Chefredakteur, und Julian Reichelt, Vorsitzender der „Bild“-Chefredaktionen.

Klaus Brinkbäumer fiel neulich durch wildes Kampfgeschrei gegen Donald Trump auf. Nervosität zeigt er ebenso wie andere leitmediale Rumpelstilzchen auf dem Podium. Sogar die SZ muss resümieren:

„Bei der anschließenden Podiumsdiskussion arbeiten sich die Beteiligten jedoch vor allem an der Partei AfD ab.“

Hadmut Danisch war bei der Veranstaltung dabei. Er berichtet von einem allenfalls mittelmäßigen Film und sehr vielen allenfalls mittelmäßigen Journalisten, die jahrelang zur Verrohung der Sitten beitrugen und nun ohne jede Selbstreflexionsfähigkeit darüber jammern, dass sie an Einfluss verlieren und dass es so aus dem Wald zurückschallt, wie man hineinruft. Besonders Heiko Maas erlebt er als einen Patienten einer hermetischen Selbstabkapselung im Endstadium:

Rotzfrech fand ich das auch, wie Maas da rummaulte, wie sehr er doch beschimpft werde, dass er sich davon aber nicht beeinflussen lasse, und dass es nicht mehr darauf ankäme, was man sagt, sondern wer man sei. Da fühle ich mich als Bürger verhöhnt, veralbert, belogen bis zum hintersten Anschlag. Ich habe jahrelang versucht, gegen diese Staatskorruption anzukämpfen, um dann herauszufinden, dass man auch vor Gericht das nie gelesen hat, weil ich die Unperson war.

Macht Euch mal klar, dass der Mann Bundesjustizminister ist, und nicht ansatzweise mitbekommt, was da schief läuft und worin er versagt. Maas hat völligen Realitätsverlust und meint, das ginge alles nur darum, ihn zu beleidigen. Er ließe sich davon nicht beeinflussen – der lässt sich aber von überhaupt nichts beeinflussen, der hat sich wie ein Autist komplett von der Außenwelt abgeschottet und nimmt das Hass-Gejammer nur noch als Legitimation für seine Rundum-Ignoranz und seinen Kreuzzug gegen das Internet.

Auf mich wirkt der, als sei der nur noch von seinen persönlichen psychischen Problemen getrieben und von nichts anderem mehr. Dieser ganze Krieg gegen Facebook, Twitter, Hatespeech und was nicht alles ist letztlich nichts anderes als der persönliche Krieg von Klein-Heiko, der mit seinem Job hoffnungslos überfordert ist, gegen die große böse Welt, die so gemein zu ihm ist. Der zentrale Punkt daran ist aber einfach, dass er mit dem Job heillos überfordert ist. Alles dreht sich um seine Seelenverfassung. So einen Eindruck habe ich aber generell von Medien und Politikern, wenn auch nicht so stark wie in solchen Einzelfällen wie Maas.

Innenminister De Maizière grinste über weite Strecken und äußerte Einschätzungen, die denen von Danisch ähneln:

Und dann tritt genau das ein, was de Maizière süffisant ansprach, nämlich dass Journalisten gerne austeilen, aber nichts vertragen. Das ist genau das Problem. Journalisten haben über die Jahre in einem Stil über andere gesprochen, der unter aller Sau war, sind aber zu Tode beleidigt, wenn in gleicher Weise zurückgesprochen wird.

Danisch resümiert:

Dann werden sie vielleicht mal auch welche merken, dass da eben nicht nur Hatespeech ist, sondern auch substanzielle Kritik, die sie nur nie wahrgenommen haben. Die Fixierung auf Beleidigungen und Hatespeech, als ob es nichts anderes gäbe, ist vor allem ein Selbstbetrug. Und so besteht die Krise der Medien vor allem darin, dass sie Selbstbetrüger sind, darin erfolgreich waren und nun jammern, Betrogene ihrer selbst zu sein.

Der Bericht von Danisch lohnt die Lektüre.

Anhang

~ Die Zauberlehrlinge haben immer wieder Preise für Publikumsbeschimpfungen und Volksfeindlichkeiten aller Art ausgegeben. Danisch erwähnt den #Aufschrei und die Socialbots. Man kann Carolin Emcke, Verunwortungen von „Gutmensch“, „Lügenpresse“ etc durch die mediennahen Sprachwächter und vieles mehr hinzufügen.

~ Etwas Einsicht zeigt neuerdings die Haltungsjournalistin Dunja Hayali. Manche Kolleginnen zeigen eher kriminelle Energie, aber vielleicht platzt bei den Empathikerinnen die Selbstbetrugsblase schneller.

* (Original: https://bayernistfrei.com/2017/03/30/lamby/)
www.conservo.wordpress.com   31.03.2017
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