Geozentrische oder theozentrische Zeit? – Gedanken zur Woche

(www.conservo.wordpress.com)

Von Jörgen Bauer

in einer Andacht, in der es um Gottes wunderbare Schöpfung ging, erwähnte ich einmal, dass Erde und Mond um einen gemeinsamen Schwerpunkt kreisen, der sich noch im Innern der Erde befindet.

Dabei übt die Erdachse eine zusätzliche Kreisbewegung um eine weitere Achse aus, wobei ein solcher Umlauf 28.000 Jahre dauert.

Eine Leserin wurde dadurch etwas verwirrt. Sie fragte mich, wie ich auf eine solche Zahl komme, wo doch die Erde noch gar nicht so alt sei.

Ich erklärte ihr, dass man dazu nur die gemessene Bewegung hochrechnen muss. Dabei wüsste ich noch von ganz anderen Zahlen, wie die des “galaktischen Jahres”, das 200 Millionen Jahre beträgt. Solange dauert es, bis die Sonne einmal das Zentrum unserer Galaxie umläuft. Oder die 5 Milliarden Jahre, für die der Wasserstoffvorrat der Sonne noch ausreicht, der bislang etwa bis zur Hälfte aufgebraucht ist.

Mit Jahreszahlen und Altersangaben muss man, wie ich zwischenzeitlich gemerkt habe, sehr vorsichtig sein. Auch hier scheint es so etwas wie eine “christliche Korrektheit” zu geben, und danach kann die Erde nicht älter als 6000 Jahre, zuzüglich 6 Schöpfungstagen, sein.

Zudem sollen wir niemanden in Anfechtung und Zweifel bringen (1. Korinther 8, Verse 9 ff.).

Ich habe absolut keine Probleme mit dem Schöpfungsbericht der Bibel, der nach meinem Verständnis die Dinge zutreffend schildert, dazu grundsätzliche Aussagen zur Schöpfung macht und sich dabei auch bildhafter und Elemente bedient. Nachdem alle Sprache, bis zum heutigen Tag, bildhaft ist, ist das aber kein Hindernis für eine zutreffende Vermittlung wahrer Begebenheiten.

Wenn man mit solchen Aussagen an die “falsche Adresse“ kommt, kann es passieren, dass einem gleich mal der Glaube abgesprochen wird mit dem Zusatz, “dass es so mit dem Unglauben anfängt und am Ende die Auferstehung Christi geleugnet wird”.

Ich bekam letztens ein Gratisbuch mit dem Titel “Ziel und Ende – Einweisung in die christliche Endzeiterwartung: ‘Der Herr ist nahe’”. Verfasser ist der Theologie-Professor Reinhard Slenczka, der regelmäßig Beiträge, unter anderem für den “Informationsbrief” der Bekenntnisbewegung “Kein anderes Evangelium” schreibt.

Besagtes Buch ist im Freimund Verlag Neuendettelsau erschienen. Es handelt sich also um seriöse Quellen.

Prof. Slenczka legt überzeugend dar, dass wir uns davor hüten müsen, unser Zeitverständnis und unsere Zeitmessung, die sich an Abläufen in Gottes Schöpfung wie der Erdrotation orientiert, auf das Handeln Gottes, hier seine Schöpfung, zu übertragen und Gott damit unter die Zeit zu stellen.

Als Schöpfer und Herr über Raum und Zeit unterliegt Gott keinen zeitlichen oder räumlichen Vorgaben. Gott schafft nicht in der Zeit, sondern schafft die Zeit. Gott umschließt die Zeit und wird nicht von dieser umschlossen.

Der hebräische Grundtext bestätigt, bei genauer Prüfung, nicht die weit verbreitete Interpretation “Sechs Tage zu je 24 Stunden”. Hier ist vielmehr von einer Irrlehre auszugehen. Weder der Zeitpunkt der Schöpfung noch die Dauer der Schöpfungstage ist uns bekannt.

Die Zeitbegriffe im Hebräischen sind nicht identisch mit unseren abendländischen Begriffen. Der erste Tag, 1. Mose 1, 3, wird im Hebräischen nicht mit der Ordinalzahl – reschith – “erster” bezeichnet, sondern mit der Kardinalzahl – jom ächad – also “Tag eins” bzw. “ein Tag”.

Wobei der “Tag eins”, einer Kommentierung zufolge, bereits die gesamte Schöpfung umfasst und bei den weiteren Tagen auch poetische Elemente einfließen. Es gehe darum die verschiedenen Bilder der Schöpfungsgeschichte, im Rahmen einer sechstägigen Arbeitswoche, nicht chronologisch, sondern thematisch einzusetzen.

Die weiteren Tage werden dann mit den Ordinalzahlen, als zweiter, dritter bis siebter Tag bezeichnet. Da es im Hebräischen keine Null gibt, ergeben sich hieraus andere als die uns gewohnten Schlüsse.

Die Eins setzt damit einen absoluten Anfang.

Der Schöpfungsbericht lässt zudem viele Fragen offen. Hier muss einfach gesehen werden, dass es der Bibel um den Menschen und und die Erde geht, auf der sich die Heilsgeschichte Gottes mit dem Menschen abspielt und dazu erfahren wir nur das, was für unseren Glauben notwendig ist.

Weil Gott der Schöpfer und Herr der Zeit ist und der Zeit nicht unterliegt, ist deshalb auch Vorsicht mit Aussagen geboten, wonach man die biblischen Berichte aus der jeweiligen Zeit heraus verstehen muss und dies oder jenes “überholt” ist, usw. Die Folgerungen und Lehren, die sich aus den biblischen Texten ergeben, sind zeitlos gültig.

Streitereien in Sachen Schöpfungsbericht sind deshalb nutzlos und überflüssig, weil es allein um Jesus Christus als unseren Herrn, Heiland und Erlöser und den Glauben an ihn geht, an dem sich unser Schicksal entscheidet.

Persönlich widerstrebt es mir, wenn das Tun des ewigen, allmächtigen und unerforschlichen Gottes auf eine Sechs-Tage-Arbeitswoche, nach menschlichem Maßstab, reduziert wird.

Hier müssen wir vollkommen umdenken und uns von unseren angeborenen Vorurteilen bezüglich unseres Zeitverständnisses lösen.

Und da sind 6 Tage genauso falsch wie “tausend mal, tausend Jahre”, wie es angeblich heißen müsste, wenn uns Gott einen längeren Zeitraum hätte offenbaren wollen.

Falsch deshalb, weil wir in beiden Fällen unser irdisches Zeitverständnis zugrunde legen würden, das nicht mit Gottes zeitloser Ewigkeit identisch ist. Gott kann, ohne zeitlichen Verzug, auch in einem einzigen Augenblick, etwas ins Dasein rufen. Schon deshalb ist uns die Länge der Schöpfungstage nicht bekannt.

Wir müssen akzeptieren und verinnerlichen, dass wir als Menschen, im Gegensatz zu Gott, Gefangene in Raum und Zeit sind und dem nicht entrinnen können.

Ich habe eine Reihe von Bibeln mit Erklärungen und Kommentaren, an denen bekannte, seriöse und gläubige Christen und Theologen beteiligt waren.

Egal ob es um die “Lutherbibel für die bibellesende Gemeinde”, die “Scofield Bibel – Revidierte Elberfelder Übersetzung”, die “Wuppertaler Studienbibel” oder andere Kommentierungen geht:

Alle liegen sie auf dieser Linie, wonach die Länge der Schöpfungstage nicht bekannt ist, weshalb diese unbestimmte Zeiträume umfassen können.

Dr. Hansjörg Bräumer, der das Erste Buch Mose, Kapitel 1-11, in der Wuppertaler Studienbibel auslegt, bezeichnet in einer Fußnote die Vorstellung von 6 Tagen zu je 24 Stunden als “albern und kindisch”.

Wie ist das zu bewerten?

Muss es jetzt zu Zweifeln am Wort Gott und seinem Schöpfungsbericht kommen? Ich habe dazu absolut keinen Anlass. Wovor man sich allerdings hüten muss ist, in biblische Texte eigene Vorstellungen hineinzuinterpretieren und diese zu verabsolutieren.

Nach meinem Bekenntnis ist die Bibel vom Heiligen Geist inspiriertes Wort Gottes, ohne Fehler und Irrtümer.

Über den genialen Albert Einstein gibt es die Aussage, dass sein Verdienst darin besteht, dass er nicht danach fragte, wie die Dinge dem logischen Verstand nach zu sein hätten, sondern wie sie wirklich sind, weil unser logischer Verstand und die Wirklichkeit nicht übereinstimmen müssen. Eine Aussage, die sich immer wieder glänzend bestätigt.

Mit dieser Haltung bin ich dann auch an die Bibel herangegangen, indem ich einfach mal unterstellte, dass alles, was da geschrieben steht, die Wahrheit ist, auch dann, wenn es mir unsinnig erscheint.

Und da ging mir ein Licht nach dem andern auf, und ich erkannte, dass Gottes Wort, von der ersten bis zur letzten Seite, die Wahrheit ist.

Und so gesehen ist der Schöpfungsbericht auch nicht phantastischer als das, was uns im Namen der Naturwissenschaft vermittelt wird.

Albert Einstein hat entdeckt, dass es den Raum und die Zeit, so wie wir sie erfahren, in Wirklichkeit nicht gibt, weil beides relativ ist und die sich daraus ergebenden Schlüsse für unseren Verstand völlig widersinnig und irrational sind.

Oder wie soll man verstehen, dass eine Uhr auf einem Turm anders geht als auf dem Erdboden, weil sie auf dem Turm etwas weiter vom Massezentrum der Erde entfernt ist?

Masse und Geschwindigkeit bestimmen, experimentell nachgewiesen, den Lauf unserer gemessenen Zeit, und das muss auch in den Navigationsgeräten, wie man sie im Auto hat, rechnerisch berücksichtigt werden, wenn man den Standort eines Autos auf den Meter genau bestimmen will.

Wer soll verstehen, dass der Raum bei Bewegung kleiner wird und die Zeit schrumpft, wobei alle sich daraus ergebenden unterschiedlichen Messergebnisse gleich richtig sind? Unter irdischen Bedingungen kann man dies vernachlässigen, nicht aber, wenn es um kosmische Räume, Massen und die Lichtgeschwindigkeit geht.

Und beim Navigationsgerät laufen die Signale mit Lichtgeschwindigkeit und legen große Entfernungen vom Navigationsgerät zu den Navigations-Satelliten und umgekehrt, zurück.

Auf 6000 Jahre Erdalter kommt man, wenn man sich an den biblischen Geschlechtsregistern orientiert und diese aufaddiert.

Das Wort Gottes ist für mich wie die Sonne, zu dem ich deshalb einen ehrfurchtsvollen Abstand halte. Bei zu großer Nähe verbrennt man und bei zu großer Entfernung erfriert man. Deshalb widerstreben mir Berechnungen hinsichtlich der Vergangenheit und der Zukunft, wie sie gern von Leuten angestellt werden, welche die Bibel um jeden Preis beweisen wollen. Das ist, unter umgekehrtem Vorzeichen die gleiche Geisteshaltung, mit der Gott als Schöpfer geleugnet werden soll.

Es geht um den Glauben und das Stillewerden vor Gott.

Von daher habe ich überhaupt keine Probleme, wenn seitens der Wissenschaft mit astronomischen Zahlen umgegangen wird, die letztlich auf Beobachtungen und Fakten beruhen und nicht einfach ignoriert werden können.

Hier ist zu sehen, dass wir, auch hier, nie etwas wirklich wissen können, sondern es mit Theorien, als Modellen einer für uns letztlich unerreichbaren Wirklichkeit zu tun haben, die nie endgültig ein können. Fundamentalismus jeglicher Art ist deshalb immer

von Übel.

Deshalb schätze ich Bücher atheistischer Autoren, weil diese unverdächtig sind, etwas beweisen zu wollen. Ich habe hier das Buch des Physikprofessors James Trefil, mit dem Titel “5 Gründe, warum es die Welt nicht geben kann”, in dem er darlegt, dass der Kosmos völlig anders aussehen müsste, wenn die Naturgesetze, auf die unser Weltbild aufbaut, richtig sind.

Ein Amtsträger der Katholischen Kirche lehnte es seinerzeit ab, durch das Fernrohr des Galileo Galilei einen Blick auf die Jupitermonde zu werfen, weil es diese, seiner Überzeugung nach, nicht geben konnte.

In der Bibel steht jedenfalls nichts davon geschrieben.

Wie es scheint, ist diese Form der Ignoranz bis heute nicht überwunden. Und Galilei ist das seinerzeit auch nicht gut bekommen. Für seine Entdeckungen bekam er Hausarrest bis an sein Lebensende.

Gottes Schöpfung ist aber so wunderbar, dass man nur zu staunender Anbetung kommen kann, wenn man sich einmal mit naturwissenschaftlichen Fakten und Entdeckungen befasst.

Der erste Schritt für meinen persönlichen Glauben war der, dass ich über die unfassbaren Wunder der Schöpfung ins Staunen und damit zum Glauben an einen allmächtigen Gott kam. Und unhörbar lobt die ganze Schöpfung Gott und verkündet seine Herrlichkeit (Psalm 19).

Alles, was wir wahrnehmen und in die Hand nehmen, ist Gottes Schöpfung und so bin ich immer von den Zeugnissen seines Tuns umgeben. Das wird mir täglich neu bewusst.

Manchen Frommen wäre daher zu empfehlen, einmal ein Buch über Physik oder Astronomie zur Hand zu nehmen.

Was kann vom Wort Gottes dazu gesagt werden?

Durch den Glauben erkennen wir, dass die Welt durch Gottes Wort geschaffen ist, so dass alles, was man sieht, aus nichts geworden ist. (Hebräer 11, Vers 3)

Der Glaube an Gottes Schöpfermacht reicht offenbar aus, um Gott als den Weltenschöpfer zu erkennen. Und es ist der Heilige Geist, der den Glauben und die daraus resultierende Erkenntnis, dass Gott der Schöpfer von Allem ist, in uns wirkt.

Auf dieser Linie liegt das gesamte biblische Zeugnis, wo uns mit unterschiedlichen Worten und Formulierungen, aber immer auf dasselbe hinauslaufend, Gott als Schöpfer bekannt gemacht wird, dem dafür Lob, Preis und Anbetung gebührt.

Von daher brauchen wir weder “wissenschaftliche Beweise” noch Streitigkeiten über die Auslegung des Schöpfungsberichtes.

Aber genau so, wie uns wissenschaftliche Erkenntnisse über die Relativität von Raum und Zeit oder die Quantenmechanik unbegreiflich bleiben, ist es auch mit dem Schaffen Gottes, der die Dinge aus dem Nichts rufen kann.

Die Spruchweisheit “von Nichts kommt nichts”, gilt bei Gott nicht.

Manchmal habe ich den Eindruck, dass die Rätsel und das Unerforschliche das wir in der Schöpfung vorfinden und die Unerforschlichkeit Gottes innerlich zusammenhängen.

Aber wir müssen das nicht alles ergründen.

Es reicht aus, Gott als den Schöpfer zu erkennen, sich an seinen Werken zu erfreuen und darüber zum Dank und zur Anbetung zu kommen.

www.conservo.wordpress.com   30.11.2017
Über conservo 7864 Artikel
Conservo-Redaktion