„Mach’s mir, Maschine“ – Bettgeflüster aus der nahen Zukunft

Marilla Slominski
(www.conservo.wordpress.com)

Von Marilla Slominski *)

Die Grenzen zwischen Mensch und Maschine verwischen immer mehr. Eine der Neuschöpfungen sind Sex-Roboter. Sie werden nicht nur im Aussehen dem Menschen immer ähnlicher. Durch einen eingebauten Algorithmus kann ihr Besitzer mit ihnen kommunizieren – sprachlich wie auch körperlich. Auch das sexuelle Erlebnis wird technisch immer weiter perfektioniert.

„Es ist in der Tat nicht ausgeschlossen, dass sich sexuelle Erlebnisse mit Robotern in der Zukunft nicht sehr von Sex mit Menschen unterscheiden. Oder noch einen Schritt weiter: vielleicht viel besser ist als mit Menschen“, meint der Wirtschaftsethiker Thomas Beschorner und fordert eine Diskussion über eine neue Sexualmoral.

Laut Studien können sich zwei Drittel aller Männer in der westlichen Welt vorstellen, Sex mit einem Roboter-Menschen zu haben. Im Augenblick ist die Techno-Sex-Puppe für viele noch unerschwinglich. 10.000 Euro, bei individuellen Wünschen auch 100.000 Euro kann der Spaß mit dem „Dingsbums“ kosten.

„Spätestens bis 2050 wird es normal sein, mit programmierten Puppen zu schlafen“ sagt ihr Entwickler David Levy voraus.In der Gestaltung sind dem Aussehen der maschinellen Sex-Partner keine Grenzen gesetzt. Hier kann sich jeder Konsument seine/n Traumfrau/-mann mit dem „perfekten Körper“ basteln lassen. Ob blond, braun,

asiatisch oder schwarz, mit Rundungen oder ohne – alles ist möglich. Auch die gewünschte Größe diverser Körperöffnungen oder die Länge des Penis können bei der Bestellung angegeben werden. Jeder noch so perverse Wunsch wird dem Konsumenten erfüllt: Plastik-Partner mit dem Aussehen des Ex, der Mutter, des Vaters, Tiere oder eine Kinder-Sex-Puppe für den Pädophilen – unbegrenzte Möglichkeiten jenseits herkömmlicher Moral und Ethikvorstellungen tun sich auf. Einige Puppen besitzen sogar einen sogenannten „Rape-Button“, der den Silikon-Gespielen „widerspenstig“ werden läßt und so eine Vergewaltigung simuliert.

„Roboter werden uns Menschen und unser Miteinander als Menschen verändern, ja sogar grundlegende Fragen des Menschseins aufwerfen. Mit Blick auf Sex mit Robotern ist beispielsweise anzunehmen, dass wir experimentierfreudiger werden, wenn wir bestimmte Dinge „erst mal“ mit Robotern ausprobieren können. Gerade im Bereich Gender und sexueller Orientierung können dann die heutigen konventionellen Grenzen viel fluider werden“, freut sich Thomas Beschworener in einem Interview mit der Wirtschaftswoche.

Doch bei aller Spielerei stellen sich auch schnell ernsthafte Fragen, die noch nicht beantwortet werden können. Kritiker befürchten, dass gerade an Puppen ausgelebte Vergewaltigungsphantasien, Kindersex und andere Abartigkeiten dazu führen könnten,   das Erlebte auch mit „echten“ Lebewesen nachvollziehen zu wollen.

„Sex, Gesetze und Ethik werden nie mehr dasselbe sein wie heute. Viel schneller, als wir uns vorstellen können, werden Technologen empfindungsfähige, mit einem ich-Bewusstsein ausgestattete Sex-Roboter schaffen, die zu emotionaler und sexueller Intimität fähig sind“, sagt auch Professorin Robin Mackenzie, die an der renommierten britischen Universität Kent in Canterbury im Bereich Medizinrecht tätig ist.

„Sie sind keine Menschen, auch wenn sie für uns so aussehen, sich so anfühlen und handeln wie unsere Intimpartner. Doch dadurch, dass sie empfinden können, ein Ich-Bewusstsein haben und die Möglichkeit besitzen mit uns Freundschaften einzugehen, können wir sie nicht in die Kategorien Tiere oder Sachen einordnen. Ethiker, Juristen und betrachten diese Roboter als Dinge, doch sie sind jetzt schon mehr als das“, erklärt Robin Mackenzie.

Neuschöpfungen wie diese Mensch-Roboter, die Empfindungen haben, sich mit uns unterhalten können und einen individuellen Charakter besitzen, werden eine völlig neue Gesetzgebung und Ethik erfordern. Willkommen in der schönen neuen Welt der Roboter-Liebe. Nach der „Ehe für alle“ wird wahrscheinlich auch die „Puppen-Hochzeit“ kein Tabu bleiben.

Lesen Sie auch Max Erdingers Satire zum Thema.

Original: http://www.journalistenwatch.com/2017/12/02/nimm-mich-maschine-bettgefluester-aus-der-nahen-zukunft/

*) Marilla Slominski ist Redakteurin bei „Journalistenwatch“ und Kolumnistin bei conservo

www.conservo.wordpress.com…3.12.2017

 

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