Armut? – Lieb´s Vaterland, kannst ruhig sein!

(www.conservo.wordpress.com)

Von Michael Dunkel (schockiert)

In dem Land, in dem wir alle gut und gerne leben…

Nein, wir brauchen uns keine Gedanken zu machen? Nicht um Armut? Nicht um das Überleben?

In dem Land, in dem wir so gerne sind, haben wir doch alles geregelt. Zum Beispiel seit Jahrzehnten gut etablierte Tafeln in fast jeder kleineren Stadt.

Da ist doch garantiert, dass man etwas zu Essen bekommt. Herrlich, nicht wahr?

Von Demütigung kann doch keine Rede sein. Ist das nicht schön, wenn man in der Schlange steht mit all den lieben Menschen und darauf wartet, gnädig was in die Tasche zu bekommen?Ist es nicht kommunikativ, wenn man in der Gemeinsamkeit der Armut seine Sorgen austauschen kann?

Was sind wir doch für ein mitfühlendes Volk! Kümmern uns rührend um die Hunderttausende, die wegen Jobverlustes, Krankheit und kleiner Rente zur Tafel müssen.

Wo gibt es denn so viel Barmherzigkeit?

Die wird ja dann auch in allen Bereichen immer wieder gelobt und hervorgerufen. Da kommt von den Medien keine Anklage, die ist nur für Afrika und Indien reserviert.

Nein, wir kümmern uns um alle Menschen. Was der Staat versäumt, das können wir doch mit christlicher Liebe wettmachen, nicht wahr?

Kommt irgendjemand da auf den Gedanken, hier in diesem so reichen Land laufe gewaltig etwas schief?

Im Mittelalter nannte man so etwas Armenspeisung.

Da gab es keine Sozialversicherungen wie heute. Da wurden die Menschen ausrangiert, wenn sie durch Arbeit und Krankheit kaputt zurückblieben.

Heute lassen wir uns blenden von den Aussagen, alles sei abgesichert. Da kommt kein Aufschrei der Empörung. Berichte über Armut werden schön garniert mit Hilfsbereitschaft. Komme nur ja keiner auf den Gedanken, hier würden Menschen erniedrigt und gedemütigt.

Alle Jahre wieder wird gespendet, was zu spenden ist. Da können wir uns beruhigt und entspannt zurücklehnen.

Vor allem unser Staat macht dies mit Ignoranz. Das machen „Die“ doch unter sich aus, da brauchen wir uns nicht kümmern, scheint die Haltung zu vermitteln.

Wann kommt denn ein solidarischer Aufschrei von Medien und unserer Gemeinschaft?

Sind all diese bedürftigen Menschen ohne Kinder, ohne Freunde, ohne andere Angehörige?

Nehmen die, wenn vorhanden, dies alles mit Gleichmut hin?

Fragt sich niemand, auch nur eine Sekunde, kann mir persönlich dies nicht auch so passieren? Weiß niemand, wie dünn das Eis ist, auf dem wir stehen und wie schnell es mit einem einzigen falschen Schritt brechen kann?

Warum duckt sich unsere Gesellschaft so beruhigt weg?

Reicht es uns, wenn signalisiert wird, da gebe es Ehrenamtliche, die sich sorgen?

Nein, wir sollten uns alle schämen zuzulassen, dass zwar die Wirtschaft brummt, aber Kinder hier bei uns hungern müssen, Alte kaum zu essen haben und alte Kranke auf die Gnade des jeweiligen Pflegeheimes angewiesen sind.

Solange ein Staat so mit seiner Bevölkerung umgeht, und solange wie die Menschen untereinander ignorant sind, wird es keine Änderung geben.

Wollen wir darauf warten, bis der Prozentsatz derer, die am Rande leben, so hoch geworden ist, dass unsere Gesellschaft zusammenbricht?

Ich fürchte, wir blenden weiter so lange aus, bis der Punkt erreicht wird. Dann allerdings trifft es auch die, welche jetzt noch glauben, sie seien auf der Sonnenseite.

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*) Michael Dunkel ist ein rheinischer, polyglotter Liberalkonservativer sowie ständiger Autor bei conservo.

www.conservo.wordpress.com   12.12.2017
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