Inge Steinmetz und die Blockflöte-spielende Bundeskanzlerin

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Von Inge Steinmetz, Satirikerin

Hallo Frau geschäftsführende, Blockflöte-spielende Bundeskanzlerin, ich bin blond und habe wieder eine Frage: Kennen Sie das Gefühl, dass Sie schweißgebadet aufwachen, glauben einen Albtraum geträumt zu haben, aber der Horror geht immer weiter?

Vor zwei Jahren und fünf Monaten hat mir irgendwer K-O-Tropfen verabreicht und mich in eine Irrenanstalt eingeliefert. Ich bin nicht mal in der offenen Anstalt gelandet, da wo man Kontakt zur Außenwelt hat, nein sie haben mich direkt in die geschlossene Abteilung gebracht. Kein Entkommen möglich! Seitdem wache ich jede Nacht auf und hoffe, dass alles nur ein böser Traum ist, der doch noch irgendwie gut endet.

Mit jedem Tag wird alles schlimmer, ich zweifle ja nicht mehr nur an mir selbst. Ich habe es mit Ärzten zu tun, die sich als die „Elite“ ausgeben und mit größenwahnsinnigen, machtbesessenen Parolen um sich werfen. Sie haben Regeln aufgestellt, die von allen befolgt werden sollen, nur für sie selbst gelten diese Gesetze nicht. Sie achten auf jede Kleinigkeit, das ganze Taschengeld, das mir eigentlich zusteht, stecken sie ein, spenden es dann großspurig an irgendwen und lassen sich dafür feiern. Mich lassen sie alle Arbeit machen und werden immer unverschämter, obwohl sie doch ein Heidengeld von meiner Krankenkasse bekommen.

Überall sind Überwachungskameras angebracht, unsere Handys werden überwacht. Sie sprechen ständig von Digitalisierung, wenn aber eine Straftat in der Klinik passiert, dann werden die Daten komischerweise nicht ausgewertet. In der letzten Zeit haben wir nicht mal genug Toiletten hier, weil sie ein paar der vorhandenen für das dritte Geschlecht ausgezeichnet haben. Die bleiben unbenutzt, weil es gar kein drittes Geschlecht hier gibt!!!

Und jetzt wollen sie noch eine neue Irrenanstalt-Welt-Ordnung einführen. Damit sie noch mehr Verwaltungsaufwand betreiben können, noch mehr Geld einstecken, noch größere Dienstwagen bekommen und für ihre Familien auch noch ein paar Pöstchen abfallen. Vor lauter weißen Kitteln frag ich mich sowieso schon, wo denn eigentlich die Patienten in der Klinik sind.

Es sind Menschen hier, die anderen an die Gurgel wollen, nur weil sie sich schief angesehen fühlen, weil sie keinen Schokopudding bekommen oder weil sie nicht von der Angebeteten wiedergeliebt werden. Die werden aber trotzdem bevorzugt behandelt, denn die Wärter sind auch nicht besser. Habe ich gerade wieder einen tätlichen Übergriff überlebt, wird nicht der Übeltäter in die Gummizelle gesteckt, nein, ich selbst lande dort, nur weil ich den Mund aufgetan habe. Und wenn ich frage, wie man sich denn gegen die Angriffe wehren könne (ab und an endet so ein Angriff ja auch mal tödlich), dann empfiehlt die Oberärztin Beten, Blockflöte spielen, Weihnachtslieder singen und in die Kirche gehen.

Jetzt wollen die Ärzte mir einreden, dass ich farbenblind sei. Früher hab ich immer schwarze Kleider getragen. Einmal wollte ich ein blaues anziehen, da meinten sie, das sei nicht blau, es sei braun. Als wenn man über Nacht farbenblind wird!!!

Manche der Wärter hier – der Schlimmste ist Klein-Heiko – leiden unter Verfolgungswahn, werfen ein paar anderen Patienten und mir vor, dass wir Nazis seien, nur weil wir nicht mit ihren Behandlungsmethoden Zwangsjacke, Gummizelle, Elektroschocks, K-O-Tropfen und – Heiko`s Lieblingstherapie – dem absoluten Redeverbot einverstanden sind. Sie sagen, dass wir vorhätten sie in die Gaskammer zu stecken. Wie soll das möglich sein? In der Geschlossenen gibt`s keine Gaskammer und wenn es eine gäbe und wir Nazis wären, dann könnten die Wärter so was nicht mehr behaupten! Vielleicht bin ich ja doch verrückt, früher hatte ich doch solche Gedanken nicht!!!

Zwölf Jahre existiert die Klinik. Noch nie wurde hier ein Patient als geheilt entlassen. Angeblich soll das aber jetzt in den nächsten vier Jahren geschehen. Und sie oder Sie – ich tue mich schwer mit Groß- und Kleinschreibung – finden immer wieder Verrückte, die ihnen (Ihnen?) das glauben.

www.conservo.wordpress.com    27.01.20018
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