Links-Grün-Islamisch – Was zum Teufel ist da los?

(www.conservo.wordpress.com)

Von Adrian F. Lauber

„Wenn die Geschichte des Westens geschrieben wird, wird es darin heißen: sie brachten sich bei, sich selbst zu hassen, und an anderen das zu lieben, was sie an sich selbst hassen.“1

(Seth J. Frantzman)

Man kann Erklärungen dafür finden und doch haftet dieser Entwicklung weiterhin etwas unerklärlich Groteskes an.

Links-grüne Ideologen haben sich mit dem islamischen Fundamentalismus, mit erklärten Feinden des Westens gemein gemacht, und arbeiten mutwillig an der Zerstörung der abendländischen Zivilisation mit.2

Aber warum?

Wieso begeistern sich solche Denker dermaßen für ein Wertesystem, das doch so ziemlich all das repräsentiert, was sie normaler Weise als rechtsradikal, als gestrig, als frauenfeindlich, als homophob, als was weiß ich nicht alles verurteilen und bekämpfen würden, wenn es von ihren eigenen Landsleuten ausginge?Die merkwürdige links-islamische Allianz scheint etwas in sich vollkommen Widersprüchliches und Unnatürliches zu sein.

Und doch ist sie real.

Personen wie die radikale linke Gender-Mainstream-Ideologin Judith Butler, die die islamofaschistische, antisemitische Hamas zu „progressiven“ Freiheitskämpfern und Teil der globalen Linken verklärt, sind ja keine Plastikmenschen. Sie sind echt und sie meinen offenbar, was sie sagen. (Die Hamas ruft in ihrer Original-Charta übrigens nicht nur zur Ermordung der Juden in Israel auf, sondern zur Ermordung der Juden weltweit.)

Ich will versuchen, dieses Phänomen zu erklären. Mal sehen, ob es mir einigermaßen gelingt.

I. Die Sehnsucht nach einer einfachen Welt

Ein wesentliches Problem der Links-Grünen ist, dass sie der sehr menschlichen Versuchung erlegen sind, sich die Welt möglichst einfach zu erklären. Nichts geht über ein einfaches Weltbild, wie jede Third-Wave-Feministin bestätigen kann. Wenn man weiß, wer der Böse ist, hat der Tag Struktur.

Und bei den Links-Grünen ist die Welt oftmals ganz einfach. Der Westen steht für das Böse, für Ausbeutung, Unterdrückung, Rassismus und Krieg. Ich sage „der Westen“, aber man müsste es noch etwas präziser sagen: denn „der Westen“ wird natürlich von den finsteren Strippenziehern in Washington, New York und – das dürfen wir keineswegs auslassen – Jerusalem gelenkt. Amerika und Israel sind die Lieblingsfeindbilder.

Das Elend der so genannten Dritten Welt ist die Schuld des Westens. Was immer dort heute an Unheil geschieht, was für Hungerkatastrophen oder Massenmorde oder Bürgerkriege dort auch immer stattfinden mögen, alles ist Spätfolge des westlichen Kolonialismus.

Sogar dschihadistischer Terrorismus ist nur eine verzweifelte, fast hilflose Reaktion darauf und Westler, die es wagen, dagegen etwas zu sagen, sollten sich tunlichst an die Sünden der Europäer während der Kreuzzüge erinnern! (Dass die Kreuzzüge ursprünglich als eine Reaktion auf vierhundert Jahre (!) muslimischer Eroberungs- und Raubzüge gegen das Abendland begannen, lässt man vorsichtshalber weg.3)

Das ist etwas vereinfacht, aber das Wesentliche ist damit benannt: Das klare Feindbild Westen.

Wobei ich an dieser Stelle einschieben möchte, dass nicht alles, was Linke dem Westen ankreiden, falsch ist!

Natürlich hat es den Kolonialismus gegeben. Natürlich hat er für betroffene Völker destruktive Spätfolgen gehabt. (Wozu man allerdings ergänzen muss, dass der Kolonialismus vielfach sehr einseitig dargestellt wird und man durchaus auch über andere Aspekte reden sollte.4) Natürlich hat es Sündenfälle wie den herbei gelogenen Irak-Krieg gegeben. (Oder in etwas weiter zurückliegender Vergangenheit die brutale, den Einsatz von Napalm und Agent Orange beinhaltende Kriegsführung in Vietnam.5)

Das Problem ist nicht die Kritik am Westen oder das Anprangern westlicher Schandtaten.

Das Problem ist, dass Links-Grüne in ihrer verzerrten Wahrnehmung von der Welt unfähig oder unwillig sind, zu erkennen, dass so ziemlich alles, was dem Westen vorgeworfen wird, auch nicht-westlichen Mächten zur Last gelegt werden muss, wenn man das Weltgeschehen einigermaßen fair und ausgewogen beurteilen will.

Doch das wollen Links-Grüne nicht. Sie, deren Gedankengut sich längst bis in die Mitte der Gesellschaft ausgebreitet hat, romantisieren und verherrlichen alles Nicht-Westliche, insbesondere den islamischen Orient. Das hat im Abendland eine lange Tradition, es ging schon los mit Rousseaus weltfremder Idee vom „edlen Wilden.“

Nicht-westliche Völker sind a priori Opfer der Amerikaner, der Europäer und natürlich der bösen Israelis. Und wenn es denn schon mal dazu kommt, dass nicht-westliche Mächte ein paar unschöne Dinge tun, dann ist das eben ihre Reaktion auf das, was ihnen die Westler angetan haben. Nicht nett, aber man muss Verständnis haben …

So einfach sieht das Weltbild vieler Menschen aus. Das merkt man dann, wenn solche Ideologen beispielsweise völlig zu Recht die Verbrechen und den radikal-islamischen Fundamentalismus Saudi-Arabiens oder der Türkei anprangern, aber beim Iran oder bei den von ihm finanzierten und bewaffneten Milizen plötzlich ganz leise sind.

Des Rätsels Lösung: die Türkei ist in der NATO, Saudi-Arabien ist seit Jahrzehnten mit den USA verbündet. Beide sind also nicht ihren Werten, aber der Bündniszugehörigkeit nach irgendwie pro-westlich. Also gehören sie zu den Bösen.

Der Iran ist eindeutig – das meine ich an dieser Stelle wertfrei, rein geostrategisch – anti-westlich, er ist mit Russland, Syrien, China und anderen nicht-westlichen Staaten im Bunde und sieht im „Großen Satan“ Amerika den Feind schlechthin. (Im „Kleinen Satan“ Israel sowieso, denn den jüdischen Staat auszulöschen, steht weit oben auf der Agenda der Mullahs.) Also gehört der Iran zu den Guten. Er leistet tapfer Widerstand gegen die westlichen Imperialisten.

Anderes Beispiel:

Amerikas unselige Kriege im Irak (2003) und Libyen (2011) werden verurteilt. Russlands Kriege in Georgien (2008) und in der Ukraine (2014 – ) werden relativiert oder als legitime Reaktionen auf verderbliche westliche Einflussnahme gesehen. Auch hier spielt unterschwellig die Überzeugung eine Rolle: wer gegen den Westen ist, muss gut sein. Dass etwa der russische Präsident Wladimir Putin von vielen Linken, durchaus aber auch von Rechten verherrlicht wird, ist konsequent – allerdings völlig unberechtigt. Dieser Mann verdient es nicht, dass ihm ein Heiligenschein aufgesetzt wird. Man soll ihn nicht dämonisieren, aber auch nicht schönreden, wofür er steht.

Noch ein Beispiel:

Wenn George W. Bush „Krieg gegen den Terror“ führt, muss er ein Lügner sein und ein ganz anderes Anliegen hinter diesem Slogan verstecken. Wenn Baschar al-Assad sagt, dass er Terroristen bekämpft, ist es die reine Wahrheit. Alle, die gegen ihn sind, sind Terroristen. Basta.

Es gibt sowohl links als auch rechts Extremisten, die wohl aus echter Sympathie für autoritäre Regimes für Mächte wir Russland oder den Iran Partei ergreifen.

Viele tun es aber, so glaube ich, aus einem anderen Grund. Ich unterstelle ihnen nicht Böswilligkeit, sondern etwas, was ich gut zu verstehen glaube: den Wunsch, die großen Übel dieser Welt, vor allem Kriege, mit einem Schlag beseitigen zu können. Wenn man sich einredet, es gäbe den einen Übeltäter, der für alles Unheil verantwortlich ist, dann hat man scheinbar eine ganz einfache Lösung gefunden! Wenn nur die bösen Amis endlich gestoppt oder dazu gebracht werden, ihr Verhalten zu ändern, ist auf einmal Friede in Syrien, Friede im Jemen, Friede im Irak, Friede in Afghanistan, Friede in Nigeria, Friede in Somalia, Friede in Mali, Frieden auf Erden und den Menschen ein Wohlgefallen!

Eine schöne Vorstellung, aber leider komplett an der Realität vorbei.

Einen Bösen dingfest zu machen, weist scheinbar den Ausweg aus allen großen Krisen unserer Zeit.

Sich nach so einfachen Erklärungen und Lösungen zu sehnen, ist zwar gefühlsmäßig irgendwie nachvollziehbar, aber trotzdem falsch und äußerst fatal.

Denn wenn Menschen auf solche verzerrten Darstellungen von der Welt reinfallen, lassen sie sich leicht zu nützlichen Idioten aggressiver Regimes wie etwa des iranischen machen, dem es mehr als recht ist, dass viele Europäer nur bei sich selbst oder bei den Amerikanern Fehler zu entdecken vermögen und gleichzeitig die vom Iran ausgehende Gefahr völlig ausblenden.

II. Die Versuchung des Totalitarismus

Wie schon angedeutet, rührt die merkwürdig anmutende Unterstützung westlicher Linker für nicht-westliche Fundamentalisten und Diktatoren oftmals einfach daher, dass sie aufrichtige Sympathie für dieses fremde autoritäre System empfinden.

Das überrascht auch nicht weiter. Politische Bewegungen von links außen waren traditionell denen von rechts außen ähnlicher, als man es heute wahrhaben will. Totalitäre Phantasien, die dann unter hohem Blutzoll auch verwirklicht wurden, trieben sowohl linke als auch rechte Extremisten an.

Schon die Verwirklichung der unwissenschaftlichen Theorie des Ober-Gurus der Linken, Karl Marx, erfordert ein diktatorisches Regime, denn anders wird man die Menschen nicht dazu bringen können, auf Privateigentum zu verzichten und eines fernen Tages im kommunistischen Utopia zu leben. Dass denklogisch erst einmal ein Staat mit umfassender diktatorischer Macht geschaffen werden muss, der die Menschen zwangsweise gleich macht, wirft die Frage auf, wieso dieser Staat anschließend freiwillig seine übergroße Macht abgeben sollte, um dem staatenlosen kommunistischen Utopia Platz zu machen. Ja, eben! Das würde er nicht.

Die Umsetzung der Marx’schen Ideen haben im Laufe des 20. Jahrhunderts zur Errichtung grausamer Diktaturen geführt und ca. 100 Millionen Menschen das Leben gekostet.6 Und doch werden sozialistische Regimes von erstaunlich vielen Denkern bis heute verherrlicht und verklärt. Gut, Stalin und Mao haben nicht mehr den Kult-Status von einst, aber doch wenigstens Fidel und Che! Was die mit Dissidenten oder mit Homosexuellen gemacht haben, da fragt man lieber nicht so genau nach7

Totalitäre Ideologien, die scheinbar einen Weg aufzeigen, die Menschheit von den großen Übeln und von der Ungerechtigkeit zu erlösen, üben auf viele eine große Faszination aus.

Viele Links-Grüne hängen bis heute totalitären Vorstellungen nach, was besonders deutlich wird, wenn jemand es wagt, grundsätzlich anderer Meinung zu sein als sie selbst. Da fällt so manche Maske …

III. Ein schmerzlicher Verlust

Die internationale Linke träumte traditionell von einem Paradies der Gerechtigkeit, schrieb sich den Kampf für die Arbeiter, für die Ausgebeuteten und Unterdrückten dieser Welt auf die Fahnen und strebte in ihrer ideologischen Verblendung doch nur danach, aus ihren jeweiligen Ländern ungefähr dasselbe zu machen wie die Sowjetunion.

Josef Stalin, einer der schlimmsten Diktatoren und Verbrecher der Weltgeschichte, war lange Zeit das Objekt inbrünstiger Verehrung unter Sozialisten und Kommunisten im Westen. (Unter seiner Herrschaft starben 30 bis 40 Millionen Menschen.) Für viele brach eine Welt zusammen, als Nikita Chruschtschow 1956 in einer damals zunächst geheimen Rede auf dem XX. Parteitag der KPdSU erstmals Verbrechen Stalins eingestand und anprangerte. Ein Transkript dieser Rede wurde vom israelischen Mossad aus der UdSSR hinaus geschafft und so wurde auch im Westen bekannt, was Genosse Nikita da enthüllt hatte.

Noch weiter wurde die Linke später durch Enthüllungen des Autors Alexander Solschenizyn erschüttert, dessen Ende 1973 erschienenes Buch „Archipel Gulag“ noch mehr Grausamkeiten des sowjetischen Regimes offenlegte.

Trotzdem blieben viele ihrer Überzeugung treu, dass die sozialistische bzw. kommunistische Idee im Grunde das richtige Rezept zur Heilung dieser Welt sei. Männer wie Stalin hatten bloß bei der Umsetzung versagt und etwas Schreckliches daraus gemacht.

Dann aber kam ein schwer zu verkraftender Schock: die Sowjetunion brach zusammen, sie löste sich auf, mit ihr auch gleich der Warschauer Pakt und das, was bis dahin „Ostblock“ gewesen war. Die sozialistische Utopie verlor den Wettstreit der Systeme, der Kalte Krieg ging zu Ende.

Das Ende des roten Imperiums hinterließ ein Vakuum, das vielen Leuten arg zu schaffen machte. Anhängern der alten Ordnung, die ihr nachtrauerten, waren darunter, aber auch viele Intellektuelle und Aktivisten im Westen, die es einfach nicht fassen konnte, dass das System, das sie insgeheim oder ganz offen als vorbildlich und als Weg zur Erlösung der Welt von Ungerechtigkeit und Ausbeutung angesehen hatten, gescheitert sein sollte.

IV. Neue Objekte der Verehrung

Es dauerte eine Weile, aber die Sehnsüchte links-grüner Ideologen blieben nicht unbefriedigt. Die Sowjetunion mochte untergegangen, der von ihr beherrschte Machtblock zerfallen sein, aber bald tauchten neue totalitäre Versuchungen auf, die viele Menschen in ihren Bann zogen.

Der Journalist Seth J. Frantzman schreibt etwas sehr Interessantes:

„Um die blinde und widersprüchliche Loyalität von Menschen zu verstehen, die sich selber „fortschrittlich“ nennen, aber offenkundig reaktionäre Politik im Ausland akzeptieren, heißt zu verstehen, dass Menschen ihre innere Wutlücke füllen müssen. (…) Für die selbsterklärte Rechte im Westen ist diese Lücke angereichert mit hausgemachtem Nationalismus. Aber zu Hause scheuen die Linken Nationalismus. Dennoch ist der Nationalismus der „anderen“ authentisch und schmackhaft. Die eigene Flagge abzulegen ist ein absolutes Muss, sich selbst den Nationalismus anderer einzuverleiben, akzeptabel.

So hat also die Akzeptanz des nach den 1990ern einsetzenden religiösen Fanatismus und nationalen Rechtsextremismus anderer Länder die „Wutlücke“, die durch den Niedergang des Kommunismus frei wurde, der intellektuellen Linken im Westen gefüllt.

Schauen wir uns als perfektes Beispiel dafür Chavez an: Ein aufgeblasener, tyrannischer, uniformierter Militarist und einstiger Putsch-Anführer wurde zu einem „revolutionären Internationalisten“ und seither gepriesen. Er besaß „kompromisslosen Antiimperialismus“ und mobilisierte die „globale Einheit gegen den Hauptfeind“. Seine „Basis-Gemeinderäte“ waren das „engagierte Volk, das eine bedeutende Demokratie aufbaute“. Alan Woods warnte im „London Progressive Journal“ vor „Sabotage“ und dem „Lumpenproletariats-Gesindel“, das den armen Chavez „angreifen“ würde.

(…)

Warum haben sie denn dann keinen Chavez in Großbritannien oder den USA? Paradierende Männer in Uniform, die donnernde Stimme des Präsidenten auf allen Kanälen, die Suche nach „Feinden“ und „Sabotage“?

Weil die Westler ihre „großen Führer“ in Venezuela, nicht in London wollen und die Religions-Polizei „unanständige Frauen“ in Aceh, nicht in Dänemark schikanieren soll. Nationalismus im Ausland, Pragmatismus zu Hause. Die Bolivianische Revolution im Ausland, Internationalismus zu Hause.

Weil die Venezolaner nun mit Hunger den Preis zahlen, wie kürzlich der BBC berichtete. Leere Regale; Frauen, die ihre Kinder nicht stillen können, weil das Land von diesem populistischen, militärischen Nonsens zerstört wurde.

Chavez war nicht „fortschrittlich“, er war ein rechter Militarist, der sich selbst als links ausgab, genauso wie die Hisbollah und Hamas, Baschar al-Assad und die Ayatollahs alle „links“ sind.

Wenn wir uns einmal die Liebe und Verehrung anschauen, die manche Leute im Westen für Rechtsextreme im Ausland aufbringen, fällt einem auf, wie diametral gegensätzliche Werte diese Menschen im eigenen Land einerseits und im Ausland andererseits akzeptieren. Sie lehnen Jerry Falwell ab, aber wenn er Ayatollah Jerry al-Falwell wäre, wäre er heißgeliebt und hochverehrt.

Das Ausland ist der richtige Platz, um die eigene Liebe für „stolze Nationen“ auszuleben. Dort kann man ganz offen mannhaften, mächtigen Männern, Nationalismus, religiösem Extremismus, Krieg und öffentlichen Stockschlägen huldigen, Erhängen, Enthauptung, Steinigung – lasst all eure Aggressionen heraus, die das Leben im Westen sonst unterdrückt.

Die Liebe zu fremden Nationen und Religionen, die man so oft in den Schriften Linker findet, die sich scheinbar dem Nationalismus widersetzen, ist immer interessant. Die Liebe zu „Stolz“, Vertrauen, Würde und Wurzeln, zu Faust und Flagge, zu Schwert und Gewehr, deutet auf ein nationalistisches Verlangen hin, das die westliche, selbsternannte Linke sich selber zu Hause nicht erlauben kann.“8

Damit hat Frantzman bereits sehr vieles erklärt. Ich möchte nur hinzufügen, dass in meinen Augen diese Erkenntnisse wieder einmal ein Argument dafür sind, dass die westlichen Nationen ihren Kultur-Nihilismus und die Ablehnung ihrer eigenen Identität dringend überwinden sollten.

Sie sollen nicht zum extremen Nationalismus vergangener Zeiten zurückkehren, wohl aber zu einem normalen, gesunden Verhältnis zu sich selbst. Wenn sie es sich wieder erlauben würden, auf ihre Errungenschaften stolz zu sein, wäre vielleicht die Versuchung nicht so stark, den Stolz in Richtung diktatorischer, unseren freiheitlichen Werten feindlich gesonnener Regimes zu kanalisieren.9

V. Immer auf der Seiten der Schwachen!

Frantzmans Argumentation folgend, gibt es also eine Wutlücke, die geschlossen werden muss. Es gibt das Bedürfnis nach Patriotismus und Stolz. Es gibt – leider – bei vielen Menschen eine Faszination für Autoritarismus, Totalitarismus und Gewalt.

All diese Bedürfnisse wollen rausgelassen werden, aber da unter vielen heutigen Linken die Ablehnung westlicher kultureller Identitäten selbstverständlich ist, sucht man sich andere Objekte der Verehrung, die diesen Bedürfnissen gerecht werden.

Man verklärt und romantisiert alles Nicht-Westliche und ehe man sich versieht, tritt man für Regimes und Bewegungen ein, die in so ziemlich allem das Gegenteil dessen vertreten, was man selber zu Hause propagiert.

Das ist widersprüchlich, natürlich. Aber seit wann ist das etwas Neues, dass Menschen sich widersprüchlich verhalten?

In einem Artikel über linke Irrtümer habe ich schon einmal erwähnt, worin aus meiner Sicht ein fundamentaler, folgenschwerer Fehler des linken Denkens liegt: die Welt in Starke und Schwache einzuteilen und quasi automatisch davon auszugehen, dass die Schwachen die Opfer der Starken sein müssen, dass sie ihr Los der Ausbeutung oder Unterdrückung durch die Stärkeren zu verdanken haben.

Die Realität ist aber nicht so einfach. Natürlich gibt es Unterdrückung und Ausbeutung. Aber es gibt auch Schwache, die an ihrem Schicksal im Wesentlichen selbst schuld sind.

Thilo Sarrazin hat in seinem letzten Buch „Wunschdenken“ ausführlich aufgezeigt, dass die Faktoren, die über Erfolg oder Misserfolg einer Gesellschaft entscheiden, größtenteils in der jeweiligen Gesellschaft selber liegen.10

Aber mit Fakten beschäftigen sich Ideologen nicht sonderlich gern. Sie nehmen nur zur Kenntnis, was ihre bereits vorgefasste Meinung zu bestätigen hilft.

Nicht-westliche Nationen sind, vor allem was materiellen Wohlstand, politische und persönliche Freiheiten anbelangt, zu einem Großteil schwach, jedenfalls viel schwächer als der Westen. Automatisch wird immer wieder davon ausgegangen, dass der Westen daran schuld sein muss. Entweder handelt es sich um Spätfolgen des westlichen Kolonialismus oder um Auswirkungen heutiger Aggressionen.

Die islamische Welt ist das Opfer des bösen Westens, wie man beispielsweise in den pathetischen und faktenresistenten Litaneien eines Jürgen Todenhöfer immer wieder zu hören bekommt.11 Da war die schreckliche Balfour-Deklaration, da war das Sykes-Picot-Abkommen, da war die Gründung dieses schändlichen Kolonialprojekts namens Israel (dieses winzigen Staates, dessen Existenz allen Moslems das Leben so schwer macht), da war der Irak-Krieg (der zwar nur einen Bruchteil der islamischen Welt betroffen hat, aber bitte) und wenn man sonst nichts mehr weiß, dann waren da immer noch die Kreuzzüge …

Also gilt der islamischen Welt die links-grüne Solidarität. Mit wem man sich da solidarisiert, ob darunter auch rechtsradikale, antisemitische, mörderische Regimes oder Terrormilizen darunter sind, wird vorsichtshalber nicht an die große Glocke gehängt.

(Der Linke, der was auf sich hält, ist mit den Schwachen. Das klingt grundsätzlich sehr nobel, aber ich persönlich würde ganz gerne wissen, mit wem genau ich es eigentlich zu tun habe, ehe ich mich voreilig solidarisiere.)

Der Westen hat die islamische Welt vergewaltigt und ins Unglück gestürzt. Jetzt muss er büßen, indem er sich selbst geißelt und seine Grenzen für die Armen und Beladenen dieser Welt abschafft. Das ist nur recht und billig nach allem, was „wir“ mit diesen Menschen gemacht haben.

VI. Zerstörungswut

Da der Westen in der verzerrten Wahrnehmung vieler links-grüner Ideologen für das Böse in der Welt steht, muss er, so wie er bisher war, zerstört werden.

Der Westen steht für Ausbeutung, für Kapitalismus, für Kolonialismus, für Krieg, für eine patriarchalische, frauenfeindliche Ordnung und und und.

Das alles muss weg, damit das neue rot-grüne Gender-Multikulti-Wir-haben-uns-alle-lieb-Utopia irgendwann endlich kommen kann.

Dass der verhasste Kapitalismus mehr gegen Armut ausgerichtet hat als alle Sonntagsreden von Sahra Wagenknecht zusammen, na ja, geschenkt! (Viele verwechseln leider immer noch die freie Marktwirtschaft mit Korporatismus, dem Zusammenwirken der Staatsmacht mit Großkonzernen, die den Staat beispielsweise dazu nutzen, durch für sie vorteilhafte Regulierungen lästige Konkurrenz vom Markt zu fegen und dann die Märkte unter sich aufzuteilen.)

Dass von einem Patriarchat im Westen längst nicht mehr die Rede sein kann – geschenkt!

Ideologen, die sich völlig in ihre Parallelwelten verrannt haben, sind offenbar nicht mehr in der Lage, zu sehen, was sie anrichten.

In ihrer Hofierung des Islam wenden sie sich gegen alles, was den Westen stark, frei und großartig gemacht hat.

Denn wenn es tatsächlich zur Selbstzerstörung des Abendlandes und zur Islamisierung kommt, dann wird es hier unter Garantie keine Gleichberechtigung der Frau mehr geben, keine Gleichberechtigung für Homosexuelle, keine oder massiv beschnittene politische und persönliche Freiheit. (Wo der Islam herrscht, gibt es keine Gleichberechtigung der Frau. Fast überall, wo der Islam herrscht, ist Homosexualität strafbar. In zehn dieser Länder steht darauf sogar die Todesstrafe.)

In ihrem Hass auf den Westen versuchen viele Links-Grüne das Fundament eben jener progressiven Werte zu zerstören, die ihnen angeblich so wichtig sind.12

Ein Höhepunkt dieses Wahnsinns ist die Verbrüderung (oder Verschwesterung?) von Third-Wave-Feministinnen mit dem Islam. Die Ikone des so genannten Frauenmarsches, auf dem gegen den Wahlsieg des bösen, bösen Donald Trump protestiert wurde, war eine mit einer US-Flagge islamisch verschleierte Frau auf einem Plakat. In Berlin skandierten Frauen als Demonstration ihres wackeren Widerstands gegen Trump „Allahu Akbar!“13

Feministinnen machen sich gemein mit einer Weltanschauung, die nun wirklich für ein beinhartes, frauenfeindliches Steinzeit-Patriarchat steht. Damit spucken sie den vielen Frauen in der muslimischen Welt ins Gesicht, die gerne nur einen Bruchteil der Freiheiten hätten, die westliche Frauen genießen. (Siehe beispielsweise die Frauen, die heute im Iran gegen den Verschleierungszwang aufstehen.)

Dass Feministinnen inzwischen das Bündnis mit dem Islam suchen, werte ich als sicheres Zeichen dafür, dass der Feminismus in den Irrsinn abgeglitten ist.14

VII. Die diktatorische Fratze wird sichtbar

Eine Rolle bei der merkwürdigen links-grün-islamischen Allianz mag auch die Freiheitsfeindlichkeit dieser Ideologen spielen.

Der Massenimport des Islam hilft diesen Leuten dabei, beispielsweise die Freiheit der Meinungsäußerung einzuschränken, und die Gesellschaft Schritt für Schritt auf die Linie zu zwingen, die sie haben wollen.

In Zeiten, in denen der Kampf gegen die Freiheit immer offener geführt wird (siehe Maas, Kahane und Co.), braucht das nicht mehr umständlich begründet zu werden. Wer Augen und Ohren hat, kann sehen, dass die Migrationskrise auch zur Beschränkung der Freiheit genutzt wird.15

VIII. Schlusswort

Trotz allem bleibt festzuhalten, dass diese merkwürdige Verbrüderung Links-Grüner mit dem Islam bzw. islamischen Fundamentalisten unnatürlich und widersprüchlich ist.

Man kann sie erklären, aber alle Erklärungsversuche täuschen nicht darüber hinweg, dass es den Links-Grünen im Falle einer erfolgreichen Islamisierung genauso an den Kragen gehen würde wie Feministinnen (bzw. Frauen im Allgemeinen), Homosexuellen und anderen, die in den Augen der Fundamentalisten entweder Menschen zweiter Klasse sind oder gar kein Recht haben, zu existieren.

Die links-grün-islamische Allianz ist Ausdruck der zivilisatorischen Krise, in der sich das Abendland befindet. Sie ist Ausdruck des selbstzerstörerischen Denkens, das erhebliche Teile dieser Zivilisation erfasst hat.

Dieses Denken muss dringend erkannt und als der Unfug benannt werden, der es ist.

Abschließend empfehle ich noch, sich mit der Arbeit von Jamie Glazov zu beschäftigen, der in seinem Buch „United in Hate: The Left’s Romance with Tyranny and Terror“ einen Bogen schlägt von der Verbrüderung westlicher Linker mit der Sowjetdiktatur bis hin zur links-islamischen Allianz von heute. Sehr interessant und lehrreich.16

Quellen:

  1. The Jerusalem Post, 2.8.2016: „Why Western Leftists Adore Right-Wing Religious Extremists Abroad“ by Seth J. Frantzman http://www.jpost.com/Opinion/Op-Ed-Why-Western-leftists-adore-right-wing-religious-extremists-abroad-462978
  2. Basler Zeitung, 20.2.2017: „Die Feinde Europas“ von Bassam Tibi https://bazonline.ch/ausland/europa/die-feinde-europas/story/20019634
  3. Stefan Molyneux (Freedomain Radio): „The Truth About The Crusades“ (Veröffentlicht: 17.12.2015) https://www.youtube.com/watch?v=-ilFbbk9jw4

Stefan Molyneux (Freedomain Radio): „The Real History of The Crusades“ (Veröffentlicht: 24.7.2017) https://www.youtube.com/watch?v=ztos_j0-_04

Jüdische Rundschau, 2.2.2017: „Die absurde Rechtfertigung islamischen Terrors mit den Kreuzzügen“ von Gerd Buurmann http://juedischerundschau.de/die-absurde-rechtfertigung-islamischen-terrors-mit-den-kreuzzuegen-135910715/

Political Islam: „Dr Bill Warner PhD Jihad vs Crusades GERMAN“ (Veröffentlicht: 1.6.2015) https://www.youtube.com/watch?v=zlNAgvZfdLo

  1. Stefan Molyneux (Freedomain Radio): „The Truth About Empire – and Western Colonialism!“ (Veröffentlicht: 9.10.2015) https://www.youtube.com/watch?v=HGERS905pPk
  2. Deutschlandfunk Kultur, 7.2.2017: „Der größte Chemie-Angriff der Geschichte“ von Otto Langels http://www.deutschlandfunkkultur.de/agent-orange-im-vietnamkrieg-der-groesste-chemie-angriff.932.de.html?dram:article_id=378270
  3. Stefan Molyneux (Freedomain Radio): „The Truth About McCarthyism: Modern Parallels“ (Veröffentlicht: 13.1.2017) https://www.youtube.com/watch?v=wljpYZ8wejA

Daily Mail, 7.10.2014: „From Stalin to Hitler, the most murderous regimes in the world“ by Nigel Jones http://www.dailymail.co.uk/home/moslive/article-2091670/Hitler-Stalin-The-murderous-regimes-world.html

Interview mit Roland Baader – Streiflichter des Lebens

https://www.youtube.com/watch?v=2eLOcIp-vYw

Paul Joseph Watson: „Why Capitalism is Great“ (Veröffentlicht: 12.1.2016) https://www.youtube.com/watch?v=Vc6PK7aqTO0

Steven Crowder: „Why “Democratic” Socialism Doesn’t Work“ (Veröffentlicht: 31.3.2016) https://www.youtube.com/watch?v=-XgdtHewGR0

Steven Crowder: „Karl Marx Rebuttal: Debunking Communism from ‘The School of Life’“ (Veröffentlicht: 19.5.2016) https://www.youtube.com/watch?v=jFxWXbdqGIg

  1. Stefan Molyneux (Freedomain Radio): „The Truth About Fidel Castro | The Cuban Revolution“ (Veröffentlicht: 26.11.2016) https://www.youtube.com/watch?v=2EhlTI0fte0

The Washington Times, 10.10.2017: „We’ll always have Paris“ by Clifford D. May https://www.washingtontimes.com/news/2017/oct/10/europeans-have-self-destructive-view-of-world/

  1. The Jerusalem Post, 2.8.2016, a.a.O.
  2. Stefan Molyneux (Freedomain Radio): „The Truth About Patriotism“ (Veröffentlicht: 14.7.2016) https://www.youtube.com/watch?v=q9ZOX5JnuZA
  3. Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e.V.: „Thilo Sarrazin stellt sein aktuelles Buch Wunschdenken vor“ (Veröffentlicht: 25.6.2016) https://www.youtube.com/watch?v=e-O_BrB2-JA
  4. „Todenhöfer wieder entlarvt“

https://www.youtube.com/watch?v=iHmgUsoRQVQ

aprin, 28.4.2014: „Ignorant, dreist und feige“

https://arprin.wordpress.com/2014/04/28/ignorant-dreist-und-feige/

arprin, 18.10.2013: „Todenhöfer und der Israelknacks“

https://arprin.wordpress.com/2013/10/18/todenhofer-und-der-israelknacks/

Lizas Welt, 21.7.2014: „Demagoge des Mainstreams“ https://lizaswelt.net/2014/07/21/demagoge-des-mainstreams/

Huffington Post, 21.7.2014: „Offener Brief an Jürgen Todenhöfer: Ihr Auftritt in der ARD macht mich fassungslos“ von Charlotte Knobloch http://www.huffingtonpost.de/charlotte-knobloch/offener-brief-an-juergen-todenhoefer-ihr-auftritt-in-der-ard-macht-mich-fassungslos_b_5606004.html

Tapfer im Nirgendwo, 23.3.2016: „Jürgen Todenhöfers Konzentrationslagerphantasien“ von Gerd Buurmann https://tapferimnirgendwo.com/2016/03/23/juergen-todenhoefers-konzentrationslagerphantasien/

Tapfer im Nirgendwo, 15.8.2016: „Die sechs dummen „Argumente“ des Jürgen Todenhöfer“ von Gerd Buurmann https://tapferimnirgendwo.com/2016/08/15/die-fuenf-dummen-argumente-des-juergen-todenhoefer/

  1. „Milo Yiannopoulos buries Liberalism in one minute“ (Veröffentlicht: 19.6.2016) https://www.youtube.com/watch?v=r_kuazkeITk
  2. Rebel Media: „Muslim call to prayer at Women’s March!“ by Ezra Levant (Veröffentliocht: 26.1.2017) https://www.youtube.com/watch?v=sQqHS0ZXVig

Die Freie Welt, 27.1.2017: „Feminist*innen rufen “Allahu Akbar” in Berlin“ http://www.freiewelt.net/nachricht/feministinnen-rufen-allahu-akbar-in-berlin-10069958/

  1. Rebel Media: „The truth about feminism and Islam“ by Faith Goldy (Veröffentlicht: 27.1.2017) https://www.youtube.com/watch?v=5GFKpU6a8rM

Paul Joseph Watson: „The Left & Islam: Unholy Alliance“ (Veröffentlicht: 24.1.2017) https://www.youtube.com/watch?v=r3NDeyR_1-U

  1. Achse des Guten, 7.9.2016: „Das Neue Deutschland“ von Matthias Matussek https://www.achgut.com/artikel/das_neue_deutschland

Joachim Steinhöfel, 5.11.2017: „Frontalangriff von Heiko Maas auf die Meinungsfreiheit“

https://www.steinhoefel.com/2017/11/frontalangriff-von-heiko-maas-auf-die-meinungsfreiheit.html

Joachim Steinhöfel, 18.1.2018: „Schnelljustiz in der Löschkaserne“

https://www.steinhoefel.com/2018/01/schnelljustiz-in-der-loeschkaserne.html

Geolitico, 13.3.2016: „Demokratie ist von innen in Gefahr“ von Konrad Kustos http://www.geolitico.de/2016/03/13/demokratie-von-innen-in-gefahr/

  1. Jamie Glazov & Robert Spencer: „The Leftist / Islamic Alliance“

https://www.youtube.com/watch?v=YSTaXt426zA

Jamie Glazov: „United in Hate: The Left’s Romance with Tyranny and Terror“, WND Books, 1st edition, March 3, 2009 https://www.amazon.com/United-Hate-Romance-Tyranny-Terror/dp/1935071602

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*) Der bekannte Blogger Adrian F. Lauber ist seit November 2017 regelmäßig Autor auf conservo.
www.conservo.wordpress.com     15.02.2018
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