Ist der deutsche katholische Progressismus am Ende?

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Mathias von Gersdorff

Von Mathias von Gersdorff *)

Was macht ein deutscher Jesuit, der in die Jahre gekommen, aber noch nicht völlig unbekannt ist, wenn er in die Schlagzeilen gelangen möchte?

Er geht zu katholisch.de (von der Bischofskonferenz finanziert) und fordert die Priesterweihe für Frauen und Verheiratete.

Das tat der ehemalige Jesuitenprovinzial Stefan Kiechle. Bei katholisch.de bekommt er noch etwas Aufmerksamkeit. Ansonsten erntet er gähnendes Desinteresse mit einer Aussage, mit der er vor einigen Jahren einen heftigen Sturm in den Medien provoziert hätte.

Dieses Schicksal erleidet immer mehr auch Bischof Franz-Josef Bode. Der Oberhirte von Osnabrück hat sich geradezu auf Tabubrüche spezialisiert, wobei er mit Sicherheit die eine oder andere Schlagzeile bekommt – diese Woche erneut mit der Forderung, das Zölibat abzuschaffen.Seine nicht besonders originelle Forderung wurde pflichtschuldigst in einigen Medien verbreitet – wie etwa katholisch.de – doch das war´s auch.

Solche Aussagen erhalten noch bestenfalls eine – freilich kritische – Resonanz im Ausland, in Ländern, wie den Vereinigten Staaten oder Polen, in denen der deutsche progressistische Katholizismus als abschreckendes Beispiel einer dekadenten und aussterbenden Kirche dargestellt wird. Und damit haben sie leider recht.

Der Progressismus hat die katholische Kirche in Deutschland ruiniert.

Doch entgegen den Erwartungen ernten sie just zu einem Zeitpunkt, als sie fast dabei sind, das zu erreichen, wonach sie jahrzehntelang gelechzt haben, nicht einmal mehr Verachtung, sondern “dröhnende” Stille.

„Ich liebe den Verrat, aber ich hasse Verräter“ ist ein Aphorismus aus Cäsars „De Bello Gallico“, der gut die Haltung der liberalen deutschen Gläubigen gegenüber den Protagonisten des Progressisten beschreibt:

Viele Jahre war es den liberalen Katholiken durchaus recht, dass die kirchliche Hierarchie ihnen eine liberale Lebenshaltung gewährte. Dadurch konnten sie möglicherweise auch ihre schlechten Gewissen etwas betäuben. Doch nun, wenn das Zerstörungswerk des Progressismus für alle deutlich geworden ist, wenden sie sich ab.

Wenn es von den Gläubigen – selbst von den Lauen – abhängen würde, wäre der deutsche Progressismus erledigt und würde längst gesunden Strömungen Platz machen.

Doch noch sitzen sie an den Machtschaltern und haben viele Instrumente, um glaubens- und lehramtstreue Personen und Bewegungen am Wachsen zu hindern.

So müssen diese wie eine Art Untergrundkirche überleben und sich „durchwurschteln“ in der Erwartung besserer Zeiten.

Jedenfalls findet man dort die Frische, die Hoffnung, die Dynamik, die Vitalität, die Kraft, die Leidensbereitschaft, die immer die katholische Kirche gekennzeichnet hat. Kurz: Dort findet man die übernatürliche Sakralität, die uns auf dieser Welt eine Idee gibt, wie das Leben nach dem Tod im Himmel sein wird.

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*) Mathias von Gersdorff ist freier Publizist sowie Betreiber der blogs „Kultur und Medien“ und http://mathias-von-gersdorff.blogspot.de/

www.conservo.wordpress.com   29.04.2018
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