Kein Sommertheater – Update zur Anti-Trump-Kampagne, zu deren Folgen für die Weltpolitik und zur Einkreisung Deutschlands

(www.conservo.wordpress.com)

Von Helmut Roewer *)

Dieser Artikel ist eine aktuelle Momentaufnahme zu einigen Ereignissen in den USA, die Auswirkungen auf die Welt und speziell auf unser Land haben. Ich mühe mich seit einigen Jahren, die Fakten der globalen Herrschaftsbestrebungen einer anglo-amerikanischen Geldelite zu sammeln und nachvollziehbar darzustellen. Der letzte Band von Unterwegs zur Weltherrschaft wurde im Frühjahr abgeschlossen. Hieran anschließend habe ich Updates geschrieben. Deren erstes finden Sie auf meiner Homepage www.helmut-roewer.de, die folgenden bei conservo und auch bei etlichen anderen Plattformen wie zum Beispiel bei Tumult. Hier nun das Juli-Update.

Die Lage rund um den US-Präsidenten Donald Trump bleibt zum Zerreißen gespannt. Der deutsche Nichtkonsument von US-Medien bekommt kaum mit, dass dortzulande kein Tag, fast keine Stunde vergeht, ohne dass gegen Trump nicht erneut eine Schmierenkampagne losgetreten wird – neuster Favorit sind Lokalverbote für Träger der roten Trump-Kappe und Zivilklagen gegen die Trump-Mannschaft wegen allem und nichts und diesem und jenem. Im Gegenzug hat das Weiße Haus soeben eine Hitliste der nachgewiesenen Falschmeldungen über Trump unter Nennung von Ross und Reiter herausgegeben. Der gallige Humor, der hinter dieser Maßnahme aufscheint, lässt indessen keinen Zweifel daran, dass offener Krieg zwischen Mainstream und dem Präsidenten herrscht. Das Schlachtfeld ist die öffentliche Meinung, die zu beherrschen beide Kontrahenten in Anspruch nehmen.                  Über die Schärfe muss sich niemand wundern, nachdem die Quelle dieses Tuns mittlerweile offengelegt ist. Es handelt sich um die straff organisierte und mit viel Geld ausgestattete Anti-Trump-Kampagne (ursprünglich Hillary Clinton-Kampagne). Deren Ziel war zunächst, Trump mit Hilfe des Staatsapparats zu verhindern, und, nachdem das nicht gelungen ist, ihn aus dem Amt zu jagen. Am letztgenannten Ziel wird festgehalten. Den Hebel für dieses Tun bildet die Behauptung, Trump & Co hätten mit verbotenen Mitteln, in Sonderheit konspirativer russischer Hilfe, gearbeitet.

Um die Schwere dieses Vorwurfs auszuloten, ist es angezeigt, sich dem amerikanischen Standpunkt anzunähern, wonach es dort ganz undenkbar erscheint, dass auch fremde Mächte bemerkbaren Einfluss ausüben können. Diese amerikanische Überzeugung ist parteiübergreifend (non-partisan). Sie bildete sich als Doktrin in den Jahren 2000/2001 erneut heraus. Zu diesem Zeitpunkt wurde klar, dass die seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion (1991/92) durch Wall Street so hoffungsvoll begonnene feindliche Übernahme der russischen Volkswirtschaft gescheitert war. Das Scheitern hing unübersehbar mit der Amtsübergabe von Boris Jelzin auf Wladimir Putin zusammen.

Nunmehr schaltete die US-Elite auf das bewährte Mittel der Wirtschaftskriegsführung um. Wer’s nicht glauben mag, lese die einschlägigen Beschlüsse der US-Gesetzgebungsorgane seit 2002 nach, die letzten einschlägigen Beschlüsse stammen aus dem Jahre 2017. Amerika befindet sich seitdem psychologisch im Krieg mit Russland. Hieraus erklärt sich der propagandistische Stellenwert der Russia-Gate-Kampagne gegen Trump: Der Mann, der mit dem Feind ins Bett ging.

Nun haben die amerikanischen Wähler diesen Vorwurf offensichtlich weit weniger ernst genommen, als das Establishment gehofft hat, sonst hätten sie Trump nicht gewählt. Ihre Entscheidung beruhte vielmehr auf der Hoffnung, dass Trump sie aus einer seit Jahren andauernden substanziellen wirtschaftlichen Notlage befreien möge, denn genau das versprach er. Wie tief diese, durch den Finanzcrash von 2007/2008 ausgelöste Notlage reicht, und wer durch den Crash alles ruiniert wurde, lässt sich beispielhaft am Schicksal des Spielzeugmultis Toys”R”Us beleuchten. Er meldete soeben Konkurs an, nachdem er seit 2008 aus schierer Finanznot unter den Einfluss von Amazon geraten und sodann wieder fallen gelassen worden war. Jetzt ist er weg (und damit alle zugehörigen Arbeitsplätze).

Der Notretter Trump wäre vielleicht nach dem Geschmack der US-Eliten, die seit gut 150 Jahren die Präsidenten nominieren, so gerade noch hingegangen, doch etwas sprach unabweisbar gegen ihn. Er hatte diesen global agierenden Eliten den Kampf angesagt, um, wie er das sagte, Amerika den Amerikanern zurückzugeben. Das machte ihn untragbar. Zwar war dann der Finanzelite die Wahl ihrer Kandidatin, der Demokratin Hillary Clinton, misslungen, doch man hatte noch einen Joker im Ärmel: das Amtsenthebungsverfahren (impeachment).

Indessen: was in der Mainstreampresse als sicheres Ereignis knallig gefeiert wurde, versandete in dem Maße, wie die zugehörigen Fakten ans Licht kamen: Ein mit großem öffentlichen Radau eingesetzter Sonderermittler (Ex-FBI-Chef Robert Mueller) produziert seit über einem Jahr nur heiße Luft. Als da wären:

– ein Verfahren gegen Trumps Privatanwalt wegen dessen Tätigkeit vor anderthalb Jahrzehnten in einer Schmuddelaffäre mit einer professionellen Sex-Darstellerin,

– ein Verfahren gegen einen republikanischen Tausendsassa, der im Sommer 2016 für anderthalb Monate die Trump-Kampagne geleitet hatte, wegen dessen Jahre zuvor liegender dubioser Tätigkeit für einen ukrainischen Politiker,

– Verfahren gegen 17 abwesende russische Firmen wegen deren behaupteten Eingreifen in den US-Präsidentenwahlkamp, aber ohne erkennbaren Zusammenhang zu Trump und seiner Mannschaft.

Stattdessen kam heraus: Etliche Spitzenfunktionäre aus Justizministerium, FBI, Geheimdienstaufsicht und CIA hatten sich zusammengetan, um Trump unter Missbrauch ihrer Amtsbefugnisse zu verhindern bzw. ihn stolpern zu lassen. Entlarvender interner Emailverkehr brachte es an den Tag. Britanniens Auslandsdienst MI6 leistete Hilfestellung, um die Illegalität des Vorgehen zu tarnen. Präsident Obama, seine Justizministerin und der FBI-Chef nutzten Tarnnamen und Deckadressen, um ihr Involviert-sein zu verschleiern, und eine Reihe von Geheimdienstagenten wurde angesetzt, um die Trump-Kampagne von innen auszuspähen und zu zersetzen. Hundertausende Dollar Steuergelder wurden hierfür aufgewendet, den Rest schoss ein Reichenkränzchen im Umfeld des Wohltäters der Menschheit, George S., zu.

Haltet den Dieb, rief diese Korona. Hierzu bestand aller Grund, denn die Heilige Hillary, die nach dem Willen ihrer Macher die erste Präsidentin der USA werden sollte, geriet immer mehr in Schieflage. Man hat Mühe, die gegen sie erhobenen Vorwürfe à jour zu halten. Die Krönung davon ist, dass sie selbst illegale Kontakte zum Erzfeind Russland unterhalten haben soll, indem sie als Außenministerin den Verkauf amerikanischer Anteile an den Uran-Vorkommen in Canada nach Russland genehmigte. Trump als Bedrohung der nationalen Sicherheit der USA? Mir scheint, da ist noch eine Rechnung offen. Und ob, wie zu lesen ist, die Clinton-Stiftung im engen Zusammenhang mit dem Uran-Deal Geld scheffelte, harrt noch der staatsanwaltlichen Aufklärung.

Kaum ein Tag vergeht, ohne dass es nicht neue peinliche Enthüllungen gibt. Warum, so fragt sich der Beobachter, geht dieses alles so quälend langsam vonstatten? Die Antwort ist mehrschichtig, zum Teil unerquicklich. Vieles liegt an den Republikanern, also der Partei, der auch Trump angehört. Seine ausgekochtesten Feinde sitzen in genau dieser Partei (Senator McCain u.a.). Sie haben nach Trumps Amtsantritt nichts unversucht gelassen, um ihn gesetzgeberisch auszubremsen, zumal sie im Capitol in beiden Häusern die Mehrheit haben. Für den Spätherbst stehen dort die Zwischenwahlen an. Mittlerweile hat es sich jedoch unter den republikanischen Kandidaten bei den Vorwahlen herumgesprochen, dass sie, auf dem Anti-Trump-Ticket reisend, beim Wahlvolk keine Chance haben werden.

Bei den Demokraten geht es vollends chaotisch zu. Sie leiden in ihren Hochburgen daran, dass ihnen die lang gepflegten Minderheiten mit Donnergetöse die Gefolgschaft kündigen (Walk away [mach dich davon]-Kampagne). Prominente Schwarze und prominent werdende Schwule erklären sich öffentlich für Trump. Man muss lachen, wenn man die indignierten Reaktionen aus dem Kernbereich der Republikaner zur Kenntnis nimmt. Diese republikanischen Lordsiegelbewahrer mögen ahnen, dass die plötzliche und unerwartete Zustimmung von allerlei buntem Volk nicht ihnen, sondern speziell dem von ihnen ungeliebten Präsidenten gilt.

Der zweite Grund, warum die Aufräumungsarbeiten des Donald Trump so quälend langsam voran gehen, beruht auf dem Umstand, dass ein Heer von Bediensteten aus der US-Bundesverwaltung sich im Vor-Trump-System glänzend eingerichtet hatte. Diese Leute schwanken hin und her, ob sie es nun anpacken oder doch lieber schleifen lassen sollen. Lesen diese Leute so wie ich die Foreign Affairs, das Vereinsblatt des Council on Foreign Relations, dem Generalstab des Großen Geldes, so wissen sie, was sie zu tun haben: Go slow & relax: warten auf die Zeit nach Trump.

Doch das dauert vermutlich noch ein Weilchen. Eingeübte Feindbilder stehen Kopf. Co-Existenz-Absprache mit Nordkorea, vor einem halben Jahr noch undenkbar. Nun, in diesem Monat noch, ein neuerlicher Gipfel mit dem Herrscher aus dem Reich des Bösen. Was also mögen Trump und Putin aushecken. Mit Russland Frieden zu finden, hatte Trump bereits im Wahlkampf angekündigt. Es sieht so aus, als würde er auch diese Ankündigung wahr machen wollen. Seine eigene Partei wird ihn nicht, wie noch im Januar/Februar 2017, ein zweites Mal daran hindern.

Trumps härteste Gegner haben in diesem Monat noch einmal angesetzt, um Sand in die anscheinend unaufhaltsame Maschinerie der Trump-Aktivitäten zu werfen. Erneut ist Großbritannien der Schauplatz. Wieder sind zwei Menschen, diesmal Briten, durch das Nervengift Novichok vergiftet worden, einer davon ist bereits gestorben. Wieder gehen die Wogen der veröffentlichten Meinung gegen Russland hoch. Erinnern Sie sich noch an den ersten Vorfall? Er betraf den ehemaligen russischen Geheimdienstler und gleichzeitigen britischen Spion Skripal. Ein mediales Aufstöhnen ging um die Welt, das die diplomatischen Beziehungen zwischen den westlichen Staaten und Russland auf den Nullpunkt brachte. Kaum einer machte sich die Mühe, die beiden entscheidenden Fragen zu stellen: Welche Tatsachen weisen bei dem Giftgasanschlag auf die Russen als Täter hin, und was waren ihre Motive? Hier sind die Antworten:

Das Nervengift Novichok (Новичо́к, zu deutsch: Neuling, Berufsanfänger) ist eine russische Kreation auf dem Jahrmarkt der Scheußlichkeiten. Seine Formel und das Herstellungsverfahren sind mittlerweile allgemein bekannt. Wer’s nachahmen will, der werfe einen Blick ins Internet und greife zum Kosmos-Bastelkasten (Wissenswertes findet der Leser zudem in den Beiträgen des Chemikers Klaus Kaiser auf der kanadischen Plattform Convenient Myths). Mit dieser Bemerkung sei hier klargestellt, dass die behauptete Formel Novochok gleich russischer Täter nicht trägt. Nun zum cui bono (wem nützt es?) oder anders gefragt: Was hätte die russische Regierung veranlassen sollen, einen vor vielen Jahren ausgetauschten Ex-Agenten ins Jenseits zu befördern? Hier die Antwort: Nichts.

Und nun also erneut. Was, um Himmels Willen, soll den bösen Putin veranlassen, zwei friedliche Briten mit Novichok zu liquidieren? Nach solcher Lesart lässt der Kreml zwei Anschläge begehen, um die von ihm gesuchte Annäherung mit den USA zu sabotieren? Das ist ein bisschen zu viel um die Ecke. Legt man diesen Maßstab indessen an das mittlerweile frei im Raum taumelnde Großbritannien oder an die amerikanische Anti-Russland-Mafia an, wird man schnell eine passende Erklärung finden können. Ich lasse das hier, weil mir die unumstößlichen Fakten (noch) fehlen.

Doch zurück zum anstehenden Gipfel. Was hat der Deutsche von diesem Treffen zu erwarten? Nichts Gutes, denn unsere vorbildlichen Interessenwahrer haben es tatsächlich fertiggebracht, gegenüber den beiden Staatsmännern im Osten und im Westen eisige Feindseligkeit zu inszenieren. Auslöser hierfür sind weder Trump noch Putin, sondern die geliebte Führerin und ihr angeblich transatlantisches Gefolge. Die deutsche Geschichte kennt hierfür eine ungute Vokabel: Einkreisung.                                 (© Helmut Roewer, Juli 2018)

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*) Dr. Helmut Roewer wurde nach dem Abitur Panzeroffizier, zuletzt Oberleutnant. Sodann Stu-dium der Rechtswissenschaften, Volkswirtschaft und Geschichte. Nach dem zweiten juristischen Staatsexamen Rechtsanwalt und Promotion zum Dr.iur. über ein rechtsgeschichtliches Thema. Später Beamter im Sicherheitsbereich des Bundesinnenministerium in Bonn und Berlin, zuletzt Ministerialrat. Frühjahr 1994 bis Herbst 2000 Präsident einer Verfassungsschutzbehörde. Nach der Versetzung in den einstweiligen Ruhestand freiberuflicher Schriftsteller und Autor u.a. bei conservo. Lebt und arbeitet in Weimar und Italien.

www.conservo.wordpress.com       10. Juli 2018
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