Der Elefant und das Porzellan der Welt

(www.conservo.wordpress.com)

Von Michael Dunkel *)

Ich möchte Euch heute einmal eine kleine Geschichte erzählen und hoffe, daß sie Euch auch gefällt:

Die Welt schien in Ordnung. Jeder hatte seinen Platz gefunden, manche waren glücklich, andere lebten mit der Hoffnung, irgendwann an diesem Glück teilzuhaben.

So zogen Jahrzehnte ins Land.

Die gesamte Welt besaß gemeinsam ein Porzellan, welches gehütet und beschützt wurde. Doch mit den vielen Jahren bekam das Porzellan Risse, an etlichen Stellen war es abgestoßen, einige Teller wiesen vergilbte Stellen auf, und zudem fehlten auch schon viele Tassen und Teller.

Die Bemühungen, zu kitten, zu polieren und auch das ein oder andere Teil auszubessern, wurden immer mühsamer, so dass sich die Welt fragte: Müsste man nicht endlich ein ganz neues Geschirr kaufen? Doch sie zögerte, hoffte immer noch darauf, man könne hässliche Stellen weg polieren.

Da kam aus dem Nichts ein alter Elefant des Weges. Er trompetete laut, und stampfte mit den Füßen.Dann stellte er sich vor die Welt und sagte: „Ich zerschlage euer Porzellan, denn daraus will ich nicht essen.“

Die Welt reagierte entsetzt, hatte Vorbehalte und jammerte, sie würde nie wieder ein so schönes, wunderbar gemaltes, neues Geschirr bekommen.

Dem alten Elefanten war dies egal, und er schwenkte seinen Rüssel, trompetete laut und lauter und rannte dann mit Anlauf gegen den Schrank, in dem sich das Porzellan befand.

Er riß die Tür auf, welche viele Jahre verschlossen war, holte einen Teller nach dem anderen heraus und schmiss sie auf den Boden, wo sie in vielen kleinen Stücken liegenblieben.

Das machte er auch mit den Tassen, und die Welt schaute verängstigt und betreten seinem Tun zu.

Viele lamentierten, andere riefen: „Tötet den Elefanten, er bringt Unheil über uns, und schaut, wer soll denn jetzt das alte Porzellan wieder kitten?

Fast alles ist zerstört. Wir wissen nicht mehr, woraus wir essen sollen und unseren Schlaftrunk nehmen können, denn auch die Tassen sind ja zerstückelt!“

Da richtete sich der Elefant auf, trompetete noch lauter als sonst und rief: „Dann kauft euch endlich ein neues, mit neuen Farben, anderen Motiven und lasst eure Phantasie zu.

Ich habe nur den nötigen Schritt getan, damit ihr aus euren Träumen erwacht. Mehr kann ich für euch nicht tun. Handelt endlich, schafft neue Werte an und hört euer fürchterliches Jammern auf.

Seht doch eine Chance darin, mit einem neuen Porzellan auch neue Freude zu erlangen, auch wenn der Abschied von alten Dingen schmerzhaft ist! Es hilft euch doch allen, auch andere Essgewohnheiten zu bekommen.“

Dann drehte sich Trump, der Elefant, abrupt um, ließ die Welt mit ihren Scherben stehen und brummte noch einmal:

„Macht was daraus, ich habe meinen Teil dazu beigetragen!“

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*) Michael Dunkel ist ein rheinischer, polyglotter, liberalkonservativer Literat und schreibt für conservo.
www.conservo.wordpress.com     16.07.2018
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