Warum Deutschland?

(www.conservo.wordpress.com)

Von Adrian F. Lauber *)

Liebe Leser und Freunde,

im folgenden Text – wieder mal so eine Art Info-Broschüre – habe ich versucht, dem nachzuspüren, was in der jüngeren deutschen Geschichte schief gelaufen ist und wieso dieses Land immer wieder zu ideologischem Fanatismus und Destruktivität neigt.

Ich habe nicht den Anspruch, das im Alleingang erschöpfend klären zu können. Aber ich hoffe, mir ist eine Annäherung an die Antwort gelungen und vielleicht regt das zu neuen Diskussionen und zum Lernen an. Denn wenn Deutschland nicht lernt, sieht es für seine Zukunft düster aus.

Altbundeskanzler Helmut Schmidt hat, als er bereits ein alter Mann geworden war, gesagt, sein Vertrauen in die deutsche Kontinuität sei nicht sonderlich groß. Und wörtlich:

„Die Deutschen bleiben eine verführbare Nation, in höherem Maße verführbar als andere.“1

Als ich diesen Satz zum ersten Mal gehört habe, habe ich das – Asche auf mein Haupt – ziemlich überheblich als Gerede eines alten Mannes abgetan, der in seinem Kopf immer noch in der Weimarer Republik oder im Dritten Reich lebt und nicht so recht mitbekommen hat, dass sich die Zeiten geändert haben.2015 traf mich die Erkenntnis wie ein Hammerschlag, dass der Alte wieder mal Recht gehabt hat. Just in jenem Jahr starb Schmidt.

Wie im Rausch feierte ein Großteil dieser Nation, besoffen von der eigenen eingebildeten moralischen Überlegenheit, den Anfang einer existenziell bedrohlichen Katastrophe: die de-facto-Abschaffung unserer Staatsgrenzen plus massenhaften Import von islamischem Fundamentalismus, Judenhass, Homophobie, Demokratiefeindlichkeit, kurz: Anschauungen, die mit der freiheitlich-demokratischen Grundordnung nicht vereinbar sind. Das Land wurde destabilisiert, die Kriminalität schoss in die Höhe.Eine Spaltung der Gesellschaft begann, wie man sie in der Geschichte dieser Republik wohl noch nie erlebt hat. Verantwortet wurde sie hauptsächlich von den blindwütigen Gesinnungsethikern, die von den Folgen ihrer Gutmenschpolitik nichts wissen, aber vor sich selbst und vor aller Welt gut da stehen wollten. Alle anderen waren für sie fremdenfeindlich, gestrig, „dunkeldeutsch“ oder am besten gleich Nazis. Auf der anderen Seite konnte man bereits Anzeichen einer Radikalisierung beobachten, die nicht entschuldigt werden soll, aber durchaus vorhersehbar war bzw. ist.

Wenn man, weil man nicht die „richtige“ Gesinnung hat oder eine unerwünschte Partei wählt, permanent für dumm, unzurechnungsfähig, rechtsradikal, abgehängt und ähnliches erklärt, kurzum nicht ernst genommen wird, wenn nicht einmal mehr geredet wird, wächst die Frustration und unter Umständen führt sie tatsächlich zur politischen Radikalisierung.

Bemerkenswert, wie leicht es war, Deutschland auf den Pfad der offenen Selbstzerstörung zu steuern. Man brauchte nur pauschal alle hierher einwandernden Menschen als Flüchtlinge zu deklarieren (was in Wahrheit nur auf einen kleinen Bruchteil von ihnen zutrifft, die in der Tat schutz- und hilfsbedürftig sind) und schon reihte sich scheinbar der Großteil der Nation, der Politik, der Medien, der Kirchen, der Zivilgesellschaft, Promis von Schweiger über Grönemeyer bis zu den „Toten Hosen“ stramm hinter der unfehlbaren Bundesmerkel ein.

Deutschland schwang sich zum moralischen Führer Europas auf und glitt alsbald in eine ganz seltsame und zutiefst beunruhigende Mischung aus Selbsthass und Größenwahn ab.

Natürlich geschah es nicht über Nacht. Jahrelange einseitig ideologische Prägung der Debatte und vor allem unserer Schulen haben gefruchtet.

Dennoch: als 2010 Thilo Sarrazins „Deutschland schafft sich ab“ erschien und zu einem Bestseller wurde, hatte ich eine gewisse Hoffnung, dass dieses Land einsichtsfähig wäre, dass es seine demographische Krise und die vom Islam-Fundamentalismus ausgehende Bedrohung erkennen würde.

Dass Deutschland fünf Jahre später mit Begeisterung den Weg der Selbstzerstörung wählen würde, habe ich in dieser Radikalität nicht erwartet. Oder anders gesagt: ich hätte nicht erwartet, dass so viele das folgsam mitmachen würden. Wie leicht es doch ist, Menschenmassen dazu zu mobilisieren, für die Treue zur Regierung und zur herrschenden Open-Border-Ideologie zu demonstrieren, wie kürzlich in Berlin! Alle machen mit, in trauter Einigkeit u. a. mit Islam-Fundamentalisten und Linksradikalen, die bei dieser Gelegenheit die Zerstörung Israels forderten, alles im Namen der Toleranz, versteht sich.2 Mir scheint, in Berlin konnten auf einen Streich weitaus mehr Menschen zusammengetrommelt werden als je zu einer Demo gegen die Regierungspolitik, was für die Zukunft dieses Landes nichts Gutes verheißt. (Mag natürlich auch an der besseren Organisation und Finanzierung gelegen haben.)

Ich frage mich immer wieder: warum sind ausgerechnet die Deutschen – bzw. ein großer Teil von ihnen – ein so labiles, so verführbares, so sehr zu ideologischem Fanatismus neigendes Volk? Was ist hier schief gelaufen?

.I. Größenwahn im Wandel der Zeit

Zunächst einmal möchte ich festhalten, dass ich von der viel besungenen These vom „deutschen Sonderweg“ in der Geschichte nicht allzu viel halte, die auch der Historiker Christopher Clark überzeugend in Zweifel gezogen hat.3

Sie enthält interessante Denkansätze, aber etliche Anhänger dieser These haben einen stark antideutsch verzerrten Blick auf die Geschichte.

Ich rede von jenen, die zum Beispiel glauben, schon das kaiserliche Deutschland wäre so besonders größenwahnsinnig gewesen und habe mit seiner aggressiven Außenpolitik letztendlich den Ersten Weltkrieg allein zu verantworten.

Angesichts der Tatsache, dass das Britische Empire ein Viertel der Welt umfasste und dass Klein-Staaten wie Belgien und Portugal Kolonien hatten, die größer waren als sie selber, frage ich mich, warum ausgerechnet Deutschland besonders größenwahnsinnig gewesen sein soll, als es sich Kolonien in Übersee zulegte. (Anders als es die Legende will, übrigens nicht erst unter Willi Zwo. Die ersten Kolonien wurden noch unter Bismarck erworben.)

Auch die von Fritz Fischer vertretene These von der deutschen Alleinschuld am Ersten Weltkrieg ist widerlegt. Bei unseren ehemaligen Kriegsgegnern war das übrigens schon längst kein Geheimnis mehr. Noch bevor bei uns Christopher Clarks „Die Schlafwandler“ über die Vorgeschichte des Ersten Weltkrieges erschien, veröffentlichte der Historiker Niall Ferguson sein Werk „Der falsche Krieg“, in dem er sowohl mit England als auch mit Deutschland hart ins Gericht ging. Beide Seiten haben sich durch maßlosen Ehrgeiz, Rechtsbrüche, Fehleinschätzungen und politisches Versagen am Weltenbrand mitschuldig gemacht. Auch waren Militarismus und Expansionismus das für die damalige Zeit durchaus nichts Besonderes, schon gar nicht solitär deutsch. Der Zulauf zu militärischen Clubs und Vereinigungen war in Frankreich ähnlich groß wie im Deutschen Reich. In Großbritannien hatte damals die ultrarechte National Service League rund 100.000 Mitglieder (darunter 177 Abgeordnete des Unterhauses), die von der Überlegenheit der britischen Rasse schwadronierte und daraus ihren Herrschafts- und Weltmachtanspruch ableitete.4

Allerdings lassen sich schon im kaiserlichen Deutschland bzw. in seiner Vorgeschichte gewisse Neigungen zu Größenwahn, Dünkelhaftigkeit und Selbstüberschätzung nicht übersehen.

Die deutsche Nationalbewegung des 19. Jahrhunderts war bekanntlich im Wesentlichen eine Reaktion auf die Napoleonische Fremdherrschaft. Einerseits zielte sie darauf, die bis dahin uneinig und in zersplitterten Kleinstaaten lebenden Deutschen gegen den gemeinsamen Feind zu vereinen, andererseits war das revolutionäre und dann kaiserliche Frankreich in mancherlei Hinsicht sogar ein Vorbild: hinsichtlich seiner gesellschaftlichen Modernisierung, aber auch hinsichtlich seiner außenpolitischen Machtentfaltung.

Zwei wesentliche Antriebe der deutschen Nationalbewegung fasste Sebastian Haffner wie folgt zusammen: Erstens: Das soll uns nie wieder passieren! (Unterwerfung und Fremdherrschaft) Zweitens: Das wollen wir auch einmal schaffen können! (Von Frankreich lernen, wie es sich modernisiert hat und so stark werden konnte – auch, um es dem „Erbfeind“ eines Tages heimzuzahlen)

Schriften der frühen Vordenker der Nationalbewegung wie Ernst Moritz Arndt und Johann Gottlieb Fichte trieften nur so von Franzosenhass. Darüber hinaus fehlte es bei manchen durchaus nicht an „Vorklängen des Nationalsozialismus.“ (Sebastian Haffner)

Schon damals meinten einige, in den Deutschen das „Urvolk“, das beste Volk Europas – oder soll ich sagen: ein Herrenvolk? – erblickt zu haben, das zu wahrhaft Großem bestimmt war.

Ausgerechnet unser großer Nationaldichter Goethe stand dieser Bewegung ablehnend gegenüber. Ihm gefiel überhaupt nicht, was er sah.5

1848/49 scheiterte der Versuch, das Projekt der deutschen Nationalbewegung, einen gemeinsamen deutschen Nationalstaat, „von unten“ zu verwirklichen.

Verwirklicht wurde dieses Projekt ganz anders, als es sich die Nationalliberalen vorgestellt hatten: erstens wurde es 1871 notgedrungen nur eine „kleindeutsche“ Lösung mit Preußen als Führungsmacht und dem preußischen König als Kaiser des neuen Reiches. Zweitens wurde die deutsche Einigung „von oben“ durchgesetzt. Die Farben des neuen Staates waren nicht Schwarz-Rot-Gold – die Farben des Lützow’schen Freikorps im Kampf gegen die napoleonische Armee, die zu den Farben der Nationalbewegung werden sollten – , sondern Schwarz-Weiß-Rot. Weiß ist traditionell die Farbe der Monarchen. Der Souverän war nicht das deutsche Volk, sondern der Fürstenbund, der sich zusammengetan hatte, das Deutsche Reich zu bilden. Ausgerechnet der konservative Monarchist Bismarck, der im Herzen ein preußischer Staatsmann und keineswegs ein deutscher Nationalist war und nicht allzu lange zuvor verächtlich vom „deutschnationalen Schwindel“ gesprochen hatte, hatte notgedrungen das in mancherlei Hinsicht unnatürliche Bündnis mit den Nationalliberalen gesucht und das Reich nach seiner Façon zusammengeschmiedet.

Man hat Bismarck vorgeworfen, die deutsche Einigung durch drei Kriege herbeigeführt zu haben. Den Deutsch-Dänischen Krieg (1864), den Preußisch-Österreichischen (1866) und schließlich den Deutsch-Französischen Krieg (1870/71). Unter uns gesagt: ich glaube, zumindest die zwei letzteren wären unter den damaligen Umständen kaum zu vermeiden gewesen. Die Eskalation des Machtkampfes zwischen Preußen und Österreich lag in der Luft und was Frankreich betrifft, so hätte sein außenpolitisch aggressiver Kaiser Napoleon III. die Entstehung eines großen deutschen Machtblocks vor seiner Haustür kaum tatenlos hingenommen, zumal er selbst den Ehrgeiz hatte, Frankreichs Machtbereich bis an den Rhein auszudehnen.

Wie es auch immer sei: selbst wenn der Revolutionsversuch von 1848 nicht gescheitert wäre, wäre es vermutlich nicht wesentlich friedlicher zugegangen. Das Frankfurter Paulskirchenparlament war keineswegs ein Pazifistenverein. Auch hier fehlte es nicht an Ausschlägen in Richtung Größenwahn. Auch in diesem Parlament wurden expansionistische Träume geträumt, große Eroberungen in Polen und in Dänemark und und und. Größenwahnsinnig nenne ich das auch deshalb, weil die deutschen Revolutionäre überhaupt nicht über eine bewaffnete Macht verfügten. Nicht zuletzt deswegen sind sie am Ende auch gescheitert. Mit der Intervention in Dänemark mussten sie die preußische Armee beauftragen und am Ende war es die preußische Armee, die die Revolution niederschlug.

Man hat die Schuld für Deutschlands spätere Katastrophe traditionell gern bei Preußen gesucht. Ich glaube, das greift viel zu kurz. Solange Bismarck wirkte, war Preußen keineswegs Motor, sondern eher Bremse von Expansionsgelüsten. Als er es 1871 einmal geschafft hatte, was er schaffen wollte bzw. unter dem Druck der Nationalbewegung schaffen musste, hat er das Reich in kluger Selbstbeschränkung für saturiert erklärt. „Wir gehören zu den saturierten Staaten. Wir haben keine Bedürfnisse, die wir durch das Schwert erkämpfen könnten.“ Nach 1871 oder spätestens nach der Krieg-in-Sicht-Krise von 1875 war seine Außenpolitik Friedenspolitik und über die drei Kriege, die er geführt hat, ist gern übersehen worden, dass er 1878, als die Russen vor Konstantinopel standen und England drauf und dran war, zur Sicherung seiner Orient-Interessen zu den Waffen zu greifen, einen großen Krieg verhindert hat, der durchaus schon Weltkriegspotenzial gehabt hätte.

Aus Bismarcks Sicht war Deutschland bzw. vielmehr Preußen tatsächlich saturiert. Was aus preußischer Sicht erstrebenswert schien, war erreicht: massive Gebietsgewinne im Krieg gegen Österreich und seine Verbündeten im Jahr 1866, Herausdrängen Österreichs aus dem Kreis der deutschen Staaten und schlussendlich preußische Vorherrschaft im kleindeutschen Reich.

Durchaus nicht saturiert waren viele deutsche Nationalisten. Der Soziologe Max Weber sprach für viele, als er schrieb: „Wir müssen begreifen, daß die Einigung Deutschlands ein Jugendstreich war, den die Nation auf ihre alten Tage beging und seiner Kostspieligkeit halber besser unterlassen hätte, wenn sie der Abschluß und nicht der Ausgangspunkt einer deutschen Weltmachtpolitik sein sollte.“6

Viele meinten, Deutschland als „verspätete Nation“ habe sehr viel in der Welt nachzuholen und es Briten und Franzosen gleichzutun.

Im kaiserlichen Deutschland, das um die Jahrhundertwende zu einer wirtschaftlichen Supermacht aufstieg, hatte so mancher einen regelrechten Höhenflug.

Nun waren imperialistisch-kolonialistischer Ehrgeiz, wie gesagt, keineswegs eine spezifisch deutsche Erscheinung. Mit Recht kann man einwenden, dass Briten und Franzosen es in dieser Hinsicht viel ärger getrieben haben. Auch war mit Weltmachtpolitik zur damaligen Zeit in der Regel keineswegs so etwas wie Weltherrschaft gemeint, sondern ein Dasein als Welt- oder Großmacht neben anderen. Dass sie einander nicht abschaffen konnten und sich irgendwie miteinander arrangieren mussten, war den imperialen Mächten der damaligen Zeit durchaus klar.

Eine Dummheit war es trotzdem, diesen Gelüsten nachzugeben. Bismarck wusste, dass die große Machtzusammenballung in Mitteleuropa die anderen Großmächte gegen das neue Deutschland aufbringen konnte. Genau deswegen verzichtete er nicht ganz, aber fast vollständig darauf, sich in den außereuropäischen Machtkampf um Kolonien einzumischen.

Seine Nachfolger haben durch ihre Unvorsicht dazu beigetragen, das Reich in genau jene Einkreisung durch Feinde und Rivalen zu treiben, vor der es Bismarck immer gegraut hatte.

Allerdings gehörten dazu auch immer mindestens zwei. Dass Russland, das bei der deutschen Einigung wohlwollende Neutralität gewahrt hatte, später Deutschlands Feind werden sollte, war nicht zuletzt die Schuld der aggressiven Panslawisten, die ganz eigene hegemoniale Ambitionen hegten und die slawischen Völker Osteuropas – auch jene im Kaiserreich Österreich – unter ihre eigene Vorherrschaft bringen wollten. Die Panslawisten wollten keine Verständigung, die der deutsche Kaiser Wilhelm II. seinem Vetter „Nicky“, dem letzten Zaren, 1905 in Björkö ausdrücklich angeboten hat.

Nun ja, ich erwähnte es bereits: die Alleinschuld Deutschlands am Ersten Weltkrieg wurde widerlegt. Dennoch glaube ich, es wäre ihm und der Welt besser bekommen, wenn es auch nach 1890 bei einer Politik nach Bismarck’schen Grundsätzen geblieben wäre.

Im Ersten Weltkrieg zeigte sich wieder eine Neigung zu krasser Selbstüberschätzung. Dass man einen Krieg gegen eine weit überlegene Zahl von Feinden überhaupt gewinnen konnte, war ja schon unwahrscheinlich genug. Warum die Sache noch aussichtsloser machen, als sie ohnehin schon war?

Da wäre zunächst einmal die Entscheidung, einen uneingeschränkten U-Boot-Krieg zu führen, der den Feind England schwächen sollte und auch eine Reaktion auf die von England verhängte Blockade gegen Deutschland war. U-Boote waren zur Zeit des Ersten Weltkrieges noch eine völlig unterentwickelte, wenig effektive Waffe. Ständig mussten sie auftauchen, damit ihre Batterien aufgeladen werden konnten und an der Meeresoberfläche waren sie selbst kleinen Kriegsschiffen nicht gewachsen. Mehr als Nadelstiche versetzen konnte man dem Gegner damit sowieso nicht. Das war das eine. Erschwerend hinzu kam, dass, wenn dieser Krieg überhaupt irgendeine Aussicht auf Erfolg haben sollte, jedes Schiff, das in die Sperrzone fuhr, unter Beschuss genommen werden musste. Auch die Schiffe neutraler Staaten. So kam es dann ja auch und hat sicherlich dazu beigetragen, die Vereinigten Staaten zum Kriegsgegner zu machen. Vielleicht hätte es ohne diesen U-Boot-Krieg gar nicht so weit kommen müssen? Die Geschichte kennt zwar keine Konjunktive, aber einen Gedanken ist es wert.

Spulen wir den Film vor ins Jahr 1918. Deutschland hat es inzwischen geschafft, den marxistischen Revolutionär Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin, nach Russland einzuschleusen. Der hat im November des Vorjahres die Regierung von Alexander Kerenski gestürzt, die Bolschewisten haben die Macht übernommen und damit ist Russland aus dem Krieg ausgeschieden. Die Ostfront entfällt und Deutschland ist in der Lage, seine Kräfte nach Westen zu werfen, um die Entscheidung zu suchen, ehe die Amerikaner ihre volle Schlagkraft entfalten können. Das wird nämlich erst für 1919 erwartet. Bis dahin steht nur kurz ein Zeitfenster offen, das genutzt werden will. Die Aussichten sind trotzdem düster. Der Sieg über die überlegene Entente ist sehr unwahrscheinlich und Deutschlands wenige Verbündete – Österreich-Ungarn, Bulgarien und das Osmanische Reich – sind mit ihren Kräften so gut wie am Ende.

In dieser Situation, in der Deutschlands militärische Schlagkraft woanders wahrlich dringender gebraucht worden wäre, meinte die Reichsleitung, nichts Besseres zu tun zu haben, als dem Verlierer im Osten nochmal so richtig eine rein zu würgen. Deutschland diktierte den Russen den sehr harten Siegfrieden von Brest-Litowsk. (Vergleichbares widerfuhr ihm selbst wenig später in Versailles.) Die baltischen Länder, Polen und die Ukraine, die bis dahin zu Russland gehört hatten, wurden abgetrennt und blieben zum Teil deutsch besetzt.

Doch nicht nur das: als Russland in den Wirren des Bürgerkrieges versank, sah man in Deutschland die Gelegenheit gekommen, die Kriegsbeute noch mal mächtig anwachsen zu lassen und den europäischen Teil Russlands in deutsche Abhängigkeit zu bringen. Anstatt so viele verfügbare Kräfte wie möglich an die Westfront zu verlegen, begann nun ein Marsch deutscher Truppen gen Osten und im Sommer 1918 standen sie auf einer Linie von Narva über den Dnjepr bis Rostow am Don. Das heißt: sie waren fast so weit gekommen wie später Hitlers Wehrmacht.

Angesichts eines sowieso kaum zu gewinnenden Krieges, angesichts der katastrophalen Lage im eigenen Land (Blockade und Wirtschaftskrise führten während des Krieges dazu, dass ca. 700.000 Deutsche den Hungertod starben) kann ich dieses Unternehmen nur größenwahnsinnig nennen.

Gut, man könnte jetzt einwenden, dass das wirtschaftlich geschwächte Deutschland doch ein nachvollziehbares Eigeninteresse hatte, sich diese Gebiete zu nehmen, vor allem die ukrainische Kornkammer, um früher oder später trotz der englischen Blockade wieder zu Kräften zu kommen. Ich kann darauf nur erwidern, dass Deutschland zur Konsolidierung eines solchen Imperiums aber Zeit und Ruhe hätte haben müssen. Die hatte es nicht. Es befand sich in einem Weltkrieg gegen eine zahlenmäßige Übermacht. Briten und Franzosen verfügten über große Reserven aus ihren Kolonien, darunter Australier, Kanadier und Inder, die auch in Europa eingesetzt wurden, und die Amerikaner machten sich ebenfalls allmählich bemerkbar.

 

Im Jahr 1918 ist dieses große, deutsch beherrschte Ost-Imperium nur eine Augenblickserscheinung, aber sie scheint sich manchen eingeprägt zu haben. Wenige Jahre später sollte ein gewisser Adolf Hitler schreiben: „Das Schicksal selbst scheint uns hier einen Fingerzeig geben zu wollen. Das Riesenreich im Osten ist reif zum Zusammenbruch.“ (Und eins muss man ihm lassen. Als er das schrieb, lag Russland wirtschaftlich am Boden und war durch den jahrelangen Bürgerkrieg völlig ausgeblutet. Die Geschichte schien ihm Recht zu geben. Noch war Russland bzw. die neu gegründete Sowjetunion damals nicht die militärische Großmacht, zu der der Diktator Stalin sie mit Brachialgewalt machen sollte.)

Möglicher Weise war der große Vormarsch von 1918 eine Inspiration für den späteren Führer und Reichskanzler für seine eigenen auf den Osten gerichteten Pläne. Jedenfalls war es eine Dummheit, die eigenen Kräfte derart zu überdehnen, wo doch sowieso schon kaum damit zu rechnen war, dass man den Krieg gewinnen konnte. So kam es dann ja auch. Und verloren hätte Deutschland wahrscheinlich auch dann, wenn es die Ostexpansion nicht gegeben hätte und alle dafür eingesetzten Soldaten nach Westen verlegt worden wären.

Generalquartiermeister Ludendorff spielte im Westen die letzte Karte und versuchte, die Front des Feindes zu durchbrechen, was erwartungsgemäß misslang. Stattdessen gelang es wenig später Briten, Franzosen und Amerikanern, ihren ersten großen operativen Sieg zu erringen und die Deutschen zu einem fast schon fluchtartigen Rückzug der ersten Linie zu treiben. Ludendorff sprach vom „schwarzen Tag des deutschen Heeres.“ Es war der 8. August 1918.

 

Wenige Monate später war der Krieg aus, daheim hatte eine Revolution stattgefunden, der Kaiser war in Abwesenheit abgedankt worden und nun wurde Deutschland gedemütigt, zum Paria Europas gemacht, fälschlich zum Alleinschuldigen am Krieg erklärt, verlor große Teile seines Staatsgebietes und musste sehr hohe Reparationen sowohl in Goldmark als auch in Naturalien leisten.

Klugen Zeitgenossen war übrigens durchaus klar, dass der Versailler Vertrag nur dazu geeignet war, böses Blut zu schüren und das nächste Unheil vorzubereiten. Wäre 1918 mit den Besiegten eher so umgegangen worden wie 1814/15 auf dem Wiener Kongress oder 1648 in Münster und Osnabrück, vielleicht wäre es ein Frieden geworden, der alle versöhnt und Europa einen Neuanfang ermöglicht hätte. Aber auf planvoller Demütigung des Besiegten lässt sich kein wahrhaftiger Frieden aufbauen.

Bezeichnender Weise haben alle Parteien in Deutschland von rechts außen bis links außen das Versailler Friedensdiktat vehement abgelehnt, aber es blieb der nach dem Sturz der Monarchie gebildeten neuen Regierung gar nichts anderes übrig, als zu unterschreiben. Die Westmächte hatten erhebliche Druckmittel in der Hand. Noch immer erhielt England seine Seeblockade aufrecht und wenn Deutschland den Vertrag nicht unterschrieben hätte, hätten die Alliierten – ab 1919 mit voller Kraft ihrer amerikanischen Verbündeten – auch in Deutschland einmarschieren und einen Frieden nach ihren Vorstellungen mit vorgehaltenen Gewehren erzwingen können. Das zu verhindern, dazu war das geschwächte und demoralisierte deutsche Heer nicht mehr in der Lage.

Der Zusammenbruch von 1918 war ein Bruchpunkt in der deutschen Geschichte. Seitdem ist das Deutsche Reich nie mehr dauerhaft zur Ruhe gekommen.

Erstens hatte die Regierungspropaganda dem Volk fast bis zuletzt eingeredet, dass die tapferen und starken Soldaten auf dem besten Weg seien, den Krieg zu gewinnen. Kluge Zeitgenossen werden die Manipulation durchschaut haben, zumal sich die Misere im eigenen Land ja gar nicht mehr übersehen ließ. Propaganda schafft viel, aber Menschen einreden, dass sie sich Hunger und materielle Not nur einbilden, das kann sie nicht.

 

Dennoch wird es viele wie ein Schock getroffen haben, dass Deutschland, das angeblich bis eben noch heroisch und zäh dem Sieg entgegen gekämpft hatte, plötzlich verloren haben sollte. Es dauerte nicht lange und es begann die Suche nach Sündenböcken.

Geschickter Weise hatte sich die Oberste Heeresleitung beizeiten aus der Affäre gezogen. Hindenburg und Ludendorff ließen die neue, nach dem Sturz des Kaisers gebildete Regierung die Rechnung bezahlen, die eigentlich noch auf die alte monarchische Führung ausgestellt war.

Und dreister Weise haben diese Herren später selber die „Dolchstoßlegende“ geschürt und daran festgehalten, dass das Heer „im Felde unbesiegt“ geblieben sei, dass also sie und die damalige Reichsleitung mit der Niederlage Deutschlands eigentlich gar nichts zu tun gehabt hätten. Schuld an allem waren die „Verräter“ in der Heimat: Sozialdemokraten, Pazifisten und Spartakisten.

Die OHL hatte nach den gescheiterten Durchbruchsversuchen des Frühlings und Sommers 1918 einräumen müssen, dass der Krieg nicht zu gewinnen war, und die Reichsleitung aufgefordert, Waffenstillstandsverhandlungen aufzunehmen. Aber Hindenburg, der an der Spitze eben dieser OHL gestanden hatte, behauptete ziemlich genau ein Jahr nach dem Ende des Weltkrieges, am 18. November 1919 vor dem parlamentarischen Untersuchungsausschuss zur Klärung der Schuldfragen des Krieges: „Ein englischer General sagte mit Recht: Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden. Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen.“ 7

Hindenburg belog die Öffentlichkeit und wie das so geht: die Lügen bleiben haften, die Wirklichkeit wird vergessen.

Es entbrannte ein Hass auf die als „Novemberverbrecher“ titulierten Politiker, die für das untergehende kaiserliche System in die Bresche gesprungen waren und im deutschen Namen das Versailler Diktat hatten unterschreiben müssen. Diese Politiker, die wesentlichen Träger der neuen Weimarer Republik, galten vielen ihrer eigenen Landsleute als Vaterlandsverräter. Eine sehr schwere Hypothek für die erste deutsche Demokratie, die’s bekanntlich nicht lange gemacht hat.

Und bei dieser Gelegenheit machte man auch gleich den liebsten aller Sündenböcke fest, der hinter all dem stecken sollte: die Juden.

Die Demütigungen durch das Versailler Friedensdiktat, die darauf folgenden Schikanen wie die Besetzung des Ruhrgebiets durch Franzosen und Belgier plus die Dolchstoßlegende wirkten wie ein „politisches Wutvirus“, wie Gabor Steingart formulierte. Es zerfraß den Verstand vieler Menschen und radikalisierte sie.

Hier zeigte sich allerdings auch wieder eine deutsche Neigung, sich in Extreme zu verrennen. Zweifellos war das Versailler Diktat sehr hart und ungerecht, es war eine politische Dummheit sondergleichen. Aber was dabei übersehen worden ist, ist, dass die Ausgangsbedingungen erstens sooo katastrophal nun auch wieder nicht waren und dass die Friedensbedingungen im Laufe der Zwanziger Jahre erheblich abgemildert wurden.

Deutschland hatte 1919 einen erheblichen Teil seines bisherigen Staatsgebietes verloren, aber im Wesentlichen war es intakt geblieben. Wenn es sich einmal von der Überanstrengung im Kriege erholt und Eingriffe in seine Souveränität unterbunden haben würde, stand einem Wiederaufstieg nicht viel im Wege. Außenpolitisch war die Lage gar nicht mal so ungünstig. Im Osten hatte es bis zum Ersten Weltkrieg zwei Großmächte als Gegengewichte zu Deutschland gegeben: Österreich-Ungarn und das Russische Reich. Die erste gab es nun gar nicht mehr und die an ihrer Stelle entstandenen Kleinstaaten wirkten fast wie vorbestimmt, eines Tages Satelliten der Großmacht Deutschland zu werden. Die zweite Großmacht war seit ihrer sowjetischen Revolutionierung für den Westen ein Paria und zumindest einstweilen von jeder Mitwirkung in Mittel- und Westeuropa ausgeschlossen.

Die Versailler Friedensordnung wurde indessen praktisch nur von zwei Mächten getragen, nämlich England und Frankreich. Der US-Kongress hatte den Versailler Vertrag nicht ratifizieren wollen und die Vereinigten Staaten hatten sich wieder auf ihre Seite des Atlantiks zurückgezogen. Es war also keineswegs ausgemacht, dass alles so bleiben musste wie es sich die Westmächte anno 1919 vorgestellt hatten.

Die von der Reichsregierung bewusst geschürte Hyperinflation der Jahre 1922/23 diente auch dazu – auf Kosten der Sparer im eigenen Lande – den Westmächten die Unmöglichkeit ihrer Reparationsforderungen vor Augen zu führen.

Nach dieser furchtbaren Krise und dem Währungsschnitt gelang es dem klugen Außenminister Gustav Stresemann, spürbare Verbesserungen für Deutschland zu erwirken.

In den ersten vier Jahren der Weimarer Republik, 1919 bis 1923, hatte es so ausgesehen, als würde alles von Anfang an scheitern. Putschversuche von links außen und von rechts außen reihten sich aneinander (Kapp-Putsch, „Deutscher Oktober“, Hitler-Putsch usw.), zahlreiche politische Morde (vor allem von rechts außen) kamen hinzu.

Jetzt schien endlich eine bessere Zeit gekommen zu sein. Die Wirtschaft erholte sich und entwickelte sich zumindest in der zweiten Hälfte der Zwanziger Jahre gut und außenpolitisch verbuchte Stresemann für Deutschland Erfolge, die nicht zu unterschätzen waren.

Im Londoner Abkommen von 1924 wurde die Reparationsfrage neu geregelt. Immerhin milder als zuvor. Ca. zwei Milliarden Reichsmark pro Jahr sollte das Reich fortan zahlen, womit man in wirtschaftlich guten Zeiten durchaus leben konnte.

Im Vertrag von Locarno wurde eine Aussöhnung mit Frankreich beschlossen. Die zwei alten „Erbfeinde“ sicherten sich gegenseitig die Unverletzlichkeit ihrer Grenzen zu. Deutschland erklärte seinen Verzicht auf das im Ersten Weltkrieg verlorene Elsaß-Lothringen, Frankreich verpflichtete sich, seinerseits Übergriffe auf deutsches Territorium (Ruhrbesetzung 1923) nicht zu wiederholen. Darüber hinaus versprach die deutsche Seite – zur Beruhigung Frankreichs – , dass das linksrheinische Gebiet auch nach dem Ende der alliierten Besatzung demilitarisiert bleiben würde.

Wäre es nach Frankreich gegangen, hätte es parallel zur Beschränkung der deutschen Macht auch noch eine Art Ost-Locarno geben müssen, das auch die nunmehrigen deutschen Ostgrenzen für endgültig erklärt hätte. Für dieses Anliegen hatte es aber keinen Beistand, auch wäre das mit Stresemann nicht zu machen gewesen, denn im Osten strebte er sehr wohl eine Revision der bestehenden Verhältnisse an. Ostpreußen lag nunmehr abgetrennt vom übrigen Reich an der Ostsee herum und sollte durch eine Landbrücke wieder Teil eines territorial zusammenhängenden Staates werden. Anders gesagt: Westpreußen, Posen und Danzig sollten zurück.

Als Fernziel schwebte Stresemann sogar eine Vereinigung Österreichs und Deutschlands vor Augen, die übrigens im damaligen Österreich sogar ausdrücklich gewünscht wurde. Eine „großdeutsche Lösung“, aus der 1848 nichts geworden war, da die Habsburger Monarchie natürlich kein Interesse daran gehabt hatte, ihre deutschen Gebiete in ein neues Reich zu entlassen, sollte also nachgeholt werden. Jetzt schien sie machbar, denn das alte Kaiserreich gab es nicht mehr, nur noch die kleine Republik Deutsch-Österreich.

Außenpolitisch hat Stresemann viel erreicht, Deutschlands Position hatte sich massiv verbessert, es war kein Paria mehr und wurde 1926 in den Völkerbund aufgenommen. Im selben Jahr erhielten er und sein französischer Kollege Aristide Briand den Friedensnobelpreis. Leider starb der schon seit jungen Jahren kränkliche Stresemann bereits 1929.

Es ist durchaus einen Gedanken wert, wie die deutsche Geschichte wohl verlaufen wäre, wenn er oder ein Politiker seines Schlages länger gewirkt hätte.

Aber just im Jahr seines Todes war es mit der kurzen Zeit der Stabilität dann auch schon wieder vorbei. Deutschland gehörte zu den Ländern, die von der Weltwirtschaftskrise am härtesten getroffen wurden. Massenarbeitslosigkeit, Armut, politische Radikalisierung und Zersplitterung waren die Folgen. Erst in dieser Zeit gelang Hitlers NSDAP der Aufstieg zur Massenbewegung, die die Parlamente bald im Sturm nehmen sollte.

 

Allerdings war es nicht erst Hitler, der mit der Demokratie ein Ende gemacht hat, obwohl viele das glauben. Faktisch wurde das Reich schon ab 1930 nur noch auf der Basis von Notverordnungen des Reichspräsidenten Hindenburg am Parlament vorbei regiert, der darüber hinaus das Machtinstrument der Parlamentsauflösung in der Hinterhand hatte. Wenn der Reichstag seine Notverordnungen außer Kraft gesetzt hätte, konnte er ihn einfach auflösen und Neuwahlen anordnen. Die Zeit der Präsidialkabinette, 1930 bis 1933, war bereits eine Zeit der Diktatur.

Und überhaupt: leider gehört es zur realistischen Einschätzung, dass die Sehnsucht nach dem einen starken Mann, nach einem Führer damals in der Luft lag. Die paar Jahre Demokratie hatten nicht genügt, die Deutschen zu selbstbewussten Bürgern zu machen. Im Geiste waren sie Untertanen geblieben und gerade als die Republik sich als unfähig erwies, der katastrophalen Wirtschaftskrise Herr zu werden, glaubten sehr viele, nur noch ein Führer könnte die Sache richten.

Adolf Hitler war, so wie er war, durchaus die Erfüllung eines Wunschtraums vieler Deutscher, auch und gerade mit seiner Härte, seiner Unerbittlichkeit, seiner Brutalität.

1933 wurde Hitler Reichskanzler, als die Republik im Prinzip schon tot war. Sie lag schon am Boden, als „der Führer“ noch einige Male zutrat und ihr Ende endgültig machte. Binnen eineinhalb Jahren wurde der Staat zur Führerdiktatur und zum Einparteienstaat umgebaut. Als dann auch noch der alte Hindenburg starb, vereinte Hitler die Ämter des Reichspräsidenten und des Reichskanzlers in seiner Person und ließ fortan das Heer auf seine Person, nicht etwa auf die (bedeutungslos gewordene) Verfassung oder das Land an sich, vereidigen.

Und die politischen Gegner zogen sich bereitwillig ins Nichts zurück, als hätte man nur darauf gewartet. Einige verblieben als Widerständler im Untergrund, aber es bereitete Hitler bemerkenswert wenig Probleme, alle Parteien außer seiner eigenen zu beseitigen.

Dabei hätte man nur „Mein Kampf“ zu lesen brauchen und man hätte viel von dem, was nun folgen sollte, vorhersehen können und müssen …

Aber zunächst einmal waren die Deutschen wieder mal im Rausch, im Rausch der „nationalen Erhebung“, wie es die Nationalsozialisten nannten. Und es war kaum zu glauben: Hitler schaffte es tatsächlich, die Massenarbeitslosigkeit zu beseitigen und das Land aus der Krise zu führen.

SA-Kolonnen marschieren durchs Brandenburger Tor in Berlin

Das machte selbst diejenigen Deutschen, die die NSDAP nicht gewählt und sich mit der nationalsozialistischen Ideologie wenig bis gar nicht auseinandergesetzt hatten, bald zu überzeugten Führergläubigen. Das waren auf dem Höhepunkt von Hitlers Popularität sicherlich die Allermeisten.

KZs? Judenverfolgungen? Ach Gott, aber was hat der Mann nicht alles geleistet! Er hat uns Arbeit und Brot gegeben. Und sind die Juden nicht irgendwie selber schuld, so arg wie sie’s immer getrieben haben? (Man beachte in diesem Zusammenhang, dass heute der Judenhass auch sehr gern entschuldigt wird, z. B. mit Verweis auf die Politik des bösen, bösen Israel. In einer 2017 veröffentlichten Studie hatten 40 Prozent der Befragten zugestimmt, dass es aufgrund der Politik Israels verständlich sei, etwas gegen Juden zu haben.9 Es war nicht das erste Mal, dass eine Umfrage zu diesem Thema ein so viel sagendes Ergebnis lieferte.)

Und dann erst die außenpolitischen Erfolge! Wiedereinführung der Wehrpflicht. Der Westen tut nichts. Das Rheinland wird remilitarisiert. Der Westen tut nichts. Das Memelland wird annektiert. Der Westen tut nichts. Österreich wird angeschlossen. Der Westen tut nichts. Das Sudetenland soll annektiert werden. Nun gibt’s erstmals Schwierigkeiten, aber die werden auf der Münchener Konferenz gelöst. Und nicht nur das: am Ende wird die Tschechoslowakei zerschlagen und Böhmen und Mähren werden „Protektorat.“ Der Westen tut nichts.

Allerdings war von Anfang an klar, worauf das alles hinauslaufen sollte. Hitler hat vor den Generälen der Reichswehr bzw. der späteren Wehrmacht mehrmals seine kriegerischen Absichten bekannt, nicht immer en detail, manchmal etwas nebulös, aber es war klar, dass der Mann mit der Hochrüstung des Reiches etwas ganz Konkretes bezweckte und in „Mein Kampf“ hatte er ja schon niedergelegt, was er wollte: ein deutsch beherrschtes Imperium im Osten.

Hitler bekannte 1938 vor Pressevertretern, die Umstände hätten ihn gezwungen, jahrelang nur vom Frieden zu reden, um dem deutschen Volk die Rüstung zu geben, die für den jeweils nächsten Schritt gebraucht würde.

Letztendlich lief das, was Hitler ursprünglich wollte, auf folgendes hinaus: ein von Deutschland beherrschtes Kontinentaleuropa, das durch die Kolonialreiche schlussendlich den Großteil der Welt hätte beherrschen können. Hitler selbst interessierte sich nicht für Eroberungen in Afrika oder sonstwo in Übersee. Er dachte gar nicht daran, die im Ersten Weltkrieg verlorenen Kolonien zurückzufordern. Völlig überflüssig, wenn man stattdessen Deutschland zu einer kontinentalen Weltmacht erheben könnte. England sollte sein Empire belassen werden. Mit ihm wünschte Hitler ursprünglich keinen Krieg, er wünschte eine Verständigung (siehe das Londoner Flottenabkommen von 1935), aber er selbst hat sich seine Glaubwürdigkeit im Westen durch den Bruch des Münchener Abkommens verspielt und sich später durch seine Massenmorde vollkommen unmöglich gemacht.

Der Rest ist bekannt. Unter Hitlers Führung stürzte Deutschland Europa in die größte Katastrophe aller Zeiten und rottete bei dieser Gelegenheit auch gleich den Großteil des europäischen Judentums aus. Ein Genozid von bürokratischer und industrieller Präzision, wie man ihn noch nie gesehen hatte.

Und am Ende wandte sich Hitler gegen sein eigenes Land, als er einsehen musste, dass es nicht so funktioniert hatte, wie er es ihm zugedacht hatte. Schon im Herbst 1941 hatte er davon gesprochen, dass das deutsche Volk, wenn es einmal nicht mehr in der Lage sein würde, sein Blut für seine Existenz einzusetzen, dann eben von einer stärkeren Macht vernichtet werden müsse.

Hitler war nicht nur größenwahnsinnig, er war nicht nur außerordentlich von sich eingenommen, sondern auch von frühen Jahren an ein Mensch des „alles oder nichts.“ Schon als sein Münchener Putschversuch 1923 gescheitert war, stand er kurz davor, Selbstmord zu begehen, und sein Freund und Förderer Ernst Hanfstaengl hatte Mühe, es ihm auszureden. Als die NSDAP am Anfang der Dreißiger Jahre in einer schweren Krise auseinander zu brechen drohte, kündigte Hitler an, er mache in fünf Minuten mit der Pistole Schluss, wenn die Partei zerfallen sollte. Da er sich am Ende wirklich umgebracht hat, lassen sich diese Ankündigungen nicht einfach als bloßes Gerede abtun.

Einerseits also die Verachtung für ein Volk, das für ihn eigentlich Mittel zum Zweck war, andererseits die latente Bereitschaft zum Selbstmord, der Wille, alles genauso zu erreichen, wie man sich das vorgestellt hat, oder physisch unterzugehen. Alles oder nichts.

Diese Dinge in Hitlers Kopf mögen zu erklären helfen, warum er völlig überflüssig 1941 den USA den Krieg erklärte und spätestens damit Deutschlands totale Niederlage besiegelte. An dieser seiner Entscheidung rätseln viele bis heute herum, weil sie keinen Sinn zu ergeben scheint.

Japan hatte mit dem Überfall auf Pearl Harbor auf eigene Rechnung einen Krieg gegen Amerika angefangen und der Dreimächtepakt von 1940 verpflichtete Deutschland keineswegs zur Teilnahme, denn er war ein Defensivbündnis. Hitler hätte sich gemütlich zurücklehnen und kalt lächelnd zuschauen können, wie die Japaner die Amerikaner zu Deutschlands Gunsten von Europa ablenkten und im asiatisch-pazifischen Raum beschäftigt hielten. Genauso wie die Japaner sich nicht am deutschen Überfall auf die Sowjetunion beteiligt hatten.

Aber was, wenn man das alles mal mit anderen Augen sieht? Was, wenn Hitler, der nach dem Scheitern des Barbarossa-Feldzugs doch gewusst oder wenigstens geahnt haben muss, dass der Krieg nicht zu gewinnen war, den nun verlorenen totalen Sieg in die totale Niederlage verwandeln wollte?

Sein weiteres Verhalten spricht auch dafür. In der „Aktion Gewitter“ ließ er 1944 just jene Sorte von Politikern und Beamten kalt stellen, die 1918 in Deutschland das Ruder übernommen und den Ersten Weltkrieg noch rechtzeitig abgebrochen hatten. Hitler hatte immer gesagt, dass sich ein November 1918 nicht wiederholen werde, und dazu kam es in der Tat nicht. Er selbst hat es verhindert, indem er seine Untertanen dazu anhielt, fanatisch bis in den eigenen Untergang zu kämpfen.

Seine „Nero-Befehle“ zielten am Ende darauf ab, Deutschlands Lebensgrundlagen zu zerstören. Sein Stararchitekt und Rüstungsminister Albert Speer und andere haben die Ausführung im Rahmen ihrer Möglichkeiten sabotiert und Speer war kurz vor Hitlers Selbstmord noch einmal bei ihm im Führerbunker unter der Neuen Reichskanzlei in Berlin. Da sagte Hitler ausdrücklich: „Wenn der Krieg verloren geht, wird auch das Volk verloren sein.“ Es sei nicht notwendig, auf die Grundlagen, die das deutsche Volk zu seinem primitivsten Weiterleben braucht, Rücksicht zu nehmen. Es sei besser, diese Dinge selbst zu zerstören, denn das Volk habe sich als das schwächere erwiesen und dem stärkeren Ostvolk gehöre die Zukunft.10

Seine Absicht war es, Deutschland in seinen persönlichen Untergang mitzunehmen. Alles oder nichts.

Heute rufen radikale Linke „Deutschland verrecke!“ und „I love Volkstod!“, ohne zu bemerken, dass sie sich damit zu Testamentsvollstreckern des Führers machen … Wenn Dummheit quietschen würde, müssten die Typen den ganzen Tag mit ‘ner Ölkanne rum laufen.

Wenn man auf die deutsche Geschichte zurückblickt, ist die Bilanz jedenfalls im letzten Jahrhundert unterm Strich ziemlich katastrophal und die glücklichen Phasen lassen sich an einer Hand abzählen.

Johannes Eisleben hat leider nicht Unrecht, wenn er feststellt, dass nach Bismarck die Berliner Politik immer wieder Unheil gestiftet hat.

„Seit der Reichsgründung 1871 bis heute hat es nur eine kurze Periode gegeben, in der in Berlin eine weitgehend berechenbare sicherheits- und wohlstandsorientierte Politik für die deutschen Bürger und ihre Nachbarn in Europa gemacht wurde: zur Zeit Bismarcks. Seitdem – und das gilt auch heute – geht von Berlin immer nur Gefahr aus. So begann man nach Bismarck in Berlin ohne direkte Absicht durch eine expansive Nationalpolitik erfolgreich auf den ersten Weltkrieg hinzuarbeiten.

Nachdem man dann gemeinsam mit den anderen Großmächten in den Ersten Weltkrieg geschlittert war und diesen verloren hatte, wurde auf dem fatalen Fundament der Versailler Verträge, des Kriegstraumas und eines rechtsstaatlichen, aber nicht demokratischen Nationalismus mit Religionsersatzcharakter in Weimar eine vollkommen instabile Republik geschaffen, die zwar Ansätze zur internationalen Kooperation etwa beim Völkerbund zeigte, aber schon nach kurzer Zeit dem deutschen Faschismus wich. Dessen grauenvolles Ergebnis, ein zerstörtes Europa und die fast vollständige Vernichtung des europäischen Judentums, war der bisherige Tiefpunkt Berliner Politik.

Die Nachkriegszeit war dann die einzige Phase, während derer in einer legitimen Ausformung deutscher Staatlichkeit, der alten Bonner Bundesrepublik, eine friedens- und wohlstandsorientierte Politik gemacht wurde. Diese Bonner Republik war sicherheits- und außenpolitisch nicht souverän, sie währte von 1949 bis 1998, dank der traditionellen Alt-BRD-Regierung Kohls also über 1991, dem Jahr der Wiedervereinigung und der Restauration der vollen völkerrechtlichen Souveränität Deutschlands auf Basis des Regelungsvertrags, hinaus.

Diese Regierung machte in bester Absicht allerdings einen fatalen Fehler, auf den weiter unten noch eingegangen wird, den Vertrag von Maastricht, mit dem die Einführung des Euro beschlossen wurde. Doch seit der Verlagerung der Hauptstadt nach Berlin und dem Beginn der rot-grünen Regierung Schröder, mit dem Beginn der Berliner Republik 1998 (auch wenn der Bundestag erst ein Jahr später umzog), geht von Deutschland wieder Gefahr nach Innen und Außen aus: Wir sind wieder eine Bedrohung für unsere Nachbarn. Und dies auf ganz verschiedenen Gebieten. (…)

Die Regierung Schröder verfolgte – mit einigen Ausnahmen – einen weitgehend globalistisch-humanitaristischen Kurs. Unter ihm wurde die fatale Energiewende (2000) mit dem Atomausstieg (2002) beschlossen, mit denen Deutschland seine innere Sicherheit durch Stromausfälle gefährdet und auch die Wahrscheinlichkeit für grenzüberschreitende Störungen der Stromversorgung erhöht. Da ein anthropogener Klimawandel unwahrscheinlich und in Abwesenheit von Speichern für sogenannten „Ökostrom“ eine konventionelle Stromgewinnung zur Stabilität des Netzes erforderlich ist, hat diese Politik keinen Nutzen, sondern erzeugt nur sehr hohe Kosten und Risiken. (…)

Durch sein wirtschaftspolitisches Agieren in der EU ist Deutschland ökonomisch sehr gefährlich. Und zwar ist dies nicht wegen der hohen Produktivität, den relativ niedrigen Lohnstückkosten oder der hohen Qualität der Produkte und den damit verbundenen Exporterfolgen der Fall, wie uns das französische Politiker oder unsere linken Parteien weismachen wollen. Vielmehr ist Deutschlands Versagen als ökonomischer Hegemon des Kontinents bei der Eurokrise ab 2009 die Gefahrenquelle. (…)

Energiewende, Eurorettungspolitik und der Migrationsmagnetismus zeigen, dass Deutschland seit 1998 wieder zu einer Gefahr für seine Nachbarn geworden ist. Sicherlich geschieht dies im Wesentlichen nicht aus böser Absicht, sondern schlafwandlerisch wie im Kaiserreich oder sogar in bester Absicht (Die Grünen und die EKD sind dafür gute Beispiele); doch kann Berlin einfach nicht sinnvoll regieren – hat es nach Bismarck noch nie gekonnt. Denn Berliner Politik ist von der Illusion der Machbarkeit von Plänen zur Weltverbesserung getrieben.

Im späten Kaiserreich war es die Verbesserung von Menschen der Südhalbkugel durch Kolonialismus, im „Dritten Reich“ die Selbstverwirklichung der „arischen Rasse“ mit allen Mitteln. In unserer heutigen Berliner Republik wird diese beste Hegel’sche Tradition des Absoluten fortgesetzt, nachdem man erzwungenermaßen unter den Alliierten 40 Jahren davon Pause hatte.“11

Was ist bloß los mit diesem Land?

.II. Der deutsche Untertan und sein Knacks

Bassam Tibi hat den Deutschen bescheinigt, dass sie unausgeglichen seien und immer wieder dem Pathos des Absoluten erliegen.12 Darüber hinaus konstatierte er zu Recht das Fehlen einer demokratischen Debattenkultur in diesem Land.13 Die aberwitzig hysterischen Reaktionen auf Thilo Sarrazins neues Buch „Feindliche Übernahme“ haben diese These zum x-ten Mal bestätigt.14 „Deutschland kann keine Debatte.“, fand auch Alexander Kissler im „Cicero.“15

Der Kabarettist Volker Pispers scherzte bei seinen besseren Auftritten: „Der Deutsche hat es gern geschlossen. Hose, Weltbild, alles muss geschlossen sein. (…) Wenn zwei für ein Amt kandidieren, schreibt die Presse von einer „Kampfkandidatur“. Wenn da nur einer antritt, dann ist das ‘ne Wahl. (…) Einer steht vorne und sagt den anderen, wann sie den Arm heben müssen. Das ist Deutschland, da haben wir gute Erfahrungen mit gemacht.“

Ein Kommentator des eben zitierten Eisleben-Artikels schrieb: „Auf längere Zeit können sich die Deutschen nie damit zufriedengeben, ein gut arbeitendes, diszipliniertes, Wohlstand schaffendes Volk zu sein. Nein, es muss mehr sein. Ab einem bestimmten Moment werden die Deutschen unruhig. Dann geht der Blick hinaus in die Welt. Dann meint man, diese entweder unterwerfen, oder beglücken zu müssen. Dann meint man, der Welt etwas schuldig zu sein. Dann will man sie teilhaben lassen am deutschen Wesen. Dann soll sie nämlich an diesem genesen.“

Ja, aber warum bloß?

Ein Problem dieser Gesellschaft ist sicher die mangelhaft entwickelte demokratische Kultur. Deutschland ist obrigkeitsstaatlich geprägt und die Versuche, von unten daran etwas zu ändern, sind bisher gescheitert. (Das ist übrigens leider der Normalfall auf der Welt, was viele wohlstandsverwöhnte Leute im Westen nicht mehr zu schätzen wissen. Freiheitliche Rechtsstaaten sind auf diesem Planeten in der Minderzahl!)

Bismarck war zweifellos ein großer Mann, aber er ist für diese obrigkeitsstaatliche Prägung des modernen Deutschland entscheidend mitverantwortlich. Nun war er, wie schon gesagt, sowieso ein konservativer Monarchist und er hat dafür gesorgt, dass das Parlament des neuen Reiches möglichst wenig zu sagen hatte. Dass er vor dem Reichstag gern in Uniform auftrat, war nicht Ausdruck einer besonderen Liebe zum Militär. Die hatte er nicht. Es war den Abgeordneten gegenüber eine berechnete Geste. Er trat vor den Parlamentariern als Inhaber einer Kommandogewalt auf. In den Reichstagen der Bismarck-Zeit gab es echte politische Talente wie Ludwig Windthorst und August Bebel, aber der Kanzler ließ sie nicht hoch kommen. Dass er sich gelegentlich versöhnlich gab und parlamentarische Bierabende und Frühschoppen veranstaltete, half da auch nicht viel. „Er blieb im parlamentarischen Betrieb ein hochmütiger Fremder und seine Abneigung wurde erwidert.“, wie Sebastian Haffner notierte.16

Der Reichstag war nicht unbedeutend, so ist es nun auch wieder nicht. Aber eine demokratische politische Kultur konnte sich so nicht entwickeln.

Auch die Neigung, politisch Andersdenkende gleich zu so etwas wie Staatsfeinden zu erklären, finden wir schon in dieser Zeit. Während seiner langen Kanzlerschaft hat Bismarck zwei innenpolitische Kriege geführt: gegen die Sozialdemokraten und gegen das katholische Zentrum, den Vorläufer der späteren Unionsparteien. Die Sozialdemokraten waren ursprünglich eine sozialistisch-revolutionäre Partei, entwickelten sich aber mit der Zeit zu einer Reformpartei und einer Stütze des Reiches. Letzteres sah Bismarck nicht, für ihn waren sie samt und sonders Feinde. Das Zentrum war Bismarck vor allem deshalb suspekt, weil es das war, was wir heute eine Volkspartei nennen, was damals aber noch ganz unüblich war. Die damaligen Parteien waren Klassen- oder Klientelparteien und Bismarck selbst dachte in den Kategorien von Klassen. Damit konnte er umgehen. Er selbst war ganz bewusst Angehöriger der Klasse der preußischen Juncker. Das Zentrum vereinte in sich Katholiken aus unterschiedlichsten Schichten und Klassen und schien damit aus Bismarcks Sicht so etwas wie eine Gegengesellschaft zu etablieren, die nicht Deutschland, sondern Rom gegenüber loyal war.

Bismarck nannte Sozialdemokraten und Zentrumsleute „Reichsfeinde“ – zu Unrecht – und bekämpfte sie, wo er konnte. Genutzt hat es ihm übrigens nichts, im Gegenteil. SPD und Zentrum wurden stärker, nicht schwächer. Der Umgang mit den Sozialdemokraten führte schlussendlich zum Zerwürfnis mit dem jungen Kaiser Wilhelm II., der mit den Kampfmethoden Bismarcks ein Ende machen und durch Reformen den Sozis den Wind aus den Segeln wollte. 1890 entließ er den Alten, der ihm bei seinen eigenen ehrgeizigen Plänen im Weg war. Bismarck selbst hatte die Macht geschaffen, gegen die er nun wehrlos war. Kein Parlament hätte ihn stürzen können, dafür konnte es der Monarch – ggf. sogar nach Laune und Willkür, denn nur dem Kaiser war der Reichskanzler verantwortlich.

Für die innenpolitische Entwicklung Deutschlands war Bismarcks Wirken kein Segen und er war, solange er an der Macht war, vielen Leuten schlechthin verhasst. Von seinem Nachruhm darf man sich da nicht täuschen lassen. Solange er regierte, war er keineswegs populär! Die Bismarck-Vergottung begann erst, als der Alte vom Sachsenwald schon im Ruhestand war, und so richtig in Fahrt kam sie erst nach seinem Tode. Die vielen Bismarck-Denkmäler, die man noch in etlichen deutschen Städten sehen kann, stammen aus der wilhelminischen Zeit.

Die verrückte Idealisierung des Gehorsams spielte auch eine große Rolle in einer Gesellschaft, in der das Militär eine herausgehobene Stellung innehatte. Der Mensch fängt erst beim Leutnant an, wie es damals hieß. Ein komödiantisches Zeugnis davon legte die „Köpenickiade“ des Schusters Wilhelm Voigt ab, der mit einer bei Trödlern erworbenen Hauptmannsuniform alles nach seiner Pfeife tanzen lassen konnte.

Der Sturz der Monarchie am Ende des Ersten Weltkrieges konnte aus Untertanen nicht über Nacht selbstbewusste Bürger einer Demokratie machen. Es gab zwar zunächst einen beachtlichen Teil der Gesellschaft, der für die neue Ordnung war, es gab die staatstragende „Weimarer Koalition“ aus SPD, Zentrum und DDP, aber man sieht ja, wie kurz sich das Ganze gehalten hat. Im Grunde haben wir nur fünf stabile Weimarer Jahre, nämlich 1924 bis 1929. Das davor können wir vergessen, weil es angesichts von Putschversuchen und politischen Morden fast so aussah, als würde die Republik gleich wieder zerbrechen. Das danach können wir auch vergessen, weil die Präsidialkabinette mit der Demokratie faktisch schon ein Ende machten und darauf folgte die Hitler-Diktatur.

Die westliche Hälfte Deutschlands wurde 1949 zu einer demokratischen Republik, allerdings nur dank der fremden Besatzungsmächte und die Souveränität dieses neuen Staates blieb noch lange eingeschränkt, vor allem in außen- und sicherheitspolitischen Belangen.

Ausgerechnet diese Zeit, in der sich Deutschland nach außen eben nicht nach eigenem Gutdünken entfalten konnte, war für unser Land bzw. den westlichen Teil davon wohl die glücklichste und friedlichste Zeit.

Nur irgendwie ist es trotzdem nicht geglückt, aus den Deutschen selbstbewusste Bürger zu machen, wie man heute wieder sehen kann. Wofür gab es die siebzig Jahre Demokratie? Soll das alles umsonst gewesen sein?

Offenbar ist es nicht dasselbe, sich die Demokratie selbst zu erkämpfen, wie sie sich oktroyieren zu lassen, wie die Deutschen es nach dem Krieg mussten. Vielleicht stimmt der Satz, den ich einmal gehört habe: Freiheit ist nichts, was einem gegeben werden kann, Freiheit muss man sich nehmen!

Es gab in der Geschichte der Bundesrepublik durchaus eine Zeit, in der sich eine reife demokratische politische Kultur zu entwickeln schien, aber je weiter die Geschichte voranschritt, desto mehr entfremdete sich diese Gesellschaft von der Vernunft und erlag wieder dem ideologischen Fanatismus.

Ein entscheidendes, gar nicht zu übersehendes Problem ist natürlich der deutsche Nazi- und Juden-Knacks, die Folge der bisher schlimmsten Versündigung, die dieses Land zu verantworten hat.

 

Dieses Land ist offenbar nicht in der Lage, rational und auf eine gesunde Weise mit dem umzugehen, was passiert ist.

Das konnte man schon bei der Generation der Achtundsechziger beobachten, die durchaus auch richtige und wichtige Anliegen hatte, aber alsbald in eine völlig verquere Wahrnehmung und in ideologischen Fanatismus abglitt. (Die Hardcore-Linke offenbarte schon damals ihre totalitäre Fratze.) Die damals jungen Leute wähnten sich allen Ernstes im Widerstand gegen ein „faschistisches“ Regime in der Bundesrepublik.

Gut, eins muss man zugestehen. Vielen waren völlig zu Recht empört und erzürnt darüber, dass etliche alte NS-Funktionäre in der Republik Karriere machen konnten, als hätte es ihr Vorleben nie gegeben. „Wenn man kein sauberes Wasser hat, schüttet man trübes nicht weg.“, hatte Bundeskanzler Adenauer lapidar gemeint und Alt-Nazis im Regierungskabinett, im Verwaltungsapparat, bei der Bundeswehr, beim BND und anderorts gewähren lassen. Und dennoch ist es völlig absurd, die Nachkriegsrepublik als faschistisches System zu bezeichnen. Daran stimmt nichts.

Aber die Achtundsechziger hatten offensichtlich das dringende Bedürfnis, den Widerstand gegen Hitler nachzuholen, den ihre Eltern nicht geleistet hatten. Dazu mussten sie, die sie in einer mehr oder weniger stabilen Republik behütet und gut situiert aufgewachsen waren, sich selbst in die Rolle einer Weißen Rose hinein halluzinieren und aus der Republik das Vierte Reich machen. Überall sahen sie Nazis am Werk.

Notker Wolf schreibt über die Achtundsechziger: „Sie inszenieren den Faschismus sozusagen virtuell nach, sie bilden sich ein, nochmal das zu erleben, was ihre Väter erlebt haben, um dann – im Unterschied zu ihren Vätern – als Helden mit sauberen Händen und weißer Weste daraus hervorgehen zu können.“17

Die Achtundsechziger hatten einen Knacks weg, so viel ist sicher. Das furchtbare Erbe ihrer Eltern war zu viel für sie. Und doch verhielten sie sich in ihrem Fanatismus, in ihrem Autoritarismus und in ihrer Unduldsamkeit vielfach genauso wie ihre Eltern, die eben noch Braunhemden getragen und sich mit „Heil Hitler!“ gegrüßt hatten.

Böse Zungen behaupten, das eigentliche Probleme liege darin, dass die Achtundsechziger ihren Eltern nie verziehen hätten, dass sie den Krieg verloren haben.18

Die Achtundsechziger haben den Marsch durch die Institutionen erfolgreich bewältigt und die Universitäten, die öffentliche Debatte, die Justiz, viele fundamental wichtige Bereiche des gesellschaftlichen Lebens zu ihrem Nachteil verändert. Linke Ideologie und Gleichheitsutopie zählt mehr als Fakten, auch mehr als das Gemeinwohl. Es geht darum, die richtige Gesinnung zu haben. Es geht um Ideen, nicht so sehr um die Menschen da draußen.

1968 zeigte sich erneut die deutsche Neigung zu Fanatismus und Hysterie. Später tauchte sie auch in Fällen wie der Panik vor dem angeblich drohenden Waldsterben, der angeblichen Klimakatastrophe durch CO2 (ohne das auf diesem Planeten gar kein Leben möglich wäre), der Untergangsstimmung im Angesicht der Vogelgrippe, die Panik vor Diesel und Kernenergie, der hysterischen Angst vor der AfD und der bevorstehenden Auferstehung des NS-Staates wieder auf. Im Ausland macht man sich schon seit einer Weile über die sprichwörtlich gewordene „German Angst“ lustig. (Nur ausgerechnet, wenn tatsächlich mal eine existenzielle Bedrohung vor der Tür steht, sind viele Deutsche die Ruhe selbst und merken nichts.)

Wir haben es hier mit einer äußerst bedenklichen Labilität zu tun und mit der Neigung, Gefühle über Fakten zu stellen. Nun sind Gefühle etwas Fundamentales für die menschliche Existenz, aber es gibt Bereiche des Lebens, da haben sie besser nichts zu suchen. Politische Auseinandersetzungen zum Beispiel. Man sollte sich kühlen Kopfes mit dem auseinandersetzen, was ist. Ob die dabei zu Tage geförderten Fakten irgendjemandes Gefühle verletzen, ist völlig egal. Das darf keine Rolle spielen.

Mir scheint, folgende Resultate des deutschen Nazi-Knackses der Achtundsechziger und der danach folgenden Generationen sind ganz wesentlich:

– Die Verteufelung alles Traditionellen und jeglicher deutschen Identität. Wer sich dafür stark macht, steht aus Prinzip unter Nazi-Verdacht.

– Die Demontage sinnvoller Werte und Sekundärtugenden, die wohl damit zusammenhängt, dass die Berufsrevolutionäre Herrschaft und Autorität miteinander verwechselt haben, wie der Ökonom und Freiheitsdenker Roland Baader einmal sagte.19 Herrschaft setzt sich mit hoheitlichen Zwängen, mit der Macht des Staates durch. Herrschaft ist nichts Gutes, höchstens ein notwendiges Übel. Der Staat sollte sich aus dem Leben seiner Bürger so weit wie irgend möglich raushalten und sich beispielsweise darauf konzentrieren, die öffentliche Ordnung zu schützen. Autorität dagegen hat auch immer etwas Freiwilliges, auch wenn mit ihr gewisse Zwänge einhergehen. Autorität sollte jemand im Idealfall durch Akzeptanz erwerben, nicht durch die Ausübung von hoheitlicher Gewalt. Ohne Autoritäten und ohne Disziplin funktioniert die Gesellschaft nicht. Aber die 68er und ihre Erben wollten jegliche Autorität zerstören und haben damit dieser Gesellschaft die Orientierung genommen. Das Desaster beobachten wir heute in den Familien (sofern sie überhaupt noch zusammen leben) und in den Schulen.

– Die Neigung, beim leisen Anflug von konservativen Werten und Selbstbehauptungswillen sofort die Wiederkehr des Dritten Reiches vor Augen zu haben. Die Achtundsechziger haben es vorgelebt, wie man gaaaanz couragiert gegen eine nicht mehr existierende Diktatur Widerstand leistet. Das hat Schule gemacht. Bis heute ist man gern wahnsinnig mutig, wenn dafür kein Mut erforderlich ist. Gegen Nazis und gegen Hitler sind sie alle dabei. Wo es unbequem wird und wo man tatsächlich etwas riskieren müsste, bleiben Augen und Ohren geschlossen. Vom massenhaften Import von Islam-Fundamentalismus und Judenhass wollen die 85 Jahre zu spät gekommenen Anti-Hitler-Widerständler vielfach nichts wissen.

– Die Flucht in einen weltfremden Gesinnungspazifismus als Reaktion auf die maßlose Verherrlichung und Entsittlichung des Militärischen in der Vergangenheit. Wir guten Friedensfreunde haben gelernt, im Gegensatz zum Rest der Welt. Wir sind jederzeit zum Appeasement bereit, weil es schon 1938 in München bombig funktioniert und den Zweiten Weltkrieg erfolgreich verhindert hat.

– Die Transformation des vorher schon existierenden deutschen Größenwahns. Am deutschen Wesen soll die Welt immer noch genesen, aber anders als zuvor. Gerade weil wir so gefehlt haben, sind wir jetzt in einer Position, andere über Moral zu belehren. Wir belehren den Rest Europas, wie böse es ist, an so etwas voll nazimäßigem wie nationaler Selbstbestimmung und Identität festzuhalten. Wir belehren die Juden darüber, gefälligst endlich aus Auschwitz zu lernen. Schon eine sehr merkwürdige Anmaßung, gerade aus der schrecklichen Vergangenheit eine solche Berufung abzuleiten. Bei etwas mehr Bescheidenheit und Bodenhaftung wäre mir wohler …

.III. Nichts hören, nichts sehen, nichts wissen – und gehorchen

Mich beschäftigt immer wieder die Frage, wieso der Holocaust ausgerechnet in Deutschland möglich war.

Wenn man sich die Geschichte genauer anschaut, wird man feststellen, dass die Deutschen vor der Hitler-Zeit keineswegs brutaler oder kriegerischer waren als andere Völker.

Auch was den Antisemitismus anbelangt, war Deutschland um 1900 keineswegs das Land in Europa, in dem er am stärksten ausgeprägt war.

Am schlimmsten war es wohl im Zarenreich, wo es immer wieder Pogrome und Ausschreitungen gegen Juden gab.20 (Das Wort Pogrom haben wir übrigens aus dem Russischen übernommen.) Nicht von ungefähr kamen die in den frühen 1880er Jahren einsetzenden Auswanderungswellen nach Palästina in erster Linie aus Osteuropa. Auch in Frankreich war der Antisemitismus endemisch. Als der zu Unrecht als Landesverräter angeklagte Alfred Dreyfus vor Gericht stand, strömte der Mob auf die Straßen und verlangte mal die Ermordung der Juden, mal ihre Deportierung in unwirtliche Gebiete. „Kauft nicht bei Juden!“, war schon damals in Frankreich eine gängige Parole.21

Verglichen damit konnten die deutschen Juden noch zu Kaisers Zeiten gut leben. Es gab antisemitische Parteien, aber ihre Wahlerfolge waren zum Glück mager. Antisemitische Zeitungen gab es auch, aber ihre Leser machten eher Randgruppen der Gesellschaft aus. Juden waren erfolgreich im Wirtschaftsleben und in akademischen Berufen. Sie waren emanzipiert und bestens integriert. Viele waren überzeugte Patrioten, die sich nie hätten vorstellen können, dass dieses Land sie einmal verfolgen und ausrotten würde, dem sie sich mit Leib und Seele zugehörig fühlten.

Wieso kam es aber gerade in Deutschland zum Holocaust? Wie konnte ein Volk so perfekt gleichgeschaltet werden, dass es die bürokratisch-professionelle Organisation eines Völkermordes in weiten Teilen mitmachte oder einfach wegschaute?

Um es vorweg zu nehmen. Mit letzter Sicherheit kann ich es auch nicht beantworten. Ich kann nur Faktoren zusammen tragen, die mir eine wichtige Rolle gespielt zu haben scheinen.

Die obrigkeitsstaatliche Prägung spielt eine Rolle. Sie ist fruchtbarer Boden für Mitläufertum und Diktatur.

Die krankhafte Nibelungentreue und der kuriose Pflichtbegriff der Deutschen, die blinde Obrigkeitsgläubigkeit machten es möglich, dass die Deutschen ihrem Führer lieber in den Untergang folgten, als rechtzeitig den Kurs des deutschen Tankers zu ändern.

Der Wunsch, bloß nicht aufzufallen, sich nicht bei Freunden oder gar beim Arbeitgeber unbeliebt zu machen, führt heutzutage ja noch dazu, dass man sich ganz schnell freiwillig „gleichschaltet.“ Wenn das heute so einfach geht, wie leicht muss es für eine Diktatur gewesen sein, die Gestapo und KZs in der Hinterhand hatte?! Heutzutage riskiert man nicht sein Leben, wenn man seine Meinung sagt – in aller Regel jedenfalls nicht. Damals schon.

Die deutsche Neigung, Andersdenkende als Staatsfeinde und Zersetzer auszuschließen, und ihre Demokratiefeindlichkeit taten sicherlich ihr übrigens. „Parteien“, das hatte man geradezu als Schimpfwort zu gebrauchen gelernt, das man als Synonym für Uneinigkeit benutzte. Adolf Hitler sprach für viele, als er schrie: „Ich habe mir ein Ziel gestellt, die dreißig Parteien aus Deutschland hinaus zu fegen! Wir haben ein Ziel uns gewählt und verfechten es fanatisch, rücksichtslos bis ins Grab hinein!“

Endlich weg mit all diesen Störenfrieden, die unterschiedliche Meinungen haben! Endlich übernimmt der Eine, der Gottgesandte, der heiß ersehnte Führer das Ruder und weist der Volksgemeinschaft den Weg! Ohne das ganze Palaver, ohne all den Streit! Führer befiehl, wir folgen Dir!

Der Hass auf das, was die Harmonie und die Einigkeit stört – auch den kann man heutzutage wieder beobachten – machte es möglich, dass mehr oder weniger die ganze Nation einen einheitlichen Kurs einschlug und wie eine Walze alles platt rollte, was ihr im Weg stand. Einmal losgefahren, raste der deutsche Supertanker unaufhaltsam auf das Minenfeld zu. Wie im Rausch steigerte die Besatzung das Tempo und es gab kein Innehalten, kein Nachdenken, erst recht kein Umkehren mehr.

Dieses Zusammenstehen und Zusammenhandeln eines großen Kollektivs erzeugt für die Beteiligten ein berauschendes Machtgefühl, wie Hannah Arendt mit Recht gesagt hat. Auch Gustave le Bon wusste sehr genau, dass der Mensch in der Masse anders funktioniert als sonst. In der Masse kommen die Leute plötzlich auf Ideen, die sie als Individuen nie gutgeheißen hätten. Aber ich glaube, das Machtgefühl und das dazu-gehören-Wollen sind hier die entscheidenden Punkte. Man will einfach mitmachen, man will „wir“ sagen und nötigenfalls wird man auch zum Beihelfer und Mittäter bei den abseitigsten Verbrechen, die man sich früher so nie hätte vorstellen können.

Die Dynamik des Kollektivs lässt auch einen Druck auf diejenigen entstehen, die nicht mitmachen wollen, und es erfordert eine gewisse Stärke, sich diesem Druck zu entziehen. Unter den Bedingungen der Diktatur umso mehr, weil sie die Abweichler verhaften, in KZs internieren oder gleich umbringen lassen konnte.

Vielleicht spielt für die Erklärung des Jahrhundertverbrechens auch eine Charaktereigenschaft eine Rolle, die Hannah Arendt für etwas typisch Deutsches gehalten hat. Sie erklärte sie anhand einer Geschichte, die Ernst Jünger erzählt hatte. Jünger war einmal während des Krieges auf einem Bauernhof irgendwo in Mecklenburg oder in Pommern, wo gerade sowjetische Kriegsgefangene eingetroffen waren und als Zwangsarbeiter werkeln sollten. Diese Männer waren völlig ausgehungert und aßen aus Verzweiflung Viehfutter, um überhaupt was im Magen zu haben. Der Bauer sagte verächtlich: „Na, dass das Untermenschen sind wie’s Vieh, das kann man ja sehen: sie fressen den Schweinen das Futter weg.“ Wozu Jünger anmerkte: „Manchmal ist es, als ob das deutsche Volk vom Teufel geritten wird.“

Hannah Arendt sagte mit Recht, dass diese Geschichte „eine empörende Dummheit“ hat. Der Bauer kommt gar nicht auf die Idee, dass Menschen, die am Verhungern sind, alles, aber auch alles fressen würden. Ihm fällt dazu nur ein, dass er das, was man ihm über „slawische Untermenschen“ erzählt hat, bestätigt findet. Diese Dummheit und Borniertheit, sich überhaupt nicht vorstellen zu können oder zu wollen, was eigentlich mit dem anderen los ist, hat Arendt für typisch deutsch gehalten. Es ist, als ob man gegen eine Wand spricht. Man kriegt nie eine Reaktion, sagte sie.22

Ob das wirklich typisch deutsch ist, weiß ich nicht. Aber mir scheint, diese Art von Dummheit ist in der deutschen Gesellschaft bis heute gegenwärtig. Der Unwille, je an der Stelle eines anderen zu denken und auf den anderen einzugehen.

Wer so gepolt ist, will auch keine Debatte, keine Auseinandersetzung mit anderen, er marschiert stur in eine vorgegebene Richtung – koste es, was es wolle. Der empörend dumme Kerl von damals sah verhungerte Menschen aus Russland, die aus Verzweiflung Schweinefutter fraßen, und ihm fiel ein: Untermenschen halt! Heutige Betonköpfe sehen Menschen, die sich um die Existenz ihrer Heimat sorgen, und ihnen fällt dazu nur ein: Nazis halt!

Ich bin nicht sicher, ob ich Recht habe, aber ich habe den Eindruck, dieselbe Art von Beschränktheit ist da am Werk.

Ein Adolf Hitler mit seinem obsessiven und eliminatorischen Judenhass war durchaus nicht der Regelfall in der damaligen deutschen Gesellschaft. Selbst die übelsten Antisemiten da draußen hatten sich normaler Weise eher die Verdrängung der Juden aus dem Wirtschaftsleben und aus den Universitäten gewünscht, die Beschneidung ihrer Rechte, das Rückgängigmachen der 1812 von Preußen begonnenen Judenemanzipation, evtl. die Auswanderung der Juden, aber Ausrottung – das war nicht das, was die meisten gewollt hatten.

Die verschiedenen Komponenten des Antisemitismus en detail nachzuzeichnen, würde den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Der Hass auf die Juden speiste sich aus vielen Quellen, er hatte eine lange Tradition im Antijudaismus der Kirche. Aus diesen Zeiten stammen die bis heute im Judenhass verankerten Stereotype von Juden als Brunnenvergiftern, Kinder- und Ritualmördern. In Abgrenzung dazu entwickelte sich im 19. Jahrhundert der moderne rassistische Antisemitismus, der durchaus Elemente der alten Judenfeindschaft übernahm, diese aber nicht mehr religiös begründete. Der radikale Linke Wilhelm Marr, der Gründer der ersten antisemitischen politischen Vereinigung Deutschlands, legte Wert darauf, sich vom kirchlichen Antijudaismus abzugrenzen, und konstruierte stattdessen eine Rassenfeindschaft Germanentum vs. Judentum. Neben paranoiden Wahnvorstellungen von einer jüdischen Weltverschwörung spielte und spielt beim modernen Antisemitismus nicht immer, aber sehr oft der blanke Neid eine Rolle. Die Juden wurden dafür gehasst, dass sie in diversen Ländern, darunter auch in Deutschland, so erfolgreich waren.

 

Der Holocaust war nicht zuletzt der „größte Massenraubmord“ (Thomas Eppinger) in der Geschichte. „Es geht nicht nur um Kunst. Die Mörder, Räuber, Hehler und ihre Komplizen fuhren in den Autos ihrer Opfer, schliefen in ihren Betten, aßen von ihrem Geschirr und kleideten sich in ihre Mäntel. Und damit nicht genug: letzten Endes stahlen sie ja nicht nur das Vermögen der Vertriebenen und Ermordeten, sondern nahmen auch deren Plätze in der Gesellschaft ein, machten „geraubte“ Karrieren an den Universitäten, in der Verwaltung und in Unternehmen, und vererbten das dabei angehäufte Vermögen an ihre Nachkommen.“23

Der Historiker Götz Aly hat in seinen lesenswerten Büchern „Warum die Deutschen? Warum die Juden?“ und „Hitlers Volksstaat: Raub, Rassenkrieg und nationaler Sozialismus“ diesen Aspekt des Holocaust treffend herausgearbeitet.

Der Sozialneid und die Möglichkeit, sich persönlich zu bereichern, ließ die Beteiligung am Genozid lohnend und profitabel erscheinen und das war sie ja dann auch. Hitler sicherte sich die Gefolgschaft der Deutschen u. a. mit sozialen Wohltaten und finanziert wurden durch Enteignung der jüdischen Bürger und durch das, was man bald aus den deutsch besetzten Ländern Europas rauben konnte. Den Deutschen ging es – vor der Verwüstung des Landes – während des Zweiten Weltkrieges materiell deutlich besser als während des ersten, aber warum das so war, wurde später gern verdrängt.

Mit dem Appell an Ressentiments ist es immer wieder gelungen, Menschen aufzuhetzen. Noch nie hat man verhindern können, dass geistig Unterlegene und weniger Erfolgreiche sich in die Rolle von Unterdrückten hinein halluzinieren. Das gibt den Kleingeistern das Gefühl, herrlich scharf zu sehen, und man fühlt sich doch gleich viel besser, wenn am eigenen Versagen immer ein anderer schuld ist, auf den man bei Bedarf alles schieben kann.

Die so aufgestauten Hassgefühle entluden sich bald.

Tomas Spahn fasst treffend zusammen: „Der von Deutschland ausgehende Massenmord an den Juden im zwanzigsten Jahrhundert zielte ganz bewusst auf eine Bevölkerungsgruppe, die optimal integriert war und durch ihre Bildungsqualifikation das Großbürgertum wie kaum eine andere Gruppe repräsentierte. Der Massenmord an den deutschen und europäischen Juden war in erster Linie ein Vernichtungsfeldzug gegen eine großbürgerlich-liberale Elite und ein Weg, sich deren Eigentum widerrechtlich aneignen zu können. Wer durch jene bis in die dreissiger Jahre von Juden besiedelten Stadtteile der deutschen Metropolen geht und die großzügig angelegten Wohnungen mit eigenem Dienstbotenzugang bewundert, der kommt nicht umhin, in dem antisemitischen, nationalsozialistischen Vernichtungsfeldzug die Rache des kleinbürgerlichen Proletariats an einer ihnen überlegenen, deutschen Elite zu erkennen.“ 24

Wie gesagt: diese Erklärung taugt nicht flächendeckend. Vielerorts in Deutschland und in Europa war die jüdische Population keineswegs überproportional erfolgreich und doch hat der Judenhass auch vor den in einfachen Verhältnissen Lebenden keinen Halt gemacht. Das Motiv des Neids ist ein Aspekt von mehreren.

Der Hass auf die Juden plus ein aberwitziger, völlig entsittlichter Gehorsams- und Pflichtbegriff plus das berauschende Machtgefühl des Kollektivs (damit verbunden die Androhung der Ächtung, Ausgrenzung und Ausmerzung derjenigen, die ausscheren) plus menschenverachtende Borniertheit, das alles und mehr mag eine Rolle dabei gespielt haben, dass gerade die Deutschen aus einem Völkermord ein logistisch-bürokratisches Problem machten und dieses mit der Eiseskälte von Schreibtischtätern bewältigten. Selbst diejenigen unter ihnen, die längst nicht so fanatisch waren wie ihr Führer und nur meinten, ihre „Pflicht“ tun zu müssen.

Hinzu kam, dass die Anonymisierung des Tötens auch solche Menschen in die Lage versetzte, zu Teilnehmern an einem solchen Massenverbrechen zu werden, die es sonst nie fertig gebracht hätten, eigenhändig Menschen zu töten. Diese Schreibtischtäter schickten Millionen in den Tod, ohne sich je selbst die Hände schmutzig machen zu müssen. Das ließen sie andere besorgen, die durch Krieg und Nazi-Gehirnwäsche brutalisiert und abgestumpft waren oder ohnehin schon zu der Sorte Mensch gehörten, die zu solchen Taten fähig ist, und nun in einem solchen System in Positionen gelangte, ihre ganze Brutalität hemmungslos an denen auszulassen, die ihnen ausgeliefert waren.

.IV. Buße und Selbstvergottung

Nun könnte man eigentlich meinen, nachdem sich die Deutschen so grausam versündigt haben, hätten sie zumindest in dieser Hinsicht etwas lernen müssen. Man sollte meinen, dass im heutigen Deutschland Juden keine Angst mehr davor haben müssen, auf der Straße als Juden erkannt zu werden.

Doch genau das ist der Fall. Sie haben Angst. Sie vermeiden es, sich mit einer Kippa oder einem Davidsstern zu zeigen. Und das Furchtbare dabei ist: sie haben mit Recht Angst.

Das geschichtsbewusste Nie-wieder-1933-Deutschland ist heute ein engagierter Großimporteur des endemischen Judenhasses aus der islamischen Welt, der in anderen sich islamisierenden Ländern wie Schweden, Frankreich und Großbritannien bereits seit Jahren zum Anstieg des Antisemitismus und zur Flucht von Juden führt.25

Doch genau besehen, ist es sogar noch schlimmer. Arye Sharuz Shalicar, der in Deutschland – genauer gesagt: in Berlin – aufgewachsen ist und den importierten Judenhass als Kind am eigenen Leibe erfahren hat, verfolgt heute, was aus seiner alten Heimat wird und er hat in seinem Buch „Der neu-deutsche Antisemit. Gehören Juden heute zu Deutschland?“ ganz richtig benannt, was in dieser Gesellschaft los ist.

Chaim Noll fasst zusammen: „Die große Gefahr sieht Shalicar darin, dass der Judenhass heute aus allen Richtungen kommt. Aus authentischen Einblicken skizziert er ein Tableau der gegenwärtigen judenfeindlichen Strömungen in Deutschland. Erstens: „Aggressiver muslimischer Judenhass“, zweitens: „Deutsche Leitmedien“, drittens: „Intellektueller linksradikaler Israelhass“, viertens: „Rechtsradikaler Antisemitismus“, fünftens: „Christlicher Antisemitismus“, sechstens: „Selbsthass als Beruf – die Alibi-Juden“. Shalicar kommt zu dem traurigen Ergebnis, „dass Deutschland auf dem besten Wege ist, für Juden in vielen Gegenden schlicht und einfach unbewohnbar zu werden.“

Auch die deutschen Medien verfolgt er aufmerksam, deren Inkompetenz und Voreingenommenheit in der Nahost-Berichterstattung er als israelischer Pressesprecher aus täglicher Zusammenarbeit kennt: „Ein gutes Beispiel dafür sind die Auslandskorrespondentinnen des Spiegel zwischen 2010 und 2016 (…) Außer einem Abschluss an der Journalistenschule hatten alle drei Damen keinen Background in Nahost-Geschichte, Konfliktmanagement, Politik, Theologie, Militär und Sicherheit. Sie verstanden weder Hebräisch, noch Arabisch, noch Türkisch oder Persisch (…) Wie kann man ihren Artikeln Glauben schenken, wenn man weiß oder eben nicht weiß, dass sie Teile ihrer Aussagen und Interpretationen nicht selbstständig, sondern über Dritte erhalten (…) Ich bin zu der Erkenntnis gekommen, dass die oftmals sehr einseitige Medienberichterstattung über Israel und den ‚Nahostkonflikt‘ den Antisemitismus auf deutschen Straßen fördert, und ich wage zu behaupten: legitimiert.“ 26

Was mich sehr betroffen macht, ist die Tatsache, dass Shalicars Buch vermutlich nur oder größtenteils von Leuten gelesen werden wird, die keiner Aufklärung mehr bedürfen, die genau verstehen, was er meint.

Auf einen Großteil der deutschen Gesellschaft trifft das aber nicht zu. Der wird verständnislos und ablehnend reagieren, wenn er das hier liest, denn wie Meinungsumfragen seit Jahren zeigen, glauben viele Deutsche allen Ernstes, dass Israel ein unerbittlicher Aggressor ist, der überdies mit den palästinensischen Arabern im Prinzip dasselbe macht wie die Nazis mit den Juden.27 Mit anderen Worten: die Juden sind es, die nicht aus der Geschichte gelernt haben und die wir jetzt mal Mores lehren müssen!

Und überhaupt: was fällt dem Shalicar eigentlich ein?! Man wird ja wohl noch Israel kritisieren dürfen!

Ja, darf man. Und entgegen der landläufigen Fehlvorstellungen ist das in der Bundesrepublik noch nie verboten gewesen. Wer sich mit der Berichterstattung von Medien wie dem „Spiegel“, der „Zeit“, der „Süddeutschen Zeitung“ und anderen beschäftigt, der weiß auch, dass die Berichterstattung häufig zu Lasten Israels verzerrt ist und dass völlig ignoriert wird, warum es dort noch keine Zweistaatenlösung gibt. Deutsche Medien enthalten ihren Lesern ständig vor, was die vermeintlich „moderaten“ Politiker um den Palästinenserpräsidenten Mahmud Abbas für Leute sind28, die eine Zweistaatenlösung schon mehrfach abgelehnt haben29, die Israels bloße Existenz nicht als legitim anerkannt haben30, die in Schulen schon die Kinder zu eliminatorischem Judenhass erziehen lassen31 und Judenmörder als „Märtyrer“ feiern, die und deren Familien mit Märtyrerrenten entlohnt werden32 und nach denen man Straßen, Plätze und Schulen benennt.33 Von der Hamas gar nicht zu reden, die den Gazastreifen seit 2007 unter ihrer Kontrolle habt, die in ihrer Charta die Vernichtung Israels und die Ermordung aller Juden fordert und seit Jahr und Tag immer wieder Raketen auf den jüdischen Staat abfeuert und in diesem Jahr schon mehrfach Anstürme auf die Grenze organisiert hat.34 Auch die vom Iran ausgehende Bedrohung wird gern heruntergespielt, obwohl die Führer des Gottesstaates in aller Deutlichkeit sagen, dass sie Israel auslöschen wollen, und auch kein großes Geheimnis daraus machen, dass sie die Hamas, die Hisbollah und viele weitere Dschihadisten sponsern, die nicht nur Israel bekämpfen, sondern Teheran auch dabei helfen sollen, seine Islamische Revolution zu exportieren und die Vorherrschaft in der Region zu übernehmen.35

Wer sich ernsthaft mit dem Land und seinen Leuten beschäftigt, der weiß, dass Israel kein Apartheidsstaat und erst recht kein Nazi-Staat ist und dass etwas über zwanzig Prozent der Population Araber sind, die ebenfalls Bürgerrechte haben, im Parlament und in diversen Staatsämtern vertreten sind, die dort so frei leben wie Araber fast nirgendwo sonst.36 Wer die Fakten studiert, weiß, dass es keinen „Genozid“ an Palästinensern gibt, die zu den am schnellsten wachsenden Populationen der Welt zählen37, die außerdem dank israelischer und internationaler Entwicklungshilfe einen höheren Lebensstandard haben als die meisten anderen Araber.

Wer all das weiß, für den ist es nur logisch und folgerichtig, sich zu fragen, warum so viele Deutsche ausgerechnet die einzige Demokratie des Nahen Ostens hassen. Warum zeigen Deutsche gerade wenn es um Israel geht eine auffällige Erregungsbereitschaft? (Das kann ja jeder im Selbstversuch ausprobieren. Ich habe festgestellt, dass, kaum kommt das Gespräch auf Israel, das Geifern und Giften mit voller Wucht losgeht. Und dieselben Leute bleiben bemerkenswert gelassen, wenn man auf wirkliche Despotien wie den Iran oder Nordkorea zu sprechen kommt. Sehr entlarvend.)

Die Antwort ist nicht schwer zu finden: weil Israel der eine jüdische Staat der Welt ist und je mehr Deutsche Israel verteufeln und verachten, desto besser fühlen sie sich selber, weil sie es nicht schaffen, die schreckliche historische Wahrheit einfach auszuhalten und rational mit dem umzugehen, was Deutschland angerichtet hat. Wenn sie Israel in ihrer Phantasie zum neuen Dritten Reich machen, scheint der Schuldhaushalt plötzlich ausgeglichen. Man ist quitt.

Zvi Rex wird der Ausspruch zugeschrieben: „Die Deutschen werden den Juden Auschwitz nie verzeihen.“38 Und genau das sehen wir heute.

Neurotische Deutsche, die mit der NS-Zeit nicht fertig werden und nicht trotz, sondern wegen Auschwitz mit den Juden ein Problem haben, gehen vielleicht nicht willentlich, aber faktisch ein unausgesprochenes Bündnis mit dem antisemitischen Islam-Fundamentalismus ein und tun derzeit alles dafür, dieses Land stetig judenfeindlicher zu machen.

Dieselben Deutschen, die alle paar Wochen wahnsinnig mutig Hitlers Machtergreifung nachträglich verhindern und literweise Krokodilstränen über die Opfer des Holocaust vergießen.

Doch es hat sich längst gezeigt, dass die deutsche Erinnerungskultur vollkommen verlogen ist. Manche sprechen sogar davon, dass sie im Grunde zu einem „Totenkult“ geworden sei und da ist durchaus etwas dran. Vom Gedenken an die Holocaust-Opfer können viele von denen gar nicht genug bekommen, denen das Schicksal heute lebender Juden und das Erstarken des heutigen Judenhasses bemerkenswert gleichgültig sind.

Eike Geisel hat diese Art von „Wiedergutwerdung der Deutschen“ scharf und oft polemisch kritisiert und wir genau hinschaut und genau hinhört, kann heute feststellen, dass er Recht hatte und dass einige seiner Texte erschreckend aktuell geblieben sind, obwohl er bereits vor über zwanzig Jahren verstorben ist.39

Der Historiker Eberhard Jäckel sprach anlässlich des fünften Jahrestages der Einweihung des Berliner Holocaust-Mahnmals folgende, sehr entlarvende Sätze: „In anderen Ländern beneiden manche die Deutschen um dieses Denkmal. Wir können wieder aufrecht gehen, weil wir aufrichtig bewahren. Das ist der Sinn des Denkmals, und das feiern wir.“40

Es geht darum, dass sich die Deutschen gut fühlen, weil sie ihre Vergangenheit ja sooo vorbildlich bewältigt haben – so gut, dass man uns im Ausland sogar drum beneidet. Ach, was sind wir toll!

Das ist dieselbe Neigung zur Selbstvergötzung, die wir in der jüngeren deutschen Geschichte mehrfach schon beobachten konnten. Auch die Anmaßung, zu so etwas wie einem moralischen Lehrer der Welt berufen zu sein, scheint hier wieder durch.

Deutschland befindet sich heute in einem ganz seltsamen, höchst gefährlichen Zustand.

Da haben wir einmal den Nazi-Knacks und das Bedürfnis, zu sühnen. Gleichzeitig haben wir die über Jahrzehnte erfolgreiche linksideologische Ausrichtung weiter Teile dieser Gesellschaft, die einhergeht mit Kultur-Relativismus und Ressentiments gegen den Westen. Beides trägt zum Drang zur Selbstzerstörung und Selbstaufgabe bei. Parallel haben wir aber auch die Selbstvergötzung derjenigen Deutschen, die ein unheilbar reines Gewissen haben und sich nicht darum scheren, was sie heute mit ihrer Politik der Selbstzerstörung anrichten. Sie sind felsenfest davon überzeugt, dass sie vorbildlich aus der Geschichte gelernt haben und dazu berufen sind, andere zur richtigen Moral zu erziehen. Also soll gefälligst auch der Rest Europas nachmachen, was wir tun!

Wir sehen außerdem wieder die deutsche Neigung zum Fanatismus am Werk und die Unfähigkeit, einen einmal eingeschlagenen destruktiven Kurs rechtzeitig zu stoppen. Seit Abschaffung unserer Grenzen befindet sich dieses Land bereits in einer existenziell bedrohlichen Krise (und angesichts der demographischen Explosion Afrikas steht zu befürchten, dass alles, was bisher passiert ist, nur ein läppischer Vorgeschmack war), aber man denkt überhaupt nicht daran, diese Politik zu beenden. Immer mehr Menschen aus einer mit unseren Werten nicht kompatiblen Kultur sollen hier rein und wenn’s nach Grünen und Linken geht, darf es nicht einmal eine Obergrenze pro Jahr geben.

Früher glaubten die Deutschen, einen Krieg gegen die halbe Welt gewinnen zu können. Heute glauben sie scheinbar, die halbe Welt auf deutschem Boden retten zu können und all das vermeiden zu können, was unseren Nachbarn widerfahren ist, die islamische Masseneinwanderung in ihre Länder praktizieren. Wir Deutschen sind besser und fähiger als alle anderen. Uns passiert doch nicht, was Franzosen, Belgiern und Schweden passiert ist! Wir schaffen das!

Ein Großteil der immer noch obrigkeitsstaatlich geprägten Deutschen hat sich brav hinter der immer autoritärer werdenden Führung eingereiht und macht mit oder schaut weg, weil er gar nicht so genau wissen will, was mit dieser Gesellschaft geschieht. Wie viele werden hinterher lamentieren, sie hätten ja gar nichts wissen können, wenn die Flucht deutscher Juden aus diesem Land begonnen haben wird?

Selbsthass und Größenwahn sind eine toxische Mischung – und zu ihren ersten Opfern zählen ausgerechnet diejenigen, an denen bzw. deren Vorfahren sich Deutschland schon einmal so versündigt hat.

Die naive Gutmenschgesellschaft heißt den Islam-Fundamentalismus willkommen und hat keine Ahnung, was sie da begrüßt. Sie geht ganz im Sinne des Kultur-Relativismus davon aus, dass alle Kulturen irgendwie gleich sind, dass man also auch alles beliebig zusammen schmeißen kann, ohne dass es irgendwelche gravierenden Folgen haben könnte.

Aber ein erheblicher Teil dieser Gutmenschgesellschaft ist wohl gar nicht so naiv, sondern wirklich böswillig. Das sind jene Leute, die wissen oder zumindest ahnen, was kommt, aber bereit sind, dafür Ausflüchte und Entschuldigungen zu suchen. Wenn das böse Israel nicht so uneinsichtig wäre, gäbe es auch weniger Antisemitismus und überhaupt: in Wahrheit sind doch die Muslime die Juden von heute!

Antisemiten haben es bisher immer geschafft, ihren eigenen Wahn zu rationalisieren. Und Antisemiten werden sich gerade heutzutage niemals offen als Antisemiten bekennen. Sie sind immer nur Kämpfer für das Gute und gegen die bösen Zionisten.

Und was die völlig aberwitzige Gleichsetzung der Muslime von heute mit den Juden unter Hitlers Herrschaft angeht, kann ich nur auf den Artikel von Tomas Spahn verweisen, aus dem ich bereits zitiert habe.41 Er widerlegt das ganz vorzüglich. Diese Behauptung ist nicht nur eine Unverschämtheit, sondern birgt auch Gefahrenpotenzial, denn es findet eine Umkehr der Realität statt. Der Islam wird hier zum Opfer stilisiert, obwohl doch von ihm heute einer der größten Gefahren für Juden ausgeht. Wir sehen es in Frankreich, Schweden und jetzt auch hierzulande.

Thomas Eppinger hat kürzlich etwas sehr Kluges geschrieben: „ (…) kommende Generationen werden das demokratische Deutschland einmal nicht daran messen, wie es sich an die toten Juden erinnert hat, sondern wie es mit den lebenden umgegangen ist.“42

.V. Ausblick

Deutschland ist als „verspätete Nation“ ins Leben getreten. Fataler Weise glaubten schon von Anfang an führende Köpfe der Nationalbewegung, gerade deswegen habe man jetzt ganz besonders viel nachzuholen und eine besondere Rolle in der Welt zu spielen.

Ob als Eroberer oder Menschheitsbeglücker: weder und selbst noch den Unterworfenen bzw. „Beglückten“ ist es gut bekommen, was Deutschland in seinen Höhenflügen alles angestellt hat.

Von Berlin ist viel Unheil über Europa gebracht worden und gegenwärtig ist es wieder mal so weit …

Bei aller Vaterlandsliebe, aber hin und wieder habe ich mich schon dabei ertappt, dass ich mir gewünscht habe, die Westmächte würden wieder bei uns einmarschieren und Deutschland seine außen- und sicherheitspolitische Souveränität einfach entziehen, schon zu seiner eigenen Sicherheit.

Aber das ist nur eine Phantasie. Niemand wird einmarschieren.

Die Frage ist, ob sich Deutschland noch aus dem Strudel seiner Neurosen befreien kann, ehe es sich selbst und Europa gleich mit zerstört.

Möglich wäre es nur durch Bildung. Mehr Menschen müssen begreifen, was in der Entwicklung dieses Landes schief gegangen ist und warum wir uns frei machen müssen vom verkrusteten Obrigkeitsdenken, um eines Tages doch noch mündige Bürger einer Demokratie zu werden. Vor allem müssen wir lernen, mit der deutschen Vergangenheit rational und wie reife Menschen umzugehen.

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Diese Arbeit war ein Versuch, mit meinen bescheidenen Möglichkeiten etwas dazu beitragen. Ob sie dazu taugt, möge jeder selbst beurteilen.Adrian F. Lauber

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Quellen:

  1. Die Zeit, Nr. 08 / 2010: “Reden Sie langsam, Fritz!” (Helmut Schmidt und Fritz Stern: Der Politiker und der Historiker über ihr Jahrhundert der Katastrophen und Umbrüche. Ein Gespräch) https://www.zeit.de/2010/08/Gespraech-Helmut-Schmidt-und-Fritz-Stern-Vorabdruck
  2. Philosophia Perennis, 16.10.2018: ‘„Anti-Rassismus“-Demo „#Unteilbar“ forderte Zerstörung Israels“ von David Berger https://philosophia-perennis.com/2018/10/16/anti-rassismus-demo-unteilbar-forderte-zerstoerung-israels/

Tichys Einblick, 13.10.2018: „SPD, Linke, Grüne, Linksextremisten und Islamisten – alle für Toleranz?!“ von Rainer Zitelmann https://www.tichyseinblick.de/meinungen/spd-linke-gruene-linksextremisten-und-islamisten-alle-fuer-toleranz/

  1. Der Spiegel 33 / 2007: „Ein Bollwerk der Demokratie“ (Der australische Historiker und Bestsellerautor Christopher Clark über Preußen und den deutschen Sonderweg) http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-52559391.html
  2. Christopher Clark: „Preußen. Aufstieg und Niedergang 1600 – 1947“, 3. Auflage, Deutsche Verlags-Anstalt, München 2007, S. 685
  3. Sebastian Haffner: „Von Bismarck zu Hitler“, Taschenbuch-Ausgabe, Knaur Verlag, München 2001, S. 21 ff.
  4. Max Weber: „Der Nationalstaat und die Volkswirtschaftspolitik“, Freiburg im Breisgau 1895 http://www.deutschestextarchiv.de/book/view/weber_nationalstaat_1895?p=38
  5. Deutschlandfunk, 18.11.2004: „Vor 85 Jahren formulierte Hindenburg die Dolchstoßlegende“ von Otto Langels https://www.deutschlandfunk.de/vor-85-jahren-formulierte-hindenburg-die-dolchstosslegende.871.de.html?dram:article_id=124970
  6. Welt Online, 3.7.2013: „Erster Weltkrieg: 12.000 jüdische Soldaten fielen für Kaiser Wilhelm“ von Cora Stephan https://www.welt.de/geschichte/article117672645/12-000-juedische-Soldaten-fielen-fuer-Kaiser-Wilhelm.html
  7. The Jerusalem Post, 6.5.2017: „Study: 40% of Germans Hold Modern Antisemitic Views“ by Benjamin Weinthal https://www.jpost.com/Diaspora/Study-40-percent-of-Germans-hold-modern-antisemitic-views-489919
  8. Sebastian Haffner: „Anmerkungen zu Hitler“, 25. Auflage, Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 2003
  9. Die Achse des Guten, 9.8.2018: „Deutschland ist wieder eine gefährliche Nation“ von Johannes Eisleben https://www.achgut.com/artikel/deutschland_ist_wieder_eine_gefaehrliche_nation/P5
  10. Basler Zeitung, 7.7.2016: «Diese Männer denken: Deutsche Frauen sind Schlampen» von Benedict Neff https://bazonline.ch/ausland/europa/diese-maenner-denken-deutsche-frauen-sind-schlampen/story/22916308
  11. Basler Zeitung, 26.8.2016: „Die Tyrannei der Willkommenskultur“ von Bassam Tibi https://bazonline.ch/ausland/europa/die-tyrannei-der-willkommenskultur/story/31497298
  12. Basler Zeitung, 5.9.2018: „Die Welt als Wille und Wahn“ von René Zeyer https://bazonline.ch/ausland/europa/die-welt-als-wille-und-wahn/story/11620900
  13. Cicero Online, 6.9.2018: „Deutschland kann keine Debatte“ von Alexander Kissler https://www.cicero.de/kultur/thilo-sarrazin-nassim-nicholas-taleb-deutschland-debatte-islam-minderheit-moralismus/plus
  14. Sebastian Haffner, Wolfgang Venohr: „Preußische Profile“, Propyläen Taschenbuch, Neuausgabe, 2. Auflage, München 2001, S. 153
  15. Abtprimas Notker Wolf: „Worauf warten wir? Ketzerische Gedanken zu Deutschland“, 14. Auflage, Rowohlt Taschenbuch Verlag, Reinbek bei Hamburg 2007, S. 63-64
  16. Speaker’s Corner: „Rahim Taghizadegan: “Die belogene Generation” (Roland-Baader-Treffen 2016)“ (Veröffentlicht: 12.3.2016) https://www.youtube.com/watch?v=LtioUV8BI-o
  17. Streiflichter des Lebens / Roland Baader https://www.youtube.com/watch?v=A19fEqpUsro
  18. Spiegel Geschichte 1 / 2012: „Das Russland der Zaren“, S. 130 ff.: „Vom Wahn zum Mord“ von Karen Andersen http://magazin.spiegel.de/EpubDelivery/spiegel/pdf/83657783
  19. Welt Online, 2.3.2017: „Warum begann der Holocaust nicht in Frankreich?“ von Sven Felix Kellerhoff https://www.welt.de/geschichte/article162509684/Warum-begann-der-Holocaust-nicht-in-Frankreich.html
  20. Hannah Arendt im Gespräch mit Joachim Fest (1964) https://www.youtube.com/watch?v=jF_UvHhbZIA
  21. MENA Watch, 11.10.2018: „Die immerwährende Verantwortung Deutschlands“ von Thomas Eppinger https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/die-immerwaehrende-verantwortung-deutschlands/
  22. Tichys Einblick, 29.9.2015: „Muslime: Gesine Schwans wirrer Judenvergleich“ von Tomas Spahn https://www.tichyseinblick.de/meinungen/muslime-gesine-schwans-wirrer-judenvergleich/
  23. Welt Online, 3.9.2010: „Das schwedische Malmö vertreibt seine Juden“ von Elmar Jung https://www.welt.de/politik/ausland/article9382767/Das-schwedische-Malmoe-vertreibt-seine-Juden.html

Gatestone Institute, 16.8.2016: „Sweden: The Silence of the Jews“ by Ingrid Carlqvist https://www.gatestoneinstitute.org/8695/sweden-jews-islamization

n-tv, 10.1.2015: „Angst vor tödlichem Antisemitismus: Der Auszug der Juden aus Frankreich“ https://www.n-tv.de/politik/Der-Auszug-der-Juden-aus-Frankreich-article14296331.html

Gatestone Institute, 15.11.2017: „France: Muslims In, Jews Out“ by Giulio Meotti https://www.gatestoneinstitute.org/11311/france-muslims-jews

Gatestone Institute, 16.2.2018: „Islamic Anti-Semitism in France: Toward Ethnic Cleansing“ by Guy Millière https://www.gatestoneinstitute.org/11903/france-islam-antisemitism

Siehe auch meine Info-Broschüre: „Corbyn: Europas Antizionist Nummer Eins “https://www.conservo.blog/2018/10/06/die-links-islamische-allianz-am-beispiel-corbyn-europas-antizionist-nummer-eins/

  1. Die Achse des Guten, 15.10.2018: „Gehören Juden noch zu Deutschland?“ von Chaim Noll https://www.achgut.com/artikel/gehoeren_juden_noch_zu_deutschland
  2. Lizas Welt, 19.7.2006: „Neighborhood Bullies“ https://lizaswelt.net/2006/07/19/neighborhood-bullies/

Gatestone Institute, 18.4.2016: „False Moral Equivalence as a Tool to Demonize Israel“ by Manfred Gerstenfeld and Jamie Berk https://www.gatestoneinstitute.org/7813/israel-moral-equivalence

  1. Palestinian Media Watch: http://palwatch.org/

The Middle East Media Research Institute (MEMRI): https://www.memri.org/

  1. MENA Watch: „Die Camp-David-Verhandlungen vom Juli 2000“ http://www.mena-watch.com/wp-content/uploads/2016/01/Floskel-1-Schmerzhafte-Kompromisse-Camp-David.pdf

MENA Watch: „Die Verhandlungen in Taba vom Jänner 2001“ http://www.mena-watch.com/wp-content/uploads/2016/09/Floskel-1-Schmerzhafte-Kompromisse-Taba-Vorlage-Ueberarbeitet.pdf

MENA Watch: „Das Olmert-Angebot vom September 2008“ http://www.mena-watch.com/wp-content/uploads/2016/09/Floskel-1-Schmerzhafte-Kompromisse-Olmert-Angebot-Ueberarbeitet.pdf

MENA Watch, 14.6.2017: „Wie die Palästinenser 2014 den Frieden mit Israel verhinderten“ von Florian Markl http://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/abbas-lehnte-vorschlaege-ab-kerry-machte-israel-verantwortlich/

  1. Ynet News, 14.1.2018: „Abbas: ‘Israel a colonial project that has nothing to do with Jews’“ by Elior Levy https://www.ynetnews.com/articles/0,7340,L-5070936,00.html
  2. The Jerusalem Post, 28.9.2017: „New UNRWA Textbooks For Palestinians Demonize Israel and Jews“ by Danielle Ziri http://www.jpost.com/Arab-Israeli-Conflict/New-UNRWA-textbooks-display-extreme-anti-Jewish-and-anti-Israel-sentiments-study-shows-506174

Audiatur Online, 2.11.2017: „Neuer Schullehrplan der Palästinensischen Autonomiebehörde ruft zu Radikalisierung auf“ http://www.audiatur-online.ch/2017/11/02/neuer-schullehrplan-der-palaestinensischen-autonomiebehoerde-ruft-zu-radikalisierung-auf/

Gatestone Institute, 1.3.2018: „Palestinians: The “Ugly Crime” of a School Curriculum“ by Bassam Tawil https://www.gatestoneinstitute.org/11972/palestinians-israel-school-curriculum

i24 News, 20.9.2018: „New Palestinian curriculum ‘indoctrinates for death, martyrdom’, report claims“ by Eylon Levy https://www.i24news.tv/en/news/international/middle-east/184578-180920-new-palestinian-curriculum-indoctrinates-for-death-martyrdom-report-claims

  1. The Tower, 1.8.2017: „Palestinian Authority Uses Half of Foreign Budgetary Aid to Pay Terrorists and Their Families“ http://www.thetower.org/5279-palestinian-authority-uses-half-of-foreign-aid-to-pay-terrorists-and-their-families/

The Middle East Media Research Institute (MEMRI), 22.8.2017: „2017 Palestinian Authority Budget Shows: Salaries, Benefits For Prisoners, Released Prisoners Several Times Higher Than Welfare For Needy“ by Y. Yehoshua and B. Shanee (Special Dispatch No. 1327) https://www.memri.org/reports/2017-palestinian-authority-budget-shows-salaries-benefits-prisoners-released-prisoners

Audiatur Online, 18.10.2018: „Studie: EU-Sozialhilfe für palästinensischen Terror?“ von Frederik Schindler https://www.audiatur-online.ch/2018/10/18/studie-eu-sozialhilfe-fuer-palaestinensischen-terror/

  1. Welt Online, 28.10.2016: „Palästinenser benennen Schulen und Straßen nach Terroristen“ von Gil Yaron https://www.welt.de/politik/ausland/article159115366/Palaestinenser-benennen-Schulen-und-Strassen-nach-Terroristen.html
  2. MENA Watch, 7.10.2018: „Die Taktik der Hamas spiegelt ihren Vernichtungswunsch wieder“ von Tina Adcock https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/hamas-die-taktik-und-ziele-einer-radikal-islamischen-terrororganisation/

MENA Watch, 18.10.2018: „Israel: Ein Krieg mit Gaza wird immer wahrscheinlicher“ von Tina Adcock https://www.mena-watch.com/mena-analysen-beitraege/israel-ein-krieg-mit-gaza-wird-immer-wahrscheinlicher/

Siehe meine Info-Broschüre „Irans globaler Dschihad“

  1. Der Standard, 13.2.2009: “Arabern geht es nirgends besser als in Israel” http://derstandard.at/1234370678180/Exil-Iraker-sorgt-mit-neuem-Buch-fuer-Aufsehen-Arabern-geht-es-nirgends-besser-als-in-Israel

The Middle East Quarterly, Summer 2014, Vol. 21, No. 3: „The Myth of Ethnic Inequality in Israel“ by Steven Plaut https://www.meforum.org/articles/2014/the-myth-of-ethnic-inequality-in-israel

Audiatur Online, 27.4.2017: „Israel – das Ideal, das den meisten Arabern versagt bleibt“ von David Suissa http://www.audiatur-online.ch/2017/04/27/israel-das-ideal-das-den-meisten-arabern-versagt-bleibt/

Audiatur Online, 4.5.2017: „Aktuelle Studie: Arabische Israelis sehen das Land positiver als Juden“ von Stuart Winer http://www.audiatur-online.ch/2017/05/04/aktuelle-studie-arabische-israelis-sehen-das-land-positiver-als-juden/

  1. The Guardian, 11.2.2008: „Census finds Palestinian population up by 30%“ by Toni O’Loughlin https://www.theguardian.com/world/2008/feb/11/israelandthepalestinians.population

Zeit Online, 21.12.2016: „Palästina: UN warnen vor starkem Bevölkerungswachstum“  https://www.zeit.de/politik/ausland/2016-12/palaestina-un-vereinte-nationen-bevoelkerungswachstum-arbeitslosigkeit

  1. The Jerusalem Post, 28.1.2014: „Why Europe Blames Israel For The Holocaust: Post-1945 Anti-Semitism“ by Benjamin Weinthal https://www.jpost.com/Jewish-World/Jewish-Features/Why-Europe-blames-Israel-for-the-Holocaust-Post-1945-anti-Semitism-339571
  2. Lizas Welt, 6.8.2007: „In memoriam Eike Geisel“ https://lizaswelt.net/2007/08/06/in-memoriam-eike-geisel/
  3. Cicero Online, 24.4.2018: „Empathie gibt es nur für tote Juden“ von Alex Feuerherdt https://www.cicero.de/kultur/antisemitismus-in-deutschland-empathie-gibt-es-nur-fuer-tote-juden
  4. Tichys Einblick, 29.9.2015, a.a.O.
  5. MENA Watch, 11.10.2018, a.a.O.
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*) Der renommierte Blogger Adrian F. Lauber – „auf Lebenszeit“ von Facebook verdammt – ist seit November 2017 regelmäßig Autor auf conservo.
www.conservo.wordpress.com     20.10.2018
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