Licht und Finsternis, Glaube und Unglaube – Silvester-Predigt des Regensburger Bischofs auch für Nicht-Christen

(www.conservo.wordpress.com)

Von Bischof Rudolf Voderholzer, Regensburg, mit einem Begleitkommentar von conservo-Autor Klaus Hildebrandt

„Es war doch nicht die katholische Sexualmoral, die zu den zu beklagenden Verbrechen führte, sondern deren notorische Missachtung“

Liebe Schwestern und Brüder im Herrn!

Es gibt mehrere Tage im Jahr, die wir zur Besinnung, zum Rückblick nützen können: Geburtstage, Jubiläen, den Allerseelentag mit dem Gedächtnis der Verstorbenen. Doch während am Geburtstag beispielsweise ja nur jeweils für mich ein neues Lebensjahr beginnt, betrifft die so genannte Jahres-Wende, der Beginn des neuen Jahres in der bürgerlichen Ordnung doch alle gleichermaßen.

So ist sie ein gemeinsamer Anlass innezuhalten, den Lauf der Dinge zu bedenken und auf den Herrn der Zeiten zu schauen.

Die Schrifttexte des heutigen 7. Tages der Weihnachtsoktav berücksichtigen denn auch diese Situation der Jahreswende und laden ein zum Bedenken von Anfang und Ende, aber auch der Ewigkeitsbedeutung des jeweiligen Augenblicks.

Der Johannesprolog, die ersten Worte des Johannesevangeliums, greifen die ersten Worte der Bibel überhaupt auf: „Im Anfang schuf Gott Himmel und Erde.“ Dass es überhaupt Zeit gibt und Raum, ist keine schicksalhafte Begebenheit, sondern Ausdruck des souveränen Schöpferwillens Gottes.

Exakt müsste man sagen: Nicht, es gibt Raum und Zeit, sondern Er, der Schöpfer, Er gibt Raum und Zeit. Raum und Zeit sind Seine Gabe.Ob es – physikalisch betrachtet – ein „Urknall“ war, und das Universum sich pulsierend ausbreitet, wie der belgische Astrophysiker und katholische Priester George Lemaitre errechnete und damit schließlich auch Albert Einstein überzeugte, oder ob es naturwissenschaftlich anders zu denken ist, ist dabei ganz zweitrangig.

Dass es überhaupt etwas gibt und nicht vielmehr nichts, ist die erste und fundamental staunenswerte Gegebenheit; dass es mich gibt und dass ich weiß, dass es mich gibt, ist die erste und nicht genug zu bestaunende Gegebenheit aus Gottes freigiebigen und frei-gebenden Händen.

Die Schöpfung war nicht notwendig. Gott hätte sie nicht gebraucht zum „Zeit-Vertreib“ oder zur Auffüllung seiner vermeintlichen „Lange-Weile“. Dem dreifaltigen Gott fehlt nichts im ewigen Hier und Jetzt seiner Lebensfülle.

Wenn er trotzdem die Welt ins zeitliche Dasein ruft, dann allein aus dem Grund, uns, den Menschen, Anteil zu geben an seiner Herrlichkeit.

„Im Anfang war das Wort.“ So greift Johannes nun den ersten Vers der Bibel auf, und er fährt fort: „Und das Wort war bei Gott und es war Gott. Und das Wort ist Fleisch geworden.“

Der ewige Gott ist nicht wie ein handwerklich geschickter Uhrmacher, der sein kunstvolles Werk in die Auslage stellt und weiters keinen Anteil nimmt. In Jesus Christus erkennen wir: Der ewige Gott hat Zeit für uns, nimmt sich Zeit für uns, geht ein in die Geschichte; lebt hin auf seine Stunde.

Seit dem Mönch Dionysius Exiguus im 6. Jahrhundert berechnen wir unsere Jahre nach dem – nachträglich errechneten – Geburtsjahr des Jesus von Nazareth und bekennen uns im Grunde mit jeder Datumsangabe – 31. Dezember 2018 nach Christi Geburt / morgen: 1. Januar 2019 –  zur Menschwerdung Gottes und zu unserem Glauben, dass jedes Jahr ein Jahr des Herrn, ein „Annus Domini“ ist.

Die Menschwerdung Gottes, seine Entscheidung für uns, ruft auch uns in die Entscheidung.

Das Logos-Lied am Beginn des Johannes-Evangeliums, das im Grunde wie eine Ouvertüre alle kommenden Themen bereits aufklingen lässt, deutet es schon an: Am Fleisch gewordenen Wort scheiden sich Licht und Finsternis, entscheiden sich Glaube und Unglaube.

Die Lesung aus dem Ersten Johannes-Brief – alles spricht dafür, dass er von demselben Autor stammt wie das Johannes-Evangelium – spricht von der „letzten Stunde“, „eschátee hóora estin“.

Damit ist nicht so sehr die chronologisch letzte Stunde in der Abfolge der Tage gemeint – etwa im Sinne einer drängenden Naherwartung, sondern eine entscheidende, das Ende bestimmende, das Ende vorwegnehmende Situation.

Für die frühen Christen, Adressaten des Briefes, war eine solche existenzgefährdende, das Sein der Christen herausfordernde Situation das Auftreten von „Anti-Christen“. Dieses Wort ist hier im ganz ursprünglichen Sinn zu nehmen als Bezeichnung für solche, die behaupten, Jesus sei nicht der Christus, Jesus sei nicht der Retter der Welt, sei nicht der Erlöser.

Glaubensverwässerer, Glaubensleugner, Verunsicherer, wie sie immer wieder im Laufe der Kirchengeschichte aus den eigenen Reihen aufgestanden sind und aufstehen, und den Glauben herausfordern.

Dies kann theoretisch geschehen durch gelehrt sich gebende, aber die Offenbarung nicht achtende Theologie, aber auch praktisch durch ein Verhalten, das dem Glauben an Jesus den Christus diametral widerspricht und in die Entscheidung ruft. Angesichts dieser drohenden Gefahr ist in der Kirche immer auch „letzte Stunde“.

Liebe Schwestern und Brüder, die katholische Kirche hat auch in jüngerer Vergangenheit das Auftreten solcher den Glauben an Jesus den Christus durch das Tun bekämpfender Leute erlitten.

Wer Kindern und Jugendlichen sexuelle Gewalt antut und ihre Selbstbestimmung missachtet, versündigt sich nicht nur an ihrem Leib, sondern auch an ihrer Seele, verstellt ihnen den Blick auf Jesus den Christus und seinen Vater.

Ohne Zweifel wird es die größte Herausforderung des kommenden Jahres und wohl noch darüber hinaus sein, das im Zusammenhang mit dem Missbrauchsskandal verlorengegangene Vertrauen wiederzugewinnen; und zwar nicht um des persönlichen Ansehens oder des Ansehens der Kirche willen, sondern um der Botschaft willen, für die wir stehen.

Handlungsbedarf besteht insofern immer, als die menschliche Natur schwach und versuchbar ist. Das Thema wird nie sozusagen „ausgestanden“ sein, sondern Prävention ist und bleibt wichtig. Hier wollen wir noch besser werden. Ich möchte die Präventionsmaßnahmen im Bistum Regensburg regelmäßig von extern evaluieren lassen.

Verlorenes Vertrauen wieder zu erlangen, wird freilich auch nur dann gelingen, wenn wir bei aller gebotener Demut und den notwendigen Selbstbezichtigungen nicht vergessen, darauf hinzuweisen, dass die katholische Kirche die erste und bislang noch immer einzige Institution der Zivilgesellschaft in Deutschland ist, die sich dieses großen gesellschaftlichen Problems in ihren eigenen Reihen schonungslos stellt und an sich arbeitet.

Kenner der Situation in Deutschland sagen: Nicht zuletzt aufgrund der Maßnahmen seit 2002 und verstärkt seit 2010 gibt es heute keinen sichereren Ort für Kinder in Deutschland als die Einrichtungen der katholischen Kirche. Völlig kontraproduktiv ist das durchsichtige Vorhaben, den Missbrauch nun zu instrumentalisieren, um lange schon verfolgte kirchenpolitische Ziele jetzt durchzudrücken.

Es war doch nicht die katholische Sexualmoral, die zu den zu beklagenden Verbrechen führte, sondern deren notorische Missachtung.

Ich kann auch nicht verstehen, wie man in diesem Zusammenhang behaupten kann, der Missbrauch von Macht sei Bestandteil des Erbguts der Kirche. Tatsache ist, dass Auflehnung gegen Gott, Versuchbarkeit und Neigung zur Selbstverkrümmung zum Erbgut des Menschen in Adam und Eva gehören.

Dies beinhaltet die oft belächelte, von vielen missverstandene, aber doch so wahre Lehre von der Erbsünde. Es scheint, dass sich ihre Wahrheit umso mehr manifestiert, als sie theoretisch geleugnet wird.

Zu den Kennzeichen der Kirche aber gehört die in der Taufe geschenkte Heiligkeit und die in der Gnade mögliche Haltung des selbstlosen Dienens: „Ihr wisst, […] dass die Mächtigen ihre Macht über die Menschen missbrauchen. Bei Euch soll es nicht so sein!“ (Mk 10,42f.)

Was die Kirche in Deutschland zur Erneuerung und damit zur Wiedergewinnung ihrer Glaubwürdigkeit dringend braucht, ist nicht in erster Linie „professionelle Verwaltung“. Wenn damit gemeint sein sollte, dass mit den irdischen Gütern gesetzeskonform umgegangen und klug gewirtschaftet wird, ist diese Forderung trivial.

Zur Wiedergewinnung der Glaubwürdigkeit braucht es vielmehr stärkeren Glauben, Gehorsam gegenüber Gottes Wort und, allem voran, gelebte Heiligkeit! Die zu jeder Zeit erforderliche Erneuerung der Kirche ist nicht von einer Anpassung an zeitgeist-diktierte Vorstellungen oder durch Verbilligung der biblischen Botschaft zu erwarten.

Ein Blick in die Geschichte der Kirche zeigt eindeutig, dass wahre Erneuerung immer aus einem tieferen Gehorsam gegenüber der Botschaft des Evangeliums, aus einer tieferen Liebe zu Christus, aus einer verstärkten Bemühung um Katechese und Verkündigung sowie aus einer radikaleren Christus-Nachfolge erwachsen sind.

Ob das im 12. Jahrhundert die zisterziensische Bewegung war, im 13. Jahrhundert die Bettelorden mit Franziskus und Dominikus, oder die Beschlüsse des Konzils von Trient im 16. Jahrhundert mit ihren Auswirkungen für die katholische Reform hinein bis ins 17. und 18. Jahrhundert, nie ging es um Abstriche oder gar ein Verlassen des überlieferten Glaubens, immer war es eine Intensivierung der Predigt, des Gebetes, der Mission und der Caritas, und immer waren es heilige Frauen und Männer, die wirklich etwas zum Besseren verändert haben.

Oder schauen wir auf das Wiedererstarken der Kirche im 19. Jahrhundert nach einem unglaublichen Tiefpunkt, markiert durch die Säkularisation: Da waren so große Gestalten wie Johann Michael Sailer, Bischof Wittmann, Maria Theresia Gerhardinger, Paul Josef Nardini, um nur ein paar der großen Beweger und Erneuerer hier in unserer nächsten Umgebung zu nennen.

Und im 20. Jahrhundert hat ein heiliger Papst Johannes Paul II. nicht nur eine weltpolitische Wende hin zur Überwindung des Eisernen Vorhangs eingeleitet, sondern auch mit seiner Theologie des Leibes und einer menschlich-personalen Sicht der Sexualität ein Erbe hinterlassen, mit dem wir wuchern sollten.

Machen wir uns, liebe Schwestern und Brüder, das Schlussgebet der heutigen Messfeier auch ganz persönlich zu eigen, wenn es nachher heißen wird: „Barmherziger Gott, in jeder Not bist Du unsere Hilfe. Bleibe bei uns mit deinem Schutz. Gib uns, was wir für dieses vergängliche Leben brauchen, und führe uns zur ewigen Vollendung bei Dir.“ – Amen.

Quelle: https://www.bistum-regensburg.de/news/jahresschlussmesse-an-silvester-2018-verlorengegangenes-vertrauen-wiedergewinnen-6494/

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Begleitkommentar von Klaus Hildebrandt *)

(Info Islam: Bischof Voderholzer zur Islamisierung der Gesellschaft)

Diese unter Multikulti (Diversität/Vielfalt) gezielt verfolgte Islamisierungspolitik, weitestgehend unterstützt durch unsere christlichen Kirchen, ist destruktiv für das Zusammenleben von Menschen und die Entwicklung von Völkern nach eigenen, christlichen Vorstellungen und Maßstäben (Freiheit in Verantwortung und Nächstenliebe). Angst (s.u.) im Sinne eines Gespürs für drohende Gefahr ist grundsätzlich etwas Gutes, warum Politiker auch immer das Gegenteil erklären, nämlich Angst sei “kein guter Ratgeber”.

Als ich ein Kind war, kletterte ich sehr gerne auf Bäume, um die verlockenden Früchte ganz oben in der Spitze des Baumes zu pflücken. Doch als es dann an den Abstieg ging und ich einen ersten Blick nach unten wagte, bekam ich Angst.

Ähnlich verhält es sich auch mit der Islamisierung unseres Landes und des gesamten europäischen Kontinents, denn sie stellt alle langjährigen Bemühungen unserer Völker um Einheit und das friedliche und tolerante Zusammenleben über Nacht in Frage.

So kann sich “Barmherzigkeit” schleichend zur “Faulheit/Gleichgültigkeit” und Selbstaufgabe bis hin zum verdeckten Egoismus entwickeln, wogegen als letztes Mittel nur noch die Vernunft und die Rückbesinnung auf Bewehrtes schützen kann.

Diese Politik unter Kanzlerin Merkel ist heute aggressiv und wieder hegemonial ausgerichtet, und versucht dies unter dem Mäntelchen der Barmherzigkeit “klug” zu vertuschen.

Die beiden unter eingefügten Beiträge demonstrieren zwei völlig unterschiedliche Positionen unserer christlichen Kirchen. Was die Politik zerstört, kann der kleine Bürger – möge er sich noch so aufopfern – langfristig nicht mehr wettmachen. Ergo müssen wir die Politik per Wahlzettel neu definieren und wieder mehr auf Qualität und Vernunft achten. Ich lasse mir als Staatsbürger von niemandem eine Religion aufoktroyieren, vor der ich Angst habe, möge die Islamisierung auch noch so schleichend erfolgen. Es ist durchaus legitim, sich vor solchen Menschen effektiv zu schützen, sowohl nach außen durch den Schutz der Außengrenzen, als auch im Innern mittels gesetzlicher Maßnahmen. Davon bin ich fest überzeugt.

Es mag durchaus auch zutreffen, dass, wie der Regensburger Bischof Voderholzer behauptet, dieser abstrusen Entwicklung die “Lauheit der Christen” zugrunde liegt, doch das gibt einer Regierung trotzdem nicht das Recht, diesen Umstand zur grundgesetzwidrigen Grenzöffnung mit all seinen langfristigen und folgenschweren Konsequenzen für uns Bürger auszunutzen. Richtig kriminell wird es dann aber, wenn man auch noch Druck auf andere Länder und Völker ausübt (s. Migrationspakt, Brexit), es ihr gleich zu tun.

Ja, ich habe Angst. Angst vor der Islamisierung, aber noch mehr vor dieser Berliner Politik.

Klaus Hildebrandt

(*) Klaus Hildebrandt ist engagierter Katholik und seit vielen Jahren Autor bei conservo

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Gesendet: Dienstag, 01. Januar 2019 um 14:51 Uhr

Von: “Manfred Karl Böhm” An: undisclosed-recipients:;

Betreff: Info Islam: Bischof Voderholzer zur Islamisierung der Gesellschaft

Auszug aus: 18 Dezember 2018, 14:00

“Es geht beim Islam nicht um Bräuche, sondern um das Gottesbild!”

kath.net: Ein anderes heißes Eisen ist das Thema „Islam“. Dürfen Katholiken Angst vor einer Islamisierung der Gesellschaft haben?

Bischof Voderholzer: Wer mit wachen Sinnen die Entwicklung ansieht, wird die Möglichkeit, dass eine muslimische Mehrheitsgesellschaft kommen wird, nicht ausschließen können. Mir ist immer wichtig, dass wir in Bezug auf den Islam auch die theologischen Differenzen und Unvereinbarkeiten sehen. Es geht beim Islam nicht um irgendwelche Bräuche, pro Kopftuch und contra Schweinefleisch, sondern es geht um das Gottesbild.

Der christliche Glaube ist der Glaube an den dreifaltigen Gott, der in seinem Sohn Jesus Mensch geworden ist und im Heiligen Geist die Tiefen Gottes erforschen lässt. Der dreifaltige Gott ist von Ewigkeit her Beziehung, Liebe. Der Glaube an den dreifaltigen Gott ist nicht irgendeine Nebensächlichkeit, sondern die Mitte, die alles andere prägt und durchdringt. Deswegen ist ein umfassend kulturelles Miteinander von Christen und Muslimen nach meinem Dafürhalten nicht möglich. Es gibt ein kulturelles Nebeneinander.

Was ist nun die Ursache der befürchteten Islamisierung? Sie liegt nicht in der Attraktivität des Islams. Ihr zugrunde liegt die Lauheit der Christen. Sie sind es, die ihre Herkunft vergessen und ihren Glauben nicht mehr ernst nehmen. Was ich meine, kann man gerade jetzt im Advent beobachten. Für viele Muslime sind die Weihnachtsmärkte der Inbegriff christlicher Kultur schlechthin und Weihnachten nehmen sie als Glühweinfest wahr. Das erfahren sie, wenn sie unsere Gesellschaft erleben.

Das Eigentliche bleibt den Muslimen in diesem Trubel völlig verborgen. Wie sollen sie auch erfahren, dass Weihnachten das Fest der Menschwerdung Gottes ist? Weihnachten aber ist das Fest der Menschwerdung Gottes und vermutlich von Kaiser Konstantin am 25. Dezember als Feiertag eingeführt worden – als das Fest des „homoousios“, der Gleichwesentlichkeit von Vater und Sohn. Weihnachten ist das Fest, in dem wir feiern, dass Gott uns in seinem Sohn so nahegekommen ist, dass er einer von uns werden wollte und diesen Weg bis zum Kreuz gegangen ist, um uns zu erlösen, eine ewige Wohnung beim Vater zu bereiten. In dieser Erlösung gründet eine tiefempfundene Freude, eine Freude, die auch dazu befähigt, das Empfangene weiterzuschenken und mitzubauen an einer gerechteren und menschlicheren Welt.

Die beste Antwort auf all die genannten Zukunftssorgen wäre, den christlichen Glauben in seinem Reichtum, in seiner ganzen Schönheit ernst zu nehmen und frohen Sinnes zu leben. Dann wirkt er auch integrativ und wird andere überzeugen. Solange wir den Eindruck vermitteln, dass wir selber gar nicht glauben, was wir glauben, werden wir uns nicht wundern dürfen, dass ein anderer vitalerer Glaube irgendwann einmal an unsere Stelle treten wird. ( https://www.kath.net/news/66280)

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Abt. Zeitfragen: Ist der Landesbischof ein Medizinmann?

Im Deutschlandfunk bezeichnete der evangelische Landesbischof von Bayern, Heinrich Bedford-Strohm, die Weihnachtsfreude als „stärkste Medizin gegen den Virus des Nationalismus, der Fremdenfeindlichkeit und des religiösen Fanatismus“. Gut, daß ich an Weihnachten nicht krank gewesen bin. Der Gesundheitsbericht.

von Max Erdinger

Finden Sie „Nation“ sinnvoll im Vergleich zu den Alternativen? Ihnen müsste eigentlich schon leicht übel sein. Denken Sie außerdem öfter über die Feindlichkeit nach, die Deutsche bereits durch Fremde erfahren mussten, die sogenannte Fremdenfeindlichkeit? – Ja? Sie tun mir leid. Und ist Ihnen außerdem schon einmal ein Landesbischof begegnet, der in seinem religiösen Fanatismus wie ein Medizinmann daherredet? – Allmacht. Dann sind Sie schwer krank. Sie haben Virus! Schlimmer als Ziegenpeter!

Eine so schlimme Krankheit wie Virus bewirkt, daß man als vormaliger Teil von „die Menschen“ zu einem Teil von „die Seuche“ verkommt und nur noch die Barmherzigsten Umgang mit einem pflegen wollen. Ihre Barmherzigkeit bekommen die Barmherzigen von der Weihnachtsfreude. Deswegen sollte man ihnen zur Sicherheit etwas schenken. Damit das mit ihrer Weihnachtsfreude auch klappt. Sonst keine Barmherzigkeit.

Ich weiß ja nicht, aber ich gehe zum Arzt, wenn ich mich krank fühle, nicht zum Medizinmann.

Der Deutschlandfunk: „Gott werde an Weihnachten einfach nur Mensch und nicht zuerst Deutscher, Amerikaner, Russe oder Chinese, sagte Bedford-Strohm im Weihnachtsgottesdienst in München.“

Einmal scharf nachgedacht – und *pling!* – wenn Bedford-Strohms Gott nicht ein bestimmter Mensch wird, sondern „der Mensch“, dann wird er zu „alle Menschen“. Wie das wohl bei den Menschen ist, die an gar keinen Gott glauben? Ob die wohl, sozusagen, „göttlich belästigt“ werden? Da bist du Atheist, Hindu oder Moslem – und plötzlich wird ein Teil von dir zu Bedford-Strohms Gott, nur, weil der fanatische Evangelische gerade Weihnachtsfreude hat. Das ist schon ein bißchen aufdringlich. Und Aufdringlichkeit war noch nie die stärkste Medizin. Mir kommt der Verdacht, daß der fanatisierte Medizinmann daneben liegen könnte. Wenn Bedford-Strohms Gott zuverlässig an Weihnachten zu „alle Menschen“ wird, dann sind „alle Menschen“ Bedford-Strohms Gott. Also an Weihnachten sicher. Wahrscheinlich aber das ganze Jahr über. Der Mensch wäre vergöttlicht. Genau das darf aber niemals passieren, sagt der liebe Gott.

Verschiedene Menschen, verschiedene Götter & Zivilgötter, hätte ich gesagt. Außerdem will ich nicht „der Mensch“ sein, sondern ein ganz bestimmter. Mir persönlich wäre es peinlich, einen feindlichen Fremden in der Fußgängerzone mit dem LKW in großer Fremdenfeindlichkeit auf mich zurasen zu sehen, zur Seite zu hechten und dem fremden Feind ein gütiges „Gott mit Dir!“ hinterherzurufen. Als ganz bestimmter Mensch würde ich mir da albern vorkommen. Richtig infantil.

Aber bitte: Der gelernte Protestant hat natürlich seinen persönlichen Bezug zu Bedford-Strohms Gott. Weil: Sola scriptura. Der Protestant braucht keinen Bedford-Strohm. Und da ich persönlich auch als Evangelischer ein Deutscher wäre, der erstens nicht alle Fremden unter einen Hut steckt, sondern realistischerweise (die Realität ist göttlich, Herr Bedford-Strohm, weil Wahrheit Realität ist und Gott wahr ist) nach freundlichen und feindlichen unterscheidet, – und der zweitens die Nation, und zwar egal welche, für die größte denkbare Verwaltungseinheit hält, in welcher überhaupt noch nach demokratischen, sozialstaatlichen und rechtsstaatlichen Prinzipien verfahren werden könnte, – hätte ich als diese Person meinen Bezug zu Bedford-Strohms Gott, ohne an Virus erkrankt zu sein. Glatte Fehltherapie also, die evangelische Weihnachtsfreude. Gegen eine Krankheit, die gar keine ist. Der Medizinmann heilt Gesunde. Er ist ein Kurpfuscher, ein Scharlatan, ein Gernegroß, der in bedeutsam klingenden Worten flunkert.

Aber wenn wir schon einmal bei Virus und Krankheit sind, wenn es um politische Fragen geht, Herr Landesbischof: Halten Sie es für denkbar, daß sich die altehrwürdige Kirche selbst infiziert haben könnte? Vielleicht nicht gerade mit Nationalismus oder Fremdenfeindlichkeit, dafür aber mit religiösem Fanatismus und Realitätsverlust?

Ich meine: Anzunehmen, daß irgendjemand außer einem selbst etwas davon hat, einen friedlichen Islam zu fordern, ist schon schwer neben der Kappe und zeugt von völligem Realitätsverlust in der Sache. Man stelle sich die 150-200 Mio. gewaltbereiten Moslems vor, die es nach übereinstimmender Schätzung westlicher Geheimdienste in der islamischen Welt gibt, wie sie sich ehrfurchtsvoll zuraunen: „Habt ihr gehört, was der Bedford-Strohm im Kalifat Deutschland gefordert hat? Einen friedlichen Islam will er! Verdammter Mist! Jetzt müssen wir nochmal drüber nachdenken.“

Oder der Kapitän der Titanic anno 1912: „Zu Weihnachten werden die Eisberge göttlich. Volle Kraft voraus!“ – Klarer Fall von April mit Weihnachten verwechselt. Ich meine, so ein Landesbischof kostet doch auch Geld.

www.conservo.wordpress.com   7.1.2019
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