Menschlichkeit und Nähe

(www.conservo.wordpress.com)

Von Michael Dunkel *)

Ich möchte Euch allen eine Episode erzählen, welche mir heute passierte.

Einer meiner türkischen Freundinnen rief mich spontan an und wollte wissen, wie es mir denn so geht.

Sie käme gleich auf einen Kaffee vorbei.

Selber hat sie viel Stress und auch Ärger im täglichen Alltag und muss sich oft die Zeit stehlen.

Trotzdem war es ihr ein Bedürfnis nach mir zu schauen und mir zu zeigen, Du bist nicht alleine.

Als sie später wieder fahren wollte, stellte sie fest, dass die Batterie ihres Autos leer war, weil sie vergessen hatte, dass Licht auszuschalten.

Beide standen wir dann draußen im Regen und waren hilflos, weil ich kein Überbrückungskabel hatte und sich das Dilemma in einer Wohnstraße ereignete.Direkt vor einem Einfamilienhaus aus der auch unmittelbar eine Deutsche, meine direkte Nachbarin, heraus kam und missbilligend schaute, sich dann jedoch Nase rümpfend wieder abwandte und die Tür zuknallte.

Gegenüber schaute eine Frau aus dem 5. Stock auf uns und rief umgehend, darf ich helfen, ich bringe ein Kabel herunter.

Wir freuten uns erleichtert und diese -rumänische Frau- kam selbstverständlich, stellte ihr Auto in Front auf und wir konnten den Schaden schnell beheben.

Warum ich Euch das erzähle?

Weil es leider der Realität entspricht, dass man meist von Deutschen keine Hilfe erhält, keine Anteilnahme erfährt.

Auch unter dem Aspekt, dass viele Dinge im Argen liegen und oft Negatives passiert, wenn es um „Ausländer“ geht.

Eines jedoch ist unbestreitbar.

Deutsche lassen einen oft im „Dreck stehen“, finden es nicht einmal für nötig, zumindest zu fragen, ob man denn helfen könnte.

Lästern höchstens noch und haben ausser der Schadenfreude nichts zu bieten. Schlimmer noch, die oft eingenommene Haltung, da habe ich ja nichts mit zu tun.

Dies hat mir besonders heute noch einmal die andere Seite der Medaille gezeigt.

Ich möchte es auch nicht überbewerten. Jedoch es zeigte mir genau das auf, was unsere Gesellschaft so krank und kalt macht.

Egoismus, Abweisung und Isolation gerade in Bereichen, wo ein liebes Wort, eine Anteilnahme schon reichen würde.

Auch dies ist Leben in Deutschland und es zeigt mir, Herzensbildung und Emotionen sind auch eine Einstellung zum Leben und da können die ach so „lieben Deutschen“ eine Menge lernen.

Nicht alle aber viele.

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*) Michael Dunkel ist ein rheinischer, polyglotter, liberalkonservativer Literat und schreibt für conservo.
www.conservo.wordpress.com     11.05.2019
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