Die Grünen – eine etwas andere Betrachtung

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Von Florian Stumfall *)

Die Grünen (Viridis irrationalis Teutonicus Linné) stellen eine der erstaunlichsten Hervorbrin­gun­gen der Evolution dar. Zwar gehören sie nach Auffassung der Mehrzahl der Wissenschaftler der Ordnung der Primaten an, doch entsprechen sie nicht durchgehend den allgemein geltenden Ent­wick­lungsprinzipien. Bei ihnen nämlich gilt Schwäche als Tugend und Stärke als moralisch ver­werflich. Insofern sind sie geeignet, die Darwin’sche Lehre vom „Survival of the fittest“ ernsthaft in Frage zu stellen.

Vorkommen

Das natürliche Habitat der Grünen ist urban. Ihre tiefe Verwurzelung im Großstadt-Asphalt kom­pensieren sie allerdings mit einer hilflosen Leidenschaft für alles Vegetative.  Doch da sie vorzugs­weise in Café-Häusern, Bio-Läden und Feng Shui-Instituten zu nisten pflegen, fällt es ihrer Groß­zahl schwer, zwischen einer Erle und einer Eiche zu unterscheiden.

Ernährung

­Die Ernährung der Grünen besteht überwiegend, wie ihr Name schon andeutet, aus Rauhfutter und Knollen-Gemüse und ist daher vegetarisch bis vegan, von wenigen Ausnahmen abgesehen. Dabei stellen sie höchste Anforderungen nicht etwa an die Qualität der Rohstoffe, sondern an deren Anbau und greifen dabei auf Methoden vergangener Jahrhunderte zurück. Verschrumpeltes Obst und fleckiges Gemüse gelten ihnen als wünschenswert. Wichtig ist vor allem, daß die Ernte gewaltfrei eingebrachtwerde. Ihre Heiligen hüten sich sogar, beispielsweise ein­en Apfel zu pflücken und warten darauf, bis er von selber zu Boden fällt.

Große Bedeutung kommt bei der Ernährung der Grünen der Gebrauch von Hanf zu.

Soziologisches

Die Grünen kommen in kleinen, selten etwas größeren Rudeln vor und huldigen dabei jener Schwarm-Intelligenz, die man bei Urlaubern auf Sommer-Autobahnen gut beobachten kann, wenn die Schlangen kilometerlang werden. Es zeichnet sie ein unbedingter Glaube an die Lehrsätze ihrer Rudelführer aus, was ihnen den exzessiven Gebrauch der Großhirnrinde überflüssig erscheinen läßt.

Erkenntnisphilosophisch beschreiten die Grünen neue Wege: sie gehen vom Wunsch aus und suchen die Wirklichkeit danach auszurichten. Dazu pflegen sie sich in mehreren Rudeln zu treffen und lange Dispute zu halten. Der Leidenschaft der Rede kommt dabei der Vorzug vor ihrer Klarheit und Verständlichkeit zu. Männliche Exemplare pflegen bei solchen Gelegenheiten die Zeit zum Häkeln oder dem Stillen der Nestlinge zu nutzen.

Vermehrung

Bei den Grünen herrscht eine strenge Gynarchie, die das Männchen in seiner sektoralen Zweck­mäßigkeit zuläßt, etwa bei der Hausarbeit. Ansonsten ist seine Stellung durch Unterordnung ge­kennzeichnet. Geschätzt werden an ihm die Tugenden der Sanftmut, Zurückhaltung und Nach­giebigkeit.

­Promiskuität und Anarchie sind die Leitbilder für grüne sexuelle Beziehungen. Die Paarungen geschehen unabhängig vom Geschlecht, Männchen/Weibchen-Kombina­tionen können indes durch­aus zu Geburten führen. Im allgemeinen kommt dabei ein Junges zur Welt, selten Zwillinge. Die Fortpflanzung der Grünen geschieht gleichwohl hauptsächlich durch Propaganda.

Verwendung

Die Frage, ob die Grünen zu den Nützlingen gehören, ist heftig umstritten. Sie selbst behaupten es, die Mehrzahl der Bevölkerung hält dagegen. Unbestritten geeignet erweisen sie sich nach ihrem Ableben zum Kompostieren.

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*) Dr. Florian Stumfall, Publizist und Autor vieler Bücher, war Referent der CSU-Landesleitung und langjähriger Redakteur des Bayern-Kurier

www.conservo.wordpress.com     20.5.2019
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