Man grüsst doch keinen AfD´ler!

(www.conservo.wordpress.com)

Von Peter Helmes

Grüß Gott, liebe Leser,

ich hatte das Glück, insgesamt 16 Jahre meines Lebens in Bayern verbringen zu dürfen – einen Teil meiner Schulzeit in Berchtesgaden und später einen Teil meines Berufslebens für Franz Josef Strauß und die CSU im Raum München. Eine schöne Zeit!

Dort war es „auf dem Land“, und ist es bis heute, völlig selbstverständlich, daß man Menschen, denen man begegnete, grüßte – ob man sie kannte oder nicht. Der, der den anderen zuerst sieht (oder der Jüngere den Älteren, der Mann die Frau) ruft ein deutliches „Grüß Gott“ herüber. Und dieser Gruß wird selbstverständlich erwidert. Das verwundert allenfalls „die Preußen“, aber niemanden, der sich mit den bajuwarischen Sitten auskennt. (Mit einer kleinen Einschränkung: Ein hochdeutsches „Guten Tag“ ist tabu.)

Dieses „Grüß Gott“ hat zwischen meinen Freunden und mir – mal zum Scherz, mal im Ernst – oftmals zu Diskussionen, ja zu psychologischen, religiösen oder auch landsmännischen Überlegungen geführt. Grüßen wir Gott, oder grüßt Gott uns? Die häufigste Erklärung, die ich hörte, war: „Laßt uns Gott grüßen und danken für diese Begegnung“ – oder, eine andere einfachere Interpretation: „Grüßen wir Gott!“ Und das Ganze stets unverkrampft und locker! Will heißen, man muß kein Frommer sein, um jemandem „Grüß Gott“ zuzurufen. Einfach ein schöner Brauch!

Seelenloses „Hallo!“

Während hierzulande – diesseits des „Weißwurscht-Äquators“ (also „Norddeutschland“, wie die Bayern sagen) – die guten alten deutschen Grußformeln immer mehr abhandenkommen und durch ein seelenloses „Hallo!“ ersetzt werden, bleibt der Gottesgruß in Bayern ganz offensichtlich unangetastet (mit Ausnahme der immer anonymer werdenden Großstädte, aber das war immer so).

Auffallend bei diesem leicht dahingerufenen „Grüß Gott“ ist allenfalls, daß es den Grüßenden offensichtlich gleichgültig ist, wer da wen grüßt. Der Gruß gilt jedem Menschen – ein echter Bayer würde sagen: jedem Geschöpf Gottes – gleichermaßen. Und er wird – zumindest von den „Naturbayern“ – mit “Grüß Gott” beantwortet, sei der Mensch religiös oder nicht. Höflichkeit ist eben nicht an einen Glauben gebunden, wohl aber an einen Glauben an die Menschenwürde.Und auch diese Würde verliert immer mehr in unserer Gesellschaft. Das „Hallo!“ hat keine Würde. Mehr noch: Bestimmten Menschen wird die Würde eines Grußes entzogen, weil sie etwas haben (oder tun), womit der andere nicht einverstanden ist. Diese Menschen werden durch den öffentlich dargebotenen Entzug der Gruß-Ehre stigmatisiert: „Das ist ein schlechter Mensch, den grüße ich nicht…“

Wie erbärmlich!

Aber die Erbärmlichkeit greift um sich – und hat jetzt sogar den Deutschen Bundestag „erobert“. Ich habe viele Jahre beruflich in den Bundestagsräumen verbracht und kann deshalb ohne Zweifel behaupten, daß man sich „früher“ auf den Fluren des Hohen Hauses grüßte – auch die, die sich nicht kannten, auch politische Gegner.

Es ist ein Armutszeugnis politischer Menschen, wenn sie heute die nicht grüßen, deren politische Überzeugung sie nicht teilen. Lesen Sie bitte, was Michael van Laack, der Admin von Philosophia Perennis, darüber berichtet!

Peter Helmes, 26.11.2019

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Ich bin anständig, aufrecht, demokratisch – Deshalb grüße ich keinen AfD’ler!

(Ein Gastbeitrag von Michael van Laack)

Es gibt Menschen, die mag man einfach nicht: Nachbarn, Arbeitskollegen oder Zeitgenossen, für die man aus verschiedensten Gründen keinen Funken Sympathie übrig hat. Auch in der Politik waren sich zu allen Zeiten viele nicht Grün, haben sich öffentlich oder auch privat scharf attackiert. Aber Minimalstandards hat man immer eingehalten. Zumindest in demokratischen Staaten.

Zustände auf den Fluren des Reichstags wie in den Monaten vor dem Ermächtigungsgesetz?

Was ich allerdings heute Morgen in der „Welt“ lesen musste über die Weigerung vieler Abgeordneter der „Altparteien“, „Guten Morgen“ oder „Guten Tag!“ zu wünschen oder zumindest ein „Hallo!“ über die Lippen zu bringen…

Nein, es überrascht nicht wirklich, aber führt doch das Ausmaß deutlicher vor Augen. Schon vor einigen Monaten hörte ich von zwei Berliner AfD-Politikern (einem MdB und einem Mitglied des Abgeordnetenhauses), dass mehrfach auf den Gängen vor ihnen ausgespuckt wurde, wenn keine (Überwachungs-)Kameras und kein unparteiischer Zeuge in der Nähe war…

Das öffentlich sichtbare verifiziert das behauptete nicht öffentliche sichtbare Gebaren

Nun, beweisen lässt sich das nicht. Dass aber jemand im privaten Gespräch eine solche Äußerung tut, um sich als Opfer zu gerieren?

Wohl kaum, zumal wir ja auch öffentlich sehen, wie im Bundestag mit den Abgeordneten der AfD umgegangen wird, mit welchen Schmähungen von „Brauner Flaschengeist“ über „Faschist“ bis „Rassist“ ihre Mitglieder nahezu unterschiedslos belegt werden; und prinzipiell Diskurs verweigert wird; wie in der Ausschuss-Arbeit ausgegrenzt wird,  Parteianträge nicht wegen des Inhalts, sondern aus Prinzip abgelehnt werden; zustehende Ämter mit Berufung auf den nebulösen Begriff der Gewissensfreiheit verweigert werden von jenen, die sich in anderen Fragen nur allzugern hinter dem Begriff „Fraktionszwang“ verstecken…

GUTEN MORGEN, DEUTSCHLAND!

Diesen Gruß schreibe ich als Admin der Facebookseite unseres Blogs an jedem Tag über mein erstes Posting. Das ist keine reine Freundlichkeit (selbstverständlich auch) und keine inhaltsleere Floskel, sondern eine Selbstverständlichkeit, ein „Mindeststandard“ im Umgang miteinander. Und der Gruß kommt von Herzen: Jedem wünsche ich einen „Guten Morgen“! Schon der Gedanke, jemandem einen „Schlechten Morgen!“ zu wünschen oder still für mich ein „Mir doch sch…egal, wie es Euch geht! Liked meine Beiträge bitte trotzdem!“ hinzuwerfen…

Selbstverständlich ist das ein virtueller in die breite Menge hinein gesprochener Gruß, der jeden trifft. Kein persönlicher. Doch käme ich auch nie auf die Idee, dem „Guten Morgen!“ folgen zu lassen: „Dieser Gruß gilt nicht für die Linken, Grünen, Migranten bzw. Mitglieder des Bundesamtes für Verfassungsschutz und der Bundesregierung, die hier möglicherweise mitlesen!“.

Üble Erinnerungen

Auch im wirklichen Leben grüße ich jeden (und darunter sind einige, die ich nicht sonderlich schätze), weil das einfach zum Umgang miteinander gehört. Weil das ggf auch der einstieg sein kann zu einem Gespräch. Aus einem einfachen „Hallo!“ kann sich auch mal ein „Hallo, wie geht’s?“ entwickeln, vielleicht sogar die Absichtserklärung, mal „ein Käffchen miteinander trinken“ zu wollen. So aber… Den Gruß zu verweigern zeigt mehr als jede Diskursverweigerung die Verachtung für das Gegenüber. Das ist nicht christlich und auch nicht humanistisch, das ist einfach nur asozial… töricht, armselig!

Sich selbst den Gruß zu verbieten dem Nächsten (Gegenüber)… nun, die HJ-Führer haben ihren Kids auch „empfohlen“, Juden nicht zu grüßen! Aber ich will hier keinen Nazi-Vergleich machen, sonst kommen wieder die moralischen Zeigefinger! Sicherlich auch – wenn nicht sogar primär – die der Grußverweigerer!

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(Original: https://philosophia-perennis.com/2019/11/26/ich-bin-anstaendig-aufrecht-demokratisch-deshalb-gruesse-ich-keinen-afdler/)

www.conservo.wordpress.com     26.11.2019
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