Symbolisches in der HAGIA SOPHIA: Imam mit Schwert, Allahu-Akbar-Rufe und verhüllte Bilder

(www.conservo.wordpress.com)

Von Dr. Udo Hildenbrand

Es wäre wohl ein kleines Wunder gewesen, hätte der türkische Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nicht jüngst die Gelegenheit beim Schopf gepackt, aufgrund eines Dekrets des obersten Verwaltungsgerichts der Türkei die zweite Moscheefizierung der HAGIA SOPHIA (= Göttliche Weisheit) zu realisieren. Denn bereits vor Jahren kündigte sich ihre Rückumwandlung in eine Moschee an. Alle kritischen, z.T. sehr massiven Bedenken im aufgeladenen Vorfeld, alle Warnungen und Vorwürfe aus dem In- und Ausland schob der Präsident einfach zur Seite. Dabei begleiteten ihn möglicherweise folgende natürlich fiktive Fragestellungen und Überlegungen, die jedoch realen Hintergrund haben:

▪ Was soll ich mich um „den großen Schmerzdes Papstes scheren, warum Rücksicht nehmen auf Trauer und Protest, auf Brüskierung, Zorn und Empörung, erst recht auf verletzte religiöse Gefühle orthodoxer Christen, wenn jetzt mein Jugendtraum endlich in Erfüllung gehen kann? Das sind ohnehin bloß verachtenswerte Ungläubige!

▪ Was kümmern mich die empörten Einwände zahlreicher Regierungen und internationaler Organisationen mit ihren z. T. „feindseligen Äußerungen“, sowie die innerislamische Kritik wie etwa aus Kairo und den Emiraten? Die Hagia Sophia ist alleine Thema der souveränen Türkei. Im Übrigen gibt´s überall auch Zustimmung zur Moscheefizierung.▪ Was hindert mich daran, meinen Plan durchzusetzen, auch wenn nur 40 Prozent meiner Landsleute für eine Umwidmung votiert haben? Schließlich habe ich im Land das Sagen.

▪ Was soll die Erklärung von liberalen Muslimen hier in der Türkei, die eine Nutzung der Hagia Sophia als Moschee ablehnen? Die kennen wohl die Weisungen Allahs zur Eroberung der Welt nicht und sind ohnehin bald vergessen.

▪ Wie bedeutungslos ist doch für mich der Versuch der UNESCO, mein Vorhaben mit der Begründung zu stoppen, der Kuppelbau in Istanbul gehöre zum Weltkulturerbe, und damit seien auch „eine Reihe von Zusagen und rechtlichen Verpflichtungen verbunden“! Allein Allahs Interessen sind für mich maßgeblich. Für die weitere Finanzierung find´ ich schon die Richtigen.

▪ Was soll der völlig unislamische Kompromiss-Vorschlag dieser Kirchenleute aus den Kreuzfahrerstaaten, künftig die HAGIA SOPHIA als „Zentrum der Begegnung der Religionen“, als „Simultaneum“ zu nutzen bzw. diesen auf islamischem Territorium befindlichen Sakralbau mit „Ungläubigen“ zu teilen – freitags für Muslime, sonntags für Christen? Der Islam herrscht und schließt Kompromisse nur dort, wo die Macht zu herrschen noch nicht erreicht ist. Jedenfalls nicht hier in der Türkei.

▪ Was soll auch noch die illusorische Forderung jener russischen Duma-Abgeordneten, in einem „freundschaftlichen Schritt“ die HAGIA SOPHIA an die Christenheit zurückzugeben? Das Vorbild vieler Moscheen soll wieder Kirche werden? Nein! Die HAGIA SOPHIA gar als „Erbe der gesamten Menschheit“? Niemals! Was einmal in den Machtbereich von uns Muslimen, dem „Haus des Friedens“, gelangt ist, wird niemals mehr an das „Haus des Krieges“ zurückgegeben.

Die von außen kommenden Vorschläge, Forderungen und Vorwürfe, die in diese erfundenen, durchaus aber möglichen Gedankengänge eingeflossen sind, dürften für einen strenggläubigen Muslim wie den türkischen Machthaber Erdogan (und seine beifallklatschenden Anhänger) als inakzeptable oder gar lächerliche Zumutungen empfunden worden sein.

Der kleine Sturm, den seine Entscheidung zur erneuten Moscheefizierung der HAGIA SOPIA ausgelöst hatte, legte sich erwartungsgemäß schnell und blieb jedenfalls bislang ohne spürbare Konsequenzen für ihn bzw. für die Türkei. Vermutlich hatte Erdogan auf dem Hintergrund seiner langjährigen diesbezüglich erfolgreichen Erfahrungen dieses rasche Verstummen zuvor schon einkalkuliert.

Die HAGIA SOPHIA- ein „Monument von weltweiter Bedeutung”

Persönlich fehlt dem Autor dieses Beitrages ein tiefergehender emotionaler Bezug zur HAGIA SOPHIA. Dennoch ist ihm die religiös-kirchliche und architekturgeschichtlichkulturelle Bedeutsamkeit dieses Bauwerks mit ihren christlichen und nachträglich hinzugefügten muslimischen Zeugnissen durchaus bewusst

Die HAGIA SOPHIA ist mit ihrer gewaltigen Kuppel mit einer Spannweite von 31 m und einer Höhe von 56 m zum Vorbild vieler Moscheen wie zum Beispiel der Sultan-Ahmet-Moschee in Istanbul (früher: Konstantinopel/Byzanz) geworden. Sie prägt das dortige Stadtbild und ist das Wahrzeichen dieser Metropole am Bosporus. Seit 1985 zählt sie zum UNESCO-Weltkulturerbe und wird als ein Paradebeispiel von „außergewöhnlichem universellen Wert“ eingeschätzt und bewundert. Jährlich zieht das als „8. Weltwunder“ bezeichnete Bauwerk etwa drei Millionen Besucher an und ist damit die meistbesuchte Sehenswürdigkeit der Türkei.

Vor allem aber ist die HAGIA SOPHIA für die orthodoxe Christenheit auch heute noch von ganz besonderer historischer, spiritueller und künstlerisch-kultureller Bedeutung, so wie der Petersdom in Rom für viele katholische Christen. Sie wird als ein bedeutendes Heiligtum, als „Zeuge und Quelle authentischer Spiritualität” bezeichnet.

500 Jahre lang ein Gotteshaus der noch geeinten Christenheit

In der Berichterstattung über die Umwidmung der HAGIA SOPHIA in eine Moschee wurde weitgehend das Faktum ausgeblendet, dass diese Kuppelbasilika Jahrhunderte vor der Spaltung zwischen orthodoxer und römisch-katholischer Kirche im sogenannten Großen bzw. Morgenländischen Schisma von 1054 das größte und prächtigste Gotteshaus der bis dahin geeinten Christenheit war. Als Bauwerk im Raum der damaligen Gesamtkirche des Ostens und des Westens hat die HAGIA SOPHIA somit auch eine über 500 Jahre andauernde „katholische Geschichte“, nämlich von 537-1054. Insgesamt war die byzantinische Kathedrale über 900 Jahre lang eine der wichtigsten Kirchen der Christenheit. Im eroberten Besitz der Muslime ist sie lediglich etwa die Hälfte dieser Jahre.

Erbaut als byzantinische Reichs- und Krönungskirche vor der Zeit Mohammeds

Unter dem oströmischen Kaiser Justinian I. (um 482-565 n. Chr.) ist die HAGIA SOPHIA in der damaligen Hauptstadt des byzantinischen (oströmischen) Reiches innerhalb von nur fünf Jahren, nämlich von 532 bis 537, zu Ehren des Erlösers Jesus Christus erbaut worden und zwar auf demselben Platz, auf dem zuvor bereits zwei Vorgängerkirchen standen. Sie sollte für lange Zeit die größte Kirche der Christenheit werden. Im Jahr 537 wurde sie als Reichskirche des griechisch-orthodoxen Kaiserreichs Byzanz eingeweiht. Seit dem Jahre 641 diente sie auch als Krönungskirche der byzantinischen Kaiser.

In diesem Kontext soll bewusst auf die Tatsache hingewiesen werden, dass zur Zeit der Erbauung und Einweihung der HAGIA SOPHIA noch kein Mensch an den Islam und an dessen Religionsstifter Mohammed dachte, der erst zwischen 570 und 573 n. Chr. geboren worden und 632 n. Chr. gestorben ist.

Von der „Eroberungs-Moschee“ zum Museum und zurück

Bei der Eroberung Konstantinopels durch die türkischen Osmanen unter Sultan Mehmed II. (1432-1481) am 24. Juli 1453 wurde auch die HAGIA SOPHIA-Kathedrale des Ökumenischen Patriarchats etwa neun Jahrhunderte nach ihrer Einweihung erobert und geplündert. Die osmanischen Eroberer schändeten, ermordeten und versklavten auch die Christen, die in diesem Gotteshaus Zuflucht suchten. Sie verwandelten die „Große Kirche“ erstmals in eine Moschee.

Bei der Plünderung und dem Umbau wurden zahlreiche Kunstschätze von unschätzbarem Wert für immer zerstört. Im Laufe der Jahrhunderte wurden als Zeichen der islamischen Herrschaftsordnung an dem Bau mehrere Minarette errichtet, von denen bis heute vier zu sehen sind. Die Eroberung Konstantinopels bedeutete zugleich auch das Ende des byzantinischen christlichen Kaiserreiches nach1158 Jahren (395-1453).

Nahezu 500 Jahre nach der Eroberung, nämlich im Jahre 1935, machte Mustafa Kemal Atatürk (1881-1938), der Gründer der laizistischen Republik Türkei, aus der Hagia-Sophia-Moschee, der Hauptmoschee der Osmanen, ein Museum. Atatürk, der „Vater der Türken“, sah im Islam den entscheidenden Grund für die Rückständigkeit seines Volkes.

Sein Ziel war es, die Türkei zu einem modernen säkularen Staat mit Rechtsstaat-lichkeit, Toleranz und Pluralismus zu formen, in dem auch die religiösen Freiheiten garantiert werden sollten. Seine Säkularisierungsmaßnahmen waren gekennzeichnet u. a. von der Abschaffung der islamischen Zeitrechnung und des Kalifats, der arabischen Schrift und der Polygamie, des Kopftuchs der Frauen und der osmanischen Kopfbedeckung der Männer (Fes). Dazu zählten ebenso: Die Gleichstellung der Frau, die Einführung des Wahlrechtes für Frauen sowie die Übernahme von Teilen des europäischen Rechtssystems. Als symbolhafter Höhepunkt seiner laizistischen Revolution war für Atatürk die Musealisierung der Hagia-Sophia- Moschee im Jahre 1934 offensichtlich von hoher Bedeutung.

Doch nach 86 Jahren entschied am 10. Juli 2020 das oben erwähnte Gericht, dass es zulässig sei, die Hagia Sophia (wieder) als Moschee zu nutzen. Ohne lange zu zögern, kündigte der türkische Präsident Erdogan daraufhin an, dass die HAGIA SOPHIA, das Symbol der Säkularisierung, umgehend wieder zum muslimischen Freitagsgebet geöffnet und als Moschee genutzt werden soll. Am 24.7.2020 war es dann soweit – exakt 567 Jahre nach der „Erst“-Eroberung. Dieses Datum wird wohl in die Geschichte des 1500 Jahre alten Bauwerkes eingehen.

Der „Petersdom der Ostkirche“ wird erneut zur Moschee

Das wahrscheinlich größte historische Denkmal des byzantischen Reiches und seiner Kultur und zugleich das Symbol für die orthodoxe Christenheit schlechthin – auch als „Petersdom der Ostkirche“ bezeichnet wurde zum zweiten Mal zu einer Moschee umfunktioniert. Die verheerende Bedeutung dieses Vorgangs für die Orthodoxie wird in einem zutreffenden Vergleichssatz illustriert: „Es ist, als wäre der Petersdom in eine Moschee umgewandelt worden“.

Vorgänge bei der Umwidmungszeremonie mit unübersehbarer Symbolkraft

Einige auffallende Vorgänge, Handlungsweisen und Wortbeiträge, die bei dieser zweiten „islamischen Inbesitznahme“ zu beobachten bzw. zu vernehmen waren, haben beachtenswerten Symbolcharakter. Auch das dazu veröffentlichte Bildmaterial illustriert auf eigene Weise spezifische Aspekte der islamischen Wirklichkeit. In all dem spiegeln sich nämlich zentrale Problemfelder, die sich aus den Lehren des Islams und den islamischen Denk- und Verhaltensweisen in den unterschiedlichen Mehrheits- oder Minderheitssituationen der Muslime gerade auch in den Beziehungen zur nichtmuslimischen Welt ergeben. Nachfolgend sollen verschiedene Elemente dieser symbolträchtigen Umwidmungszeremonie in der HAGIA SOPHIA kurz dargestellt und jeweils ansatzhaft „entschlüsselt“ werden.

1. Die verhüllten Mosaike – und der scheinbar gemeinsame Glaube der Christen und Muslime an „denselben einen Gott“.

Die Fresken und figurativen Mosaiken an den Wänden und in der Kuppel aus der christlich-byzantinischer Zeit der HAGIA SOPHIA zeigen Darstellungen von Christus und Maria, auch vom Erzengel Gabriel, von Johannes dem Täufer sowie vom Kaiserpaar Konstantin IX. und Zoe. Während und auch nach der Eroberung 1453 sind die christlichen Motive zerstört oder durch Putz und Farbe unsichtbar gemacht worden. Einige wurden jedoch im 19. Jahrhundert sowie im Jahr 1935 in aufwendiger restauratorischer Arbeit wieder freigelegt.

Den christlichen Glauben unsichtbar machen

Die noch erhaltenen christlichen Motive, die wegen des islamische Bilderverbotes beim Gebet stören könnten, sollten im heutigen Bauwerk während der Gebetszeiten nicht sichtbar sein. Ursprünglich geplant waren deshalb eine besondere Lasertechnik mit der Möglichkeit zur Verdunkelung der Bilder sowie auch das Anbringen von an den Wänden befestigten Vorhängen, mit denen die Bilder verdeckt werden können. Die Lasertechnik kam offensichtlich wegen der damit befürchteten Schäden an den Kunstwerken bislang nicht zum Einsatz.

Die Verhüllung der Mosaike hat Symbolcharakter und signalisiert seitens der Muslime unausgesprochen: Der christliche Glaube ist nicht kompatibel mit dem Islam, er muss unsichtbar gemacht werden. So wird in einer Reihe von Koransuren denn auch der christliche Trinitätsglaube ausdrücklich abgelehnt. So werden Im Koran die Christen der Vielgötterei (Tritheismus) beschuldigt.

Die Geschichte des Islams ist so von Anfang an bis heute auch eine Geschichte des Bestreitens und Verdeckens, eine Geschichte auch des Versuchs, den christlichen Glauben ggf. auch mit Gewalt unsichtbar zu machen. Dieses Schicksal der Christen teilten natürlich auch die Angehörigen anderer Religionen wie die des Judentums, des Buddhismus und des Hinduismus.

Der Weltenherrscher Jesus Christus: Gottes eingeborener Sohn

Insbesondere das Christus-Mosaik in der HAGIA SOPHIA steht zeichenhaft für die Tatsache, dass die Behauptung, Christen und Muslime glaubten an denselben einen Gott, schlichtweg falsch ist. Dargestellt ist Christus als Pantokrator, auf dem Thron sitzend mit dem Buch des Lebens in der Hand. Nach christlichem Verständnis ist er selbst die GÖTTLICHE WEISHEIT, die HAGIA SOPHIA. Zugleich ist aber auch der Weltenherrscher, „der auch das Weltall trägt“ (Hebr 1,3).

Beim Betrachten dieses Bildwerkes sind – wie aus der anderen Welt – seine Worte über sich selbst und sein Verhältnis zum Vater sowie auch über seine Weltherrschaft zu hören. Es sind Worte, die jedoch für jeden gläubigen, koranorientierten Muslim eine blasphemische Beleidigung darstellen oder geradezu lächerlich klingen:

„Mir ist alle Gewalt gegeben im Himmel und auf Erden“ (Mt 28,18).

„Ich bin das Licht der Welt“ (Joh 8,12).

„Niemand kommt zum Vater außer durch mich“ (ebd.14,6).

„Ich und der Vater sind eins“ (ebd.10,30).

„Wer mich sieht, sieht den Vater“ (ebd.14,9).

Der von den Christen als Weltenherrscher und Welterlöser verehrte und als zweite göttliche Person angebetete Jesus Christus ist also „eins mit dem Vater“ und dessen „geliebter Sohn“ (Mt 3,17). Er ist das „Ebenbild seines Wesens “ (Kol 2,17;1,15). Von seinem göttlichen Wesen her ist er somit mit seinem himmlischen Vater identisch, „wesensgleich“. Entsprechend bekennen die Christen nach dem Glaubensbekenntnis des Konzils von Nizäa-Konstantinopel (325) Jesus Christus als

„Gott von Gott, Licht vom Licht, wahrer Gott vom wahren Gott …,

eines Wesens mit dem Vater.“

Das Bild, das Jesus in seinem einzigartigen Sohnes- und Selbstbewusstsein von sich selbst hat und das Christen glaubend von ihm zeichnen, dürfte für gläubige Muslime unerträglich sein. Wurden die christlichen Motive nicht auch deshalb nach der Ersteroberung der Hagia Sophia im Jahre 1453 hinter Farbe und Putz versteckt? Ein Vorgang, der heute insbesondere im Blick auf den Status der HAGIA SOPHIA als Weltkulturerbe und die damit verbundene Finanzierung eher undenkbar ist, allerdings von Skeptikern durchaus für die Zukunft befürchtet wird.

Der Glaube „an denselben einen Gott“ auf beiden Seiten unmöglich

Die „Verdunkelungs- und Verdeckungs-Geschichte“ von den christlichen Bildzeugnissen der erneut in eine Moschee rückumgewandelte HAGIA SOPHIA illustriert jedenfalls auf eigene Weise: Christen und Muslime glauben zwar gemeinsam „an einen einzigen Gott“ und werden zusammen mit den Juden so mit Recht auch „Monotheisten“ genannt. Sie glauben allerdings niemals „an denselben einen und einzigen Gott“.

Denn gläubige Christen können nicht an einen Gott glauben, der sich angeblich geoffenbart hat in einem Bild, das ihrem eigenen durch Jesus Christus verkündeten (trinitarischen) Gottesbild zutiefst widerspricht. Sie können nicht an einen Gott glauben, der Anweisungen zu einem persönlichen und zwischenmenschlichen Leben und Handeln gibt, die der Ethik des Neuen Testaments und den christlichen Lebensvorstellungen in weiten Teilen zutiefst entgegenstehen.

Umgekehrt gilt aber ebenso: Kein einziger gläubiger Muslim will und kann an einen dreieinen Gott glauben, den die Christen im Apostolischen Glaubensbekenntnis bezeugen. Er würde als Abtrünniger gelten und beim Bekanntwerden seiner Abwendung vom Islam mit Gefahren für Leib und Leben rechnen müssen – nicht nur in islamischen Ländern! Wie viele Leibwächter für Exmuslime gibt es allein in Deutschland?

In der erneut zur Moschee erklärten HAGIA SOPHIA – und in der Welt des Islam generell – wird aus dem Mund eines von seinem Glauben überzeugten Muslims wohl niemals die Aussage zu hören sein: „Wir Muslime glauben mit den Christen gemeinsam an denselben einen Gott.“

„Taqiyya“ auch in diesem Zusammenhang?

In der Minderheitensituation der Muslime jedoch ist diese Behauptung durchaus möglich und wird so auch publiziert- wie erst jüngst von einem muslimischen Repräsentanten in Österreich im Kontext der Auseinandersetzungen um die Rückumwandlung der HAGIA SOPHIA in eine Moschee. Doch auch in diesem Fall dürfte wieder mal das islamische Prinzip der „Taqiyya“ praktiziert worden sein. Danach ist es im Islam legitim, den eigenen Glauben zu verheimlichen, gar zu verleugnen, etwa in Bedrängnis und Gefahr, aber auch, wenn es der Religion Mohammeds auf irgendeine Weise dient.

2. Das Schwert in der Hand – und das Schlagwort von der „Religion des Friedens

Die Eröffnungszeremonie beim Freitagsgebet am 24.7.2020 wurde geleitet von Imam Ali Erbas, dem Leiter der Obersten Religionsbehörde Diyanet. Dabei bestieg er die Gebetskanzel „fast wie ein Eroberer“. Überdies hielt er demonstrativ ein Schwert in der Hand, ein Symbol der osmanischen Herrscher und zugleich ein symbolisches Element bei der Thronbesteigungszeremonie osmanischer Herrscher.

Das Schwert: Symbol der Verbindung zum osmanischen Herrschertum und seinen Herrschern?

Mit dieser Geste wollte die erdoganische Regie offensichtlich eine symbolische Verbindung herstellen zwischen der Umwidmung der HAGIA SOPHIA in eine Moschee mit dem islamisch verstandenen osmanischen Herrschertum und seinen Herrschern. Schließlich trug auch der siegreiche Sultan Mehmed II bei seinem Einzug in das eroberte christliche Gotteshaus in Konstantinopel im Jahre 1453 ein Schwert: Angeblich das Schwert Mohammeds. Sollte mit der jüngsten Schwertgeste ein Zeichen für ein neues Kalifat gesetzt werden?

Eine Bildveröffentlichung zeigt den Imam Ali Erbas mit einem hoch aufgerichteten Schwert in der linken Hand, was nach osmanischer Tradition offensichtlich die Haltung des Friedens symbolisiert. Doch der Wechsel von der linken in die rechte Hand kann blitzschnell erfolgen – und das Friedensschwert mutiert in diesem Augenblick zum Kampfschwert und wird zugleich zum Zeichen der Eroberung. Nach einem Bericht trug Imam Erbas das Schwert tatsächlich aber auch in der rechten Hand als ein Symbol der Einschüchterung des Feindes, auch der Bereitschaft zum Kampf.

Imam, Kanzel und Schwert: Weitere symbolische Deutungen

Zutreffend wird diese Schwertsymbolik bei der Eröffnungsfeier als „Provokation und Machtdemonstration“ bezeichnet. Sie kann wie folgt gedeutet werden:

▪ Der Schwertritus ist nicht nur eine Erinnerung an die Eroberung der HAGIA SOPHIA durch die Osmanen, sondern auch an die durch die Vielzahl der Eroberungskriege „mit Feuer und Schwert“ gekennzeichnete 1400 -jährigen Geschichte des Islams.

▪ Möglicherweise sollte dieser Schwertritus darüber hinaus auch noch Zeichen dafür sein, dass der Laizismus des Republikgründers Atatürk mit der Rückumwandlung in eine Moschee jetzt endgültig besiegt ist.

▪ Ebenso könnte er auch als eine Einschüchterungs- und Drohgeste beabsichtigt gewesen sein etwa nach der Devise: „Ihr ungläubigen Nichtmuslime könnt nur dann in Frieden leben, wenn ihr euch dem Islam, der Religion des Friedens, unterwerft“.

▪ Das Bild des Imams, der auf der Gebetskanzel steht und demonstrativ ein Schwert in der Hand hält kann zudem als ein nahezu perfektes Symbol für die unauflösbare Verbindung von Religion und Politik im Islam gedeutet werden.

Der Iman als ein wichtiger Vertreter der islamischen Religion und die Kanzel als der zentrale Ort des islamischen Gebetes und der Glaubensverkündigung sowie das hoch aufgerichtete Schwert als Zeichen der politischen und militärischen Autorität haben sich in diesem Geschehen zu einer Einheit verbunden. Dieser im Bild eingefangene Vorgang wurde zu einem unübersehbaren Zeichen, das die Einheit der religiösen und politischen und zugleich auch der militärischen Macht im Islam veranschaulicht. Paradigmatisch ist diese Einheit vorgebildet in Mohammed, dem Stifter des Islams, in dessen Eigenschaften als Religionsstifter und Religionsführer, als Politiker und Kriegsherr.

Dieses Bild bei der Eröffnungsfeier illustriert, dass eine Trennung von religiösem und politischem Islam zumindest für strenggläubige, korantreue Muslime undenkbar ist. Die auch von nichtmuslimischer Seite erhoffte Trennung von religiösem und politischem Islam dürfte wohl so auch immer ein frommer Wunschtraum bleiben – und der schwerthaltende Imam ein bleibendes Symbol.

Die altbekannten islamischen Schlagworte: Frieden, Barmherzigkeit und Toleranz

Bei der Betrachtung dieses symbolträchtigen „Auftritts“ des Imams denkt wohl jeder Kundige an das mehr als unglaubwürdige, ständig wiederholte Schlagwort vom Islam als „der Religion und der Kultur des Friedens, der Barmherzigkeit und der Toleranz“. Er weiß nämlich um die rund 200 Koranverse, die zu Gewalt, Feindschaft und Krieg gegen Nichtmuslime aufrufen, ebenso um die brutalen Expansionskriege der Muslime in Afrika, (Vorder-)Asien und Europa mit horrenden Opferzahlen im Laufe vieler Jahrhunderte.

Schließlich weiß er auch um die nahezu ununterbrochenen innerislamischen Bruderkriege seit 1400 Jahren. Nicht zuletzt hat er Kenntnisse von der eklatanten Ungleichbehandlung und Diskriminierung von Angehörigen religiöser Minderheiten in islamischen Ländern, die in ihrem Leben alles andere, nur keinen Frieden, keine Barmherzigkeit und keine Toleranz erfahren haben bzw. heute erfahren.

Symbolhandlung als Warnung für die Zukunft des europäischen Kontinents

In der aufdringlich-martialischen Symbolhandlung des auf der Kanzel stehenden Imams mit dem hochragenden Schwert zeigt sich die dunkle, bedrohliche Seite des Islams in seiner Geschichte und Gegenwart. Diese Symbolik umgreift aber warnend nicht nur die geschichtliche Vergangenheit sowie auch unsere heutige Zeit. Sie hat eine mindestens ebensolche Bedeutung für zukünftige Entwicklungen insbesondere im (ehemals christlichen?) Europa, darüber hinaus auch in der gesamten nichtislamischen Welt.

3. Der Allahu-Akbar-Ruf – und die Spannung zwischen Gebet und Gewalt im Islam

Bei der Eröffnungsfeier war inner- und außerhalb der HAGIA SOPHIA bei bestimmten „Höhepunkten“ der Zeremonie der bekannte „Allahu-Akbar-Ruf“ der Gebetsteilnehmer zu hören. Denn Zehntausende konnten das Geschehen vor Videowänden, die rund um die Hagia Sophia aufgestellt waren, auch von außen mitverfolgen.

Die Übersetzung des Rufes

Der im Islam wichtige, ja zentrale Ruf „Allahu-Akbar“ ist mit „Allah ist groß“ oder mit dem Komparativ „Allah ist größer“ zu übersetzen. Obwohl es im Arabischen keinen Superlativ gibt, ist auch noch eine weitere Übersetzung möglich: „Allah ist am größten“.

Diese Übersetzung entspricht auch ganz und gar der islamischen Doktrin, die besagt: Der Islam muss in allen religiösen, gesellschaftlichen und staatlichen Lebensbereichen dominieren. Dementsprechend muss nach muslimischem Selbstverständnis der von seinen Anhängern verehrte Gott „Allah“ natürlich auch der unüberbietbare Größte sein.

Der sehr divergierende Verwendungsanlass

In den unterschiedlichsten Lebenssituationen und zu den verschiedensten, auch gegensätzlichsten Anlässen verwenden Muslime den Allahu-Akbar-Ruf. Zunächst als ein Bekenntnis,- Dank- und Lobpreisruf auf Allah, der in seiner Größe bei ihnen als unvergleichlich gilt. Dieser Ruf wird wohl in der Haltung demütiger Unterwerfung bei unterschiedlichen Gelegenheiten und in unterschiedlichster Form artikuliert:

▪ So in den kleineren und größeren Glücksmomenten des Alltagslebens sowie in begeisternden Erfahrungen des geistlich-religiösen Lebens.

▪ Ebenso bei schlichten oder auch schwerwiegenden Problemen, die sich dann gelöst haben, als Ausdruck der Erleichterung – vergleichbar mit der Redewendung „Gott sei Dank“ in bestimmten Regionen des deutschen Sprachgebietes.

▪ Auch auf den Nationalflaggen z. B der islamischen Staaten von Afghanistan, Irak und Iran sind diese beiden arabischen Worte Allahu Akbar abgebildet – was wiederum als ein eindeutiger Hinweis auf die unlösbare Einheit von Religion und Politik im Islam zu verstehen ist (vgl. oben Nr. 2).

Der Allahu-Akbar-Ruf führt die Muslime zur Glaubenserkenntnis mit schwerwiegenden Folgen: „Allah, der große Gott von uns Muslimen, ist größer als alles andere, was in dieser Welt ist. Größer auch als die Gottheiten aller anderen Religionen. Deshalb ist auch unsere Religion unter allen Religionen die einzig wahre“.

▪ Diese Einstellung spiegelt sich vor allem auch im Gebetsruf des Muezzins, der auf dem Minarett fünfmal täglich zum gemeinschaftlichen Gebet aufruft, zusätzlich auch zum Freitagsgebet. Neben dem Allahu-Akbar-Ruf ertönt dabei auch das exklusive Bekenntnis: „Es gibt keinen Gott außer Allah und Mohammed ist sein Gesandter“. Dieser wortgebunden islamische Gebetsruf mit dem darin wiederholt gesungenen „Allahu Akbar“ ist eine öffentliche Proklamation der islamischen Religion und richtet sich dabei auch ausdrücklich und unüberhörbar gegen Andersgläubige und deren Gottesvorstellung- ohne Möglichkeit zum Widerspruch.

Dazu ist zu bemerken: Jede Religion, jede Ideologie ist berechtigt, sich als die einzig wahre zu bezeichnen, dafür zu werben und zu missionieren. Jedoch darf keine Religion und keine Ideologie unter keinen Umständen sich daraus das Recht ableiten, andere Religionen, andere Ideologien zu diskreditieren, deren Anhänger zu diskriminieren, zu bekämpfen, gar zu unterwerfen und auszulöschen. Die Religion Mohammeds jedoch beansprucht dieses Recht.

Der Allahu-Akbar-Ruf als Auslöser von Panik

Denn die Muslime haben den Auftrag, die Welt der Herrschaftsordnung Allahs zu unterwerfen – ggf. auch mit Gewalt. Dieser Auftrag ist in einer Fülle von Aussagen des Korans und der gesamten muslimischen Tradition nachweisbar und wird auch umfassend in zahlreichen, leicht zugänglichen Publikationen dokumentiert. Auch die 1400- jährige Geschichte des Islams sowie die entsprechenden zeitgeschichtlichen Ereignisse liefern dazu untrügliche Beweise.

▪ Insbesondere bei Nichtmuslimen löst der in der Regel aggressiv und lautstark geschriene Ruf „Allahu Akbar“ in bestimmten Situationen Unruhe und Angst aus, nicht selten sogar Entsetzen und Panik, sogar auch Todesängste. Ohne meist die inhaltliche Bedeutung dieses Rufes zu kennen, werden in vielen Betroffenen allein bei seiner akustischen Wahrnehmung diese Angstzustände hervorgerufen.

Denn durch die jahrelange Berichterstattung über aggressive Verhaltensweisen, Messerangriffen und Terroranschläge von Muslimen, bei denen nahezu immer auch Allahu-Akbar-Rufe zu hören waren, ist die Assoziation „Allahu Akbar und Todesgefahr“ bei vielen Menschen geradezu vorprogrammiert worden. So ist „Allahu Akbar“ als angstbesetzter Ruf auch zur Chiffre geworden für die religiös legitimierte Gewalt im Islam.

Der dankerfüllte, demütige Gebetsruf ist also auch zugleich ein Überlegenheits- und Drohruf, ein Kampf- und Siegesruf. Er signalisiert Dominanz, droht mit Aggression und Gewalt, mit Terror und Krieg. Ebenso verkündet er den Sieg des Islams über seine Feinde.

Die islamische Lehre im Spiegel des Allahu-Akbar-Rufes

So bündelt sich in den beiden Worten „Allahu Akbar“ gleichsam die gesamte Breite der koranischen Aussagen bzw. der islamischen Lehre wie in einem Brennglas. Sie kann mit folgenden sechs Worten beschrieben werden: Gebet – Unterwerfung – Dominanz – Kampf – Krieg – Sieg. Ebenso kann aus dem Allahu-Akbar-Ruf folgende Kurzdefinition der Religion Mohammeds abgeleitet werden: DER ISLAM, EINE RELIGION ZWISCHEN GEBET, KAMPF UND KRIEG.

Zwei illustrative Bemerkungen

In diesem Zusammenhang gilt es auch zu bedenken: Liberale, orthodoxe sowie auch extremistische Muslime haben ein und denselben Koran mit seinen jedoch inhaltlich identischen Suren und ihren zahlreichen Aufforderungen zu Gewalt, Terror und Krieg. Dazu die erhellende Aussage eines unbekannten Internetteilnehmers:

„Je ´radikaler´ sich jemand dem Evangelium orientiert, desto friedlicher/liebevoller wird er. Je ´radikaler´ sich jemand am Koran orientiert, desto gewaltbereiter wird er. Kein überzeugter Christ würde ´Jesus´ schreien und dann Leute umbringen.“

Zum Allahu-Akbar-Ruf argumentiert Hendryk M. Broder, Journalist und Buchautor jüdischen Glaubens, auf seine unnachahmliche Weise ganz ähnlich:

Das Einzige, worauf es (bei der Frage, was die zahlreichen Attentate von Muslimen mit der islamischen Religion zu tun haben) ankommt, ist, dass so gut wie alle, die sich die Luft gesprengt haben und dabei andere mitgenommen haben, es mit dem Ruf ´Allahu-Akbar!´ taten. Oder fällt Ihnen einer ein, der ´Gelobt sei Jesus Christus´ gerufen hat während er die Leine zog?“

Die Allahu-Akbar-Rufe: Zustimmung zum Gehörten und Erlebten

Die Allahu-Akbar-Rufe, die am 24. Juli 2020 in und außerhalb der HAGIA SOPHIA aus dem Mund von Zehntausenden zu hören waren, sind auf eigene Weise von symbolischer Bedeutung. Die anwesenden Muslime bestätigten mit ihren Rufen die verschiedenen problematischen Vorgänge um die Umwidmung, ebenso die entsprechenden Worte, Texte und Gesten sowie die kriegerischen Reminiszensen an die Eroberung des christlichen Gotteshauses im Jahre 1453, die während der Feier zu sehen und zu hören waren.

So wie nun die jubelnde Menschenmenge den Vorgängen und Worten in der HAGIA SOPHIA immer wieder zustimmte und diese mit ihren Rufen bekräftigte, so liegt ganz offensichtlich auch die Zustimmung einer Überzahl gläubiger Muslime weltweit zum islamischen Verständnis von Dominanz, Gewalt, Krieg und Eroberung vor.

Übrigens war dieser bestätigende, zustimmende Allahu-Akbar-Ruf in Istanbul so etwas wie das bekräftigende Schlusswort der Gebete in den christlichen Kirchen, das in der Regel jeweils von der gesamten Gemeinde gesprochen wird. Es ist allerdings ein Schlusswort, das zugleich eine Schlussformel ist, die jedoch – im Gegensatz zum Allahu-Akbar-Ruf – frei ist von jeglichen Aggressionen: „Ja, so sei es“ = AMEN.

www.conservo.wordpress.com    12.08.2020
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