Werner Heisenberg und die Frage nach der Wirklichkeit

(www.conservo.wordpress.com)

Von Freddy Kühne *)

Was ist es, das die Welt im Innersten zusammenhält?

Gibt es eine von Gott gesetzte Ordnung in der Natur?

Wie es Heisenberg gelang, eine Atombombenentwicklung im Dritten Reich zu verhindern

Schon zu Schulzeiten hat sich Werner Heisenbergs für die neuen wissenschaftlichen Theorien von Max Planck und Albert Einstein interessiert. Obwohl Heisenberg sich auch sehr für Musik und die Natur begeistert, entscheidet er sich für ein Physikstudium.

Das althergebrachte mechanische Weltbild wird durch die Quantentheorie von Max Planck und der Relativitätstheorie von Albert Einstein hinterfragt.  Bei einem Gespräch während eines  Spaziergangs mit Nils Bohr, zu dieser Zeit die führende Figur der Quantentheoretiker, wird der noch sehr junge Student Werner Heisenberg für sein ganzes Leben geprägt.Die Frage heißt nun nicht mehr „Was hält die Welt im Innersten zusammen “ sondern stattdessen „Wie wird die Natur im Innersten der Welt der kleinsten Teilchen zusammengehalten?“ !

Bei seinem Aufenthalt auf der Nordseeinsel Helgoland gelingt Werner Heisenberg der Durchbruch für sein neues Atommodell. Denn er erkennt , dass die Beobachtung und der Messvorgang der Natur selbst auch Einfluss darauf nimmt, wie die  Welt der kleinsten Teilchen erscheinen und existieren: Die Wirklichkeit erscheint so nur als ein Meer von Möglichkeiten, wie die Dinge in der Welt der Elektronen und Atomen erscheinen.

So kann man von festen Elektronenbahnen im Atommodell gar nicht sprechen: Diese Bahnen entstehen erst dadurch, dass wir sie beobachten und messen.

Heisenberg selbst sprach in diesem Zusammenhang von Potentialität: Man kann nur sprechen von Möglichkeiten von Messergebnissen. Das Elektron selbst existiert zwar, aber es hat keine feste vorgeschriebene Bahn.

Zurück an der Universität Göttingen erkennt Heisenberg zusammen mit seinem Lehrer Max Born die Bedeutung von mathematischen Formeln, die diese Möglichkeiten der Wirklichkeiten beschreiben: Diese Formeln wurden anfangs als Matrizenmechanik oder als Quantenmechanik beschrieben.

Damit ist alles, was wir und andere tun, mit entscheidend für die Entwicklung der Wirklichkeit.

Bilder und Erlebnisse  in der Natur und aus der Musik helfen Heisenberg und Schrödinger beim Verständnis der kleinsten Dinge der Welt. Aus dieser Beobachtung heraus entwickeln sie neue mathematische Beschreibungen der Wirklichkeit: So entstehen das Wellenbild und Teilchenbild von Schrödinger und Heisenberg …

Mit dem Zufall als Faktor in Heisenbergs neuer Quantentheorie kann sich Albert Einstein dagegen überhaupt nicht abfinden. Einsteins Aussage dazu lautete „Gott würfelt nicht“.

Für den Physiknobelpreisträger Heisenberg spiegelt die Natur das Gute, Wahre und Schöne. Dem Menschen tritt in der Natur eine göttliche Ordnung gegenüber. Diese göttliche Ordnung spiegelt sich in den physikalischen Gesetzen der Physik wieder – welche durch mathematische Theorien und Formeln beschrieben werden können.

Doch an Heisenberg prallte die Kritik von Einstein nicht folgenlos ab: Heisenberg entwickelte die Theorie von der Unschärferelation: Nach dieser ist  das Verhalten der Elektronen eben  nicht völlig unvorhersehbar, nicht völlig beliebig. Man kann deren Bahnen halt nur ungefähr und  ungenau vorher berechnen.

Auch in den von Heisenberg entdeckten und beschriebenen Formeln –  der Quantenmechanik und der Unschärferelation – zeigt sich Gottes Ordnung. Durch Heisenbergs Unschärferelation zeigt sich: Eine von uns Menschen getrennte Realität ist eine unsinnige Vorstellung –  ist schlicht eine Illusion. Wir Menschen sind eingebunden und eingewoben in das Ganze der  Wirklichkeit. Diese Wirklichkeit zeigt sich als ein Meer von Möglichkeiten, als eine – so von Heisenberg bezeichnete – Potentialität. Dieser Schwebezustand der Welt gewinnt erst durch unser bewusstes Beobachten durch die von uns so wahrgenommene Realität.

So, wie die Teilchen in einer Welle ihren Einfluss auf Höhe, Geschwindigkeit und Richtung der Welle haben, genauso verhält es sich auch mit den kleinsten Teilchen im Innersten der Welt – in der Welt der Atome, Elektronen und Quanten.

Hans-Peter Dürr, Anton Zeilinger und Martin Heisenberg erzählen uns im nachfolgenden Beitrag über Leben und Werk des großen Wissenschaftlers und Physikers Werner Heisenberg.

Unter anderem auch davon, warum Heisenberg nicht – wie viele seiner jüdischen Wissenschaftskollegen – nach Amerika emigrierte, sondern warum er in Deutschland blieb und wie er es auf seine Weise verhinderte, dass das Nazi-Regime zur Atombombe gelangte.

Heisenbergs Versuche, ein internationales Moratorium aller Wissenschaftler zu einem Stop der Atomwaffenforschung  zu gelangen, schlug fehl.

In den USA wurde seine Entscheidung, nicht aus Deutschland zu emigrieren, mit Hohn und Spott und Unverständnis überschüttet und es wurden – völlig aus der Luft gegriffene – falsche Verdächtigungen gegen Heisenberg ausgesprochen. Als in den USA der Durchbruch zur Atombombentechnologie gelang und die USA ihre erste Atombombe auf Japan abwurf, war Heisenberg geschockt und entsetzt.

In den USA derweil machte man sich über Heisenberg weiter lustig: Heisenberg wäre zu „dumm gewesen, eine Atombombe zu entwickeln“…

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*) Freddy Kühne betreibt das Blog http://99thesen.com und ist regelmäßiger Kolumnist bei conservo

www.conservo.wordpress.com    19.09.2020
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