Das Ende der Religionsfreiheit

(www.conservo.wordpress.com)

VON DR.PHIL.MEHRENS

Mit dem völlig überzogenen Urteil gegen einen Bremer Pastor sägt nun auch die deutsche Justiz an den Grundfesten von Freiheit und Demokratie.

Die US-Serie „Der Report der Magd“, deren zweite Staffel im November von dem Privatsender Tele 5 ausgestrahlt wurde, schildert eine Gesellschaft, in der widernatürliche unproduktive Lebensformen ein solches Übergewicht bekommen haben, dass der Fortbestand der menschlichen Rasse gefährdet ist. In Anbetracht der drohenden Selbstauslöschung entschließen sich die Vitalkräfte der Gesellschaft zu einem gewaltsamen Umsturz und errichten eine faschistoide Klerikaldiktatur, in der der sittlichen Verwahrlosung mit radikalen Maßnahmen ein Riegel vorgeschoben wird: Alle Formen des partnerschaftlichen Zusammenlebens, die mit dem biblischen Ideal von Ehe und Familie nicht zur Deckung zu bringen sind, gelten als „Geschlechtsverrat“. Als Zuchtmaßnahmen dienen Zwangsarbeit und Hinrichtung.

Bemerkenswert ist, dass Bruce Miller, der die Romanvorlage von Margaret Atwood entstaubte und für das Streaming-Zeitalter adaptierte, nicht besonders viel Fantasie aufwendet, um das Bild der Gesellschaft vor dem Putsch zu zeichnen: Er porträtiert einfach die dekadenten westlichen Gesellschaften der Gegenwart mit ihrem hysterischen Tanz um das goldene Kalb des Geschlechtsrevisionismus und seine neomarxistischen Schutzkohorten, deren säkulare Säulenheilige der homosexuelle französische Philosoph Michel Foucault und die androgyne amerikanische Philosophin Judith Butler sind.

Wie treffend Millers Gegenwartsanalyse ist und wie stark das „säkulare Driften“, das an Tradition und Religion verankerte Entwürfe des gesellschaftlichen Zusammenlebens gnadenlos an den Rand zu drängen droht, offenbart der massive Angriff auf die Religionsfreiheit, der sich in dem Urteil gegen den Bremer Pastor Olaf Latzel ausdrückt. Er zeigt, welchen Wert das vermeintliche Grundrecht noch hat, wenn eine Richterin selbst in den Sog der ideologischen Umerziehung einer säkularen Orthodoxie und ihrer Argumentationsmuster geraten und weder intelligent noch integer genug ist, um deren zerstörerische Langzeitfolgen angemessen zu berücksichtigen.

Latzel hatte in einem Eheseminar Homosexualität mit klarem Bezug zur Theologie des Neuen Testaments als „Degenerationsform von Gesellschaft“ bezeichnet und von den „Verbrechern vom Christopher Street Day“ gesprochen. Zugegeben, „Verbrecher“ ist im kirchlichen Kontext eine etwas irritierende Wortwahl. Aber vier Monate Gefängnis (auch wenn in eine Geldstrafe umgewandelt) für ein paar zugespitzte Formulierungen? Wegen Volksverhetzung, Anstachelung zum Hass? Das erinnert fatal an die Kulturkampf-Terminologie der „unamerikanischen Umtriebe“ in der McCarthy-Ära der USA, an ideologisch bedingte Vorwürfe wie Beleidigung des Sozialismus in kommunistischen Ländern oder eine Anklage wegen „Majestätsbeleidigung“ (wie in Thailand noch heute möglich). In einer liberalen Demokratie haben solche rhetorischen Deckmäntelchen, die einzig dem Schutz einer Herrschaftsorthodoxie dienen, nichts zu suchen. Und nur ein repressiver Staat kann es wagen, so massiv in die geheiligte Sphäre religiöser Überzeugungen einzugreifen.

Problematisch ist das Urteil insbesondere aus zwei Gründen: Erstens weil 1995 ein – damals heftig umstrittenes Urteil zu der Frage, ob man öffentlich vertreten dürfe, dass „alle Soldaten Mörder“ seien, zugunsten der Meinungsfreiheit entschieden wurde (diese wiege schwerer als die mögliche Aufstachelung zum Hass gegen den Staatsbürger in Uniform, urteilten damals Deutschlands höchste Richter).

Dass derselbe Grundsatz im Fall des Pastors Latzel plötzlich nicht mehr zur Anwendung kommt, ist aus Sicht des Gläubigen besorgniserregend. Zweitens ist problematisch, dass das Urteil massiv in die Domäne des Glaubens eingreift und den ernstlich Gläubigen in einen Loyalitätskonflikt stürzt, den es in einem Staat, der Glaubensfreiheit garantiert, niemals geben dürfte. Im Klartext: Das Urteil fordert von mir als Staatsbürger, mich insbesondere von den Aussagen des Paulus zur Homosexualität zu distanzieren. Denn dessen Wortwahl („Schande“, Röm. 1,26ff.) ist von der des Pastors Latzel nicht sonderlich weit entfernt und könnte entsprechend als demagogisch aufgefasst werden. Dasselbe gilt für die für Katholiken verbindliche Glaubenslehre der Kurie, die urteilt, homosexuelle Handlungen – Zitat aus dem katholischen Katechismus – „verstoßen gegen das natürliche Gesetz, denn die Weitergabe des Lebens bleibt beim Geschlechtsakt ausgeschlossen. Sie entspringen nicht einer wahren affektiven und geschlechtlichen Ergänzungsbedürftigkeit. Sie sind in keinem Fall zu billigen.“

Der (liberale) Staat und seine Rechtsprechung sollten dieser an der Heiligen Schrift orientierten Auffassung des Gläubigen mit Toleranz und Respekt und nicht mit Korrektureifer begegnen, auch nicht bei provokant-zuspitzenden (aber keinesfalls nachweislich zu Gewalt aufrufenden) Formulierungen, wie sie Pastor Latzel wählte. Sonst sind Christen bald an einem Punkt, wo ihr Herr selbst der Volksverhetzung bezichtigt wird, denn er hat Menschengruppen (z.B. Pharisäer) pauschal als „Heuchler“ und als „Otterngezücht“ und verfehlte Lebensformen, etwa von Prostituierten, am laufenden Band als sündhaft bezeichnet. Der von Jesus und der Bibel vertretene ethische Rigorismus muss der Kontrolle des säkularen Staates entzogen bleiben. Sonst wird Religionsfreiheit zur Theorie.

DR.PHIL.MEHRENS, 26.11.2020

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BEK ist „zutiefst betroffen“

Von Jörgen Bauer

Der unseren Lesern seit vielen Jahren bekannte christliche Publizist Jörgen Bauer nimmt in einem Schreiben an Peter Helmes (conservo) vom heutigen Tage ebenfalls mit deutlichen Worten zu den Bremer Vorgängen Stellung. Darin zitiert er sein Schreiben an Pastor Kuschnerus:

„Der Schriftführer der Bremischen Evangelischen Kirche (BEK), Pastor Bernd Kuschnerus, sagte, dass er “zutiefst betroffen” sei, dass “ein Pastor unserer Kirche wegen Volksverhetzung verurteilt worden ist”.

Die Äußerungen, die der Verurteilung zugrunde liegen, sind nicht hinnehmbar und schaden dem Ansehen der ganzen Kirche. Der Kirchenausschuss wird jetzt über die nötigen Konsequenzen beraten.

Sehr geehrter Herr Pastor Kuschnerus,

das haben Sie ganz wunderbar und rhetorisch stilecht formuliert, wo es üblich geworden ist „zutiefst“ betroffen“ zu sein. Aber nicht etwa deshalb, weil hier an einem aufrechten Mann, von deren Sorte es mehr geben sollte, ein Exempel statuiert und er unter fadenscheinigen Gründen „verurteilt“ wurde (die DDR lässt grüßen, dort kannte man sich in Sachen „Hetze“ aus), sondern weil er eine klare Haltung gezeigt hat. Bei Licht besehen ging es hier um einen Schauprozess aus ideologischen Gründen.

Was dem Ansehen der „ganzen Kirche“ tatsächlich schadet, ist die allgemein zu beobachtende Rückgratlosigkeit und unkritische Anpassung an den Zeitgeist, mit der sie zu einem „Verein zur Pflege religiösen Brauchtums“ degeneriert ist, die nichts Relevantes mehr zu sagen. Das wäre ein wirklicher Grund, um „zutiefst betroffen“ zu sein.

Man kann Jesus Christus nur bitten, dass er weiterhin der Herr der Kirche bleibt und diese vor dem

weiteren Niedergang und Zerfall bewahrt. Die Bremische Kirche kann sich glücklich schätzen einen

Mann wie Olaf Latzel zu haben, und er hätte die Unterstützung seiner Kirche verdient.

Mit freundlichen Grüßen

Jörgen Bauer

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Und Gott der Herr baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch.

(1. Mose 2, Verse 22 – 24)

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Diese Verse zeigen in knapper aber zutreffender Weise, um was es geht:

Mann und Frau sind füreinander bestimmt. Sie ergänzen sich gegenseitig in ihrem Wesen und ihre Gemeinschaft ist für den Fortbestand der Menschheit unverzichtbar.

Die gesamte Schöpfung ist, angefangen im Tierreich, in den Polen männlich und weiblich angelegt, und die Ehe zwischen einem Mann und einer Frau gibt es seit Anbeginn der Welt und ist in allen Kulturen und Völkern – auch bei den Naturvölkern – anzutreffen. Völlig unverständlich warum das auf einmal anders sein sollte.

Infolge des Sündenfalls leben wir in einer gefallenen Schöpfung. Die Folgen sind Vergänglichkeit und Tod. Krankheiten, Behinderungen aller Art, seelische und geistige Störungen und Fehlprogrammierungen, darunter auch die Homophilie, gehören dazu.

Die “Vielweiberei”, von der auch in der Bibel berichtet wird, entspricht an sich nicht der ursprünglichen Schöpfungsordnung, auch wenn sie von Gott geduldet wurde.

Seit längerem besteht die Neigung, sich ständig selbst zu belügen, in dem Abweichungen von der Schöpfungsordnung und dem, was einen gesunden Menschen ausmacht, als Schöpfungsvarianten und Formen des Gesunden und Normalen hingestellt werden, wovon derzeit die Genderideologie zehrt.

Es gibt keinen unter uns, der vollständig und 100%ig gesund wäre. Das gilt es zu akzeptieren, nicht nur bei sich selbst, sondern auch bei unseren Mitmenschen, ohne sich dabei ständig selbst zu betrügen. Denn der Wert eines Menschen hängt nicht von seinem Gesundheitszustand ab.

Weil in unserem Gemeindebrief jetzt die Trauung gleichgeschlechtlicher Paare angesprochen wurde, mailte ich folgendes an unseren örtlichen Pfarrer:

Guten Tag, lieber Herr Pfarrer W.

in unserem morgendlichen Gebet bitten wir auch darum, dass Jesus Christusweiterhin der Herr der Kirche bleiben möge und diese nicht weiter in den Niedergang und Zerfall dahingeben möge, wohin sie auf dem besten Wege ist. Der Herr Jesus Christus wolle die Kräfte stärken, die sich treu an seinem Wort orientieren und denen wehren, die Sein Evangelium umbiegen, mit neuen Sinninhalten füllen, dem jeweiligen Zeitgeist anpassen und so zur Irrlehre machen, was in der Ev. Kirche leider ein lange und ungute Tradition hat (Reichskirche, Kirche im Sozialismus).

Eine Ehe ist ausschließlich nur zwischen einem Mann und einer Frau möglich!

Alle Wortakrobatik seitens der Landeskirche und auch der EKD kann deshalb nicht überzeugen.

Die „Ehe für Alle“ zeigt, dass unser Kulturkreis seinen Zenit überschritten hat und sich im Niedergang befindet. Und die Kirche ist auch hier wieder vorne mit dabei.

Ich wünsche Ihnen alles Gute und eine gesegnete Woche.

Herzliche Grüße

Die Propaganda der Homo-Lobby greift um sich. In der Unterhaltungsindustrie durch homosexuell gefärbte Songs und Filmszenen. Daran dürfen wir uns keinesfalls anpassen und gewöhnen, sondern müssen widersprechen.

Jörgen Bauer

www.conservo.wordpress.com     27.11.2020
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