Die USS Harry S. Truman im Mittelmeer

Die USS Harry S. Truman CVN-75 im östlichen Mittelmeer.

Von Dr. Peter Forster. Erstveröffentlichung bei Bulletin Nr. 1

Die USS Harry S. Truman CVN-75 im östlichen Mittelmeer.

Im östlichen Mittelmeer geht es derzeit zu und her wie in einem Taubenschlag. Aufsehen erregt die Präsenz der USS Harry S. Truman, eines Fluzgzeugträgers der Nimitz-Klasse. Die folgende Analyse stützt sich auf ein Gespräch mit dem USA- und Marinefachmann Oberst i Gst Jürg Kürsener.

De quoi s’agit-il?

  • Dass die USA und der Nordatlantikpakt derart Flagge zeigen, hat direkt mit dem Artikel 5 der NATO-Charta zu tun: Es geht um den Schutz der Staaten an der Ostfront des Bündnisses. Von Norden: Estland, Lettland, Litauen, Polen, Rumänien, Bulgarien.
  • Hingegen handelt es sich nicht um einen Aufmarsch zum militärischen Eingreifen im Ukraine-Konflikt. Die Ukraine gehört nicht zur NATO, weshalb das Bündnisfall im Artikel 5 für Kiew entfällt. Dennoch ist allein schon das zwölftägige Manöver, das die Harry S. Truman anführt, ein Grossereignis.
  • Die USS Harry S. Truman ist in der US Navy einer der zehn Nimitz-Träger. Sie führt vier Staffeln zu je elf F/A-18E/F Superhornet plus EA-18G Growler EW und E-2C/D Hawkeye ins Gefecht – eine redoutable Streitmacht.

Ursprünglich für den Golf bestimmt

  • Der Träger USS Harry S. Truman legte am 1. Dezember 2021 in Norfolk ab. Mit seinen Begleitschiffen war er dazu bestimmt, im Persischen Golf Amerikas Präsenz zu wahren. Geplant war die Route über Gibraltar, das Mittelmeer, den Suezkanal, das Rote und Arabische Meer zur Strasse von Hormuz und in den Golf.
  • In Anbetracht der wachsenden Spannung befahl General Lloyd Austin, Präsident Bidens Pentagon-Chef, dem Trägerverband, den Suezkanal zu meiden und im Mittelmeer zu verharren.

Trinationales Träger-Manöver

Dort nehmen die Harry S. Truman und ihre Eskorte an einem gross angelegten Manöver teil. Dank der Teilnahme Italiens und Frankreichs wird die Übung zum trinationalen Träger-Manöver.

Senkrechtstarter F-35B an Bord der Cavour.

 Bereits dabei ist der italienische Helikopterträger Cavour, der nicht nur AV-8B Harrier II und AW101 Merlin einsetzt, sondern auch die B-Version des F-35, den Senkrechtstarter (im Unterschied zur C-Version der US Navy).

Die Cavour hatte im November 2021 mit der HMS Queen Elizabeth trainiert: Erstmals landeten zwei italienische F-35B auf dem britischen Träger – je ein Jet der Luftwaffe, der Aeronautica Militare, und einer der Marine, der Marina Militare.

In den nächsten Tagen stösst von der Marine nationale française der Flugzeugträger Charles de Gaulle mit seinen Rafale-M, den E-2C Hawkeye und den AS365 Dauphin zum Manöververband.

Wie die Cavour bringt sie Begleitschiffe mit, wie Italiens Einheit stellt sie eine markante Verstärkung dar.

Der französische Träger Charles de Gaulle.

Kommandant bleibt ein Amerikaner

Wenn es in der NATO darauf ankommt, befehligt ein Amerikaner die Formation. Zwar “segelt” im Mittelmeer-Manöver auch die USS Harry S. Truman unter NATO-Flagge. Die zahlreichen Schiffe üben als Verband des Bündnisses.

Der Kommandant ist aber unbestritten der Befehlshaber der amerikanischen 6. Flotte, Vizeadmiral Eugene H. Black. Er trägt symbolisch den NATO-Hut und führt die trinationale Streitmacht so ins Manöver. Die Stäbe sind international besetzt, je nach Truppenanteil, den die NATO-Partner stellen. Schlüsselpositionen bleiben oft amerikanisch besetzt (Nachrichten, Operationen, Logistik).

Vizeadmiral Eugene H. Black, Befehlshaber der 6. Flotte.