Zuschrift zum Artikel Bombardierung Dresdens

– Zwei Zahlen werden bestritten – „nur“ 35 000 Tote!
– Hielten sich dort wirklich so viele Vertriebene auf?

Von Albrecht Künstle

Mein Artikel zum 13. bis 15. Februar 1945 hatte nur 600 Aufrufe auf meiner eigenen Seite https://die-andere-sicht.de, darunter aber einen aus Chicago von einem regelmäßigen Leser meiner Veröffentlichungen. Diese Zuschrift aus Übersee will ich nicht vorenthalten. Er hat Recht, was die Opferzahl angeht. Ich entnahm die Zahl 135 000 dem erwähnten Buch, in der folgenden Ausgabe war die 1 vor 35 000 nicht mehr enthalten. Doch was die Flüchtlingszahl angeht, dürfte sich der Leser irren. Es ist zwar zutreffend, dass Dresden eine Durchgangstation für die Vertriebenen mit drei Tage Aufenthaltsdauer war, aber bei Millionen die das Schicksal von Flucht und Vertreibung traf, hielten sich neben den über 500 000 Einwohnern rund 100 000 weitere Menschen vorübergehend in Dresden auf. Die einen zogen weiter nach Westen, neue kamen aus dem Osten nach. Sie campierten trotz des Winters überwiegend im Freien und waren Bomben ausgesetzt. Anders als heute, wo für Flüchtlinge und solche die so genannt werden, warme Stuben reserviert sind und zu deren Betreuung viel Personal zur Verfügung gestellt wird – das woanders fehlt. Nun aber zur Leserzuschrift aus den USA:

„Guten Tag Herr Künstle, die seriösen Quellen für 135 000 Tote in Dresden würde ich gern mal wissen. Ich habe mich vor Jahren mit diesem Thema mal auseinandergesetzt und das Internet durchwühlt. Ich habe jetzt die Quellen nicht mehr, aber ich kam zu folgendem Ergebnis:

Die Anzahl der Toten war etwa vergleichbar mit Hamburg, also irgendwo zwischen 30 000 und 40 000. Die 100.000 toten (Flüchtlinge) in Dresden sind ein Mythos, ergeben von der sich aus den ersten Propagandameldungen, die vom NS Regime veröffentlicht wurden (Richtigstellung Künstle: Ich behauptete keine 100 000 toten Flüchtlinge, sondern dass diese auch unter den Toten waren).

Es gab damals klare Befehle der Wehrmacht, dass die Flüchtlinge Dresden zu meiden hatten, weil Dresden, mittlerweile nahe der Ostfront, wichtiger Durchmarsch- und Versorgungspunkt der Wehrmacht war und damit Schiene und Straße offengehalten werden mussten. Weiterhin fehlen Berichte von vollgestopften Straßen in Dresden durch Flüchtlinge aus dieser Zeit, Zeltlager oder Berichte als ob tausende von Dresdenern diese Menschen irgendwo aufgenommen hätten, ganz zu schweigen von den Versorgungsengpässen.

Mein Heimatort bekam auch eine große Anzahl Flüchtlinge aus Schlesien, und mein Eindruck ist, dass diese vorgezogen haben, über das Land zu fliehen, weil die Möglichkeit, etwas zu essen zu bekommen, besser war als in den Städten. Es fehlen auch die Massengräber für die 100 000 Tote (Einwand Künstle: Richtig, weil im Feuersturm oder anschließend Verbrannte nicht nochmal beerdigt werden mussten). Diese neuen Ergebnisse sind alle durch veröffentlichte Forschungen im Internet zusammengekommen, weitestgehend in den 1990er und 2000er Jahren.“

Beste Grüße aus Chicago, J. Kurzen

Trauerndes Mädchen im Tränenmeer von Malgorzata Chodakow. (c) Paulae, CC BY 3.0, via Wikimedia Commons

Dann schließt die Zuschrift zutreffend, „Geschichte ändert sich immer wieder und ist daher immer spannend.“ Ja, so ist es auch aus meiner Erfahrung. Denn die herrschende Geschichtsschreibung ist immer die Geschichtsschreibung der Herrschenden. Und mit dem Wechsel einer Herrschaft ändern auch geschichtliche „Wahrheiten“ – die Wahrheit bleibt relativ. So z.B. auch, dass die Zahl der Toten von Dresden immer weiter heruntergedeutet wird und inzwischen bei 25 000 angelangt ist. Wann wird die Sichtweise der erwähnten Linken in Dresden, die das Mahnmal zerstörten, zur Staatsdoktrin, dass die Opfer die wahren Täter waren? Die Geschichtsumdeutung und Bilderstürmerei auf Mahnmale, Inschriften und Straßennamen feiert „fröhlich (?) Urständ.“

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