Bundesparteitag der AfD: Wird sich der Weizen von der Spreu trennen oder weiter ersticken lassen?

Michael van Laack

Vom 17. bis 19. Juni findet wieder einmal ein Bundesparteitag der AfD statt. In den vergangenen Jahren hatte die mediale Aufmerksamkeit in dem Maß nachgelassen, in dem die Journalisten und Politiker erkannten, dass Alexander Gaulands Anfangsversprechen “Wir werden sie jagen!” sich nicht erfüllte.

Der kommende Parteitag aber verheißt nichts Gutes für jene Partei, die einst angetreten war, um mit Mut zur Wahrheit von Sieg zu Sieg zu eilen und für die Wähler eine wirkliche Alternative zum “Altparteien-Kartell” zu bilden. in der politischen lebenswirklichkeit beschäftigte die AfD sich in den vergangenen neun Jahren allerdings zu viel mit sich selbst, verschliss drei Bundessprecher, spaltete sich intern in Ost- und Rest-Partei und bewies kein glückliches Händchen im Umgang mit nationalen Sozialisten und anderen unter dem Tarnnamen “Sozialpatrioten” versammelten Gegnern der Republik in den eigenen Reihen, weshalb der Versuch, nach außen Geschlossenheit zu kommunizieren kläglich scheitern musste.

Eine verheerende Entwicklung

Nun hat vor einigen Monaten Jörg Meuthen – nur von wenigen betrauert – die AfD Partei verlassen. Das macht die an diesem Wochenende anstehenden Wahlen zu Vorsitz und Bundesvorstand deutlich interessanter, denn es gibt kein starkes Korrektiv mehr, das den Ausgleich zum sich zwar nicht mehr so nennenden aber real immer noch existierenden Flügel bildet. πάντα ῥεῖ – Alles fließt. Oder wie ich es immer übersetze: “Alles geht den Bach runter”.

Deshalb ist dieser Parteitag nicht nur für die Mitglieder von besonderer Bedeutung, sondern auch für zahlreiche Journalisten. Letztere hoffen darauf, dass Chrupalla gewählt wird und seine Wunschliste durchbringt oder ihm günstigstenfalls Weidel bzw. Höcke zur Seite stehen.

Denn nichts wäre aus Sicht der Altparteien für den Niedergang der AfD eine idealer Voraussetzung als ein Personaltableau, dass die Vorherrschaft der “Sozialpatrioten” in Stein meißelt und den restdeutschen Verbänden Strategie, Rhetorik und Themenschwerpunkte der Ostpartei ins Stammbuch schreiben würde. Das wäre auch für den Verfassungsschutz ein gefundenes Fressen. Nicht zuletzt für die Medien. Vor allem würde eine Gesamt-Ost-Partei die AfD zumindest im Westen, Norden und Süden immer weniger wählbar machen.

Werfen wir nun einen kurzen Blick auf Chrupallas Liste

Die Getreuen der Führer aus dem Osten sind deutlichst in der Überzahl. Die Rache des Flügels steht kurz bevor. Radikale Rhetorik wird in Zukunft zur vorherrschenden Tonlage. Die AfD verkommt mit solch einem Vorstand zu einem vergorenen Haufen latent dem Rechtsextremismus zugeneigten Vorstandsmitgliedern.

Geld oder Ehre – das ist immer die finale Frage!

Wenn Chrupallas Wunschliste in den Wahlen verwirklicht würde oder gar Höcke noch mit ins Bundesvorstands-Boot käme, sollte der verblieben Restweizen, der aktuell noch die Hoffnung hat, die AfD zu restaurieren und anschließend in sozialliberalem Sinn zu erneuern, sich von der Spreu, die das Antlitz der Partei entstellt, zügig trennen. Seit Jahren erklären diejenigen, die sich zur Alternativen Mitte zählen immer wieder, dass sie nur bis dorthin und nicht weiter mitgehen würden. Aber dann dachten sie doch an ihre Mandate, derer sie schon zeitnah verlustig gehen könnten, blieben und ertrugen weiter den Rechtsruck der Partei.

Doch seit der Bundestagswahl sind erst neun Monate vergangen und die Wahrscheinlichkeit, dass die Ampelkoalition zerbricht, ist gering in dieser Krisenzeit. Deshalb: Wenn nicht jetzt, wann dann? Niemand, der nach einem solchen Wahlergebnis bleiben würde, dürfte sich mehr Mann oder Frau der Mitte nennen. Und für die meisten wäre viel Zeit da, sich als Parteiloser neu zu orientieren. Mut zur Wahrheit schließt den Mut zur auf sich selbst bezogenen Wahrhaftigkeit mit ein!

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