Transhumanismus – Der bösen Macht auf der Spur!

Conservo-Redaktion

(*Magdalena S. Gmehling) Bösartige Ideen und menschenfeindliche Impulse durchziehen die Weltgeschichte. Heute zeigt dieser Kampf zwischen Gut und Böse zunehmend totalitäre Züge. Die Identität des Menschen soll willkürlich verändert werden, indem die biologische Masse – aufgerüstet durch Implantate und genetische Manipulationen – zur Kreation einer Mensch-Maschine führt.

Es wird also eine physische, psychische und intellektuelle Erweiterung des Menschen und eine Verschmelzung mit digitalen Identitäten auf Kosten der Freiheit und Selbstbestimmung angestrebt. Diese transhumanistischen Träume, genährt durch die abenteuerlichen Veränderungsmöglichkeiten im Zusammenspiel von künstlicher und menschlicher Intelligenz, führen schließlich zu dem sogenannten Cyborg, einem Mischwesen aus Mensch und Maschine.

Anmerkung der Conservo-Redaktion

Im folgenden Artikel zieht die Autorin Parallelen zwischen einigen Schilderungen aus C. S. Lewis‘ Werk “Die böse Macht”. Leider ist Lewis auch in unseren Kreisen mittlerweile nur noch bekannt durch die “Die Chroniken von Narniaund vielleicht auch die “Dienstanweisung für einen Unterteufel”. Sein Gesamtwerk ist viel facettenreicher, im Buchhandel in zahlreichen Sprachen komplett erhältlich und deshalb nicht nur für Katholiken zur Lektüre empfohlen. Denn auf vielen Seiten seiner zahlreichen Bücher spricht er prophetisch in unsere Zeit hinein.

Nun aber zurück zu Magdalena S. Gmehlings Text:

Die Degradierung der eigenen Natur endet in der Bestialität

Feinsinnige Geister und futuristisch denkende Schriftsteller haben bereits vor über hundert Jahren auf die Gefahren und die prinzipielle Problematik symbiotischer und die leib-seelische Natur der Person bedrohender Techniken hingewiesen. Mary Shelley, die Autorin des Zombies „Frankenstein“ schrieb 1826 eine Dystopie der Verluste. In „Der letzte Mensch“ schildert sie den beklemmend gegenwärtigen Ausbruch einer tödlichen Seuche im 21. Jahrhundert. Der irische Schriftsteller C.S. Lewis fügt 1945 seiner berühmten Trilogie, die mit „Jenseits des schweigenden Sternes“ und „Perelandra“ begann, als dritten Band „Die böse Macht“ hinzu. In dem kurzen Vorwort spricht er selbst davon, ein „Teufelswerk“ zu beschreiben. Naturwissenschaft, modernste Technik, Polizeiterror und magisch-satanische Praktiken verbinden sich. Die Abschaffung des Menschen zugunsten eines seelenlosen Roboters, oder – um mit Lewis zu sprechen – die Degradierung der eigenen Natur zum Material der Manipulation, endet in der Bestialität.

Das National Institut of Coordinated Experiments (N. I. C. E.) in welchem der Autor gewissermaßen ein Sammelbecken aller bösen und verbrecherischen Machenschaften darstellt, bedient sich all jener Techniken, die uns heute via digitaler Medien weltweit geläufig sind. Es übt eine mentale Folter aus, indem Fakten verschwommen und widersprechend zu einem undefinierbaren Konglomerat vermengt werden. Enteignungen, willkürliche Polizeieinsätze, Demütigungen, Drohungen, psychische Gewalt, negative Konditionierungen, finden auf eine überaus subtile Weise statt.

Biochemische Konditionierung als Endziel der Erziehung

Der zwielichtige Lord Feverstone erläutert das Programm: „Es gibt viel Zuviel Leben jeglicher Art, tierisches und pflanzliches Leben. Wir haben noch nicht richtig aufgeräumt. … Der Mensch muss sich des Menschen annehmen. … Am Anfang stehen ganz einfache und offensichtliche Maßnahmen-Sterilisierung der Untüchtigen, Liquidation rückständiger Rassen…und Zuchtwahl. Dann richtige Erziehung, worunter ich eine verstehe, die mit dem Prinzip der Freiwilligkeit und ähnlichem Unsinn aufräumt. Eine richtige Erziehung bringt den Schüler unfehlbar dorthin, wo sie ihn haben will, gleichgültig, was er oder seine Eltern dagegen zu unternehmen versuchen. Natürlich wird sie zuerst hauptsächlich psychologischer Natur sein müssen; aber im weiteren Verlauf werden wir zur biochemischen Konditionierung und der direkten Manipulation des Gehirns übergehen.“

Ganz klar haben wir hier die Vorhersage technischer Implantate mit Gehirn-Computer-Schnittstellen, also Unsterblichkeit durch Verschmelzung mit Computern. In dem Roman hat das N.I.C.E. bereits ein Exempel statuiert. Als Oberhaupt fungiert der erste sogenannte „Neue Mensch“. Es ist der Kopf des guillotinierten Mörders Alcasan. Er wird mit künstlichem Blut am Leben gehalten und erteilt als Sprachrohr der gefallenen Mächte, den Mitgliedern der Organisation Befehle.

Die Banalität des Bösen

Die Anfälligkeit für die „Banalität des Bösen“ (Hannah Ahrendt) wird an der Figur des jungen Soziologen Mark Studdock sichtbar, der sich fast wider Willen immer tiefer in die teuflischen Strukturen des N.I.C.E. verstrickt und allmählich unter psychischer Folter seine Persönlichkeit verliert. Eigentlich will man sich im Institut Studdocks junger Frau Jane bemächtigen, deren prophetische Träume instrumentalisiert werden sollen. Sie wird gefangen genommen und von der Polizeichefin, einem bestialisch obszönen Weib, gefoltert. Nur durch Zufall entkommt Jane und flüchtet nach St. Anne in die Sphäre des Guten, die von der beeindruckenden Person Ransoms beherrscht wird.

Mit psychologischer Raffinesse schildert Lewis schließlich den grauenhafter Untergang des N.I.C.E. während eines großen Festbanketts. Zunächst kommt es zu einer magisch bewirkten allgemeine Sprachverwirrung. Sinnlose Sturzbäche von Kauderwelsch entpersönlichen nicht nur die Sprecher, sondern führen zu ungeahntem allgemeinen Chaos und Aphasie. In dem lärmenden Gedränge entsteht eine Massenpanik als plötzlich die Tiere, welche zu Versuchszwecken gehalten werden, aus ihren Käfigen entweichen. Tiger, Wölfe, Schlangen stürzen sich in das Getümmel zerfleischen jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Schließlich erscheint ein bösartiger Elefant. Er trampelt alles nieder und watet in einem Meer von Blut, Knochen, Fleisch, Früchten und Speiseresten.

Die Apokalypse der Entmenschlichung

Die Tötungsorgie findet ihren makabren Abschluss vor dem „Kopf“ des Oberhauptes. Ohne sich mit antiseptischen Vorbereitungen abzugeben dringen drei Funktionäre zu Alcasans Haupt vor. Sie haben sich aller Kleider entledigt und vernehmen nun den Befehl: „betet an!“ Es folgen zwanghafte Verbeugungen und sinnlose rhythmische Rituale, bis die Stimme einen weiteren „Kopf“ fordert. Der Konstrukteur des widerlichen Führers wird daraufhin durch seine Begleiter mit einer versteckten heimlichen Guillotine hingerichtet.

Die beiden anderen fallen übereinander her. Einer tötet den Widersacher mit seinem Messer. Den Überlebenden erdrückt ein plötzlich auftauchender riesiger Bär. Alcasans Kopf ist verschwunden. Der Unterweisungsraum wird angezündet. Schließlich ereignet sich ein schweres Gewitter, gefolgt von einem Erdbeben. Das Institut versinkt durch den darauffolgenden Erdrutsch im Schlamm.

C.S. Lewis schildert den Untergang der bösen Macht buchstäblich als Abgleiten und Versinken in unergründliche Tiefen, als chaotischen Zusammenbruch. Jener Teufelspakt, der da lautet: gib mir deine Seele und du wirst dafür unbegrenzte Macht erhalten, endet in der Apokalypse der Entmenschlichung. „In den Porträts der für das N.I.C.E. arbeitenden Wissenschaftler, Politiker und Halbgebildeten kommt Lewis seinem Ziel, das Menetekel der Degradierung des Menschen zum seelenlosen Instrument an die Wand zu malen, am nächsten.“ (Kindlers Literaturlexikon).

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*Magdalena S. Gmehling, Jahrgang 1947,

Studium der katholischen Theologie und Pädagogik, später Lehrerin.

Ihre Veröffentlichungen in den Literaturbereichen

Lyrik, Prosa, Essay und Hagiographie

wurden mehrfach ausgezeichnet.

Dieser Artikel erschien zuerst in Nr. 3 (Juni 2022) des 53. Jahrgangs der Zeitschrift “Einsicht – credo ut intelligam” (hrsg. von Eberhard Heller) – http://www.einsicht-aktuell.de unter dem Titel “Der bösen Macht auf der Spur”.

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