Silvestergedanken: Das “Wir” liegt im Sterben!

Michael van Laack

All den Friedensbewegten, Embargo- und Waffenlieferungsgegnern, (Ex)-Querdenkern und Kämpfern für Grundrechte und individuelle Freiheit, die sich seit etwas mehr als einer Schwangerschaft mit den immer gleichen Argumenten und Befürchtungen, Theorien und Aufrufen zum Widerstand äußern – sei es im Netz oder vor den Kameras – rufe ich zu: Geht jeden Tag auf die Straße, sammelt die Hunderttausende oder Millionen Gleichdenkenden, die es nach Eurer Ansicht oder tatsächlich gibt.

Macht einen Generalstreik, besetzt Parlamentsgebäude oder Polizeiwachen, fackelt meinetwegen auch Autos ab wie es die Antifa tut oder klebt Euch mit 500 Leuten gleichzeitig aus Protest gegen den rot-rot-grünen Berliner Filz und Siff auf die Karl-Marx-Allee! Setzt starke Zeichen, statt zu lamentieren!

Das alles wollt Ihr nicht? Dann schweigt bitte und denkt zur Abwechslung nicht nur an Eure eigene kleine Welt – nicht an Eure Rechte, Eure Freiheiten, Euren Willen. Handelt oder schweigt!

Der Worte sind genug gewechselt!

Wir müssen das alles nicht mehr diskutieren. Die Russland-Politik der vergangenen Jahre; die dümmste Energiepolitik der Welt als Folge der befohlenen Energiewende; die Inflation; unsere zahnlose Bundeswehr; ein zur Staatssicherheit verkommendes Bundesamt für Verfassungsschutz; ein Bundesverfassungsgericht, dem auch Roland Freisler ohne Murren vorgestanden hätte; die LGBTI-Flagge als zweites Hoheitszeichen der Republik… Ohne jede Frage bietet die Bundesregierung ein einziges Bild des Jammers und der Hilflosigkeit und lässt viele Menschen außerhalb Deutschlands Spott und Hohn über uns kübeln

Letzteres auch im Zusammenhang mit der Geschichte der Fehleinschätzungen der Coronajahre und des Versuchs, über das „Bevölkerungsschutzgesetz“ einen Testballon für die Installation einer politischen Religion zu starten. Trotz alledem habe ich keine Lust mehr, erneut hin- und herzuwenden, was zum Thema Grundrechte, negative Vorbilder, Maskenpflicht, Überlastung zahlreicher Krankenhäuser usw. usf. auch noch in 2022 geschrieben worden ist.

An den Nöten der Bürger das eigene Profil schärfen, ist schäbig!

Reichelt, Tichy, Restle, Stegner, Böhmermann, Reitschuster und wer auch immer finden täglich neue kleine Themen zu Putin, der NATO, der Ampel, zur Energiekrise, zur allgemeinen Inflation (sogar immer noch zu Corona) und leuchten sie entsprechend ihrer Kundschaft und ihrer Fanblase aus. Das ist alles legitim. Aber nichts davon war je zielführend und ist es in diesen Tagen noch weniger als 2020 und 2021.

Für Rechts und Links gilt deshalb gleichermaßen: Jetzt macht entweder Eure Revolution oder verzichtet auf zivilen Ungehorsam, passiven Widerstand, uninspirierte Spaziergängen oder peinliche Klebereien. Über solche „Wattebäuschchen“ lacht die Regierung und schütteln die meisten Bürger verständnislos oder angewidert den Kopf.

Einen Spalt vertiefen ist einfach

Es heißt: Dies und Jenes spalte die Gesellschaft. Vieles spaltet in der Tat. In den vergangenen Jahren spaltete ein Virus das Volk,  2022 und vermutlich auch im nächsten Jahr ist es der Umgang mit Putin (Sanktionen, Waffen), der sogenannte Klimawandel (Atom, Gas, Kohle) und die überbordende Migration (nicht nur durch ukrainische Flüchtlinge).

Wollen wir zulassen (gar ermöglichen), dass am Ende des Jahres 2023 der Spalt noch größer sein wird? In den nächsten Wochen und Monaten werden wir ausreichend Gelegenheit haben, zu zeigen, wie wichtig uns der Zusammenhalt und Bestand des Gemeinwesens tatsächlich ist. – Ich oder Wir! Daran wird sich entscheiden, wohin in den nächsten Jahren auch in anderen Fragen die Reise geht und wie sozial dieses Land bleibt (bleiben kann).

Ihr da oben, wir hier unten – Selbstmitleid ist kontraproduktiv

Und wie menschenfreundlich die Menschen bleiben! Es geht jetzt nicht um Olaf Scholz, Robert Habeck, Nancy Faeser, Christine Lambrecht oder Karl Lauterbach Die müssen weg, keine Frage. Doch das geht in einer Demokratie nun mal nicht mit einem Fingerschnips, sondern nur durch Wahlen.

Und so liegt es an uns, den Bürgern, an jedem Einzelnen von uns, ob wir im Krisenjahr 2023 weiterhin alle den Einzelkämpfer und virtuell Empörten geben, ob wir wieder (wie in den Corona-Jahren) nur die Zustände beklagen und ansonsten die Ellenbogen ausfahren und nach dem St.-Florians-Prinzip handeln, oder ob wir die Krisen als Chance begreifen, über den eigenen Tellerrand und Kirchturm hinauszuschauen und füreinander einzustehen.

Denn was jede politische Religion (und zu nichts anderem entwickelt sich die Ampelregierung) mehr fürchtet als der Teufel das Weihwasser, ist ein Volk, das wirklich zusammensteht, das echt solidarisch handelt und nicht nur auf Weisung der Medien mit Blick auf eine kleine Gruppe in der Gesellschaft, die aus welchem Grund auch immer gerade als besonders unterstützungs- oder förderungsbedürftig gilt. Das Establishment will eine  „Zivilgesellschaft“, deren gruppenbezogene Solidarität sie steuern kann. Mit einer Gesamtgesellschaft, die zusammensteht in Zeiten der Not, die sich nicht in Gute und Böse auseinanderdividieren lässt, kann sie nicht nichts anfangen. Denn die Aufteilung der Bürger in Anständige und Unanständige ist ihr Lebenselexier, sichert ihre Machtbasis dauerhaft.

Revolution durch echte Solidarität?

Nun, Volk, steh auf und Sturm brich los? Das mag 2023 in einer Variante bevorstehen, die wir uns am 31.12.2022 nicht vorstellen können oder wollen. Ich wünsche es uns nicht, denn Stürme wehen nicht nur Totholz hinweg, sondern auch viele starke Bäume. Mögen die Regierenden wieder ihre Bürger in den Blick nehmen lernen und mögen die Bürger sich untereinander weniger als Gegner sondern als Schicksalsgemeinschaft verstehen. Dann mag ein laues Lüftchen reichen, um den Pesthauch der in der Ampel nachwirkenden Merkeljahre hinwegzuwehen. Alles darüber hinaus liegt in Gottes Hand!

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