Conservo-Redaktion
(Alex Cryso) Der deutsche Film ist seit Jahrzehnten ein selbstproduziertes Jammertal: Maue Storys, holprige Dialoge, hölzerne Darsteller und eine Machart fernab der internationalen Standards haben dieses Stückchen der Populärkultur gewaltig ins Abseits manövriert.
Natürlich gab es hier und da vereinzelte Kinohits, die mittlerweile jedoch ganz auf die neue Linkspolitik ausgerichtet sind. Als Beispiele seien grober Klamauk mit coolen Türken wie etwa die „Fack Ju Göhte“-Serie oder Flüchtlingsfreundliches wie etwa „Willkommen bei den Hartmanns“ genannt. Die echte Kinokultur bleibt hingegen weiter auf der Strecke so lange nur die politische Indoktrinierung stimmt.
Ganz überraschend hat das prämierte Drehbuch nichts mit dem Christentum zu tun
Nun wurde derletzt der Deutsche Drehbuchpreis verliehen. Der Gewinner ist – man ahnt es bereits, glaubt es kaum oder befürchtetet es schon – ein Drehbuch, das mit dem hochverehrten Islam zu tun hat. Kulturstaatsministerin Claudia „Fatma“ Roth von den Grünen war anwesend und schon jetzt hört man nicht nur eine Nachtigall trapsen. „Martin liest den Koran“ aus der Feder der Autoren Jurij Saule und Michail Lurje lautet der Titel des Preisträgers.
Rund 10.000 Euro sind dem Verband Deutscher Drehbuchautoren (VVD) und der Filmförderungsanstalt (FFA) dieser Erguss wert, der gemeinhin als Kammerspiel zwischen einem iranischen Islamisten und einen Islamwissenschaftler umschrieben wird. Es geht um Konvertierung, regelmäßige Moschee-Besuche, Anschlagspläne und inwieweit diese mit der heiligen muslimischen Schrift vereinbar sind.
Hat der radikale Islam eine wichtige Botschaft an uns?
Lurje, ein sowjetischer Jude, hatte wohl fünf Jahre seines Lebens damit aufgewendet, ein Drehbuch über die Deutung des Korans zu schreiben. Man habe die Position radikaler Islamisten ernst nehmen wollen, der Wunsch nach Verständnis sei die Voraussetzung für jeden Dialog. Anscheinend liegt sogar schon eine Verfilmung mit Ulrich Tukur und Zejhun Demirov in den Hauptrollen vor.
Natürlich soll man keinen Film be- oder verurteilen, solange man ihn nicht gesehen hat. Und auch kein Drehbuch, das man nicht selbst gelesen hat. Dennoch ist erhöhte Vorsicht geboten, wenn ausgerechnet Claudia Roth davon träumt, es sei an der Zeit für „nie dagewesene Stoffe und kraftvolle Leinwanderzählungen“. Die Jury sprach von einem „psychologisch-provokantem Drahtseilakt, der virtuos mit den Erwartungen des Publikums spielt“.
Claudia Roth: Am Islam wird Demokratie sehr gut sichtbar
Gut möglich, dass die Autoren ihre dramaturgischen Kniffe eingebaut haben, um das eine oder andere zu relativieren. Die Frage, ob heutzutage die politische Gesinnung echte Kreativität und Innovation schlägt, muss jedoch gestellt werden. Den Filmpreis der Goldenen Lola gab es obendrein. Der Drehbuchpreis selbst gilt als höchstrenommierteste Auszeichnung für Autoren in Deutschland.
Roth sprach in ihrer Rede von Vielfalt und Diversität auch in der Filmbranche und einem „Sichtbarmachen der Demokratie“. Filme und Serien seien daher „ein Spiegelbild der Gesellschaft“. Roth: „Nur auf diesem Wege kann die Überwindung von Spaltung und Ausgrenzung und möglichst breite Teilhabe am kulturellen Leben gelingen“.
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Links zur Vertiefung
Berliner Zeitung: “Deutscher Drehbuchpreis für ‘Martin liest den Koran'”
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