Vor einem Jahr starb Benedikt XVI. und mit ihm die Kirche des II. Vatikanums

Michael van Laack

Auf den Tag genau 1.687 Jahre nach Papst Silvester I. kehrte Joseph Ratzinger vor einem Jahr in die Hände seines Schöpfers zurück. “Schmerzerfüllt muss ich mitteilen, dass Benedikt XVI., Papst Emeritus, heute um 9:34 Uhr im Kloster Mater Ecclesiae im Vatikan verstorben ist”, teilte seinerzeit der Sprecher des Heiligen Stuhls, Matteo Bruni, mit.

Ein Leben für Gott und die Kirche endete nach mehr als 95 Jahren. Seine Worte und Taten, seine Bücher, sein Wirken als Konzilstheologe, Erzbischof von München und Freising, langjähriger Präfekt der Glaubenskongregation, sein an “umstrittenen” Höhepunkten nicht armes Pontifikat und sein möglicherweise gar das Wesen des Papsttums verändernder Rücktritt 2013 werden ihn jedoch zumindest innerkirchlich noch über manches Jahrzehnt präsent halten.

Stets Diener der Kirche, nicht der Welt

Papst Silvester I. regierte die Kirche fast 22 Jahre, größtenteils unter der Herrschaft des ersten als christlich bezeichneten römischen Kaisers Konstantin. Eine späte Legende sagt von diesem Papst, er habe Konstantin vom Aussatz geheilt, worauf dieser sich zum Christentum bekehrt, alle heidnischen Tempel geschlossen und sämtliche christliche Gefangenen freigelassen habe.

Solche Großtaten werden von Benedikt XVI. freilich nicht berichtet. In seiner Zeit als Präfekt der Glaubenskongregation fuhr er (nicht einfach nur mit Duldung, sondern mit Zustimmung von Papst Johannes Paul II., dem er ab Anfang 1982 diente) einen harten Kurs gegen Theologen, die Teile der Lehre der Kirche verwarfen, relativierten oder in anderer Form verächtlich zu machen suchten, so z. B. Eugen Drewermann und zahlreiche dem Neomarxismus zugewandte Befreiungstheologen in Südamerika und Frankreich.

Auch in der Frage der Schwangerschaftskonfliktberatung in Deutschland (Lizenz zum Töten) und den Bestrebungen von Vereinigungen wie “Wir sind Kirche” (Kirchenvolksbegehren), zog er rote Linien ein. Seine Botschaft lautete unmissverständlich: Welt und Kirche, Zeitgeist und Lehre dürfen niemals kopulieren.

Nicht ein Iota soll vergehen…

Als Ratzinger auf Johannes Paul II. folgte und künftig Benedikt XVI. hieß, setzte er seinen Kurs unbeirrbar fort. Versöhnen statt Spalten lautete innerkirchlich seine Devise. Er ließ niemals zu, dass die Texte des II. Vatikanischen Konzils als Super-Dogma missbraucht wurden, um die Lehre der Kirche zu verändern oder ihre Tradition weiter zu schleifen.

Im Gegenteil: Er holte die Liturgie, die bis 1969 Usus und somit auch noch die Liturgie des Konzils war, aus ihrem Schattendasein, der Anrüchigkeit, dem scheinbar Verbotenen in “Summorum Pontificum” heraus, revidierte die Exkommunikation der Bischöfe der Priesterbruderschaft St. Pius X. und bemühte sich um eine Versöhnung, die allerdings hauptsächlich an den auf die antisemitischen Äußerungen von FSSPX-Bischof Richard Williamson folgenden das gegenseitige Misstrauen wieder aufleben lassenden Entwicklungen scheiterten.

Mohammed ist nicht der “jüngere Bruder” Christi

Auch zum Islam hatte Benedikt immer eine klare Haltung. Weichgespülter interreligiöser “Piep-Piep-Piep, wir haben Mohammed lieb”-Dialog war niemals seins. Die Welt hat ihm das nicht verziehen. Die Kritik an seiner Regensburger Rede ist immer noch Gegenstand von Debatten. Ebenso wie seine Haltung in der Missbrauchsfrage. Dass Benedikt der erste Papst war, der das Thema auf der Agenda hatte, wird heute gern verschwiegen.

Er habe nicht genug getan, lautet bis heute der Tenor der queeren Community und des Synodalen Weges; als Erzbischof von München und Freising habe er gar Täter geschützt. Letzteres kann nun nicht mehr vor einem weltlichen Gericht geklärt werden. Wie Gott darüber urteilt, wollten wir tunlichst ihm überlassen.

Ohnehin muss man jedes Nachtreten seit dem Tod des Emeritus vor einem Jahr als schäbig und charakterlos bezeichnen. Ganz gleich zu welchen Themen: Jene die in den vergangenen 365 Tagen immer wieder nachtraten, haben – wie sich bereits erwies oder noch erweisen wird – selbst genug “Dreck am Stecken”.

Wie auch immer! Danke für alles, werter Joseph Ratzinger, hochverehrter Benedikt XVI.

Ihr jahrzehntelanges segensreiches priesterliches und bischöfliches Wirken für die eine, heilige, katholische und apostolische Kirche werden wir immer ehrend in lebendiger Erinnerung halten,

lieber Heiliger Vater!

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