Heftige Insiderkritik an “Tagesschau” und “Tagesthemen”

TagesschauVon Peter Helmes

ARD-Journalist Christoph Maria Fröhder (72 J.) haut im neuen Spiegel ´mal richtig auf die Pauke – und auf die lieben Kollegen. Sein Wort hat Gewicht; denn immerhin ist (war) Fröhder seit 50 (!) Jahren für die Öffentlich-Rechtlichen tätig. Seine Kritik trifft bei uns auf offene Ohren, weil wir seit Jahren auf die anhaltende Niveauabsenkung der ÖR hinweisen.

Fröhder könnte sich also unseres, speziell meines Beifalls, sicher sein – in der Sache. Denn so einfach ist das gar nicht. Es stellt sich doch sogleich die Frage, wieso er erst jetzt, da er in den Ruhestand geht, mit seiner Kritik rausrückt. Was er bemängelt, das hat sich doch gewiß in fünfzig langen Jahren bei ihm angesammelt und aufgestaut. Aber da kriegte er wohl genügend Schmerzensgeld (Honorar) dafür. Jetzt nachzutreten – so richtig und berechtigt seine Kritik auch ist – erscheint ein wenig wohlfeil und den ehemaligen Kollegen gegenüber unfair. Schließlich läßt er kein einziges gutes Haar an ihnen.

Fröhder kritisiert im „Spiegel“ vom 7.2.15 unter anderem die „Kleinstaaterei der einzelnen Anstalten“ sowie eine „sprachliche Verlotterung“, es wimmele z. B. von Grammatikfehlern. Und ihn störe „dieses ständige Geduze“! Jeder Korrespondent werde mit Vornamen aufgerufen. Das sei „dem Zuschauer gegenüber unhöflich, es ist ärgerlich.“ Da will ich ihm gerne zustimmen. Die Duzerei läßt jeglichen Respekt vor den Zuhörern vermissen.

Missionar möchte der ARD-Mann zum Abschied vom Mikrophon auch noch gerne sein: „Ich will, dass sich etwas ändert“, ruft er in die Medienlandschaft. Er, Christoph Maria Fröhder, wolle schließlich diese Kritik nicht für sich selbst formulieren, sondern für seine journalistischen Nachkommen. „Ich will, dass sich etwas ändert, damit die jungen Kollegen in Zukunft wieder den Journalismus machen können, den die ARD braucht. Mein Entschluss ist auch ein symbolischer Abschied.“

Nun denn, ein wenig (allzu dick aufgetragenes) Pathos darf nach 50 Reporterjahren wohl sein. Nur, wie gesagt, ein bißchen früher wäre ein bißchen glaubwürdiger gewesen. Ändern wird er mit seinem finalen Rundumschlag wohl eh nix. (Alle Zitate: LS, t-online.de, 7.2.15)

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