Patrone Europas: Cyrillus, der Slawenapostel – Methodius, Gründer des Erzbistums Kiew

Michael van Laack

Jene, die Liturgie in der außerordentlichen Form des römischen Ritus feiern, lesen am heutigen 7. Juli im Heiligenkalender die Namen der Slawenapostel Cyrillus und Methodius. Für alle anderen Katholiken ist der 14. Februar der Festtag dieser Heiligen. Soviel vorab für Leser, die sich vielleicht wundern, warum wir heute einen Artikel zu diesem Thema bringen.

Der nachfolgende Text stammt aus dem zweiten Band (Juli bis Dezember) des 1934 im Verlag der Buchgemeinde (Bonn a. Rhein) in erster Auflage erschienen Werks “Helden und Heilige” von Hans Hümmeler.

Die Vorkriegsauflagen sind antiquarisch kaum mehr erreichbar. Die im Text stark veränderten Auflagen (manches angeblich zu “germanisch-heldische” wurde getilgt) aus den späten 60er bis frühen 80er Jahren sind noch recht zahlreich in den Angeboten der Online-Antiquariate vertreten.

Einige ausführliche Informationen zum Autor und seinem Lebenswerk finden Sie in diesem Audiomitschnitt einer Sendung auf domradio.de aus dem Jahr 2019.

Zwei kluge Köpfe gehen zunächst getrennte Wege

Die beiden Brüder aus Saloniki, geboren um das Jahr 827 und in Konstantinopel wissenschaftlich geschult, waren auch in der glänzenden Weltstadt am Bosporus nicht zu übersehen. Cyrillus, der Philosoph und überragende Sprachenkenner, erhielt schon in jungen Jahren, kaum Priester geworden, eine Doppelprofessur, während sich sein älterer Bruder Methodius Stufe um Stufe im Staatsdienst heraufdiente und zu Statthalter über einige slawische Gaue ernannt wurde.

Gott aber hatte anderes mit ihnen vor. Er sandte Cyrillus durch die Kaiserin Theodora ins südliche Russland zu den heidnischen Chazaren. Und es erwies sich, dass der stubenbleiche Gelehrte durch seine Klugheit und Tatkraft auch über ein halbwildes Steppenvolk Macht gewann und es dem Christentum zuführte.

Zur selben Zeit schien sein Bruder den entgegengesetzten Weg zu gehen: Er nahm seinen Abschied aus dem Staatsdienst und trat als einfacher Laienbruder in ein Kloster am Berge Olympos ein. Dorthin zog sich auch Cyrill nach Beendigung seiner Mission zurück. Zelle an Zelle beteten, fasteten und büßten die beiden Brüder in tiefster Weltabgeschiedenheit; in ihren Herzen aber brannte das heilige Feuer, Künder des Gotteswortes zu sein für alle, welche die frohe Botschaft vom Menschensohn noch nicht vernommen hatten.

Liturgie in der Landessprache – Seinerzeit kaum vorstellbar

Schneller als sie es ahnten, ging ihr Verlangen in Erfüllung. Rastislav, der Fürst der heidnischen Mähren, hatte Wunderdinge von den Chasaren gehört und bat durch eine Gesandtschaft in Konstantinopel um christliche Priester. Was lag näher, als den zu beauftragen, der bereits Erfolge erzielt hatte? Cyrillus ging ohne Zögern, doch nicht allein; ihn begleitete Methodius. Schon unterwegs in Bulgarien, wo Juden und Sarazenen eine rege Werbetätigkeit entfalteten, stärkten sie die Kraft der Rechtgläubigen.

Die eigentliche Ernte aber begann in Mähren, wo sie vom Fürsten unterstützt und vom Volke wohl aufgenommen wurden, weil sie wieder Zehnt noch andere Abgaben verlangten und sich bescheiden mit dem begnügten, was Dankbarkeit und frommer Sinn ihnen reichten. Sie predigten dem Volk das Evangelium in eigener Sprache, ja Cyrillus übersetzte die Bibel und die liturgischen Bücher ins Slawische und feierte später auch den Gottesdienst in slawischer Sprache, weil er nur so das Vertrauen des fremden Volkes gewinnen konnte.

In Rom freilich erregte die Neuerung Ärgernis, das sich jedoch in stürmischer Bewunderung wandelte, als die beiden Brüder selbst in Rom erschienen und nicht nur ihre Übereinstimmung mit der kirchlichen Lehre überzeugend darstellten, sondern auch die Reliquien des heiligen Papstes Clemens überbrachten, die Cyrill in der Krim wiederentdeckt hatte. Papst Hadrian II. ehrte die Verdienste der beiden Glaubensboten, indem er sie zu Bischöfen weihte und ihnen die Erlaubnis erteilte, mit Rücksicht auf die schnellere Ausbreitung des Christentums in Mähren die slawische Liturgie beizubehalten. Besser, als es hier geschah, hätten Cyrillus und Methodius nicht gerechtfertigt werden können.

Der Tod des einen Bruders lässt es den anderen noch einmal wagen!

Wenn sie trotzdem nicht sofort zurückeilten, so trug eine Erkrankung Cyrills Schuld daran, die sich verschlimmerte und den Bekenner reiseunfähig machte. Er gab sich selbst keinen Täuschungen über die Gefahr hin, in der er schwebte Aus einem Missionar wurde er wieder zum Mönch. In der Zelle eines römischen Klosters bereitete er sich auf den Tod vor und starb friedlich am 14. Februar 869. Man bettete den Entschlafenen in ehrfürchtiger Dankbarkeit neben der Gruft des Heiligen Clemens. Bevor Methodius die Leiche seines Bruders in der Obhut der Römer zurückließ und nordwärts wanderte, verlieh ihm der Papst die erzbischöfliche Würde und ernannte ihn zum Apostolischen Legaten.

Gerade diese Auszeichnung aber sollte für ihn Quelle heftiger Drangsale sein; denn in der Ausübung seines Amtes geriet er nicht nur mit dem neuen Landesherrn Swatopluk, sondern auch mit den benachbarten bayerischen Bischöfen in Auseinandersetzungen, weil die Grenzen seines Sprengels keineswegs klar gezeichnet waren. Man bemächtigte sich seiner Person, ein Scheingericht urteilte über seine angeblichen Verfehlungen und Methodius wurde in einem schwäbischen Kloster gefangen gehalten, von seinen Peinigern hart behandelt und nach Möglichkeit gedemütigt. Erst nach drei Jahren gelang es dem päpstlichen Legaten Paulus von Ancona, seine Freilassung zu erwirken und ihn in alle Rechte wieder einzusetzen; seine Schuldlosigkeit aber ist von der Geschichte erwiesen.

Intriganten gab es schon im 9. Jahrhundert zuhauf

Als hätte die Enge der Haft seinen Drang in die Weite noch verstärkt, dehnte Methodius nun seine Tätigkeit erst recht über die Nachbargaue aus, beschränkte sich jedoch auf die slawischen Länder. Von seinem Stammsitz Welehrad (ungarisch: Hradisch) aus unternahm er Missionsreisen nach Kärnten, Dalmatien, Ungarn, Böhmen, Polen, Galizien und Russland; das Bistum Kiew führt seine Gründung auf ihn zurück. Nochmals musste er um das Vermächtnis seines Bruders (die slawische Liturgie) kämpfen, als er auf Anstiften Salzburgs von Papst Johannes VIII. nach Rom beschieden wurde. Zwar siegte er und erlangte sogar eine feierliche Bestätigung des Vorrechts für ewige Zeiten, doch wurde ihm der Mönch Wiching vom Kloster Reichenau als Suffraganbischof zur Seite gegeben; ein Heuchler und Eiferer, der ist darauf abgesehen zu haben schien, die letzten Lebensjahre des Greises zu verbittern. Am 6. April 885 folgte Methodius seinen Bruder Cyrillus in die Ewigkeit. Am 7. Juli feiert die Kirche ihr Doppelfest.

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