“Krippenkinder” sind später oft lernschwach und beziehungsgestört

Jenniffer Ehry-Gissel

Der aktuelle IQB-Bildungstrend schildert eine Verschlechterung des Bildungsniveaus von Viertklässlern, also der 10-Jährigen, im Verlaufe des letzten Jahrzehnts in Deutschland. Das dürfte z.T. durch Corona und die Zunahme von Migrantenkindern bedingt sein.

Da der Rückgang aber schon vor Corona und vor dem Flüchtlingsstrom einsetzte, erklärt das nicht alles. Wird 10 Jahre zurückgerechnet, durchlebten die betroffenen Kinder ihre ersten Lebensjahre zur Zeit der „neuen Familienpolitik“ mit Verkürzung des zwei-jährigen Erziehungsgeldes zum einjährigen Elterngeld und Ausbau der Krippenbetreuung. Der belastende Einfluss von Kinderkrippen auf Lernen und Bildung ist in verschiedenen Studien bereits gut belegt. Daher ist es naheliegend, dass der Ausbau der Krippenbetreuung zur Verschlechterung des späteren Bildungsniveaus der Viertklässler beigetragen hat.

Krippenkinder seltener mit ihrem Leben zufrieden

Auf diesem Hintergrund ist eine neue Arbeit des ifo-Instituts interessant. Sie zeigt, dass die Ausweitung der Elternzeit von 5 auf 12 Monate für erste Kinder im Jahr 1986 in der früheren DDR dazu führte, dass die ab 1986 geborenen Erst-Kinder später eine deutlich höhere Lebenszufriedenheit haben als die zuvor geborenen. Daraus ist zu schließen, dass die bessere Bindung zu den Eltern im ersten Lebensjahr zu einer größeren Lebenszufriedenheit führt.

Im Umkehrschluss ist zu schließen, dass von einer Verkürzung der Elternzeit (mit Verlängerung der Krippenzeit) eine später geringere Lebenszufriedenheit zu erwarten ist. Lebenszufriedenheit im Kindesalter ist aber die beste Grundlage für Bildungsbereitschaft. Auch daher ist es naheliegend, dass die „Krippenoffensive“ im vorletzten Jahrzehnt eine Ursache für die seitherige schulische Verschlechterung der Viertklässler ist.

Es ist Zeit, diesen Zusammenhang durch objektive wissenschaftliche Studien vorurteilsfrei abzuklären. Für die Verschlechterung der schulischen Leistungen muss nicht unbedingt die Schule verantwortlich sein. Die Ursache kann auch eine schwächere Lernmotivation sein als Folge einer geringeren Lebenszufriedenheit aufgrund mangelnder Bindung zu den Eltern. Die Rolle des frühkindlich erworbenen Bindungsmusters für den späteren Schulalltag wird ohnehin auch in der pädagogischen Literatur gewürdigt.

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*Jenniffer Ehry-Gissel ist als Familiencoach tätig, Als Autorin hat die mehrfache Mutter bereits einige Bücher verfasst, die sich hauptsächlich mit Fragen der Erziehung von Kleinkindern beschäftigen, so z. B. “Schatz, ich bin zu Hause!: Weshalb die ersten drei Lebensjahre so wichtig sind.” Zudem veröffentlicht Ehrly-Gissel auf ihrem Blog “Berufung Mami” regelmäßig Artikel zu Familienthemen und schreibt auch für andere Seiten Beiträge. So z. B. für den Verband Familienarbeit e.V. , dessen Vorsitzender Dr. Johannes Resch ist. Der obige Artikel wurde erstmals am 06.12.22 auf der Website des Verbandes veröffentlicht. – Anderes Titelbild, Zwischenüberschrift und Einbindung der angegebenen Quellen in den Text erfolgte durch die conservo-Redaktion.

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