Kirchenlieder-WM: Wenn das linke Milieu frömmelt, ist rasch die Zuchtrute zur Hand!

Michael van Laack

“Laudato si, o mio signore” ist ein zumindest von den 70ern bis in die frühen 90er Jahre vielgesungenes deutschsprachiges Kirchenlied, das den sogenannten neuen geistlichen Liedern zugerechnet wird. Der Text stammt aus der Feder des 2019 verstorbenen katholischen Priesters Winfried Pilz, der 2012 beschuldigt wurde, einen schutzbedürftigen erwachsenen sexuell missbraucht zu haben.

Als sich die Vorwürfe bestätigten, blieb dem zögerlichen Joachim Kardinal Meisner – dem damaligen Erzbischof von Köln – unter dessen kirchenrechtlicher Jurisdiktion Pilz stand – nichts anderes übrig, als gegen den durch sein erfolgreiches Liedgut zur “Prominenz” gelangten Priester zu reagieren. Er erhielt eine Geldstrafe und ein Kontaktverbot zu Minderjährigen. Eine viel zu schwache Reaktion. Darüber hinaus wurde der zuständigen Staatsanwaltschaft Köln der Fall erst 2018 vom Erzbistum gemeldet. Da er bereits aus den 70er Jahren stammte. war er zu diesem Zeitpunkt (2012 allerdings auch schon) bereits verjährt. Entsprechend kam es nicht zu Ermittlungen. – Soweit die Fakten.

Eine rein deutsche Kirchenlieder-WM – Great!

Nun zum eigentlichen Anlass dieses kurzen Artikels: Auf Twitter veranstaltet gerade ein User (möglicherweise auch ein kleines Team) mit dem Alias “Charon 29” (Charon ist bekanntlich der greise Fährmann, der nach der griechischen Mythologie die Verstorbenen gegen einen angemessenen Geldbetrag über den Totenfluss in die Unterwelt geleitet) eine sogenannte “Kirchenlieder-WM”. In zahlreichen Vierergruppen wird Liedgut verschiedener Konfessionen (viel Protestantisches, manches Katholische und einiges aus Taizé) zur Abstimmung angeboten. Das Projekt steckt in der zweiten “Vorrunde”.

Da wir uns in Deutschland mittlerweile in immer mehr Bereichen wieder für den Nabel der Welt halten, besteht das Angebot für die WM selbstverständlich nur aus deutschen Liedern. Seis drum! Gestern nun fuhr Charon scheinbar der Schrecken in die Glieder. Von einigen Usern aufmerksam gemacht, erkannte der alte Fährmann, dass sich entartetes Liedgut eben in Form des Songs “Laudato si” in die Abstimmung eingeschlichen hatte.

Deshalb ließ der Initiator des “Wettbewerbs” vorsorglich die Fans (aber selbstverständlich auch jeden anderen, der zufällig mal vorbeischaute) darüber abstimmen, ob man eines der erfolgreichsten neuen Kirchenlieder der 70er Jahre weiter im Wettbewerb halten sollte, obwohl der Autor ein nachgewiesener wenn auch nicht weltlich verurteilter Missbrauchstäter war.

Das Ergebnis dürfte knapper ausgefallen sein, als erhofft:

WM-Organisationschef Charon ließ sich davon jedoch nicht beirren:

Die moralische Oberschicht erklärt uns die Welt

Mich – und viele andere Bürger – nervt es ja seit geraumer Zeit, dass uns von den Lehrern der Toleranz und der Vielfalt in vielen Bereichen erklärt wird, was geht und was nicht geht: welche Filme man sich noch ungeschnitten oder mit der alten Synchronisation anschauen darf und welche nicht; welche Bücher nur dann noch guten Gewissens gelesen werden können, wenn rassistische oder frauenfeindliche Stereotypen aus ihnen getilgt wurden; welche Bilder antisemitischer Künstler der vergangenen Jahrhunderte nicht mehr ausgestellt werden sollten; und eben auch welches Liedgut nicht mehr gehört oder gesungen werden kann, wenn man am Ende des Tages weiterhin ohne rot zu werden “Ich bin klein, mein Herz ist rein!” beten will oder sich von seiner Twittergemeinde am Abend (ohne sich dafür vor sich selbst schämen zu müssen) mit “Sleep well – Be woke” verabschieden zu können.

Nun hatte ich schon seit einigen Tagen die Vermutung, dieser Kirchenlieder-Account sei ein honeypot, der zwischen den einzelnen WM-Runden immer mal wieder ein paar ideologische Botschaften im Sinne des Synodalen Wegs oder der LGBT-Community absetzen will. Als jemand, der strategisch im politischen Betrieb tätig ist, entwickelt man für so etwas ein Gespür. Heute wurde aus diesem Gefühl Gewissheit. Zugegeben, ganz entgegen meiner sonstigen Gewohnheit habe ich ein wenig provokativ formuliert:

Doch die Reaktion war eindeutig. Strategiestörende Elemente (Teil der Strategie war hier, durch das Einsehen eines nur scheinbaren Fehlers, tatsächlich aber eines gezielten Aktes (das Lied „Laudato si“ mit in den Wettbewerb zu nehmen) sind zu entfernen. Deshalb hat mich der Unterweltbefüller nach diesem Tweet umgehen gesperrt. Auch wenn mich das nicht weiter stört, denn ich kann über Blogaccounts selbstverständlich weiterverfolgen, was sich wie entwickelt:

Hier haben wir einmal mehr einen dieser politisch und/oder religiös linken Sockenpüppchen-Accounts, der über ein Event im Subtext oder auch wie hier im Klartext Haltungsempfehlungen verbreiten will. Kann man machen, könnte auch von Erfolg gekrönt sein, ist aber zutiefst unanständig: Wie alles andere was in den sozialen Netzwerken und unter Pseudonym oder mit professionellen Sockenpüppchen verbreitet wird.

*****

Sie lesen gern die Debattenbeiträge, Analysen, Satiren und andere Inhalte,
die wir Ihnen auf conservo bieten?
Dann können Sie unser Engagement hier per PayPal unterstützen: