Faktencheck: Nur Maximilian Krahs Tod könnte das Dilemma der AfD auflösen

Michael van Laack

Um jeder Spekulation Vorschub zu leisten: Nein, ich wünsche Maximilian Krah nicht den Tod. Grundsätzlich nicht, weil man keinem Menschen den Tod wünscht und darüber hinaus auch um seiner mindestens acht leiblichen Kinder willen nicht. In jungen Jahren den Vater zu verlieren ist immer ein das ganze Leben beeinflussendes einschneidendes Ereignis; dazu stellt man keine Gedankenspiele an und bezieht solche Überlegungen auch nicht in Planspiele ein.

Warum ich dennoch diese provokante Überschrift gewählt habe? Weil mir die Empörung der Medien und des politischen Betriebs darüber, dass die AfD entschieden habe, trotz aller schwerwiegenden Vorwürfe, Skandale und Skandälchen rund um den Dresdener Pseudopatrioten an ihm als Spitzenkandidaten festzuhalten, ganz mächtig auf den Sack geht. Denn die Partei kann gar nicht anders!

Bundesregierung: Wir machen uns das Recht, wie es uns gefällt

Im Gegensatz zur Bundesregierung, deren Habitus “Wir brechen und verbiegen das Grundgesetz, solange uns niemand Einhalt gebietet” in den vergangenen Jahren schon manche Sorgenfalte auf die Stirn zahlreicher Bürger getrieben hat (siehe Corona, offene Grenzen, nichtiger Haushalt 2024, Verfassungsschutz als Regierungsschutz usw.), hat die AfD nicht die Macht, sich über Gesetze zu stellen und zu tun, was ihr beliebt.

Folglich muss sie sich also auch an das „Gesetz über die Wahl der Abgeordneten des Europäischen Parlaments aus der Bundesrepublik Deutschland (Europawahlgesetz – EuWG)“ halten. In diesem Gesetz lesen wir in § 12, dass nach der Zulassung des Wahlvorschlags (diese erfolgte am Karfreitag 2024) jede Änderung der Liste ausgeschlossen ist, es sei denn, der Kandidat stirbt vor der Wahl oder verliert seine Wählbarkeit.

Über den Verlust der Wählbakeit kann allerdings nicht die jeweilige Partei entscheiden, sondern sie tritt ein oder kann vom Gericht verhängt werden, nachdem ein Listenplatzinhaber wegen eines Verbrechens zu einer Freiheitsstrafe (bei Verbrechen immer ohne Bewährung ) von mindestens einem Jahr verurteilt wurde:

Hausgemachtes AfD-Dilemma

So, nun ist aber auch schon Schluss mit der Advokanz gegenüber der Partei, denn so weit, dass Krah Spitzenkandidat für die EU-Wahl wird, hätte es erst gar nicht kommen dürfen.

Mut zur Wahrheit? Den haben weder Alice Weidel, Tino Chrupalla noch andere Spitzen der AfD. Schützend stellen Sie sich (nicht erst seit gestern) zumindest in der Öffentlichkeit vor den Strippenzieher, für den nicht einmal Björn Höcke mehr darstellt als einen nützlichen Idioten, der ihn gemeinsam mit Weidel und Chrupalla auf den Schild des Spitzenkandidaten der einzigen echten Oppositionspartei gehoben hat.

Ja, ich weiß – Parteisoldaten müssen in der Öffentlichkeit einen Schutz gegen Angriffe auf Parteifreunde bilden, die vergleichbar sind mit den Igel-Formationen römischer Legionen. Aber keiner dieser Soldaten kann verpflichtet werden, sich als Kanonenfutter für einen Präfekten zur Verfügung zu stellen, am allerwenigsten die Tribune.

Doch genau das stellen die Parteiführer, der BuVo und nicht wenige Madatsträger in Bund, Ländern und Kommunen in diesen Tagen dar. Sie sind bereit, sich für Krah in einen Kessel mit siedendem Öl werfen zu lassen, die Partei wie römische Sklaven im Circus Maximus den Medien häppchenweise zum Fraß vorzuwerfen, erneut eine Spaltung der Partei zu riskieren und den sicher geglaubten Wahlerfolg bei der EU-Wahl zu gefährden.

Krahs Wahl auf Platz 1 hat viele Gründe

Gegen viele Warnungen und Mahnungen habe Weidel, Chrupalla und Höcke den ostdeutschen Ex-CDUler und Ex-Rechtsanwalt auf den Wahlschild gehoben. Doch beim Aufstellungsparteitag wählten ihn nicht wenige Delegierte aus Kadavergehorsam, falsch verstandener Solidarität oder Angst um die eigene Listenplatz- und somit Mandats-Zukunft bei noch bevorstehenden anderen Wahlen 2024 u. 2025. Manche glaubten auch nur den markigen Worten von Krahs lautstarken Unterstützern, er werde die Partei in Divisionsstärke nach Brüssel führen und dann dort aufräumen.

Nun ist Krah, ein Opportunist reinsten Wassers, für den Deutschland weniger Wert besitzt als ein in China umfallender Sack Reis, endlich dort, wo er aus seiner Sicht hingehört. Ganz oben! Die Fallhöhe ist nun selbstverständlich extrem hoch, doch Krah weiß, dass die Parteispitze sich derartig auf ihn als neuen Hoffnungsträger fokussiert hat, dass sie es sich ohne massiven Gesichtsverlust nicht leisten könnte, ihn zu liquidieren, zumal er gewiss auch sehr viele Leichen in sehr vielen Kellern anderer Akteure kennt und diese so von sich abhängig gemacht hat.

Seht, der Retter ist Krah!

“Wenn Krah fällt, fällt der Osten”, las ich gestern in einer nicht öffentlichen WhatsApp-Gruppe (der ich gewiss nicht angehören würde, wenn die Leute wüssten, wer hinter einem schon vor vielen Jahren eingeführten und deshalb über jeden Zweifel erhabenen Alias steht) aus der Feder eines MdL der AfD, der in seinem Bundesland nicht zu den Hinterbänklern gehört.

Und es ist auch nicht so, dass Krah erst mit dem Tag, an dem er erstmals als Spitzenkandidat für die EU-Wahl in den Hut geworfen wurde, als zukünftiger Ideen- und Taktgeber wahrgenommen wurde. Schon seit vielen Jahren gehört er – nach außen allerdings kaum sichtbar – dem inner circle um Götz Kubitschek, dem Chefstrategen der sich selbst so bezeichnenden wahren, guten und schönen Rechten an. Björn Höcke ist diesem elitären Kreis übrigens nicht klug und mental stark genug, weshalb er lediglich am Tropf des Ritterguts und somit auch an Krahs Tropf hängt, sich Rat holt, dort durchdachte Strategien umsetzt und sich seiner selbst vergewissert, wenn ihm trostlos zu Mute ist.

Ertränkt ihn oder geht mit ihm unter!

Krah ist, das habe ich in diesen Spalten und auf “Philosophia Perennis” seit 2018 immer wieder mit diesen und anderen Worten umschrieben, der Totesser der AfD, eine ehrgeizige unpatriotische Giftschlange an ihrer Patriotenbrust, ein Blender, ein Wahrheit mehr als nur mäßig Entstellender, ein skrupelloser Egozentriker.

Wenn die Partei sich nicht für alle sichtbar und vor allem glaubhaft in Wort und Schrift von ihm absetzt, ihn gewissermaßen zur persona non grata erklärt, wird er sie mit jedem neuen Skandal und Skandälchen (das selbstverständlich von Medien und konkurrierenden Parteien aufgeblasen und ausgeschlachtet wird) immer tiefer herunterziehen; nicht nur in den Umfragen, sondern vor allem in ihrer Glaubwürdigkeit.

Aber wehe, wehe, wehe,

wenn ich auf das Ende sehe!

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