Theologische Betrachtung zu Antonio Rüdigers Fingergeste (Tauḥīd) – Teil 3

Dr. theol. Udo Hildenbrand*

Wer die ersten beiden Teile dieses in der Tat sehr breit und tief analysierenden Artikels bisher noch nicht gelesen hat, kann das hier…

…und hier

…nachholen oder sich einfach von den zigmillionen Menschen, die den Beitrag vermutlich schon begierig verschlungen haben, die bisherigen Erklärungen zusammenfassen lassen. Obwohl ich ja stets dafür plädiere, alles selbst zu lesen. Denn Lesen bildet und bewahrt zumindest während der Lesezeit davor, irgendwelches dummes Zeug zu machen… wie z. B. Islamistenbeiträge liken!

Doch nun zu Dr. Hildenbrands finalem Teil über Antonio Rüdiger und seine Finger, die er nur seltenst bei sich behalten kann… oder so.

Ein eindeutiges Aggressionsfoto und dessen Nachricht  

Nach Informationen der Tageszeitung DIE WELT vom 06.11.2020 hat der Fußballprofi Antonio Rüdiger zusammen mit dem Ex-Weltmeister Mesut Özil auf Instagramm einen „unzweideutigen Beitrag“ des früheren Kampfsport-Weltmeisters Khabib Nurmagomedov mit einem „Gefällt mir“ gelikt. Dieser muslimische Sportler aus Tschetschenien hatte ein Foto des französischen Präsidenten Emanuel Macron mit einem schwarzen Stiefelabdruck im Gesicht und folgendem islamkonnotierten, menschenverachtenden Text gepostet:

„Möge der Allmächtige das Gesicht dieser Kreatur und all seiner Anhänger entstellen, die unter dem Slogan der Redefreiheit die Gefühle von mehr als anderthalb Milliarden muslimischen Gläubigen verletzen…“

Der Grund für dieses Aggressionsfoto war: Nach der barbarischen Enthauptung des französischen Lehrers Samuel Paty auf offener Straße in Paris am 16. 1. 2020 durch einen 18-jährigen islamischen Täter mit tschetschenischen Wurzeln habe der Präsident den Islam beleidigt.

Er habe diese Tat u.a. als „islamistischen Terror“ sowie die Täter als „Barbaren“ und „Feiglinge“ bezeichnet und dabei den Hinweis geäußert, Frankreich würde aufgrund des demokratischen Prinzips der Meinungsfreiheit auch künftig nicht auf Karikaturen und Zeichnungen verzichten. Der grausam ermordete Geschichtslehrer Paty hatte im Unterricht das Recht auf Meinungsfreiheit anhand von Mohammed-Karikaturen veranschaulicht.

Für sein Like zum Aggressionsfoto seines muslimischen Glaubensgenossen hat sich später der Fußballprofi Rüdiger entschuldigt und sein „Gefällt mir“ mit den Worten „Das war ein Fehler“ zurückgezogen. Aus eigener Überzeugung oder aufgrund von Kritik?  Hier die religiös konnotierte Begründung seiner Distanzierung vom eigenen Like:

„Deswegen möchte ich noch einmal klarstellen, dass ich überzeugt gläubig bin, aber auch ein entschiedener Gegner von jeglicher Gewalt … Ich entschuldige mich für dieses Like, das ich deshalb inzwischen auch wieder zurückgezogen habe.“

Ein spannungsgeladenes Entschuldigungsargument

Ernstgemeinte Entschuldigungen sind grundsätzlich zu akzeptieren. Doch die veröffentlichte Bekundung Rüdigers, er möchte „…noch einmal klarstellen, dass ich überzeugt gläubig bin, aber auch ein entschiedener Gegner von jeglicher Gewalt…“ evoziert Widerspruch mit diesem missverständlichen, spannungsgeladenen Entschuldigungsargument.

Signalisiert er nicht in dieser Begründung mit der einen Gegensatz anzeigenden Konjunktion „aber“, dass er zwar ein „überzeugt“ gläubiger Muslim sei, „aber“ (= dennoch/trotzdem) ein entschiedener Gegner von Gewalt“? Dies würde bedeuten: Obwohl er ein gläubiger Muslim sei, sei er dennoch „ein entschiedener Gegner von Gewalt“. Dies aber würde ebenso bedeuten: Kein „überzeugt“ gläubiger Muslim kann jemals „ein entschiedener Gegner von Gewalt“ sein – eine Auffassung, die von Rüdiger wohl mit Sicherheit nicht geteilt wird, wohl aber von wahrscheinlich vielen Menschen, die weltweit bedrückende Erfahrungen mit dem Islam machen.

Vermutlich wird er in seinem Entschuldigungsschreiben dieses „aber“ wohl im Sinne eines aufzählenden „und“ bzw. eines „und deshalb“ auch wie folgt verstehen: Ich bin ein gläubiger Muslim und deshalb „ein entschiedener Gegner von jeglicher Gewalt“. Sollte er diese Version seiner Formulierung erwartungsgemäß gemeint haben, wären an ihn dennoch folgende kritische Frage zu stellen:

  • Kann sich ein Muslim überhaupt als „überzeugt gläubig“ bezeichnen, wenn er sich gegen grundlegende Vorgaben und Vorschriften seiner Religion stellt? 
  • Kann er also „jegliche Gewalt“ kategorisch ablehnen angesichts der im Koran vorgeschriebenen Kampf- und Tötungsbefehle, angesichts auch der im Islam bestehenden Verpflichtung zum kriegerischen Dschihad und ebenso im Blick auf zahlreiche andere Formen islamlegitimierter- und gebotener Gegnerschaft und Gewalt, die historisch wie zeitaktuell nachweisbar sind, so etwa die Todesdrohung bei Apostasie?
Die 1400-jährige Dschihad-Geschichte – ohne „überzeugt“ gläubige Muslime?

Die Geschichte der Religion Mohammeds ist jedenfalls durch religiös legitimierte Gewalt, durch Raubzüge, Eroberungen und Kriege geprägt, die keine Verteidigungs-, sondern Angriffskriege waren ( Vgl. “Kritische Stellungnahmen zum Islam“, S. 413-417, ebenso das Werk DER ISLAM. 1400 Jahre Glaube, Krieg und Kultur). Sie wurden durchgeführt von wohl meist gläubigen Muslimen und ihren Herrschern, historisch initiiert von Mohammed selbst.

Der Gründer des Islams war Gesetzgeber, Staatsmann und Feldherr zugleich. Für die Erfolge seiner zahlreichen Feldzüge und „Razzien“ (Beutezüge) wurde/wird er von seinen Anhängern sogar als Zeichen seiner göttlichen Erwählung und als Bestätigung seiner Lehre durch Allah gefeiert und dabei auch noch mit dem Mythos der Unbesiegbarkeit umgeben. Ebenso zählen die blutigen innerislamischen Fehden und Kämpfe zwischen Sunniten und Schiiten seit dem geschichtlichen Anbeginn dieser Religion bis zum heutigen Tag zur keineswegs friedfertigen Geschichte des Islams.

Hinzukommen die zahlreichen aktuellen islamkonnotierten Übergriffe, Terrorangriffe und Selbstmordattentate von Anhängern des radikalreligiösen Terrorismus, die mit Berufung auf den Koran im Namen ihres Gottes töten. Dazu zählt auch die „Mordorgie“ (Michael Wolffsohn) vom 07.11.2023 und der derzeitige Iran-Hammas-Israel Krieg. 

Diese historischen undaktuellen Vorgänge belegen jedenfalls zweifelsfrei: Überzeugter gläubiger Muslim zu sein, heißt keineswegs, zugleich „ein entschiedener Gegner von jeglicher Gewalt“ zu sein, wie Rüdiger nach der mehr als fragwürdigen islamischen Parole „Islam, die Religion des Friedens“ in seiner Entschuldigung möglicherweise zu suggerieren versuchte.

Dass es dennoch auch viele friedfertige, gewaltfreie Muslime gibt, sei hier ausdrücklich erwähnt. Viele von ihnen dürften die betreffenden Vorschriften ihrer Religion einfach ignorieren. Dazu jedoch die nachfolgende kritisch einschränkende Beobachtung der Buchautorin, Islamkritikerin und Frauenrechtlerin A. Hirsi Ali, die sich als bisherige Atheistin im Jahre 2023 öffentlich zum christlichen Glauben bekannt hat: 

Das grundlegende Problem ist, dass die Mehrheit der ansonsten friedlichen und gesetzestreuen Muslime nicht bereit ist, einzugestehen, dass die theologische Rechtfertigung für Intoleranz und Gewalt in ihren eigenen religiösen Texten verwurzelt ist, und schon gar nicht, sich von diesen Texten zu distanzieren … Die Mörder des IS und von Boko Haram zitieren dieselben religiösen Texte, die jeder andere Muslim auf der Welt als sakrosankt betrachtet.

Ayaan Hirsi Ali: Reformiert euch! Warum der Islam sich ändern muss – München – 2015

Das menschenverachtende Foto mit dem Stiefelabdruck

Das inakzeptable Aggressionsfoto mit dem Stiefelabdruck im Gesicht des französischen Präsidenten, das Antonio Rüdiger zunächst mit dem zustimmenden Siegel des „Gefällt mir“ gelikt, dieses Like später jedoch in Form einer Entschuldigung zurückgezogen hatte, spricht eine unzweideutige Gewaltsprache. Sie lässt unter keinen Umständen zu, dass er sich kurze Zeit später selbst als „ein entschiedener Gegner von jeglicher Gewalt“ herausreden konnte, der gleichsam schon immer gewaltfrei gewesen sei, gewaltfrei gedacht habe. Hier ist zu fragen, ob Rüdiger zumindest im Augenblick des „Likens“ dieses skandalös-bösartigen Fotos wirklich ein „Gegner von jeglicher Gewalt“ oder doch viel ehergeprägt war von der undemokratischen und zugleich gewaltaffinen Denkweise seines Glaubensgenossen aus Tschetschenien.

So hat er mit seinem Like zusammen mit diesem islamischen Supersportler und Blogger sowie dem Ex-Weltmeister Mesut Özil nicht allein den französischen Präsidenten Macron persönlich, visuell und verbaliter attackiert, beleidigt und verletzt, sondern mit ihm zugleich auch den Repräsentanten des französischen Volkes, darüber hinaus auch alle Menschen weltweit, die über diesem schrecklichen Vorgang und den daraus folgenden staatlichen Konsequenzen ähnlich wie dieser denken.

Die Frage nach der Glaubwürdigkeit und der richtigen Einschätzung

Wer die beiden problematischen Bilder vom Stiefelabdruck-Bild aus dem Jahr 2020 und vom aktuellen Tauḥīd-Finger-Bild betrachtet und zugleich über den in diesen Ausführungen skizzierten Gesamtvorgang informiert ist, wird sich wohl sein eigenes Urteil bilden von der Glaubwürdigkeit der damaligen Entschuldigung Rüdigers sowie auch von der Seriosität der heutigen unproblematischen Wertung seines hochgereckten Tauḥīd-Fingers auf dem „Gebetsbild“.

Die Unvereinbarkeit des christlichen und muslimischen Gottesglaubens

Zum Abschluss dieses Berichtes nochmals die Feststellung zum Gottesglauben der Christen einerseits und der Muslime andererseits: Außer der Tatsache, dass Christentum und Islam monotheistische Religionen sind, hat der trinitarische Gottesglaube der Christen mit dem Ein-Gott-Glauben der Muslime und der damit verbundenen Tauḥīd Geste theologisch-dogmatisch nicht das Geringste zu tun. Dabei ermöglichen weder die relevanten biblischen noch die koranischen Aussagen die irrige Vorstellung, dass Christen und Muslime an „denselben einen und einzigen Gott“ glauben.

So ist nach dem eindeutigen Zeugnis des Neuen Testamentes ausschließlich Jesus Christus „das Licht der Welt“ (vgl. Johannes 8,12). Er ist das „Licht vom Licht … eines Wesens mit dem Vater“ (Apostolisches Glaubensbekenntnis). Ihn bekennen die überzeugt gläubigen Christen als „des Vaters allewiger Sohn“ (Te Deum) und zugleich als den „Urheber des ewigen Heils“ (Hebr 5, 9). Auch mit den Worten des Apostels Petrus vor dem Hohen Rat in Jerusalem geben sie Zeugnis von ihm, dem Heiland und Erlöser der Welt, den sie zusammen mit dem Vater und dem Heiligen Geist als den einen und einzigen Gott anbeten und verherrlichen:

Und in keinem anderen ist das Heil zu finden. Denn es ist uns Menschen kein anderer Name unter dem Himmel gegeben, durch den wir gerettet werden sollen“ (Apg 4, 21).

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*) der Autor ist katholischer Theologe (Priester) und Publizist (u.a. bei conservo).

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Titelbild, Artikelüberschrift und Einpflegen der Anmerkungen in den Fließtext von der conservo-Redaktion

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