Die „Müllerrüchigkeit“ – oder “Pustekuchen im Windpark”

220px-Windpark-Wind-FarmLeider keine Satire

Müller hatten früher einen schlechten Leumund, der Ihnen z.B. das Recht auf eine eigene Handwerkszunft verwehrte. Die sog. Müllerrüchigkeit erschwerte ihnen damit auch eine Einheirat oder Existenzgründung in einem anderen Berufsstand. Bürger und Bauern waren ehedem schlecht auf die Müller zu sprechen, man sagte ihnen Betrügereien und dunkle Geschäftspraktiken nach. »Neben jeder Mühle steht ein Sandberg«, lautet ein Sprichwort, und ein anderes: »In der Mühle ist das beste, dass die Säcke nicht reden können.«

Windmüller – von der Politik geadelt

Die Müller werden nun durch die Politik endlich geadelt und in einen vermeintlich ehrenwerten Stand erhoben. Denn die Windmüller der Neuzeit produzieren „erneuerbare Energie“ – haben gewissermaßen das Perpetuum Mobile erfunden, sie verhindern den Einsatz von schädlichen Energieformen mit späteren Erblasten, sie schonen Klima und Umwelt und verhindern damit Erderwärmung, Waldsterben etc.; außerdem verheißen sie ein lohnendes Investment für Sparer bzw. Kapitalanleger. Und das alles mit „Nachhaltigkeit“. Mancher Lehmans- oder Bankenkrisen-Geschädigter, manch klamme Kommune erhoffte sich jetzt, dass durch solch ein „Investment“ unablässig, “nachhaltig“, Geld in die Gemeindekasse gespült – besser gewedelt – wird.

Schein und Sein

Die mögliche, nein, eigentlich die regelhafte Situation für den Windmüller hatte aber schon Wilhelm Busch vor 110 Jahren in seinem Gedicht „Schein und Sein“ beschrieben:

Aus der Mühle schaut der Müller,

Der so gerne mahlen will.

Stiller wird der Wind und stiller,

Und die Mühle stehet still.

So gehts immer, wie ich finde,

Rief der Müller voller Zorn.

Hat man Korn, so fehlts am Winde,

Hat man Wind, so fehlt das Korn.

In der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung vom 23.11.2014 fand man, fast schamhaft versteckt, einen Beitrag mit dem Titel „Pustekuchen im Windpark“ – Autor Winand von Petersdorf.

Der Artikel geht auf eine intern vorliegende Untersuchung bzw. Auswertung des Bundesverbandes WindEnergie über die zurückliegenden 10 Jahre ein, des hiesigen Wind-Lobby-Verbandes schlechthin. Die Ergebnisse, zu denen ein beauftragter Steuerberater kommt, sind gelinde gesagt ernüchternd.

Man erfährt da zusammengefasst:

◾Die Windmüller erwirtschafteten bisher 15 % weniger Umsatz als geplant.

◾Bei 37 % der Windparks reichen die Erlöse nicht, um Darlehen zu tilgen geschweige denn eine Dividende zu zahlen.

◾Die Anleger erhalten – wenn überhaupt – allenfalls 2,5 % Rendite auf ihr angelegtes Kapital; versprochen wurden 6 – 8%

◾20 % der Windparks haben bisher tatsächlich nichts ausgeschüttet, 17 % nur einmal in einem Jahr, 21 % nur in zwei von 10 Jahren.

◾Das Windaufkommen in den Jahren 2002 bis 2005 war so schwach, dass dadurch insgesamt im Berichtszeitraum nur 84 % der geplanten Umsätze erzielt wurden.

◾Der jährlich fortgeschriebene sog. Windindex wurde regelmäßig zu positiv angesetzt, mit erheblichen Konsequenzen für die Geldanleger.

◾Dieser Index vernachläßige aber auch, dass Windparks wegen überlasteter Stromtrassen immer häufiger vom Netz gehen müssen und dass große Anlagen kleinere faktisch in den Windschatten stellen und so deren Erträge mindern.

Die Zahl der Kommanditisten, die insgesamt bisher eine Anlagesumme von 9,5 Milliarden € aufgebracht haben, wird in Deutschland auf 200.000 bis 300.000 geschätzt.

Alle diese „Investoren“, von den kleinen Sparern bis zu den großen und kleinen Gebietskörperschaften, wurden also getäuscht, wenn nicht gar betrogen.

Die “Müllerrüchigkeit” ist wohl wieder aktuell.

Unter Bezug auf das oben Ausgeführte und auf den nachfolgenden Beitrag – ebenfalls von Wilhelm Busch – einige Umschreibungen:

Müller = Windparkbetreiber

Mühle = Windpark

Korn = Geld

Bauer = Politiker

Bauersfrau = Wähler

Esel = Anleger

(Original: altmod)

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