Von Thomas Böhm*)
Das war’s. Wir haben es geschafft und blicken nun voller Erwartung auf ein weiteres, spannendes Jahr. 2014 ist hier an Deck der „Deutschland“ einiges in Bewegung gekommen. Es war aber auch allerhöchste Zeit und muss so weitergehen.
Fünfundzwanzig Jahre lang sind wir durch die ruhige und unruhige See geschippert. Immer und immer wieder haben Reeder und Kapitäne über ihre Megaphone behauptet, dass das Boot noch lange nicht voll ist und Deutschland ein Luxusdampfer wäre, der noch jede Menge Passagiere, auch blinde, aufnehmen könne, ohne das jemand ein Ticket einlösen müsste.
Dabei haben unser Herren und Damen am Steuer gar nicht gemerkt, dass das Boot bereits völlig aus dem Ruder gelaufen ist, dass es im Schlingerkurs auf offenem internationalem Gewässer mächtig Schlagseite bekommen hat und nun, auf Kurs Richtung Morgenland droht, zu kentern und auf Grund zu laufen.
Das liegt einerseits daran, dass sich Reeder, Kapitän und ihre Offiziere mit samt ihrer Schiffshörner und der Mehrheit der Passagiere auf Deck nach Backbord begeben haben, weil dort meistens die Sonne scheint und es so schön kuschelig ist, während unter Deck die „einfachen“ Leute sich schinden, damit das Boot unter Dampf bleibt und sich vorwärts bewegt.
Das liegt andererseits daran, dass das Schiff unter Wasser leck gelaufen ist und das ganze Geld, das transportiert werden sollte und allen eine tolle Zukunft versprach, mittlerweileherausströmt und in fremden Gewässern auf dem Grund versinkt.
Und als ob das noch nicht genügen würde, versuchen immer mehr mit heiligen Schwertern bewaffnete Korsaren, das Schiff zu kapern, wird das schon angeschlagene Schiff von linken U-Booten aus trüben Gewässern mit giftig grünen Algen torpediert.
Bei all diesen politisch motivierten Manövern wurde vergessen, dass man die Mitte stabilisieren muss, um nicht zur Seite zu kippen und um mit heiler Haut Klippen oder Eisberge zu umschiffen.
Einige tapfere und mutige Matrosen haben im ablaufenden Jahr nun mittlerweile erkannt, dass diese einseitige Belastung und Enterei das Seemannsgrab für alle bedeuten würde und eine Meuterei ausgerufen.
Nun versuchen die Meuterer auf die Steuerbord-Seite zu krabbeln, damit alles wieder ins Gleichgewicht kommt. Die Reaktionen aus der Offiziersmesse waren und bleiben heftig. Von den Schiffseignern und Steuermännern werden die Meuterer als Ratten beschimpft, obwohl sie das sinkende Elend gar nicht verlassen, sondern es lediglich in den nächsten sicheren Hafen bringen wollen.
Auch den Leuten oben im Ausguck, den Herausgebern und Machern der „Decksblätter“ scheint der Blick zum Horizont vernagelt zu sein. Im blinden Gehorsam möchten sie die Aufmüpfigen am liebsten Kiel holen lassen, oder an der Rahe aufknüpfen.
Die Reaktionen aber zeigen nur eins: Es wird höchste Zeit, dass die Meuterer das Ruder in die Hand nehmen. Es wird Zeit, dass die „Deutschland“ politischen Gegenwind bekommt, ins richtige Fahrwasser gerät und sich noch mehr Matrosen an der Meuterei beteiligen, ansonsten segelt die „Deutschland“ dem eigenen Untergang entgegen. Keiner will zurückrudern, es geht nur darum, das Schiff wieder seeklar zu machen und auf richtigen Kurs bringen, ansonsten liegen am Ende dieses Jahres alle auf dem Meeresgrund und dürfen sich mit den Meerjungfrauen amüsieren. Auch die Passagiere. Schließlich sitzen wir alle in einem Boot.
Beginnen wir nun das neue Jahr mit dem griechischen Staatsmann der Antike, Perikles und seinem Satz, der uns Hoffnung bringt:
Der Schlüssel zum Glück ist die Freiheit, der Schlüssel zur Freiheit ist der Mut. In diesem Sinne: Bleiben Sie auch 2015 JouWatch als Leser, Unterstützer und Autor treu!
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*) Thomas Böhm ist Chefredakteur des Mediendienstes Journalistenwatch und ständiger Kolumnist bei conservo.
www.conservo.wordpress.com