Die Deutsche Unterwürfigkeit – mit (An)Sprache

Von „altmod“ *)

Walter Kraemer
Walter Krämer

Walter Krämer, Vorsitzender des Vereins Deutsche Sprache e.V. beschäftigt sich in den neuesten „Sprachnachrichten“ mit der „sprachlichen Unterwürfigkeit“ der Deutschen. In seinem Leitartikel führt er treffliche Beispiele für diese spezifische deutsche Marotte an.

Es sind ja nicht nur Leute aus der Geschäftswelt, die mit ihrer deutschen Un(ter)art des Pidgin-English, gemeinhin genannt „Denglish“, sich weltläufig anbiedern und Weltoffenheit demonstrieren möchten.

Als einer der Sprachverhunzer (“Sprachpantscher”) des Jahres steht z.B. der Präsident der TU München auf der aktuellen Vorschlagsliste des Vereins: Wolfgang Herrmann will die Masterstudiengänge seiner Universität nur noch in Englisch anbieten lassen.

Peinlich: „Jewish Worms“ – „Bad design“ – „German Mut“

Krämer führt einige peinliche Sprachschnitzer, vor allem von Politikern an.

„German Mut“ forderte doch kürzlich der FDP-Vorsitzende Lindner, nicht bedenkend das „mut“ im Englischen auch Vagina heißt (austral.engl.). Die Stadt Worms wollte in ihrem Touristenprospekt auf das Judenviertel und die jüdische Geschichte der Stadt hinweisen und textete in der Überschrift „Jewish Worms“ – was garantiert peinlicher ist als der Dumm-Text eines Badezimmer-Verkäufers, der sein Serviceangebot als „Bad design“ anpreist.

Besonders erheiternd – wenn das Ganze nicht so traurig wäre – sind auch die Sprüche, welche sich Politiker oder Parteien einfallen lassen. Die FDP formulierte zur NRW-Kommunalwahl 2002 „vote yellow“, die Grünen in Bayern zur Landtagswahl „we can do it“ und die JU Bayern brachte einst „Education now“ zu Papier, die PDS forderte weiland „Take it Gysi“.

Krämer schreibt u.a.: „… dieses fast schon psychopathische Verpflanzen angelsächsischer Wortbrocken in deutsche Texte zeugt nur allzu deutlich von einem seltsamen Streben der selbsternannten Eliten unseres schönen Landes, ihre eigenen kulturellen Wurzeln subkutan als minderwertig darzustellen. Es ist eine Sache, ein offenes Land zu präsentieren, das sich gern am großen Tisch der Weltkultur bedient. Aber es ist eine ganz andere Sache, den eigenen Beitrag zu dieser Weltkultur durch systematisches Bevorzugen von Konkurrenzprodukten kleinzureden. Kann man sich die öffentliche Entrüstung vorstellen, wenn ein englischer Politiker (oder – Gott behüte – gar ein französischer) eine positiv besetzte deutsche Vokabel in einem Wahlplakat platziert?“

verein spracheVerbreitetes Sprachanbiedern – Deutschland führend

Er stellt weiter fest, „dass in keinem anderen Land dieses Anbiedern so verbreitet ist wie bei uns“. Der Journalist Dieter Zimmer, bekannt für seine wissenschafts- und sprachkritischen Artikel und Bücher, hat einmal einen „ internationalen Servilitätsindex“ erstellt – anhand von je in einem Land verwendeter nicht assimilierter englischer (EDV-)Begriffe. Keine Frage, wer da mit großem Abstand die Rangliste anführt.

Da darf man sich dann auch nicht wundern, dass Linguisten oder „Ethnolinguisten“ (was ist das?) die sog. Kanak Sprak oder das „Kiezdeutsch“ nicht nur als „neuen Dialekt“, sondern (Sprach-)kulturell aufwerten möchten: da das „ein großes Maß an sprachlicher Kreativität und grammatischer Innovation (aufweist)“ und „bereits existierende Muster innovativ aus(weitet)“.

Willkommen in der schönen neuen deutschen Sprachwelt! Wie schrieb kürzlich ein Kasperl an die Tür des Asylantenheimes in meinem Heimatort: “You are all welcome!“

*) „altmod“ ist Blogger (altmod.de) und häufig auf „conservo“ vertreten

www.conservo.wordpress.com

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