Auf Eiersuche.

(www.conservo.wordpress.com)

Von Maria Schneider

Der jüngst beschlossene, besonders „hart gekochte“ Oster-Lockdown zeigt mithin besonders gut auf, wie es um die Eier unserer Länderchefs bestellt ist.

Ostern naht und mit Ostern viele bunte Ostereier. Werden wir sie finden?

Traditionell werden seit Jahrhunderten an Ostern Eier als Symbol der Wiederauferstehung Jesu verschenkt. Koptische Christen färbten die Eier rot und gaben sie weiter, um an das Grab Jesu zu erinnern.

Ohnehin gilt das Ei seit jeher als Symbol der Fruchtbarkeit, des wiederkehrenden Kreislaufs von „Stirb und Werde“, Erneuerung und Hoffnung.

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Im trivialen, fleischlichen Leben verfügen weibliche Säugetiere über Eierstöcke und männliche Säugetiere über Hoden, auch „Eier“ genannt. Im Portugiesischen werden dieselben ab einer gewissen Größe auch als „Tomates“ bezeichnet  – eine Übersetzung von „Tomates“ erübrigt sich sicherlich.

Im Englischen spricht man umgangssprachlich von „Nuts“ („Nüssen“), verwendet jedoch „Balls“ – „He’s got balls“ – wenn jemand besonders viel Mut hat. Das spanische Pendant zu „Balls“ lautet „Cojones“ und hat inzwischen als Lehnwort Eingang in den deutschen Sprachgebrauch gefunden. Entsprechend bedeutet die Aussage, „Der hat Cojones!“, dass jemand besonders viel Mut, Standvermögen und eine gewisse Dreistigkeit sein eigen nennt.

Die Wendung, „Der hat Eier“ hört man eher selten im Deutschen, was Rückschlüsse auf die Befindlichkeit der deutschen Männer im allgemeinen und der deutschen Politiker im Besonderen zulässt.

Der jüngst beschlossene, besonders „hart gekochte“ Oster-Lockdown zeigt mithin besonders gut auf, wie es um die Eier unserer Länderchefs bestellt ist. Kulinarische Assoziationen wie „Spiegeleier“, „wachsweiche Eier“, „abgeschreckte Eier“, „gepellte Eier“, „Rühreier“ und „Eierstiche“, drängen sich auf.

Sollte ich jedoch eine Variante auswählen müssen, die das Verhältnis der Länderchefs zu Merkel am besten widergibt, würde ich mich für „Verlorene Eier“ entscheiden.

Und so kehren wir zurück zum alljährlichen, österlichen Rhythmus der Auferstehung und der Hoffnung, die niemals stirbt – auf dass unsere Länderchefs und Politiker im hohen, frischen Frühlingsgras ihre „Verlorenen Eier“ wiederfinden mögen. Wer mag, kann bei der Suche helfen.

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Maria Schneider ist freie Autorin und Essayistin. In ihren Essays beschreibt sie die deutsche Gesellschaft, die sich seit der Grenzöffnung 2015 in atemberaubendem Tempo verändert. Darüber hinaus verfaßt sie Reiseberichte und führt neben ihrer Berufstätigkeit seit November 2020 den Blog Conservo, der 2010 von Peter Helmes gegründet wurde. Kontakt: Maria_Schneider@mailbox.org

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