Bezahlen wir mit der Gasrechnung Putins Krieg?

Krieg, Hunger, Pest, Tod. "Und was bringst Du?" "Lügen."
  • NEIN, nur 0,74 Prozent unseres Geldes fließt in sein Militär
  • Dass wir an Toten in der Ukraine schuld seien, ist infame Lüge
  • Seltsamer Wechsel der ideologischen Rhetorik der Parteien

Von Albrecht Künstle

Krieg, Hunger, Pest, Tod. “Und was bringst Du?”
“Die Lüge.”

Mit dem Bezug von russischem Gas und Öl finanzieren wir Putins Krieg – behaupten die Medien. Und die Politiker allerlei Geschlechts schwätzen dies nach und schicken sich an, zulasten der Bevölkerung, für deren Wohl sie verantwortlich sein sollen, das halbschmutzige russische Gas so schnell wie möglich durch ganz schmutziges und extrem umweltschädlich gefördertes und transportiertes Flüssiggas aus den USA zu ersetzen. Aber um dieses ökologische Verbrechen soll es in dieser Untersuchung nicht gehen, sondern um die Beantwortung der Frage, ob es zutrifft, dass wir die Toten in der Ukraine auf dem Gewissen haben, solange wir Energieträger aus Russland beziehen und so angeblich Putins Krieg finanzieren. Das Ergebnis vorweg: NEIN. Hier die Beweiskette, der Einfachheit halber in Euro ohne Umrechnung in Dollar oder Rubel.

Die deutschen Verbraucher bezogen seit Kriegsbeginn für 9,1 Mrd. Euro fossile Energieträger (Gas, Öl und Kohle) aus Russland Das waren „stolze“ 135 Mio. Euro pro Tag. Viel, viel Geld, doch auch viel Existenzsicherung für uns. Aber während die ganze Heizwärme, der Sprit, die daraus gewonnenen chemischen Produkte uns allen zugutekommen, fließt unser Geld nicht in Gänze in die Taschen Putins, eigentlich überhaupt nichts. Wie viel davon fließt nun in sein Militär?

Das meiste Geld geht für die Förderung der fossilen Rohstoffe und den Transport drauf – wie überall auf der Welt. Wobei die Förderung in Sibirien schwieriger ist als z.B. am Golf. Nehmen wir für Russland eine höhere Umsatzrendite der Branche an, sagen wir sieben Prozent. Von 135 Mio. Euro wären das 9,45 Mio. Euro Gewinn pro Tag. Gazprom gehört zu 50 Prozent dem Russischen Staat. Nehmen wir weiter an, dies trifft auch auf die Unternehmen der anderen Energieträger zu, diese also zur Hälfte dem Staat gehören. Somit bleibt ein Gewinn von 4,725 Mio. Euro, der an die staatlichen Eigner als Dividende ausgeschüttet werden. Die Aktionäre der anderen Hälfte zahlen für ihre Dividenden neun Prozent Steuern, also nur 425 250 Euro. Somit nahm der russische Staat 5,15 Mio. Euro am Tag für die Energie ein, die an uns Deutsche verkauft wurde.

Aber nicht alles, was ein Staat einnimmt, gibt er für das Militär aus, auch bei uns noch nicht. Die Staatsausgaben Russlands betrugen 2020 umgerechnet 276 Mrd. Euro. Davon flossen rund 55 Mrd. Euro an den Militärhaushalt, ökonomisch selbstmörderische 20 Prozent. Von den täglich rund fünf Millionen Euro Staatseinnahmen flossen somit eine Million Euro in Putins Militärapparat. Wovon dann Waffen beschafft werden konnten – darunter auch Waffen gegen die Ukraine, aber die meisten stehen anderswo an der 20 000 km langen Grenze Russlands.

Von dem Geld, das wir für die benötigte Energie aus Russland ausgeben, kommen also ganze 0,74 Prozent Putins Militär zugute – von einem Euro ein dreiviertel Cent. Seit Kriegsbeginn waren das 67,4 Mio. EUR, der Preis für zehn Panzer. In der gleichen Zeit haben die Russen 490 Panzer “verloren” bzw. sie wurden auch von deutschen Panzerfäusten geschrottet. 67,4 Mio. Euro sind keine 9,1 Mrd. wie von unseren Leitmedien behauptet. Wer weiterhin behauptet, unsere warmen Stuben würden den Krieg in der Ukraine finanzieren, lügt und spekuliert auf die Leichtgläubigkeit der Menschen gegenüber unseren Meinungsmachern. Das „Sondervermögen“ für die Bundeswehr in Höhe von 100 Mrd. Euro für nur ein Jahr (!) entspricht 274 Mio. Euro pro Tag!

Zwischenfazit: Nein, wir brauchen kein schlechtes Gewissen zu haben, dass die Toten in der Ukraine auf unser Konto gehen! Im Übrigen muss man sich über die flexible Rhetorik fast aller Parteien und deren Ideologie wundern. Bis vor kurzen wurde uns insbesondere von Grünen verkauft, der Import von Rohstoffen aus dem Süden sei eine Ausbeutung dieser Länder. So die bisherige Lehrmeinung in Schulen, Universitäten und in den Medien. Überträgt man diese These auf die Länder der nördlichen Hemisphäre, hätten wir nun die Chance, Russland auszubeuten. Irgendwann gehen deren Rohstoffreserven zu Ende, dann hätte der Westen erreicht, was bisher in den Kriegen von Napoleon bis nach dem 2. Weltkrieges nicht möglich war. Russland wäre auch ohne Dritten Weltkrieg am Ende. Natürlich ist das kein ernstgemeintes Szenario. Es geht aber darum, allen vor Augen zu führen, wie die propagandistische Rhetorik der Herrschenden der Seriosität geopfert wird. Und die Mainstream-Medien machen dieses infame Spiel mit bzw. führen diesen Propagandafeldzug sogar an.

Wirtschaftsminister Habeck ging ausgerechnet bei Staaten auf Betteltour, welche die größeren Kriegstreiber auf dem Globus sind:

Die USA finanzieren ihre blutigen Kriege in aller Welt mit dem größten Militärhaushalt in Höhe von 3,5 Prozent, haben also Rüstungsausgaben von rund 800 Mrd. USD, und sie verdienen auch an ihren Rüstungsexporten in Schurkenstaaten.

Saudi-Arabien mit dem achtgrößten Militärhaushalt der Welt steckt 6,6 Prozent seines ökofeindlichen Haushalts in die Rüstung und setzt seine Waffen auch im Jemen ein. Die Militärintervention dort steht seit 2015 unter deren Leitung. Dieser Krieg kostete bisher schon 377 000 Menschen, darunter viele Kinder, das Leben. Und nicht genug, Saudi-Arabien ließ jüngst an einem einzigen Tag 81 Menschen hinrichten.

Katar lässt die Infrastruktur für die Fußball-WM 2022 von ausländischen Arbeitskräften zu menschenverachtenden sklavenähnlichen Bedingungen bauen. Bisher fielen bereits 15 000 Arbeiter den unmenschlichen Arbeitsbedingungen zum Opfer. Man konnte kotzen wenn man ansehen musste, wie ein Deutscher Minister vor den Scheichs tiefe Verbeugungen zelebriert. Deutschland, wie bist du nur gesunken!

Es gibt keinen vernünftigen Grund, Energie nicht mehr aus Russland zu beziehen und nun stattdessen in das Drecksgeschäft mit den USA und den islamischen Golfstaaten einzusteigen. Dem „Weltklima“ tut dies nicht gut, weder ökologisch, noch ökonomisch, noch politisch. Erstrecht nicht welt-, friedens- und sicherheitspolitisch. Jede weitere Milliarde Erhöhung der Rüstungsausgaben und deren Konzentrierung vor Russlands Haustür sind ein Ritt auf Messers Schneide. Angesichts der Aufrüstungsspirale in Europa, die Russland nie gewinnen kann, ist es m.E. nur eine Frage der Zeit, bis Putin kapitulieren muss – oder zu seinen Atomwaffen greift. Er hat nichts mehr zu verlieren, seinen Ruf hat er bereits verloren. Der Machtpoker der Raketenstationierung der USA in der Türkei, und im Gegenzug der Russen auf Kuba vor 60 Jahren, ging unentschieden aus, ohne dass es zum Dritten Weltkrieg kam. Das sollte uns eine Lehre sein.

Wir dürfen die Chance nicht verspielen, die erneute Eskalation zu beenden. Schickt gewichtige Diplomaten, statt schwere Waffen. Das ist unsere letzte Chance!

Dieser Artikel erscheint auch auf der Webseite des Autors