Gebietsdurst ist der einzige Grund für Putins Überfall auf die Ukraine

Conservo-Redaktion

(Theresa Geissler*) Der russische Präsident Wladimir Putin hatte am Donnerstag (09.06.22) zum ersten Mal öffentlich gesagt, seine Invasion in der Ukraïne bezwecke eine Erweiterung des russischen Gebietes, genau wie westliche Führer dies schon viel eher behaupteten. Das entspricht aber nicht Putins ursprunglicher Rechtfertigung.

Früher hatte Putin die Invasion immer mit der Behauptung gerechtfertigt, er hindere das Ukrainische Nazi-Regime, Genozid auf ethnischen Russe auszuüben. Auch hatte er mehrere  Male behauptet, eine Ausbreitung der NATO nach Osten würde eine Gefahr für die nationale Sicherheit Russlands bilden.

In einer Rede bei Studenten nach dem Besuch einer Ausstellung über Peter den Großen – der Zar, der Russland am Anfang des 18. Jahrhunderts zu einer europäischen Großmacht gemacht hatte – machte Putin einen Vergleich, in dem er sagte, sie beide wären prädestiniert, Russland zu erweitern.

Deshalb sei es auch “unser Schicksal, Russland zurückzuerobern und zu stärken” sagte er. “Und wenn wir davon ausgehen, diese grundlegenden Werte bilden die Basis unserer Existenz, dann werden wir unseren Zwecken bestimmt erreichen.”

Nicht nur eroberte Peter der Große Gebiete im Krieg mit Schweden am Ende des 17.  Jahrhunderts, sondern er eroberte 1696 auch die türkische Festung Asow am Don in der Nähe des Schwarzen Meeres. Im Jahr 1723 nahm er das Persische Gebiet am Kaspischen Meer in Beschlag. Auch über Peter den Großen wird gesagt, ihm seien Menschenleben gleichgültig gewesen.

“Es sah so aus, als ob er Krieg führte gegen die Schweden und ihnen etwas wegnahm”, so Putin über den großen nordischen Krieg. “Er nahm ihnen aber nichts. Er nahm sich nur zurück, was Russland gehörte.”

In einem Tweet am vergangenen Freitag (10.6.) sagte Mychajlo Podoljak, ein Berater des ukrainischen Präsidenten Wolodomyr Selenskys, die Bemerkungen Putins belegten, “seine Schwindlereien über Völkernmord” in der Ukraine seien falsch. Zudem forderte er “die sofortige Deimperialisation” Russlands.

Putin gibt seinen geopolitischen Ambitionen schon längere Zeit Gestalt

Die Versuche Putins zur Erweiterung des russischen Gebietes haben schon weit vor seiner Invasion in die Ukraine am 24sten Februar angefangen. 2008 hatte Putin Georgien angegriffen, und dort unterstützt er momentan pro-Kreml-Fraktionen.  2014 hatte er die ukrainische Halbinsel Krim annektiert, und im selben Jahr eroberten pro-russische Truppen ein Drittel des Donbasgebietes in der Ostukraine. Trotzdem hatte Putin nur zwei Tagen vor seinem Angriff auf die Ukraine noch erklärt, Behauptungen, er wolle das russische Reich wiederherstellen, wären falsch.

Westliche Regierungsführer bleiben schon länger bei der Behauptung, das sei im Gegenteil Putins Zweck. “Seine Ambitionen reichen viel weiter als die Ukraine, faktisch will er die ehemalige Sowjetunion wiederherstellen. Darum geht es ihm halt”, sagte US-Präsident Joe Biden am 24sten Februar, dem ersten Tag der Invasion der Ukraine.

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*) Theresa Geissler betreibt den niederländischen Blog “Theresa’s visie – Ein persönlicher Blick auf den neuen Realismus”. Für ihre Leser übersetzt sie regelmäßig Artikel deutschsprachiger Blogs ins Niederländische, ebenso interessante Artikel niederlänidscher Nachrichtenseiten ins Deutsche, welche sie dann deutschsprachigen Blogs zur Verfügung stellt.

Beim vorliegenden Artikel handelt es sich um die Übersetzung des am 10.06.22 im niederländischen Business Insider erschienen Artikels “Poetin geeft toe dat de oorlog tegen Oekraïne bedoeld is om Russisch grondgebied uit te breiden – dat strookt niet met de aanvankelijke rechtvaardiging