DBK: Auch die Kirche hat den Auftrag, die Demokratie zu verteidigen – NEIN!

Hauptartikel: Inquisitor* / Einleitung: Michael van Laack

Heute vor einer Woche (am 22.02.24) verschriftlichte die Deutsche Bischofskonferenz einmütig (so wird es zumindest nach außen kommuniziert) ihre ablehnende Haltung zur AfD. Das Dokument hätte statt der gewählten auch die Überschrift tragen können “Ganz Deutschland hasst die AfD – Wir auch!”.

Seitdem hat manch ein mehr oder weniger berufener und/oder kluger Kopf sich u. a. zu der Frage geäußert, wie Mitglieder, Vorfeld-Aktivisten und Wähler der Partei oder auch eher unpolitische katholische Christen auf diese einseitige, der Strategie und Ideologie der Bundesregierung das Wort redende und keinen christlichen Geist atmende Erklärung reagieren sollen.

Viele Mandatsträger der Partei haben sich berechtigterweise empört geäußert, die meisten in angemessenem, wenn auch unversöhnlichem Ton, einige haben sich bedauerlicherweise im selbigen auch vergriffen und so einmal mehr jene gefüttert, die lieber heute als morgen die AfD in den Mülleimer der Geschichte geworfen sehen möchten. Auch bei den sogenannten “Freien Medien” gab es recht unterschiedliche Reaktionen und Empfehlungen.

So äußerte z. B. Dr. theol. Udo Hildenbrand scharfe Kritik an der Erklärung, warb aber gleichzeitig dafür, nicht aus der Kirche auszutreten. David Berger rief seinen Lesern noch einmal die Ausführungen des Kirchenrechtlers Gero Weishaupt in Erinnerung, der zu dem Schluss kam. dass die Einstellung der Zahlung der Kirchensteuer (formal Kirchenaustritt genannt) keineswegs den Ausschluss aus der Gemeinschaft der Gläubigen (Exkommunikation) nach sich zöge. Und auch conervo hat unmissverständlich und von den vielen Blogs, die sich mit dem Thema befassten, wohl am schärfsten Stellung genommen, als wir in diesen Spalten zum Austritt aus der deutsch-katholischen (auch “anders-katholisch” genannten) Kirche aufriefen, die aus unsere Sicht nicht mehr identisch ist mit der römisch-katholischen (Welt-)Lirche, der wir wie dem Hl. Vater treu ergeben sind:

Der Autor des folgenden Textes, der klugerweise anonym bleiben möchte, um seine berufliche Zukunft nicht zu gefährden, wählt einen ganz anderen Ansatz. Er spürt der Frage nach: Wie konnte es so weit kommen? Was sind die Ursachen, Gründe und Denkfehler für jene Entwicklung, an deren Ende neben vielen anderen Absurditäten aus dem Hause DBK ein so übles, weil ungerechtes und theologisch unhaltbar begründetes Dokument steht.

Doch lange genug geschwallt! Nun soll der Autor des sehr lesens- und bedenkenswerten Artikels endlich zu Wort kommen:

*

Die “Anti-AfD”-Haltung des deutschen Episkopats – Stellungnahme zur Erklärung der Deutschen Bischofskonferenz. mit dem Titel “Völkischer Nationalismus und Christentum sind unvereinbar”.

Erlauben Sie mir, werte Leser, zu diesem Thema etwas weiter auszuholen und eine kleine historische Einordnung vorzunehmen. Die Katastrophe des Vaticanum II und die Entwicklung bis in unsere heutige Zeit sind der Hintergrund, vor dem die aktuellen Ereignisse zwar nicht verständlicher werden, aber doch verstehbar wird, wie es so weit kommen konnte.

Die Kirche darf keine Affinität zu politischen Systemen entwickeln

Die Wurzel des nachkonziliaren Bruchs liegt in dem, was man „politische Theologie“ nennen könnte. Es ist seit sehr langer Zeit eine Versuchung beider Kirchen, sich mit der politischen Autorität zu arrangieren. Die katholische Kirche hat sich, anders als die Protestanten, bis zu Papst Johannes XXIII. und Vaticanum II mit einem bestimmten politischen System immer nur verbündet unter dem Motto: „solange es dauert“. Bis 1918 war die Kirche streng monarchistisch, ab 1919 überzeugt republikanisch, im Dritten Reich verhielt man sich ähnlich wie nach dem Krieg die Kirchen im „Ostblock“ zurückhaltend und abwartend und in der Bundesrepublik sind die Kirchen jetzt streng demokratisch.

Die Folgerung muss lauten, dass es keine Affinität der Kirche zu einem bestimmten politischen System gibt. Das Problem der Kirche heute ist nun, dass sie – wohl zum ersten mal in ihrer Geschichte – mit voller Überzeugung auf eine ganz bestimmte politische Form hinzielt, nämlich auf eine absolute „Demokratisierung“ (des Staates) bzw. auf das, was man uns heute als Demokratie verkauft. So etwas hat die katholische Kirche bisher nie getan, sondern sie hat vielmehr die verschiedenen politischen Systeme einfach hingenommen, gemäß der Paulinischen Grundidee, dass man sich der rechtmäßigen Obrigkeit fügen müsse und grundsätzlich in jedem System für das Heil arbeiten kann. Vaticanum II hat nun zum ersten Mal in einer „quasidogmatischen Form“ die Kirche auf die Demokratie festgelegt.

Für Gott ist Demokratie keine privilegierte Staatsform

Man könnte dies als „politischen Sündenfall“ der Kirche bezeichnen, dass sie das „solange es dauert“ gestrichen und sich auf die Demokratie festgelegt hat. Eine politische Weisung, welche die „Konzilskirche“ aus der Heiligen Schrift in keinster Weise untermauern kann. Während die katholische Kirche sich früher nicht von der Kirche Christi unterscheiden lassen wollte, legt sie heute größten Wert darauf, sich nicht von der „voll demokratisierten“ Gesellschaft unterscheiden zu lassen. Das heißt heute wohl, besonders in Deutschland, der öko-sozialistischen Gesellschaft.

Mit der Erklärung über die Religionsfreiheit hat die „Konzilskirche“ die Stellung der Kirche in Gesellschaft und Staat in einer Form definiert, die auf alle Gesellschaftsformen anpassbar ist. Eine imaginäre „vollkommene Demokratie“, die Pluralität, die Gleichwertigkeit und Gleichheit aller. Sozusagen die säkularisierte Variante der lutherischen Lehre von der Gleichwertigkeit aller sichtbaren Kirchen. Damit hat sich die Kirche groteskerweise für den marxistischen Weg entschieden, der doch darauf beruht, denen, die nicht verstehen wollen, notfalls auch mit Gewalt zum „richtigen“ Bewusstsein zu verhelfen.

Die Wurzel dieser „politischen Verirrungen“ liegt zunächst in der Nichtunterscheidung von Weltlichem und Geistlichem. Daraus folge die Idee, dass der heilen geistlichen auch eine heile (gesellschafts)politische Welt entsprechen müsse. Während die Nichtunterscheidung der sichtbaren katholischen Kirche und geistlichen Kirche Christi genau das ist, was den katholischen Kirchenbegriff ausmacht (was aber nach Vaticanum II bei vielen in Vergessenheit geriet und dem allerorten praktizierten Ökumenismus widerspricht) ist die Nichtunterscheidung von Weltlichem und Geistlichem genau das, was den „Sündenfall“ der „Konzils-Kirche“ ausmacht.

Christus wird beim Jüngsten Gericht keine demokratischen Prinzipien anwenden

Auch die sichtbare Kirche bleibt eine geistliche Institution, die sich mit geistlichen Dingen beschäftigt, deren Aufgabe die Verkündigung und Bewahrung des Glaubens, die Auslegung von Schrift und Tradition und die Verwaltung der Sakramente ist und eben genau nicht die Vermischung ihres Bereichs mit rein weltlicher Politik. So galten bei den mittelalterlichen Fürstbischöfen das Bischofsamt und das Fürstenamt als zwei verschiedene und streng getrennte Ämter, die lediglich von derselben Person bekleidet wurden. Selbst im rein kirchlichen Bereich gilt bis heute die Jurisdiktionsgewalt des Bischofs über seine Diözese als eine streng von der geistlichen Weihegewalt getrennte, die daher durch einen separaten Rechtsakt verliehen werden muss.

Eine weitere Wurzel dieser politischen Theologie ist die Leugnung des eschatologischen Charakters der Botschaft Christi, die aus der Nichtunterscheidung von Geistlichem und Weltlichem folgt. Die Eschatologie ist ein solches Modewort geworden, dass man keine theologische Diskussion mehr führen kann, ohne dass sie ins Spiel gebracht wird. Es ist allerdings verwunderlich, dass man den eigentlichen Begriff der Eschatologie dabei völlig aus den Augen verliert. Der eschatologische Charakter des Erscheinens und der Botschaft Christi wird durch zwei Feststellungen bestimmt:

  • Erstens, dass das Ganze abgeschlossen ist; das heißt, dass die eschatologische Zeit vor Christus gewesen ist und nun, nach seinem Auftreten, seinem Opfertod und seiner Auferstehung die Fülle der Zeiten bereits angebrochen ist. Was jetzt noch kommt, ist also bloß Verlängerung, aber nichts neues mehr.
  • Der zweite Aspekt ist die radikale Ablehnung jeder Möglichkeit, biblische Sätze über die Gerechtigkeit, über die Gleichheit usw. auf das gesellschaftspolitische Feld zu übertragen und als dort maßgebend hinzustellen. Solche biblischen Sätze als praktische Handlungsanweisungen auf das gesellschaftliche Leben zu übertragen ist eine Versuchung, der auch die Jünger erlegen sind, als sie den Herrn fragten, ob er bei seiner Wiederkunft das Reich Israel wiederherstellen werde.
Nicht nur Bischof Bätzing und Kardinal Marx treiben “marxistische Theologie”

Christus aber hat dies mit größter Entschiedenheit und Entrüstung abgelehnt, da man aus dem Neuen Testament eben kein Rezept für Mitbestimmung oder ähnliches in einem weltlichen Staat holen kann oder soll. Die Botschaft Christi ist eine religiöse und keine politische und darf folglich auch nicht ins Politische umgemünzt werden. Stattdessen greift in der Kirche nun der „theologische Marxismus“ um sich, eine marxistische Gleichmacherei, die die gottgegebene Hierarchie der Kirche relativiert. Das sieht man etwa, wenn auf Katholikentagen Bischöfe als unsere „Mitchristen im bischöflichen Amt“ angesprochen werden. Man vergleiche nur einmal die beiden Seiten, die in der 16. und der 17. Auflage des Brockhaus-Lexikons dem Papst gewidmet sind.

Während dieser in der 16. Auflage (1953-57) noch auf der Sänfte, mit Tiara und Pfauenfedern abgebildet ist, sieht man den Heiligen Vater in der 17. Auflage (1966-74) umgeben von schwieligen Arbeiterfäusten und selbige schüttelnd. Dieser Vergleich zeigt, wie sich unter Johannes XXIII. und Paul VI. das Papsttum veränderte. Demokratisierung der Kirche im Konzil und in Synoden, Massendemokratie auf dem Katholikentag und somt rechtsstruktureller Marxismus.

Dieser Marxismus zeigt sich nicht nur in wirtschaftlichen Fragen und Mitbestimmungsfloskeln, sondern dringt bis in den Bereich des Naturrechts vor. Die katholische Kirche hat früher immer das Privateigentum verteidigt, ist aber inzwischen beim Primärkommunismus angekommen, der behauptet, die Welt und all ihre Schätze würden allen gehören und folglich stünde jedes Privateigentum unter dem Vorbehalt allgemeiner Verfügbarkeit. Diese Idee ignoriert jedoch völlig das entscheidende Glied in der Kette, nämlich die Arbeit, die dieses Eigentum erst hervorbringt. Leo XIII. hingegen hat sich noch wesentlich differenzierter ausgedrückt und ist stets für das Privateigentum eingetreten.

Die Kirche ist kein Adlatus des Staates

Man sieht also, in der Kirche liegt heute viel im Argen, was zu einem wesentlichen Teil damit zu begründen ist, dass der geistliche und der weltliche Bereich nicht mehr adäquat unterschieden werden. Natürlich steht die Kirche zu weltlichen Rechtsgebilden wie Staaten in Beziehung, aber die beiden Größen unterscheiden sich wesensmäßig so dramatisch, dass eine einfache Parallelisierung von Kirche und Staat unzulässig ist.

Zwar kann die sichtbare Kirche auch unter naturrechtlichen Aspekten betrachtet werden, doch liegen die Grenzen dieser Betrachtung darin, dass – nach ausdrücklicher lehramtlicher Erklärung in der Enzyklika „Immortale Dei“ von Leo XIII. – Kirche und Staat zu zwei verschiedenen Genera gehören. Die Kirche und der Staat sind dabei in ihrem je eigenen Bereich die höchste Gewalt und in ihrem Wirkungskreis von der anderen unabhängig. Daher ist es theologisch unzulässig, Begründungen beziehungsweise Ansprüche aus dem einen Bereich auf den anderen zu übertragen.

Prinzipiell sollte es immer eine strenge Trennung des geistlichen und des weltlich-staatlichen Bereichs geben. Die direkte Einflussnahme der Kirche durch eine eigene politische Partei wie auch die generelle Nichtunterscheidung zwischen geistlichem und weltlichem Bereich ist aus theologischer und ursprünglich katholischer (also vorkonziliarer) Sicht abzulehnen. Zum Geistlichen gehört nur, was in direkter Verbindung zum eschatologischen Heil steht. Das heißt, die Kirche kann Katholikennur dann verbindliche politische Weisungen geben, wenn diese einen geistlichen Zweck erfüllen und ihre Nichtbefolgung entsprechend eine Sünde wäre.

Politische Macht um der Politik Willen ist nicht die Aufgabe der Kirche, sondern ihrem Wesen zuwider, weshalb sie sich zu politischen Themen nur geistlich äußern kann. Aus diesem Grund kann die Kirche auch jeden Staat mit jeder politischen Doktrin anerkennen, solange der Leitgedanke derselben nicht im Widerspruch zum Glauben steht, die Rechtsstaatlichkeit gewahrt bleibt und die kirchlichen Rechte nicht angetastet werden.

Für Geld würde sich die DBK auch mit dem Teufel verbünden

Gerade die deutschen Bischöfe, die durch die weltweit einzigartige Kirchensteuerregelung enger mit dem Staat verwoben sind als die Bischofskonferenzen anderer Länder, aber leider auch die westeuropäischen Bischofskonferenzen generell, sind von dem sie überall umgebenden teuflischen Geist des Liberalismus, des Öko-Sozialismus und einer falsch verstandenen Freiheitslehre infiziert. Es hilft auch nicht, dass die Medien eine „öffentliche Meinung“ etablieren, die bei schlichten Gemütern schnell den Eindruck erzeugt, diese satanische Ideologie von einer Toleranz gegenüber der Sünde und der Abartigkeit, von sozialistischen Enteignungsfantasien und marxistischen Anti-Rechts-Kampagnen sei Mehrheitsmeinung.

Ein Bischof, der den Kern des Glaubens verloren hat und sich über Ökumenismus oder Demokratisierungsbestrebungen definiert, die in der Kirche als einer göttlich begründeten Hierarchie nun einmal fehl am Platz sind, wird dann eben schnell vor dem Druck der Medien kapitulieren und solche lächerlichen politischen Erklärungen abgeben.

Nur in der Kraft des Kreuzes steckt erneubare Energie

Wenn das Zentrum seines Lebens nicht mehr das Kreuz ist, aus dem er seine Kraft zieht, dann verkennt der moderne Bischof seine Aufgabe, die darin besteht, den hergebrachten Glauben und die Lehre Christi zu verkünden und zu verteidigen; gerade auch da, wo diese Wahrheiten nicht willkommen sind. Wenn das Kreuz ausgetauscht wird durch die ökumenistisch-sozialistische Wahnfantasie einer „Piep, Piep, Piep, Wir ham uns alle lieb”-Kirche und es zur Hauptsorge wird, der Welt zu gefallen, um möglichst viele Steuerzahler in diesem körperschaftlichen Kirchenverschnitt zu halten, dann ist es nicht mehr weit bis zu dem Punkt, an dem man sich als Wahlhelfer vor den Karren der Altparteien spannen lässt.

Die beste Haltung wäre wohl, Stellungnahmen der Bischofskonferenz nicht mehr zur Kenntnis zu nehmen und für die Verirrten zu beten. Wir können uns trösten mit dem Wissen, dass die Kirche in ihren rechtgläubigen Gliedern mit Christus (ihrem Haupt) verbunden bleibt und fortlebt und die Tore der Hölle sie nicht überwinden werden.

Der jüngste Tag kommt und das letzte Kapitel der Kirchengeschichte ist bereits geschrieben. Es ist der triumphale und vollkommene Sieg des wiedergekehrten Christus.

Amen!

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Die Identität des Autors (Klarname) ist der conservo-Redaktion bekannt, von der auch das Artikelbild sowie die Artikel- und Zwischenüberschriften erarbeitet wurden.

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