Armenien-Genozid: 24. April und kein Kommentar

Es ist noch gar nicht lange her, daß Otto von Habsburg verstarb. Kein „bedeutender“ Politiker unseres Landes kam zu seiner Beerdigung, auch niemand von der CSU. Ich fragte damals an dieser Stelle, welches Geschichtsbewußtsein wir Deutschen haben. Man muß kein Freund der Habsburger sein, aber es ist unstrittig, daß das Haus Habsburg über viele Jahrhunderte Europa geprägt hat. Vergessen, verschwiegen.

Wir haben uns nach allen Seiten wegen des Holocaust und des Nazi-Terrors in aller Welt entschuldigt. Armenien haben wir einfach vergessen, obwohl Deutsche im ersten Weltkrieg moralische Schuld auf sich luden, weil sie die verbündete Türkei nicht an den Massakern gegen die christlichen Armenier hinderten.

Die versuchte Ermordung eines ganzen Volkes und der grausame Tod von mindestens 1 Million Kinder, Greise, Männer und Frauen durch die islamischen Türken begann am 24. April 1915. Es war ein von den Jungtürken geplanter Genozid an den Armeniern. Zuerst waren es „Säuberungsaktionen“, von Konstantinopel (Istanbul) ausgehend in die gesamte Türkei. Dann trafen türkische Mordkommandos in armenischen Dörfern ein, die die armenischen Familien beraubten, umbrachten oder auf einen „Todesmarsch ins Nichts“ schickten, in Gegenden, wo sie elendiglich krepieren mußten. Tote in Massengräbern und Gräber mit Leichen am Straßenrand pflasterten den Weg in die Wüste. Die, die nicht ermordet wurden, verhungerten dort. Die Aktion gegen die Armenier erstreckte sich über zwei Jahre. Und die Welt schaute weg.

Heute weiß die Welt um die Massaker, und viele sprechen offen von Genozid. Aber in der Türkei steht diese Wahrheit auszusprechen unter Strafe. Frankreich, die französische Nationalversammlung, hat vor wenigen Monaten ein Gesetz beschlossen, das die Leugnung des Genozids unter Strafe stellt. Dieses Gesetz wurde inzwischen vom Senat kassiert.

Es geht hier und heute nicht mehr um Verurteilung oder gar Rache. Es geht allerdings um Anerkennung der klaren Tatsachen. Aber solange politische, wirtschaftliche und militärische Interessen den Dialog mit der Türkei bestimmen, wird Ankara wenig Anlaß sehen, seine Haltung – Leugnung des Genozids – zu ändern. Gerade von Deutschland und seiner Bundesregierung hätte man deshalb am 24. April ein deutliches Wort erwarten dürfen. Schweigen und Verschweigen jedoch ist feige.

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Conservo-Redaktion